Die Rolle der Frau
Der FriesenhofOstfriesland ist mein Sehnsuchtsort, ich mag die Menschen und die Landschaft dort einfach unheimlich gerne. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als ich entdeckt hatte, dass Fenja Lüders uns dorthin entführt.
Das ...
Ostfriesland ist mein Sehnsuchtsort, ich mag die Menschen und die Landschaft dort einfach unheimlich gerne. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als ich entdeckt hatte, dass Fenja Lüders uns dorthin entführt.
Das Cover ist schön gestaltet, es ist zwar recht typisch für dieses Genres, was aber sehr gut passt, sind die Ornamente, die an die Verzierungen der Teetassen in Ostfriesland erinnern. Auch die Windmühle im Hintergrund ist sehr typisch für den Landstrich.
Der Roman spielt im Jahr 1949, die Familie de Fries muss einen schweren Schicksalsschlag verkraften, der geliebte Mann und Vater ist ganz überraschend an einer Blutvergiftung gestorben. Nun liegt es an den drei Frauen den Hof am Laufen zu halten und so für den Unterhalt der Familie zu sorgen.
Es geht somit um das Erbe des Mannes und Vaters, aber es geht auch um so viel mehr, es geht um die Akzeptanz von neuen Mitbürgern in der Gesellschaft, um die Rolle der Frau nach dem zweiten Weltkrieg. Eindrucksvoll beleuchtet die Autorin die Menschen in diesem Landstrich, von ihrer hingebungsvollen Liebe zur ostfriesischen Teezeremonie bis hin zu ungeschrieben Gesetzen auf den kleinen Dörfern im Marschland.
Im Mittelpunkt stehen die jungen Schwestern Gesa und Hanna. Gesa muss einsehen, dass sie nicht für die Arbeit auf dem Hof geschaffen ist, sie möchte in die Stadt und sich dort eine Anstellung suchen, um so die Familie zu unterstützen. Hanna ist das ganze Gegenteil ihrer Schwester, sie ist eine Vollblutbäuerin und meistert zusammen mit den Knechten den Alltag.
Hanna ist naiv und teilweise ziemlich unbedarft, wohingegen Gesa die erwachsenere der beiden Schwestern ist, sie ist auch realistischer und vorausschauender. Als wesentliche Nebenfiguren treten Tomek, der Knecht vom Friesenhof, Tanti sowie Keno Kruse und Frau Becker als Gesas Arbeitgeber auf. Mir persönlich haben Tanti und Frau Becker sehr gut gefallen, die beiden Damen haben das Herz auf der Zunge und sprechen die Dinge an ohne lange um den heißen Brei herumzureden.
Der Roman wird chronologisch aus der Sicht von Gesa und Hanna erzählt. Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen, leicht und flüssig. Der Roman ist sehr dialogorientiert, was zu einem hohen Tempo beiträgt, an der einen oder anderen Stelle hätte ich mir sehr gerne mehr Beschreibungen gewünscht.
Ein Roman für alle, die die Nordsee und die Menschen im Norden lieben und für alle die gerne Familien-Sagas lesen, welche nach dem zweiten Weltkrieg spielen.
Ein interessanter Auftakt, der sehr viel Vorfreude auf den zweiten Band der Saga weckt, welcher im Spätsommer 2022 erscheint. Interessant wird es sein inwieweit, die Schwestern nun ihren eigenen Weg gehen. Ich jedenfalls bin nach diesem Ende sehr gespannt.