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SofieWalden

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Veröffentlicht am 14.02.2022

Ein Casablanca, wie es Reisenden verborgen bleibt

So reich wie der König
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Casablanca, die größte Stadt Marokkos, für Touristen ein Reiseziel voll orientalischem Charme, bunten Basaren und positiver Lebendigkeit. Doch es gibt noch ein anderes Casablanca, das der Menschen, die ...

Casablanca, die größte Stadt Marokkos, für Touristen ein Reiseziel voll orientalischem Charme, bunten Basaren und positiver Lebendigkeit. Doch es gibt noch ein anderes Casablanca, das der Menschen, die hier leben, eingebunden in eine Gesellschaftsstruktur mit einer mächtigen Oberschicht und denen, die irgendwo stehen zwischen arm, überleben und Slum. Zu denen da unten gehört auch die junge Sarah. Ihre Mutter hatte Träume. Nachdem aber ihr Partner mit ihren Ersparnissen das Weite gesucht hat, muss sie sich nun prostituieren, um ihre Tochter und sich selbst ernähren zu können.. Sich etwas zu leisten, was Spaß macht, etwas was schön ist, in der Hand zu halten, gar ein edles Kleidungsstück zu besitzen, das wird es niemals geben. Aber Sarah, jung und strahlend schön, will genau das, um jeden Preis. Da sie Französin ist, besucht sie die französische Schule und erlebt dort, direkt vor ihren Augen, was es heißt, wohlhabend zu sein, wenn ihre aus sehr gut situiertem Hause stammenden muslimischen Mitschülerinnen von ihren Chauffeuren abgeholt werden. Es gibt nur einen Weg, hineinzukommen in diese abgeschottete reiche Gesellschaft, per Heirat. Und Sarah zieht ihren Plan durch, hat das Objekt dafür bereits im Visier. Driss, ein nicht sehr anziehender, eher schweigsamer Junge, mit einem Vater, dem nachgesagt wird, so reich wie ein König zu sein, er könnte es sein, die Chance nach ganz oben. Die Annäherung funktioniert, zu gut, denn aus purer Berechnung wird eine zarte Liebe, zwischen zwei 'Außenseitern', die verzweifelt versuchen, sich den Widerstände der reichen Geldgesellschaft zu entwinden und ihre unumstößlichen Regeln zu unterlaufen.
Dieser Roman ist eine beklemmende, sehr reale Darstellung davon, wie Leben im Casablanca der 1990er Jahre funktioniert, authentisch, bitter, ohne eine Chance auf Veränderung. Hier gelten keine Gesetze, mit denen man so etwas wie Gerechtigkeit einfordern könnte. Hier regiert allein das Geld und die Macht, die sich daraus ableitet, die Welt. Eine sehr intensive Geschichte, nicht einfach zu lesen und bzgl. der beiden Hauptfiguren muss man am Empathiefaktor schon erst einmal arbeiten, aber letztendlich findet sich ein Weg und man versteht.
Ein sehr beachtenswertes Debüt und dazu hohe Erwartungen an das, was uns die Autorin zukünftig zeigen wird.

Veröffentlicht am 01.02.2022

Der harte Weg nach oben und der Preis dafür

Zusammenkunft
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Dieser 'Roman', dieses frakmenthafte Gebilde über das Leben, den Aufstieg um jeden Preis und der Preis ist so unbeschreiblich hoch, diese Geschichte der Autorin Natasha Brown, sie ist gigantisch. Die Protagonistin ...

Dieser 'Roman', dieses frakmenthafte Gebilde über das Leben, den Aufstieg um jeden Preis und der Preis ist so unbeschreiblich hoch, diese Geschichte der Autorin Natasha Brown, sie ist gigantisch. Die Protagonistin dieses kleinen intensiven Werks ist eine Frau und ihre Hautfarbe ist nicht weiß. Sie hat gestrebt nach Aufstieg und Anerkennung und sie hat dafür gearbeitet, hat erduldet, erlitten, demütig und ohne einen Laut. Aber Aufgeben war nie eine Option, nicht gegenüber den Menschen auf der Straße, die ihr 'schlimme Worte' hinterherrufen, nicht in der besseren Gesellschaft, zu der sie jetzt formal selbst gehört und nicht gegenüber der männerdominierten Berufswelt der Hochfinanz, die notgedrungen auch die ihre ist. Doch dann macht ihr Körper ihr ein 'Geschenk'. Und ihre Verzweiflung und Erschöpfung ist so unendlich groß, dass sie daran denkt, es kompromisslos anzunehmen.
Das Buch ist von einer Intensität, die einem den Atem nimmt. Die Perspektive wechselt von mitten drin bis hin zur Beobachtung aus der erwanderten Ferne. Da ist distanzierte Analyse, das Sezieren einer immer noch vom Kolonialismus geprägten Gesellschaft, vom Einzelnen hin zum großen Ganzen. Und obwohl sich die Protagonistin ein Fühlen, Emotionen zeigen, nicht erlaubt, ist die Reaktion beim Leser genau dieses, berüht sein, Mitgefühl haben und dazu der dringende Wunsch auf etwas Hoffnung. Doch wenn wir das wollen, müssen wir es schon selbst tun, uns Hoffnung erdenken, wo 'diese Heldin' vielleicht tatsächlich keine mehr will.

Veröffentlicht am 26.01.2022

Ein Mädchen, das vielleicht etwas anders ist und das hindert sie an gar nichts

Aurora und die Sache mit dem Glück
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Aurora ist das ganze Glück ihrer Eltern. Die Drei haben es gut miteinander und dass Aurora in manchen Dingen etwas anders ist, damit können sie gut leben. Die Mutter hat zwar Sorge, dass dieses 'anders ...

Aurora ist das ganze Glück ihrer Eltern. Die Drei haben es gut miteinander und dass Aurora in manchen Dingen etwas anders ist, damit können sie gut leben. Die Mutter hat zwar Sorge, dass dieses 'anders sein' einen medizinischen Namen hat, aber das wird ihr nicht bestätigt. Und die meisten Menschen kommen mit diesen kleinen Eigenarten auch zurecht. Denn eigentlich ist Aurora ein nettes, geradliniges, durchaus selbstbewusstes Mädchen, das die Dinge direkt auf den Punkt bringt. Ihre Mitschüler lassen sie meist einfach in Ruhe, aber damit kann Aurora gut leben. Zuviel Nähe verträgt sie sowieso nicht und außerdem hat sie ja einen allerbesten Freund, ihren Hund Duck. Nur ein Mädchen in ihrer Klasse, die ist wirklich sehr gemein zu ihr, immer wieder. Aurora nimmt das einfach so hin, doch soviel sei verraten, später irgendwann, wird sie dieser Lindsey so richtig Bescheid sagen. Doch zuvor wird so einiges passieren, da wird es durchaus auch etwas dramatisch. Es gibt ein Unglück, eine falsche Anschuldigung, Traurigkeit und Missverständnisse, Aurora und ihre Eltern, die haben es einige Zeit miteinander recht schwer und dann kommt auch noch ein Besuch, der sich dann aber als wahres Glück entpuppt und vieles wieder gut oder eher viel besser macht, als es vorher war.
Dieses Buch, das ist eine sehr schöne warmherzige Geschichte, die sich ziemlich echt anfühlt, eben gerade nicht wie aus dem Bilderbuch und die auch Mut macht.
'Komisch' ist schon ein komisches Wort, geh deinen Weg und irgendwann passt dann auch alles zusammen.

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Veröffentlicht am 20.01.2022

La Dolce Vita, neu aufgelegt

Der letzte Sommer in der Stadt
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Leo Gazzarra, ein junger Mann, der sich von Mailand nach Rom aufgemacht hat, um neu anzufangen, er erzählt hier seine Geschichte 'vom letzen Sommer in der Stadt'. Schnell findet er Freunde und ein Unterkommen ...

Leo Gazzarra, ein junger Mann, der sich von Mailand nach Rom aufgemacht hat, um neu anzufangen, er erzählt hier seine Geschichte 'vom letzen Sommer in der Stadt'. Schnell findet er Freunde und ein Unterkommen auch. Die Tage fliegen dahin, Bella Italia, das italienischen Flair, im Rom der 70er, hier findet es seine Erfüllung und Leo schwimmt mit auf dieser Woge aus Leichtigkeit und unbändiger Lebenslust. Doch eigentlich sehnt sich dieser melancholische junge Mann nach einem Haltegriff und dann lernt er die faszinierende Ariane kennen.
Dieses Buch, bereits 1973 das erste Mal erschienen und jetzt für den deutschen Markt wiederentdeckt, es lässt in seinen Lesern dieses Gefühl wiederauferstehen von einer Zeit, in der das Leben so vollkommen und ausschließlich aus dem Hier und Jetzt besteht, kein Nachvorneschauen und kein Zurück, ein wilder Ritt durch die Straßen Roms mit seinen monumentalen Bauten, dieser historischen Stadt, die schon so viel gesehen hat und trotzdem noch steht. Der Autor hat dieses um eine Dekade verschobene 'La Dolce Vita' ganz wunderbar in seinem kleinen Werk verewigt und eigentlich fehlt als Symbol für dieses Lebensgefühl nur noch eine Anita Ekberg, die im Trevibrunnen badet.

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 17.01.2022

Urlaub bei Oma, Elfenwesen und jede Menge Freundschaft und Abenteuer

Die magische Welt von Leonie Looping - Doppelband - Erstlesebuch für Kinder ab 7 Jahren
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Leonie, kurz Leo genannt, muss die Ferien mal wieder bei ihrer Oma Anni verbringen, denn ihre Eltern sind beruflich im Ausland unterwegs, wie schon so oft. Leo findet das nicht so prickelnd, obwohl es ...

Leonie, kurz Leo genannt, muss die Ferien mal wieder bei ihrer Oma Anni verbringen, denn ihre Eltern sind beruflich im Ausland unterwegs, wie schon so oft. Leo findet das nicht so prickelnd, obwohl es bei ihrer Oma sehr in Ordnung ist. Doch dann lernt Leo, sie traut ihren Augen kaum, zwei Elfenwesen kennen. Winzig klein flliegen sie um sie herum und sind mächtig empört, weil Leo, ohne es zu merken, ihr Minihäuschen kaputt gemacht hat. Um es zu repariern, wäre klein besser wie groß und so geben ihre Mücke und Luna, so heißen die beiden Elfenmädchen, eine Schrumpferbse. Und ganz schnell wird die großen Leo elfenklein. Das Fliegen, das klappt eigentlich sofort und ihren Spitznamen Leonnie Looping hat sie auch gleich weg, denn vor lauter Freude dreht sie einen über Kopf-im-Kreis-Looping und das kann sonst niemand. Nach einiger Zeit wird man dann auch wieder groß, aber es gibt Schrumpferbsen genug, je nach Bedarf. Die drei Mädchen, egal ob klein oder groß, sind sofort Freunde und was jetzt noch fehlt, das stellt sich ganz schnell ein, ein Abenteuer. Es geht dabei um ein paar Jungen, die beim Grillen am See ihren ganzen Müll einfach so liegenlassen und damit auch Tiere gefährden, die sich darin verhäddern. Aber Leo und ihre Freunde, mit dem Elfen Kim-Chi und dem dann doch richtig netten Nachbarsjungen Flo, sind noch welche hinzu gekommen, räumen auf und das in mehr wie einer Hinsicht, das könnt ihr mir glauben.
Dieses Doppelgeschichtenbuch ist der Auftakt einer richtig tollen neuen Serie, in der Leo und ihre Freunde eine Menge Dinge entdecken, die so nicht in Ordnung sind und es dann irgendwie schaffen, etwas dagegen zu tun. Da geht es viel um die Natur und alles, was dazu beiträgt, dass es ihr nicht gut geht. Spannende Sache, finde ich mal und die Illustrationen dazu, davon kann ich nur schwärmen. Mit sehr viel Liebe gezeichnet, total schön anzusehen und immer ganz nah an neben und als Untergrund an der Geschichte dran.
Echt zu empfehlen!