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Veröffentlicht am 16.02.2022

Ein eiskalter Sprung in die Vergangenheit ... im wahrsten Sinne des Wortes ...

Eisflut 1784
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Obwohl wir im Hier und Jetzt die letzten langen Monate von Flut und Pandemie gepeinigt wurden, reizte mich dieser Roman von Marco Hasenkopf unheimlich. Oder war es vielleicht sogar der Wunsch, eventuelle ...

Obwohl wir im Hier und Jetzt die letzten langen Monate von Flut und Pandemie gepeinigt wurden, reizte mich dieser Roman von Marco Hasenkopf unheimlich. Oder war es vielleicht sogar der Wunsch, eventuelle Parallelen ziehen zu können?

Mit seiner Erzählung nimmt der Autor uns mit auf eine Reise ins späte 18. Jahrhundert auf der wir nicht nur Mord und Todschlag aufklären dürfen, sondern uns auch noch der Eisflut von 1784 in Köln und Mühlheim stellen müssen. Wir begleiten das ungleiche Ermittlerpaar Amtmann Henrik Venray und die Apothekerswitwe Anna-Maria Scheidt auf ihrer Mission. Sie verfolgen beide ganz eigene Ziele doch eines haben sie gemeinsam. Die furchtbaren Verbrechen an Ordensmann und unschuldigen Kindern müssen gesühnt werden …

Gekonnt schafft es der mir bis dato unbekannte Autor eine Atmosphäre zu schaffen, in der es einem beim Lesen nach heißem Grog und einem prasselnden Feuer gelüstet. Wir müssen nämlich mit ins Jahr 1784 und den kältesten Winter, den man sich denken kann. Eis und Schnee bringen das tägliche Leben schier zum Erliegen, Armut und der Tod scheinen an jeder Ecke zu lauern und die Schere zwischen Arm und Reich könnte nicht weiter geöffnet sein. Erschüttert liest man von zügellosen Orgien gefeiert von der Oberschicht und den Verlust von Gliedmaßen und schlimmstenfalls dem Leben bei den Ärmsten der Armen. Marco zeichnet ein sehr realistisches Bild der Machenschaften von Kirche und Obrigkeit, deren Machtmissbrauch einem beim Lesen Gänsehaut verschafft. Durch seine intensive Recherche lernt man beim Lesen auch viel über die Zeit, die Stimmung und die Bräuche und an so mancher Stelle war ich mehr als froh, im Jahr 2022 leben zu dürfen. Ich möchte zukünftigen Lesern ans Herz legen, sich von dem anfangs ein wenig gewöhnungsbedürftigen Schreibstil nicht abschrecken zu lassen. Nach nur wenigen Seiten hat man sich eingelesen und dann mag man das Buch nicht mehr zur Seite legen. Ich vergebe hier die volle Sternenzahl und eine Leseempfehlung an alle geschichtsinteressierten Leser. Cöln – wie die damalige Schreibweise noch war – und auch Mühlheim am Rhein sind definitiv eine Reise in die Vergangenheit wert, aber zieht euch warm an und steckt euch vielleicht ein Messer in den Stiefelschaft. Man kann nie wissen, wer einem so alles über den Weg laufen wird …

Veröffentlicht am 15.02.2022

Stürmische Zeiten nahen nicht nur für die Tuchvilla ...

Sturm über der Tuchvilla
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Wie habe ich mich gefreut zu entdecken, dass die Saga um die Augsburger Tuchvilla mit „Sturm über die Tuchvilla“ weitergeht. Und … ich wurde mal wieder nicht enttäuscht. Schnell fühlte ich mich wieder ...

Wie habe ich mich gefreut zu entdecken, dass die Saga um die Augsburger Tuchvilla mit „Sturm über die Tuchvilla“ weitergeht. Und … ich wurde mal wieder nicht enttäuscht. Schnell fühlte ich mich wieder heimisch am warmen Herd und freute mich über die neuen Erlebnisse. Wie man am Datum des Geschehens (1935) schon erahnen kann, wird es langsam eng für diejenigen Bürger, die anstelle einer Kirche eine Synagoge besuchen. Doch auch vor nicht praktizierenden Juden macht die braune Brut keinen Halt und so fällt die Gestapo dann auch in der Tuchfabrik ein. Während Paul noch die Vogel Strauß Methode praktiziert, macht Marie Nägel mit Köpfen und bereitet sich auf eine weite Reise vor. Henny, Dodo und Leo sind erwachsen geworden. Auch sie werden – jeder auf seine eigene Weise – mit der neuen Regierung konfrontiert und müssen manches Abenteuer überstehen. Und natürlich werden auch wieder Kinder geboren, Hunde angeschafft, fast geheiratet und allerlei kleine und große Feste gefeiert. Die absolute Krönung dieses Hörbuchs war aber mal wieder die Sprecherin Anna Thalbach, die den Melzers und Co. Leben einhauchte. Keine kann sich wie sie in die verschiedenen Rollen einfügen, als spräche sie aus eigener Erfahrung. Was musste ich manchmal schmunzeln, wenn sie die hippelige Kitty oder den näselnden Humbert nachsprach. Einfach nur großartig! Ich vergebe mal wieder die volle Punktzahl und spreche eine unbedingte Hörempfehlung an alle Fans aus. Aber immer schön der Reihe nach hören oder lesen! Das offene Ende verspricht eine Fortsetzung nach sich zu ziehen, da freue ich mich schon heute darauf …

Veröffentlicht am 08.02.2022

Spannend, authentisch und einfach nur empfehlenswert!

Die Uhrmacher der Königin
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Mit „Die Uhrmacher der Königin“ hat es der sympathische Autor Ralf H. Dorweiler geschafft, mir ein wunderbares Monatshighlight zu bescheren. Wie schon in zwei seinen vorherigen Büchern „Die Geheimnisse ...

Mit „Die Uhrmacher der Königin“ hat es der sympathische Autor Ralf H. Dorweiler geschafft, mir ein wunderbares Monatshighlight zu bescheren. Wie schon in zwei seinen vorherigen Büchern „Die Geheimnisse des Glasbläsers“ und „Der Pakt der Flößer“ – die ich übrigens beide geliebt habe - beginnt die Reise im dunklen Schwarzwald. Der Autor versteht sich hervorragend darauf, den Leser gleich mit in die Geschichte einzubinden, indem er ein solch authentisches Bild der damaligen Zeit zeichnet, dass man meinen könnte, den Tannenduft zu riechen, die schlagenden Äxte zu hören und die oft einfachen Mahlzeiten zu schmecken. Es war bei Gott keine einfache Zeit zu Anfang des 19. Jahrhunderts, in dem die Eltern sich oft schwertaten, ihre Kinderschar satt zu kriegen. So geht es dann auch den Fallers, einer für die damalige Zeit typischen Familie, die mit sich mit Holzfällen und Uhrenbau über Wasser hält. Doch dann geschieht ein schwerer Unfall im Wald, der alle Pläne zunichte. Der Vater verfällt dem Alkohol und so bleibt den Söhnen Johann und Ernst letztendlich nur die Flucht ins „Uhrenland“ nach London, das sie schließlich auf beschwerlichem Wege erreichen. Das wenige Geld ist durch ein einen tragischen Vorfall während der Reise noch knapper geworden und für die Brüder heißt es Zähne zusammenbeißen, wenn sie es schaffen wollen.

In einem gleichzeitig in London spielenden Erzählstrang lernen wir die junge Sophia Carpenter kennen. Auch sie kommt aus einfachen Verhältnissen und ist mit ihrer alleinerziehenden Mutter groß geworden, die ihr außer ihrer Liebe wenig geben kann. Als die Mutter schließlich schwer erkrankt, greift Sophia in ihrer Verzweiflung nach jedem Strohhalm, was sie teuer zu stehen kommen soll. Was habe ich mitgelitten und -gefiebert und fühlte mich direkt hineinversetzt in die Straßen Londons, die keine Gnade kennen.

Nicht eine Minute habe ich mich beim Lesen dieses spannenden Romans gelangweilt – im Gegenteil, ich konnte das Buch nur mit Mühe aus der Hand legen und fieberte jedem neuen Kapitel entgegen. En passant lernte ich auch äußerst interessante Details zum Thema Uhrenhandwerk und durfte – neben der Königin Victoria – auch weitere interessante Personen der Geschichte kennenlernen. Die Mischung aus Fiktion und Wahrheit animierte mich nebenbei auch dazu, das Internet weiteren Details der Zeit zu durchforsten. Die vier Hauptprotagonisten Johann, Ernst, Sophia und Jennifer sind sehr detailliert und realistisch gezeichnet und es war mir eine Freude, Zeit mit ihnen verbringen zu dürfen. Die Mischung aus tragischen, aber auch glücklichen Momenten ist überaus gut gelungen. Die Teilnahme an einer lebhaften Leserunde rundete das Leseerlebnis harmonisch ab. Von mir gibt es deshalb nicht nur eine absolut verdiente Leseempfehlung, sondern mit fünf funkelnden Sternen auch die absolute Bestnote! Ich freue mich heute schon auf weitere Werke aus der Feder dieses begabten Autors.

Veröffentlicht am 26.01.2022

The real housewives of Jackson, Mississippi ...

Gute Geister
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Die Autorin Kathryn Stockett, selbst in Jackson, Mississippi geboren und aufgewachsen, hat ein feines Gespür für die Lebensumstände, die sich um schwarz und weiß in den frühen 60er Jahren rankten. Ihre ...

Die Autorin Kathryn Stockett, selbst in Jackson, Mississippi geboren und aufgewachsen, hat ein feines Gespür für die Lebensumstände, die sich um schwarz und weiß in den frühen 60er Jahren rankten. Ihre fundamentierten Kenntnisse bezieht sie unter anderem aus ihrer jahrelangen Arbeit in verschiedenen Zeitungsverlagen.

So schafft sie es dann auch hervorragend dem Leser/Hörer die „guten Geister“, wie die schwarzen Dienstboten genannt werden, ans Herz zu legen. Erst gespannt, später auch immer wieder erschüttert, verfolgt man den Werdegang der Protagonistinnen. Sie setzen sich zusammen aus vermeintlich verwöhnten weißen Frauen und geplagten schwarzen Dienstboten doch sollte man sich hüten hier alle über einen Kamm zu scheren. Die junge Skeeter, klug, groß und somit für ihre Mutter „schwer an den Mann zu bringen“ hebt sich ab aus der Masse. Sie weiß, was sie will und das ist ein unabhängiges Leben und vor allem Gerechtigkeit. In ihr reift die wahnwitzige Idee, eine Story zu schreiben über das Leben der dunkelhäutigen Dienerschaft, und zwar direkt aus deren Mündern! Ein mutiges Unterfangen, das zuerst aus Angst auf taube Ohren stößt. Schließlich gelingt es ihr mit viel Einfühlungsvermögen den großen Schritt zu wagen. Zahlt sich ihrer aller Mut aus?

„Gute Geister“ erzählt die Geschichte der Ungerechtigkeit und ihrer Zweiklassengesellschaft im Süden der USA mit schonungsloser Offenheit. Oft verspürte ich beim Hören einen immer größer werdenden Kloß im Hals, der dann in den nächsten Tracks auch gerne mal einem herzhaften Lacher Platz machte. In den letzten 60 Jahren hat sich Gott sei Dank vieles geändert. Die Welt scheint ein wenig gerechter geworden zu sein in Mississippi, ist aber immer noch weit von der Perfektion entfernt. Umso wichtiger sind Bücher, wie dies von Kathryn Stockett um uns nicht vergessen zu lassen, dass diese Art von Behandlung menschenunwürdig ist, und so nie wieder vorkommen darf.

Von mir gibt es für Buch und Autorin aber auch für die Glanzleistung der Hörbuchsprecher*innen mit fünf Sternen die volle Punktzahl und eine absolute Lese- bzw. Hörempfehlung.

Veröffentlicht am 26.01.2022

Wehe, wenn sie losgelassen ...

Blinde Rache
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Manchmal braucht man einfach einen kleinen Stupser oder eine geniale Lesechallenge, um sich einem Buch bzw. in meinem Fall dem entsprechenden Hörbuch zu widmen.

Und dann ist man umso überraschter, wenn ...

Manchmal braucht man einfach einen kleinen Stupser oder eine geniale Lesechallenge, um sich einem Buch bzw. in meinem Fall dem entsprechenden Hörbuch zu widmen.

Und dann ist man umso überraschter, wenn sich das Buch als ein Thriller der Meisterklasse entpuppt. Genauso ging es mir mit „Blinde Rache“ von Leo Born, das mich schon einige Zeit aus dem Hörbuchregal zu Hause anblinzelte. Schon das blutrote Cover mit schwarzer Schrift machte neugierig auf den Inhalt und so war ich auch keineswegs enttäuscht, als ich Mara Billinsky kennenlernen durfte. Zugegeben, ihr Anblick mit den Tattoos, Piercings und den pechschwarzen Haaren ist gewöhnungsbedürftig und der dazu passende Kleiderlook ganz in schwarz tut sein Übriges, doch erfährt man den Grund für das Auftreten, kann man sie gut verstehen. Ihr wird der Neustart in Frankfurt nicht einfach gemacht. Die Kollegen sind misstrauisch und nennen sie abwertend „Krähe“, ihre Mutter ist tot und ihr feiner Herr Vater, ein bekannter Frankfurter Rechtsanwalt, schert sich einen feuchten Kehricht um sie. Doch Mara ist taff und fast wie getrieben, wenn es darum geht, erstklassige Leistungen zu erbringen. Sie denkt sich in ihr Aufgabengebiet rein und fängt langsam, aber sicher an, sich in den gestellten Fällen festzubeißen. So auch im Fall einer brutalen Mordserie, deren Zusammenhang sich zu Anfang niemandem erschließt. Und so beginnt Mara an zu graben, immer tiefer und tiefer, bis sie auch die hintersten Ecken manch kranker Mitbürger erforscht hat. Doch das Böse scheint ihr immer einen Schritt voraus …

Wie schon gesagt, ich bin begeistert von dem Schreibstil, vom Erzählstil der talentierten Hörbuchsprecherin Sabina Godec, den Charakteren und vor allem dem Fakt, dass es hier noch weitere Fälle mit Mara aufzuklären gibt. Ich vergebe die volle Punktzahl verbunden mit einer Lese-/Hörempfehlung an alle Krimifans, die sich wie ich über Spannung verbunden mit Kopfkino vom Feinsten freuen.

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