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Veröffentlicht am 13.01.2022

Amüsante Reise durch die Welt der Musik

Alle sind musikalisch – außer manche
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Christoph Reuter, seines Zeichens Jazzpianist mit Konzertexamen, Komponist und Kabarettist, unternimmt hier eine amüsante Reise durch die Welt der Musik.
In über 70 kurzen Kapiteln beweist er nicht nur ...

Christoph Reuter, seines Zeichens Jazzpianist mit Konzertexamen, Komponist und Kabarettist, unternimmt hier eine amüsante Reise durch die Welt der Musik.
In über 70 kurzen Kapiteln beweist er nicht nur mit großem Engagement, dass (fast) jeder musikalisch ist, sondern gibt unter anderem einen Crashkurs in Musiktheorie, betrachtet gesundheitliche und sonstige Auswirkungen von Musik, blickt hinter die Kulissen der Musikindustrie oder erklärt, warum die große Zeit der Melodien vorbei ist.
Abgerundet wird jedes Kapitel mit einer Liste von Ohrwürmern, die zum Wiederhören bekannter oder Entdecken neuer Stücke einladen.
Bei all dem blitzt nicht nur immer wieder einiger Humor auf, ebenso ist die Begeisterung des Autors für sein Thema erkennbar, welche daher auch auf die Leser überspringt.
Obwohl ich auch nach der Lektüre nicht wirklich davon überzeugt bin, musikalisch zu sein, hat sie mich doch gut unterhalten und ich habe einiges Neues darüber erfahren, was die Faszination von Musik ausmacht und in welch vielfältigen Facetten sie auftreten kann.

Veröffentlicht am 13.01.2022

Faszinierende Tour durch Vergangenheit und Zukunft des Universums

Bis zum Ende der Zeit
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Brian Greene beweist hier wieder einmal seine Fähigkeit, auch komplexe wissenschaftliche Inhalte allgemein verständlich aufzubereiten und mittels Vergleichen aus dem Alltagsleben anschaulich zu machen. ...

Brian Greene beweist hier wieder einmal seine Fähigkeit, auch komplexe wissenschaftliche Inhalte allgemein verständlich aufzubereiten und mittels Vergleichen aus dem Alltagsleben anschaulich zu machen.
Er nimmt sich hier nicht weniger vor als die Betrachtung der gesamten Geschichte des Universums vom Urknall bis in die Unendlichkeit und zeigt dabei, dass Fragen welche die Menschheit schon lange bewegen – Warum gibt die Welt? Was ist der Sinn unseres Lebens? Und wie wird das Alles enden? –mit Hilfe der bekannten Gesetzte der Physik beantwortet werden können.
Er legt dar, dass die Entropie, die umgangssprachlich oft als „Zunahme von Unordnung“ umschrieben wird, die Entstehung geordneter Strukturen sehr wohl zulässt und bisweilen sogar fördert, erklärt, weshalb es möglich ist, dass Etwas aus Nichts entsteht und was abstoßende Gravitation damit zu tun hat, konstatiert, dass ein freier Wille in der „klassischen Bedeutung“ nicht existiert und wieso es dennoch sinnvoll ist, jemanden für seine Taten verantwortlich zu machen, wirft Blicke in eine unvorstellbar weit entfernte Zukunft und vieles, vieles mehr.
Ich habe mir während des Lesens bei fast jeder zweiten Seite gedacht „Diese Information musst Du unbedingt in Deiner Rezension unterbringen.“ Aber das hätte zu weit geführt und wäre immer noch zu wenig gewesen.
(Lediglich der Mittelteil, wo sich der Autor beispielsweise mit der Entstehung von Religion, Kreativität oder Sprachen befasst, hätte etwas kürzer ausfallen und er sich mehr auf sein eigentliches Fachgebiet konzentrieren sollen.)
Ich kann daher jedem, der sich für Naturwissenschaft interessiert, nur raten, dieses Buch zu lesen. Es wird Sie vieles mit anderen Augen sehen lassen und eröffnet auch eine neue Perspektive auf einen Sinn des Lebens abseits von Religionen.

Veröffentlicht am 13.01.2022

Faszinierende Sprachenvielfalt

In 20 Sprachen um die Welt
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Der niederländische Linguist und Journalist Gaston Dorren stellt hier die 20 sprecherreichsten Sprachen der Welt vor – von der 20. Vietnamesisch bis zur 1. Englisch. (Deutsch mit 200 Millionen Sprechern ...

Der niederländische Linguist und Journalist Gaston Dorren stellt hier die 20 sprecherreichsten Sprachen der Welt vor – von der 20. Vietnamesisch bis zur 1. Englisch. (Deutsch mit 200 Millionen Sprechern hat es dabei als 11. knapp nicht in die Top Ten geschafft.)
Er beleuchtet ihre Geschichte und ihre wichtigsten Eigenschaften und illustriert an diesen Beispielen auch einige allgemeine Themen der Linguistik. So erklärt er beispielsweise, wie Sprachen zu ihrer Schrift kommen, überlegt, welche Faktoren Vielsprachigkeit begünstigen, spürt den Gemeinsamkeiten innerhalb der indoeuropäischen Sprachfamilie nach oder fragt, ob eine Sprache gewisse Eigenschaften aufweisen muss, um sich als Lingua franca durchzusetzen.
Dieses Buch bietet daher eine Fülle interessanter Einblicke in die Vielfalt und Faszination der Sprachen dieser Welt. Es ist spannend, zu beobachten, wie historische Entwicklungen und politische Umwälzungen sich immer auch auf die beteiligten Sprachen ausgewirkt und zu deren Umgestaltung, Auf- oder Abstieg beigetragen haben. Auch zeigt sich, wie sehr sich verschiedene Sprachen in ihrer Grundstruktur unterscheiden (was Sprachlerner mit indoeuropäischer Muttersprache vor einige Herausforderungen stellt), dass sie aber doch auch immer wieder überraschende Gemeinsamkeiten aufweisen.
Ein besonderes Lob verdient auch die Übersetzung (aus dem Englischen), die hervorragend ans Deutsche angepasst wurde, unter anderem auch viele Beispiele mit deutschen Wörtern enthält etc.

Veröffentlicht am 08.12.2021

Historischer Abenteuerroman vor interessantem Hintergrund

Die Mission des Kreuzritters
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Dieser Roman führt ins Heilige Land in der Zeit zwischen dem Ersten und dem Zweiten Kreuzzug, wo von den Kreuzfahrern gegründete christliche Königreiche sowie muslimische Araber und Seldschuken die politische ...

Dieser Roman führt ins Heilige Land in der Zeit zwischen dem Ersten und dem Zweiten Kreuzzug, wo von den Kreuzfahrern gegründete christliche Königreiche sowie muslimische Araber und Seldschuken die politische Landschaft prägen und in diverse Konflikte unter- und miteinander verstrickt sind.
Jerusalem 1129: Melisende, Tochter und Thronerbin des Königs von Jerusalem will nicht in die von ihrem Vater arrangierte Ehe einwilligen. Um Zeit zu gewinnen entschließt sie sich spontan, ihre Schwester in Antiochia zu besuchen. Doch die Reise nimmt eine dramatische Wendung und schließlich fällt dem Tempelritter Raol de Montalban die Aufgabe zu, Melisende wieder nach Hause zu bringen.

Diese Geschichte wird in einem flotten, mitreißenden Stil und –für einen historischen Roman doch ungewöhnlich – im Präsens erzählt, was dafür sorgt, dass man beim Lesen das Gefühl hat, selbst mitten im Geschehen zu sein. Dazu tragen weiters auch die anschaulichen Beschreibungen von Reiserouten und Landschaften bei.
Generell ist der Inhalt gut recherchiert und es gelingt dem Autor hervorragend, Informationen zu den historischen Gegebenheiten der Levante des 12. Jahrhunderts, den dort lebenden Völkern, ihren Religionen und Kulturen oder auch zur Frühzeit des Templerordens in den Text einzuflechten.

Die Romanhandlung als solche ist erfunden, bei zahlreichen Protagonisten handelt es sich aber um reale historische Persönlichkeiten. Allen voran natürlich bei Melisende, die in ihrem weiteren Leben als Königin von Jerusalem zu einer bedeutenden und schillernden Figur ihrer Zeit werden wird. Ihre Entwicklung von einer behütet aufgewachsenen und etwas Ich-bezogenen Königstochter zu einer Erwachsenen, die durch ihre Erfahrungen deutlich gereift und nun bereit ist, ihre Zukunft wie auch die Zukunft ihres Landes selbstbewusst zu gestalten, wird hier sehr schön porträtiert.
Auch sonst sind die Charaktere nachvollziehbar und lebendig gezeichnet. Es treten keine strahlenden Helden auf, sondern Personen aus Fleisch und Blut, mit positiven wie negativen Eigenschaften.
Einziger Kritikpunkt aus meiner Sicht ist, dass die Kampf- oder Gewaltszenen etwas zu viel Raum einnehmen bzw zu ausführlich beschrieben werden.

Fazit: Ein spannender historischer Roman mit lebensnahen Protagonisten, der vor einem interessanten Hintergrund angesiedelt ist.

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Veröffentlicht am 14.07.2021

Das mächtigste Reich, von dem Sie noch nie gehört haben

Die Himmelsscheibe von Nebra
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So bezeichnen die Autoren im Vorwort die Kultur des Aunjetitz, aus der wohl die inzwischen weltberühmte Himmelsscheibe von Nebra stammt. Tatsächlich ist es erstaunlich, wie wenige populärwissenschaftliche ...

So bezeichnen die Autoren im Vorwort die Kultur des Aunjetitz, aus der wohl die inzwischen weltberühmte Himmelsscheibe von Nebra stammt. Tatsächlich ist es erstaunlich, wie wenige populärwissenschaftliche Abhandlungen es zur mitteleuropäischen Bronzezeit gibt.
Schon deshalb ist dieses Buch sehr interessant.
Der erste Teil widmet sich der Himmelsscheibe als solches und hier zunächst den dramatischen Ereignissen, welche ihre Entdeckung begleiteten – und die allein schon Stoff für einen Krimi bieten würden. Einer der Autoren war damals sogar teilweise hautnah mit dabei.
Doch auch die Rekonstruktion der in verschiedenen Phasen ablaufenden Herstellung der Himmelsscheibe sowie der Herkunft der Metalle, aus denen sie besteht, lieferte einige spannende Erkenntnisse.
Nach all dem stellt sich natürlich die Frage, welcher Kultur dieses Artefakt entstammt und dieser wird im zweiten Teil nachgegangen. Dabei werden eine Reihe beeindruckender Funde vorgestellt, die in Mitteldeutschland und darüber hinaus gemacht wurden, und Einblicke in die Arbeit der sie untersuchenden Forscher gegeben.
Tatsächlich kann die Epoche von ca 1900 bis ca 1600 vor Chr. mit allerlei Bemerkenswertem aufwarten: Großartige Schmiedekunst, beeindruckende Grabbeigaben, monumentale Bauwerke (sowohl für die Lebenden als auch für die Toten) oder rätselhafte Mythologien – alles Dinge, die gemeinhin mit sogenannten Hochkulturen verbunden werden.
Die Autoren ziehen denn auch den Schluss, dass es sich bei dem Reich von Aunjetitz um das erste Staatsgebilde Mitteleuropas gehandelt habe, das hier nur aufgrund ganz besonderer Umstände entstehen und sich immerhin einige Jahrhunderte halten konnte. Auch stellen sie Vermutungen an über mögliche Verbindungen nicht nur nach Stonehenge, sondern auch nach Mesopotamien oder Ägypten.

Nun kann ich nicht beurteilen, ob sie damit immer recht haben. Manchmal hatte ich schon den Eindruck, dass sie in manche Funde zu viel hineininterpretieren oder sich auf zu weitgehende Spekulationen einlassen.
Nichtsdestotrotz finden sich hier zahlreiche faszinierende Gedanken, nicht nur über die Himmelsscheibe und ihre mutmaßlichen Schöpfer. Die Autoren halten beispielsweise auch fest, dass die Entstehung von Staaten für die große Mehrheit der Bevölkerung eine Verschlechterung der Lebensbedingungen bedeutete oder überlegen, was der in Europa herrschende Individualismus mit den geologischen und klimatischen Bedingungen zu tun hat.
Auch über sein eigentliches Thema hinaus bietet dieses Werk daher einigen Stoff zum Nachdenken.

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