Cover-Bild Das Patriarchat der Dinge
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14,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Gesellschaftliche Gruppen
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 22.06.2022
  • ISBN: 9783832166298
Rebekka Endler

Das Patriarchat der Dinge

Warum die Welt Frauen nicht passt
Unsere Umwelt wurde von Männern für Männer gestaltet. In ›Das Patriarchat der Dinge‹ öffnet Rebekka Endler uns die Augen für das am Mann ausgerichtete Design, das uns überall umgibt. Und sie zeigt, welche mitunter lebensgefährlichen Folgen es für Frauen hat. Unsere westliche Medizin ist beispielsweise – mit Ausnahme der Gynäkologie – auf den Mann geeicht: von Diagnoseverfahren und medizinischen Geräten bis hin zur Dosierung von Medikamenten. Aber auch die Dummys für Crashtests haben den männlichen Körper zum Vorbild – und damit das ganze Auto samt Airbags und Sicherheitsgurten. Der öffentliche Raum ist ebenso für Männer gemacht: Architektur, Infrastruktur und Transport, sogar die Anzahl öffentlicher Toiletten oder die Einstellung der Temperatur in Gebäuden.
Wer überlebt einen Herzinfarkt? Wer friert am Arbeitsplatz und für wen ist dieser gestaltet? Für wen sind technische Geräte leichter zu bedienen? Das Patriarchat ist Urheber und Designer unserer Umwelt. Wenn wir uns das bewusst machen, erscheinen diese Fragen plötzlich in einem neuen Licht.

»Rebekka Endler zeigt die Ungerechtigkeiten unserer materiellen Welt.« DIE ZEIT, SACHBUCHBESTENLISTE

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.10.2022

Einige Längen, aber aufrüttelnder Inhalt

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Meine Meinung:
Dieses Buch ist mir schon einige Male begegnet und vor allem von Ronja von oceanloveR empfohlen worden. Im Buch werden zahlreiche Gegenstände und Orte aus unserem Alltag auf ihre Tauglichkeit ...

Meine Meinung:
Dieses Buch ist mir schon einige Male begegnet und vor allem von Ronja von oceanloveR empfohlen worden. Im Buch werden zahlreiche Gegenstände und Orte aus unserem Alltag auf ihre Tauglichkeit für Menschen jeglichen Geschlechts geprüft und mit zahlreichen Statistiken und Hintergrundinformationen trägt Endler zusammen, weshalb viele unserer täglich genutzten technischen Geräte, Sanitäranlagen, Medikamente, Fahrzeuge und Gebäude alles andere als inklusiv gestaltet und konzipiert sind. Dabei wird auch beleuchtet, inwiefern Frauen (respektive FLINTA generell, aber beispielsweise auch Menschen mit einer Behinderung und natürlich BIPoC) absichtlich oder versehentlich aus einem gemeinsamen, für alle zugänglichen Alltag und damit im schlimmsten Fall von lebensrettenden Massnahmen oder Geräten ausgeschlossen werden.
Endler hat eine aus dem Alltag gegriffene Sammlung mit einem umfassenden Quellenverzeichnis und viel Statistik zusammengestellt und vor allem am Anfang des Buches wird der Fliesstext mit zahlreichen sehr humorvollen (und auch zynischen) Fussnoten ergänzt, welche den enorm konzentrierten Text auflockern und leichter zugänglich machen. Dies steigert den Unterhaltungswert des Buches enorm, obwohl der Inhalt eigentlich alles andere als unterhaltsam, sondern äusserst tragisch ist.
Im Verlauf des Buches wurde mir die Angelegenheit ein wenig zu trocken und insgesamt habe ich wenige komplett neue Dinge erfahren, was aber natürlich daran liegt, dass ich bereits einige feministische Bücher gelesen habe.

Meine Empfehlung:
Trotzdem empfehle ich euch dieses Buch dringendst als Nachschlagewerk zum Verschenken und Erweitern des eigenen Horizonts weiter. Nicht zuletzt aufgrund zahlreicher Querverweise und dem grossen Quellen- und Literaturverzeichnis ist dieses Buch die wohl bisher grösste Sammlung von Texten, die sich mit der Ungleichbehandlung von Frauen und Männern, respektive der bewussten und unbewussten Diskriminierung aller nicht weissen cis Männern dieser Welt, befasst. Zumindest in meinen Regalen.

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Veröffentlicht am 10.09.2022

Das Patriarchat der Dinge und alles andere

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Nachdem ich letztes Jahr Unsichtbare Frauen las und es mich nicht vollständig überzeugen konnte, wurde mir im Anschluss mehrfach Das Patriarchat der Dinge empfohlen. Dementsprechend war ich mehr als neugierig, ...

Nachdem ich letztes Jahr Unsichtbare Frauen las und es mich nicht vollständig überzeugen konnte, wurde mir im Anschluss mehrfach Das Patriarchat der Dinge empfohlen. Dementsprechend war ich mehr als neugierig, ob dieses Buch das Thema überzeugender behandeln würde, als das vorherige.

Eine Welt gemacht von Männern für Männer
Worum geht es in diesem Sachbuch überhaupt? Hinter dem fast schon poetischen Titel versteckt sich im Grund eine einzige Geschichte, nämlich die, dass unsere Welt von Männer für Männer gestaltet wurde und noch immer wird. Sei es Stadtplanung, Medizin oder schlicht das Design von Alltagsgegenständen, der weiße cis Mann ist die Norm und Frauen werden entweder gar nicht extra berücksichtigt (häufigster Fall) oder werden als absonderliche Anomalie betrachtet und bekommen eine lediglich verkleinert und pink angemalte Version angeboten, Stichwort shrink it and pink it. Das ist im besten Fall ärgerlich und unpraktisch für Frauen, die Gegenstände nutzen müssen, die nicht für sie gedacht ist, im schlimmsten Fall ist es jedoch lebensbedrohlich, nämlich dann, wenn Sicherheitsvorkehrungen und Konzepte beispielsweise im Auto die weibliche Anatomie ignorieren oder in der Medizin die Wirkung von Medikamenten nur an männlichen Körpern (sowohl bei Versuchstieren, als Menschen) getestet werden.

Wer da noch behauptet, wir bräuchten keine Feminismus Bewegung mehr, sollte dringend dieses Buch lesen, denn Endler führt wirklich zahlreiche Beispiele auf, die zeigen, wie sehr Frauen auch im Alltag noch benachteiligt werden. Was der Autorin ebenfalls gut gelingt ist, die Verknüpfungen des Patriarchats und des Kapitalismus aufzuzeigen. Es mag zwar wenig überraschen, dass beide Hand in Hand gehen, doch hier bekommt man nochmal genaustens die direkten Auswirkungen dieser unseligen Paarung aufgezeigt.

Rebekka Endler ist wütend, sehr wütend
Wenn man von eben erwähnten lebensgefährlichen Datenlücken in Medizin, Katastrophenschutz und Sicherheit absieht, mögen all diese kleinen und großen Benachteiligen im einzelnen vielleicht nicht dramatisch sein und nein, ich sterbe nicht, weil in meine Jeanstaschen nichts außer ein paar Münzen passt, nichtsdestotrotz macht die Summe all dieser Benachteiligungen wütend. Zumal ja vieles davon einfach zu lösen wäre, wenn Frauen nur endlich mal mitgedacht werden würde. Und nur weil es vielleicht nichts lebensentscheidendes ist, ob ich als Frau z.B bei einer Gesundheitsapp mitbedacht erde oder nicht, heißt es doch nicht, dass man dies nicht kritisieren darf und ob der Ungerechtigkeit nicht verärgert sein darf. Wir Frauen haben also einen guten Grund wütend zu sein und ein Recht, dass man unsere Wut wahrnimmt. Dementsprechend hat auch Rebekka Endler allen Grund dazu, wütend zu sein und ja auch, diese Wut in ihr Buch einfließen zu lassen und sprachlich auch mal ausfallend zu werden. Das muss nicht jeder mögen, ist aber zu akzeptieren.

Was in meine Augen jedoch nicht ok ist, ist bei all der Emotionalität des Themas die Recherche zu vernachlässigen und das geschieht in diesem Buch leider ein paar mal. Häufiger betrachtet sie bestimmte Beispiele aus einem sehr einseitigen, ihrer Argumentation zuträglichem Blickwinkel und lässt größere Kontexte außer Blick. Zum Beispiel erwähnt sie ein in Frauenhaut gebundenes Medizinbuch aus dem 19. Jh. und wirft dem Arzt, der dieses herstellte die krudesten Gewalt- und Rachefantasien vor. Dass das Binden, gerade von Medizinbüchern in Menschenhaut im 19. Jh. zwar nicht in Massen geschah, aber doch gängige Praxis (und nicht mit denselben moralischen Tabus belegt war, wie heute) war und dafür mehrheitlich die Haut von verstorbenen Männern verwendet wurde, erwähnt sie nicht. Tatsächlich haben viele derjenigen, deren Haut nach ihrem Tod als Einband endete, diese zu Lebzeiten genau dafür verkauft. Daher stammt auch das Sprichwort “seine Haut zu Markte tragen“. Durch das Weglassen dieses Kontextes, erscheint Endlers Beispiel jedoch in einem ganz anderen Licht, liest sich ihr Text doch jetzt so, als ob ausschließlich Frauen von sadistischen Ärzten als Form von Rache an dem gesamten weiblichen Geschlecht, gegen ihren Willen gehäutet wurden.
Und solcherart Beispiele finden sich häufiger. Es ist völlig ok auch in einem Sachbuch emotional zu sein, trotzdem sollte doch eine gewisse fachliche Professionalität gewahrt werden, und Kontexte nicht ignoriert werden, nur weil das Gesamtbild dann nicht zu dem passt, was man erzählen möchte.

(K)ein Buch über Feminismus im Allgemeinen
Leider ist das nicht mein einziger Kritikpunkt am Buch. Was mir ebenfalls nicht ganz zusagte, ist die Art und Weise, wie die Autorin ihr Buch strukturiert. Im Vorwort schrieb sie noch, sie wolle kein allgemeines Buch über Feminismus schreiben, sondern sich ganz auf das titelgebende Patriarchat der Dinge konzentrieren. Letztendlich hat sie sich an diesen Vorsatz aber nicht gehalten und irgendwie doch ein allgemeines Feminismusbuch geschrieben. Denn während sie zunächst doch noch sehr eng beim Thema vom patriarchistischem Design bleibt, weicht sie selbst diesen Begriff immer weiter auf und redet am Ende über viele Sachverhalte, in denen es zwar um die Unterdrückung der Frau geht, die mit patriarchistischem Design jedoch nichts mehr zu tun haben. Hinzu kommt ein ausgeprägter Drang zum Abschweifen. Endler beginnt mit einem Theme, führt dazu dann noch konkrete Beispiele auf, zu diesen Beispielen jedoch folgen weitere Beispiele und schwupps, ist sie vom eigentlichen Thema abgewichen und findet auch oft den Weg dahin nur mühsam oder gar nicht wieder zurück. Das gestaltet das Lesen dieses Buches oftmals mühsam und langatmig, da man sich des Öfteren fragt “Warum reden die Autorin jetzt nochmal von dem und dem?”

Dieser Hang zum Abschweifen führt auch dazu, dass eigentlich treffende und gute Aussagen etwas untergehen. An dieser Stelle wäre es einfach besser gewesen enger beim Thema zu bleiben und dieses dafür akzentuierter zu besprechen.

Fazit:


Auch dieses Buch über Sexismus im Design und Alltag konnte mich nur halb überzeugen. Das Thema ist wichtig, ja und Rebekka Endler listet zahlreiche wachrüttelnde Beispiele auf, die wütend und nachdenklich zugleich machen und führt uns Leser*innen gut die fatalen Zusammenhänge von Patriarchat und Kapitalismus vor. Leider verliert sie bei all der Wut hin und wieder sowohl den Blick fürs Wesentliche, als auch den auf die großen Kontexte, was ihre Argumente einseitig werden lässt.

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Veröffentlicht am 25.01.2022

Eine Welt von Männern für Männer

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Unsere Welt ist für Männer designt, dabei ist die Hälfte unserer Bevölkerung weiblich. Das ist nicht nur ungerecht, sondern auch sehr gefährlich. Die Autorin zeigt eine Vielzahl von Problemen auf, die ...

Unsere Welt ist für Männer designt, dabei ist die Hälfte unserer Bevölkerung weiblich. Das ist nicht nur ungerecht, sondern auch sehr gefährlich. Die Autorin zeigt eine Vielzahl von Problemen auf, die teilweise einfach nur frauenfeindlich sind, aber leider auch realistisch lebensbedrohlich. Ist das nicht etwas übertrieben? Leider nein, Rebekka Endler zeigt auch warum. In ihrem Buch führt sie den Leser durch die Bereiche Sprache, öffentlicher Raum, Technologie, Arbeitswelt, Mode und mehr. Dabei betont sie zudem immer wieder, dass sie damit nur an der Spitze des Eisberges kratzt (ein Buch hat leider nur eine begrenzte Seitenzahl).

Rebekka Endler schreibt schonungslos und sarkastisch und zeigt so viele Dinge aus unserer designten Welt auf, die Frauen nicht passen, dass der Leser selbst gleich mit wütend wird. Wie kann es sein, dass Autofahren für Frauen so viel gefährlicher ist als für Männer, nur weil Autos auf die Sicherheit für einen Durchschnittsmann ausgerichtet sind? Wir leben im Jahr 2022 und noch immer herrscht ein so gewaltiges Ungleichgewicht. Und bei der Autosicherheit fängt es gerade einmal an. Weiter geht es zu öffentlichen Toiletten, Medizin und Hosentaschen (Hast du dich schon einmal gefragt, warum in Frauentaschen so viel weniger passt als in Männertaschen?). Warum gibt es diese Ungleichheit? Es ist ganz einfach: Der Mann ist das Maß aller Dinge, die Frau ist eine Abweichung, die einer (meist schlechteren) Extrawurst bedarf. Warum ist das so? Geld, Macht und Faulheit, um mal einige der Probleme zu nennen.

Rebekka Endler öffnet dem Leser die Augen über alltägliche Dinge, die teilweise so frauenfeindlich und "normal" zugleich sind, dass wir sie erst gar nicht wahrnehmen. Ich bin mehrfach fast vom Sofa gefallen, so erschreckt haben mich einige dieser Tatsachen. Die Unterdrückung ist noch immer überall – und viele Frauen merken dies nicht einmal. Es ist noch viel zu tun und dieses Buch zeigt mal wieder, wie wichtig der Feminismus, gerade heute, immer noch ist.

Leider muss ich auch ein paar kritische Anmerkungen äußern, die mir das Lesen erschwert haben. Zum einen habe ich oft den Faden verloren, gerade wenn etwas mehr Zeit zwischen den Lesestunden lag. Das liegt daran, dass Endler sehr ausführlich und mit vielen Beispielen erzählt, was natürlich einerseits gut ist, mich aber auch etwas gelangweilt hat und ich daher gerne mal mehrere Absätze einfach überflogen habe. Außerdem nutzt sie vielmals Fachwörter und Belege, die ich nicht kannte und daher eigene Recherchen anstellen musste. Das ist nicht unbedingt etwas Schlechtes, allerdings kam es so oft vor, dass es schon wieder anstrengend war.

Ihr Schreibstil an sich ist lebhaft und anschaulich, dazu mit Wut und Sarkasmus gespickt, was mir gut gefallen hat. An einigen Stellen konnte man regelrecht spüren, wie Endlers Gefühle übergesprudelt sind und sich in den Text des Buches verwandelt haben. Auch dies hätte, meiner subjektiven Meinung nach, teilweise etwas zurückgenommen werden können.

"Das Patriarchat der Dinge" ist nicht nur wichtig und informativ, sondern auch provokativ, ehrlich und ein schockierender Augenöffner für Frauen (und Männer). Das Buch überzeugt mit den alltäglichsten Beispielen und einer Tiefe an Recherchen. Es ist super spannend und macht auf die richtige Art wütend. Der Kampf um Gleichberechtigung steht noch ganz am Anfang.

Fazit:

Ein schonungsloses Buch mit vielen Aha-Momenten und leider einigen Längen, das dennoch jede(r) lesen sollte.

Ich gebe "Das Patriarchat der Dinge" 3 von 5 Sternen.

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