Profilbild von Igela

Igela

Lesejury Star
offline

Igela ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Igela über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.01.2022

Atmosphärisch und gespenstisch

Der Gräber
0

Jedes Jahr in der Nacht auf den sechsten November wählt der Serienkiller, der „Der Gräber" genannt wird, in den Göteborger Villenvierteln ein neues Opfer aus. So auch in diesem Jahr!



Kriminalkommissarin ...

Jedes Jahr in der Nacht auf den sechsten November wählt der Serienkiller, der „Der Gräber" genannt wird, in den Göteborger Villenvierteln ein neues Opfer aus. So auch in diesem Jahr!



Kriminalkommissarin Cecilia Weerde und ihr Kollege Jonas Andren ermitteln und werden im Eklund Verlag fündig. Die Lektorin Annika Granlund hat ein Manuskript anonym zugeschickt bekommen, das viele Parallelen zu den Taten des Serientäters aufweist. Hat der Mörder dieses geschrieben?





Die Geschichte beginnt dem Genre angepasst mit der Beschreibung des grausigen Tatorts. Das war es aber dann auch schon mit blutigen oder grausigen Details. Von da an liegt der Fokus eher auf atmosphärischen und gespenstigen Szenen. Lange hatte ich Angst, dass die Geschichte ins Übersinnliche abrutscht. Zu meiner Beruhigung war dem nicht so. Das Ende lasst dann aber doch noch sehr viel Raum für Spekulationen. Unweigerlich denkt man, was danach noch alles kommen könnte. Dies tönt nach einem offenen Ende, ist jedoch nicht so. Es ist eher so, als wenn die Fantasie des Lesers noch mal angeheizt wird.



Sehr vielseitig empfand ich die Wechsel zwischen den Protagonistinnen. Ermittlerin Cecilia Weerder ist keine einfache Figur, ist jedoch in angenehmen Maß unkonventionell, ohne überzeichnet zu sein.

Lektorin Annika Granlund wird mehr und mehr in den Fall hineingerissen und kann sich plötzlich kaum mehr aus dem Strudel der Ereignisse befreien. Ich war mir lange sicher, dass sie die Schlüsselfigur zur Auflösung ist und in ihrem Umkreis hatte es die eine oder andere Figur, die sich höchst verdächtig verhalten hat. Annika arbeitet als Lektorin und das Geschehen im Eklund Verlag wird etwas ausschweifend erzählt. Manuskriptbesprechungen, Organisation Buchmesse, Schreibblockaden eines Autors, Lektoriat und Erscheinungstermine hätten nicht so viel Platz einnehmen müssen. Eine wichtige Rolle spielt also ein Buch (im Buch). Aus dem Manuskript, das Annika anonym zugesendet wird, wurden bei Kapitelbeginn immer wieder kurze Passagen eingestreut. Ein paar Sätze, die von gruselig bis nichtssagend alle Schattierungen enthalten. Je länger, desto deutlicher wird, dass dieses Manuskript eine wichtige Rolle im neusten Mordfall spielt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.01.2022

Autorin liegt mit der Zeit daneben...

Das Flüsterhaus
0

Annie Howard hat eigentlich alles, was sie sich wünschen kann. Ihr Mann William ist der ranghöchste Polizeioffizier des Städtchens Matlow und die gemeinsame 7-jährige Tochter Lizzie ein Quell der Freude. ...

Annie Howard hat eigentlich alles, was sie sich wünschen kann. Ihr Mann William ist der ranghöchste Polizeioffizier des Städtchens Matlow und die gemeinsame 7-jährige Tochter Lizzie ein Quell der Freude. Die Familie lebt in einem herrschaftlichen und luxuriösen Haus direkt am Moor und trotzdem ist Annie nicht glücklich. Als Annie erfährt, dass ihre Jugendliebe Tom seine Strafe abgesessen hat und zurück in Matlow ist, fühlt sie sich sofort wieder zu ihm hingezogen. Obwohl Tom ein Mörder ist und ihre Mutter sie verurteilt, dass sie sich wieder mit ihm trifft. Dann wird eine Tote im Moor entdeckt und William ist davon überzeugt, dass Tom wieder der Täter ist.





Die Mischung aus Liebesroman und Krimi empfand ich als sehr faszinierend und die Autorin hat diese Mischung zweier Genres sehr gut hinbekommen.

Annie steht lange zwischen zwei Männern und obwohl schnell klar ist, für welchen Mann ihr Herz schlägt, empfand ich den Weg zu dieser Liebe überhaupt nicht als langweilig. Wohl auch deswegen, weil nicht alle Beteiligten mit ehrlichen Karten spielen.

Seite 46 gibt es auch schon einen Mord und damit ist auch die Seite „Krimi“ bestens abgedeckt. Doch die Ermittlungen werden von William, Annies Ehemann bestritten, was nicht wirklich reibungslos über die Bühne geht. Hervorragend geschrieben ist das Setting, das abgelegene Wohnhaus der Familie Howard am Rand des Moores. Sehr gruselig zudem die Tatsache, dass direkt vor der Haustüre ein Mörder sein Unwesen treibt.



Die Geschichte handelt 1984, was nicht so ganz übereinstimmen kann mit einigen Details. Dass die Polizei, überhaupt die ganze Bevölkerung, noch keine Handys hat, mag ja noch angehen. Aber, dass die Etikette so wichtig war und die Frau brav zu Hause auf ihren Mann wartet, war doch 1984 schon nicht mehr so. Die Autorin rutscht manchmal mit dem Frauenbild, der Kleidung, Dünkel und Etikette ins frühe 19. Jahrhundert ab, was ich als schlecht recherchiert empfand.



William ist ein Patriarch, der befiehlt und erwartet, dass seine Frau und Tochter kuschen. Er war mir von Beginn weg sehr unsympathisch und ihn möchte ich nicht geschenkt haben. Annie hat zwei Gesichter. Liebevoll mit ihrer Tochter und der dementen Schwiegermutter und in einer Ehe gefangen, in der nichts passt, sehnt sie sich nach Liebe und Aufmerksamkeit. Diese Sehnsucht lässt sie Kontakt zu Tom knüpfen, bei ihm wagt sie zu sagen, was sie denkt, will und fühlt. Etwas, was sie bei ihrem Mann nicht schafft. Die 7-jährige Lizzie ist verwöhnt, verhätschelt und bekommt meist, was sie will. Ich empfand dieses Kind als sehr anstrengend und wie ihr Vater: Nein, danke. Nicht geschenkt!



Seltsamerweise wurde ein Bergarbeiterstreik in die Geschichte neben dem Mord und Annies persönlichen Probleme eingebaut. Davon hört man ab und zu, im Großen und Ganzen ist dieser Streik nicht nur irrelevant, sondern wird über lange Passagen nicht weiterverfolgt. Hätte man somit weglassen können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.01.2022

Wird Mord überbewertet!

Die Gerechte
0

In der Business Lounge des Heathrow Airport wartet Ted Sverson auf seinen Flug nach Boston. Er erzählt einer Frau, die zufällig neben ihm sitzt, dass er den Verdacht hat, von seiner Frau Miranda betrogen ...

In der Business Lounge des Heathrow Airport wartet Ted Sverson auf seinen Flug nach Boston. Er erzählt einer Frau, die zufällig neben ihm sitzt, dass er den Verdacht hat, von seiner Frau Miranda betrogen zu werden. Ted und Miranda haben ein Grundstück an der Südküste von Maine gekauft und bauen darauf ein Wochenendhaus. Nun liegt der Verdacht nahe, dass Miranda eine Affäre mit dem zuständigen Bauunternehmer begonnen hat. Die fremde Frau bietet an, Ted dabei zu helfen, seine Frau umzubringen. Ted ist zuerst entsetzt, begeistert sich jedoch immer mehr für die Idee. Aber wie und wo soll dieser Mord über die Bühne gehen? Wird er sein Ziel erreichen?





Wird Mord überbewertet?

Wenn man dieses Buch liest, könnte man fast zu dieser Schlussfolgerung gelangen. Es wird gelogen, betrogen, gehasst und auch gemordet. Jede und jeder hat irgendwo Leichen vergraben. Einige mehr als andere.

Da der Autor in wechselnden Kapiteln immer wieder eine andere Person in den Mittelpunkt rückt, sieht man die Absichten einer jeder Figur. Was schlussendlich in der Summe eine abwechslungsreiche und vor allem brisante Handlung ergibt.

Da ist zuerst einmal die geheimnisvolle Frau vom Flughafen. Sie spricht Ted an und bietet relativ schnell ihre Hilfe bei seinem Problem an. Sofort habe ich mich gefragt, warum und ob die Frau fähig ist, den angekündigten Mord zu planen und durchzuführen? Die anschließenden Kapitel, aus ihrer Vergangenheit, beantwortet diese Frage vollumfänglich. Eine sehr überraschende Wendung zeigt dann auch den wahren Charakter dieser Figur. Der Buchtitel passt wie die Faust aufs Auge und mich hat dieser Thriller nicht nur sehr gut unterhalten, sondern auch tief in die psychologischen Vorgänge bei Menschen blicken lassen.



Ich bin ein Fan von Peter Swanson. Ihm ist auch hier gelungen, was ich in seinen Büchern so mag. Ohne langatmige Beschreibungen strickt er um eine an und für sich alltägliche Szene, einen Thriller, der fesselt und unterhält. Dabei setzt er nicht auf Gewaltbeschreibungen oder viel Blut, sondern auf psychologische Spannung. Der regelmäßige Wechsel der Figuren empfand ich zu keiner Zeit verwirrend, denn hier zeigt sich das zweite Können von Peter Swanson: Die hervorragende Charakterisierung der Figuren, die man auch nach seitenlanger Abstinenz sofort „wiedererkennt“. Gegen Schluss zieht sich die Geschichte doch noch etwas und wird künstlich in die Länge gezogen. So sind zum Beispiel Limericks, die der Ermittler spontan erfindet, abgebildet. Die sind einzig dazu da, um seine Gefühlslage gegenüber der Verdächtigen, darzustellen. Das hätte man anders lösen können, um begreiflich zu machen, was er denkt und fühlt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.01.2022

Gut mit Schwächen!

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
0

Die Lektorin Heike Wersch ist verschwunden, kurze Zeit später wird sie tot gefunden. Im Verlagswesen, allem voran in dem Verlag, in dem sie angestellt war, hatte sie sich nicht nur Freunde gemacht. Nicht ...

Die Lektorin Heike Wersch ist verschwunden, kurze Zeit später wird sie tot gefunden. Im Verlagswesen, allem voran in dem Verlag, in dem sie angestellt war, hatte sie sich nicht nur Freunde gemacht. Nicht nur, dass sie als alteingesessene Lektorin mit ihrem neuen Chef Carl Winterscheid nicht zurechtkam. Sie hat zudem Plagiatsvorwürfe gegen einen ihrer unter Vertrag gestellten Autoren erhoben und liegt mit den Nachbarn in einem lange dauernden Nachbarschaftsstreit. Kriminalhauptkommissarin Pia Sander und ihr Chef Oliver von Bodenstein von der Kripo in Hofheim sind doppelt gefordert, als ein weiterer Toter gefunden wird. Auch er war in dem Winterscheid Verlag angestellt.





Die Handlung spielt größtenteils im Verlagswesen und / oder in seinem Umkreis. Die Autorin kennt ja diese Welt sehr gut und so bekommt man als Leser einen sehr guten Einblick vom Weg eines Buches als Manuskript bis zu seinem Verkauf in einer Buchhandlung.

Weiter haben wir es als Leser auch in diesem neusten Band mit dem eingespielten Ermittlerteam zu tun. Ich lese die Reihe mit den Ermittlern der Kripo in Hofheim bunt durcheinander und so manches Mal hatte ich hier in diesem zehnten Band einige Aha - Erlebnisse aus früheren Bänden, die ich schon gelesen habe.

Allerdings hätte sich die Autorin meiner Meinung nach mit diesen Rückblicken zurückhalten können. Denn oft fühlte ich mich im Lesefluss des aktuellen Falles, unterbrochen mit den andauernden Andeutungen und Erklärungen zu vergangenen Taten der Ermittler. Ansonsten habe ich Wiedersehen gefeiert mit Pia, Oliver, Tariq, Henning und Co.

Es geht nicht nur um den Mord an der Lektorin, auch das Privatleben von Oliver von Bodenstein birgt so einiges an Konfliktpotenzial. Ich fand seine Auseinandersetzungen mit seiner Frau und Stieftochter Greta ebenfalls "Krimi".

Erst hatte ich geschluckt, als ich das ellenlange Personenglossar gesehen habe. Aber die Figuren sind so gut skizziert, dass ich nicht durcheinander geraten bin. Die Handlung wird zudem gegen Ende sehr komplex und mehrere Male musste ich rasch im Glossar nachschauen, wie genau denn nun die Beziehungen untereinander sind. Sehr lange ist offen, wer für das Verschwinden der Frau verantwortlich ist. Weiter vermischen sich die aktuellen Geschehnisse mit der Vergangenheit. Die Verbindung empfand ich als sehr gut gemacht. Der Plot ist überlegt und sehr gut ausgearbeitet.


Auf einige Wiederholungen hätte Frau Neuhaus verzichten können. Wenn ich nur schon daran denke, wie oft eine gewisse Mülltonne erwähnt wird. Auch wenn diese Tonne zentral für die Ermittlung ist, hätte man nicht mehrere Male deren Leerung und Inhalt erwähnen müssen. Etwas zäh wird es kurz vor der Auflösung. Denn als mehrere Zeugen befragt werden, bekommt man als Leser denselben Inhalt aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Das macht diese Befragungen doch langatmig.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.12.2021

Neunter Band!

Himmelhorn
0

Kommissar Kluftinger hat zum Geburtstag ein E-Bike geschenkt bekommen, das er mit Doktor Langhammer bei einer Radtour ausprobiert. Auf dieser Tour in den Allgäuer Alpen entdecken sie drei Tote. Es stellt ...

Kommissar Kluftinger hat zum Geburtstag ein E-Bike geschenkt bekommen, das er mit Doktor Langhammer bei einer Radtour ausprobiert. Auf dieser Tour in den Allgäuer Alpen entdecken sie drei Tote. Es stellt sich heraus, dass die drei Männer einen Dokumentarfilm gedreht haben und dabei ermordet wurden. Doch auch privat hat Klufti alle Hände zu tun. Denn Sohn Markus und seine hochschwangere Frau Yukiama sind vorübergehend wieder bei Kluftingers eingezogen.



„Himmelhorn“ ist der neunte Band der Kultreihe rund um Kommissar Kluftinger. Ich lese die Reihe kunterbunt durcheinander, was dem Lesegenuss nicht im Weg steht. Denn die privaten und beruflichen Details von Klufti verändern sich von Band zu Band nicht groß. Was ebenfalls bleibt, da die Autoren ihrer Linie treu bleiben, sind die humorvollen Dialoge zwischen Klufti und seinem Umfeld. Mit Ehefrau Erika zum Beispiel oder Sohn Markus. Aber auch mit seinen Arbeitskollegen bei der Kriminalpolizei Kärnten.

Oft habe ich laut gelacht, so tollpatschig wie Klufti sich gibt. Wie in anderen Büchern der Reihe, kämpft Klufti wieder mit der Technik. Vor allem sein neues Arbeitstablet macht, was es will. Auch sein Erzfreund, der Doktor Langhammer, ist wieder ein Reizthema für ihn. In diesem Band versucht sich Klufti sogar in Aktiengeschäften und wird Serien-süchtig. Lacher garantiert!

Also nicht viel Neues an der privaten Front. Der Fall, der Mord an den drei Männern, wird allerdings über weite Teile des Buches völlig außen vor gelassen. Doch einen Krimi mit Kommissar Kluftinger liest man ja auch nicht nur wegen Mord und Totschlag und den folgenden Ermittlungen. Ich mag die Figur Klufti unheimlich gerne und da gehört auch eine ordentliche Prise Tollpatschigkeit und Humor dazu.

Sehr gefallen hat mir, wie schnell man sich wieder mitten im Allgäu wähnt. Ich bin normalerweise kein Fan von Dialekt in Büchern. Die Autoren streuen diese Brocken jedoch sehr zurückhaltend ein, was ich sehr schätze.

Mich hat dieser neunte Band wieder sehr gut unterhalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere