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Veröffentlicht am 28.11.2022

Ein mit allen Facetten des Genres gewürzter Thriller endet als dramaturgisches Feuerwerk

Turmgold
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Peter Grandls beeindruckender Politthriller TURMSCHATTEN, der im Jahr 2010 handelt, verlangte nach einer Fortsetzung, die die aktuelle Situation in einem demokratischen Deutschland des Jahres 2020 widerspiegelt. ...

Peter Grandls beeindruckender Politthriller TURMSCHATTEN, der im Jahr 2010 handelt, verlangte nach einer Fortsetzung, die die aktuelle Situation in einem demokratischen Deutschland des Jahres 2020 widerspiegelt. Endlich, TURMGOLD erblickt am 1. Dezember das Licht der literarischen Welt.
Der Ort der Handlung ist erneut der mittlerweile als jüdischer Kindergarten genutzte Turm, dem einst von Hitlers Schergen zu unbekannten Zweck erbaute Betonmonster.
Ich durfte dieses grandiose Werk von Peter Grandl vorab lesen und diese Rezension verfassen.
Eines vorweg: TURMGOLD ist nichts für sensible Leser mit schwachen Nerven und Neigung zu unschönen Träumen.
Was faszinierte mich persönlich an der megaspannenden Story von TURMGOLD am meisten?
Das präzise Bild der handelnden Protagonisten, die herausgearbeitete Persönlichkeit der Akteure, die Grandl mit seinen Worten zum Leben erweckt. Der psychologische Hintergrund der Figuren, die durch Herkunft und sozialer Prägung ihr Streben nach Gemeinschaft, nach Anerkennung und nach Macht mit sehr individuellen Wertevorstellungen verknüpfen und diese notfalls mit Gewalt durchsetzen.
Es gilt auch in TURMGOLD durch ein kriminelles System gelenkte verblendete Neonazis, also (Zitat) hirnverbrannte Rechtsradikale, deren ungestillte Gier nach Rache gegen einen Verräter aus eigenen Reihen und ihr anerzogener Hass gegen alles Fremde, speziell gegen die Juden, eskaliert, mit allen notwendigen Mittel an der Ausführung ihres perfiden Plans zu hindern.
Dieser durch gefährlich intelligente Verbrecher erdachte Plan, wird durch bornierte Befehlsempfänger, mit Macht, Skrupellosigkeit und modernsten Waffen ausgestattet, in blinder Wut ausgeführt. Die äußerst brutale Geiselnahme von jüdischen Kindern und deren BetreuerInnen liefert eine Rahmenhandlung, die mir beim Lesen sowohl Wut als auch Betroffenheit erzeugte.
An Aktualität gewinnt Grandls brillantes Werk durch den Hintergrund der Corona-Pandemie, durch Ordnungshüter mit Sympathie für rechte Ideologien und rassistischen Neigungen, durch die Aussagen einer politisch rechten Partei, die unverkennbar an die AFD und deren hetzerischen selbsternannten Nachfolger des Führers aller Deutschen erinnert und die Zukunft Deutschlands nach ihren Vorstellungen neu zu gestalten, oder besser, die alten Vorstellungen wieder herbeizuführen und sogar (Zitat) Die Demokratie mit den eigenen Waffen zu schlagen. Nicht zuletzt ist es die Rolle der Medien, die wir täglich wahrnehmen, die ebenfalls ohne Skrupel für eine gute Quote bereit sind, die Ermordung von Kindern zu vermarkten, ohne Rücksicht auf Moralvorstellungen das Grauen auszuschlachten.
Über dieser intelligent erdachten Geschichte schwebt die moralische Frage, ob Schwerverbrecher begnadigt und ihr Wissen zur Verbrechensbekämpfung eingesetzt werden dürfen. Dass dies in der Vergangenheit in geradezu skandalöser Form in den Fünfzigerjahren passiert ist, zeigt Grandl an einem Beispiel auf, das mir aus eigenen Recherchen bereits bekannt war, manchem Leser aber ein „Unglaublich“ hervorrufen dürfte. Ich verrate nichts!
Erwähnen darf ich an dieser Stelle, dass der Autor ausreichend viel Rückblicke auf TURMSCHATTEN eingebaut hat, sodass TURMGOLD auch für sich gelesen werden kann.
TURMGOLD von Peter Grandl ist nach TURMSCHATTEN mit das Beste, das ich innerhalb dieses Genre in den ich in den vergangenen Jahren gelesen habe. Nicht einfach nur Unterhaltung, sondern ein durch die gesellschaftliche Brisanz gekennzeichnetes Werk, dass allen, in Politik und Gesellschaft, die gerne über demokratiegefährdende Tendenzen in unserem Land hinwegsehen, das Risiko ihrer Passivität aufzeigt.
Die Realitätsnähe dieser Fiktion gibt zu denken.
Sollte zu denken geben.

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Veröffentlicht am 26.08.2022

Story um Stunde Null, Luftbrücke, Teilung Deutschlands

JUGENDDIEBE Leben und Lieben und Leiden in den Vierzigerjahren / JUGENDDIEBE VON FREIHEIT TRÄUMEN
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JUGENDDIEBE ist eine ungewöhnlich facettenreiche Erzählung über zwei junge Menschen und ihre Familien, die den Leser durch ein Kapitel deutscher Geschichte führt, das wie kein anderes zuvor und glücklicherweise ...

JUGENDDIEBE ist eine ungewöhnlich facettenreiche Erzählung über zwei junge Menschen und ihre Familien, die den Leser durch ein Kapitel deutscher Geschichte führt, das wie kein anderes zuvor und glücklicherweise auch nicht danach das Leben der Deutschen geprägt hat.
JUGENDDIEBE Teil 1 und 2 führt den Leser durch zehn Jahre deutscher Lebenswirklichkeit, für die es immer weniger noch lebende Zeitzeugen gibt. Man erfährt etwas über den Alltag in Kriegszeiten, etwas über die unterschiedlichen Überlebensstrategien der Protagonisten und viel über die geschichtlichen Hintergründe des Nationalsozialismus.
Originalzitate und Reden verstärken den Eindruck vom Leben, vom Lieben und vom Leiden in den Vierzigerjahren.

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Veröffentlicht am 26.08.2022

Unterhaltsam, spannend, aber auch informativ.

JUGENDDIEBE Leben und Lieben und Leiden in den Vierzigerjahren / JUGENDDIEBE VOM FRIEDEN TRÄUMEN
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Wie war die Sichtweise gewöhnlicher Menschen auf das, was unter dem System Hitler passiert ist? Waren Opfer auch Täter oder Täter auch Opfer? Diese Gedanken kamen mir durch diesen Roman, der behutsam die ...

Wie war die Sichtweise gewöhnlicher Menschen auf das, was unter dem System Hitler passiert ist? Waren Opfer auch Täter oder Täter auch Opfer? Diese Gedanken kamen mir durch diesen Roman, der behutsam die Umstände des Lebens in den Vierzigern als Jugendlicher beschreibt, im letzten Drittel, zum Kriegsende hin, an Spannung zunimmt und richtig Fahrt aufnimmt. Ich habe lediglich zwei Tage gebraucht, um diesen Roman durchzulesen. Unterhaltsam, spannend, aber durchaus informativ. Einiges habe ich nachgegoogelt und bestätigt bekommen, dass hier gut recherchiert wurde. Aus meiner Sicht unbedingt empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 19.01.2022

Reise durch ein schwarzes Kapitel deutscher Geschichte

Jugenddiebe - Leben, lieben und leiden in den "Vierziger Jahren" / Jugenddiebe
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Eine ungewöhnlich facettenreiche Erzählung über zwei junge Menschen und ihrer Familien, die der Leser durch ein Kapitel deutscher Geschichte begleitet, das wie kein anderes davor und glücklicherweise auch ...

Eine ungewöhnlich facettenreiche Erzählung über zwei junge Menschen und ihrer Familien, die der Leser durch ein Kapitel deutscher Geschichte begleitet, das wie kein anderes davor und glücklicherweise auch nicht danach das Leben der Deutschen geprägt hat.

Was als romantische Annäherung der beiden Protagonisten Kalle und Paula beginnt, nimmt durch Krieg, Vertreibung und langjährige Trennung der beiden zum Teil dramatische Züge an.

JUGENDDIEBE lässt den Leser teilhaben an einer biografischen Entdeckungsreise durch traurige Jahre deutscher Lebenswirklichkeit, für die es immer weniger noch lebende Zeitzeugen gibt. Man erfährt etwas über den Alltag in Kriegszeiten, etwas über die unterschiedlichen Überlebensstrategien der Protagonisten und viel über die geschichtlichen Hintergründe des Nationalsozialismus.

Die Handlung spielt in Berlin und Brandenburg, mit kurzen Abstechern nach Rostock, Toruń und Wien.

Es gibt bewegende Kapitel, einige rührende Ereignisse, spannende und sogar dramatische Momente.
Ein kurzweiliger Roman, der flüssig geschrieben ist und sich gut lesen lässt. Spielt im Krieg, ist aber kein reiner Kriegsroman!

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