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Veröffentlicht am 14.06.2018

Fitzek in Form!

Flugangst 7A
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Sebastian Fitzek nimmt uns mit seinem Psychothriller „Flugangst ZA“, 2017 bei Droemer Knaur erschienen, mit auf eine nervenzerreißende Reise von Buenos Aires nach (und durch) Berlin.
Mit dem Cover hat ...

Sebastian Fitzek nimmt uns mit seinem Psychothriller „Flugangst ZA“, 2017 bei Droemer Knaur erschienen, mit auf eine nervenzerreißende Reise von Buenos Aires nach (und durch) Berlin.
Mit dem Cover hat sich die Marketing-Abteilung des Verlags echt wieder selbst übertroffen – jeder Fitzek wird mittlerweile ein echter Hingucker im Regal.
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Zunächst lernen wir Mats näher kennen. Er ist zu Beginn des Buches im Flugzeug eingecheckt und seine Flugangst beginnt ihn zu kontrollieren. Nach und nach erfahren wir seine Gedanken und etwas zu seinem Hintergrund, z.B. wieso er seine Frau und seine Tochter allein gelassen hat und dass ihn deswegen mittlerweile böse Schuldgefühle plagen. Schuldgefühle, die ihn dazu zwingen trotz Flugangst nach Berlin zu fliegen um nun endlich für seine Tochter da zu sein. Am Anfang war ich mir nicht sicher, was ich von ihm halten soll… was ist das für ein Mensch, der erst seine Familie im Stich lässt und sich Jahre später für seine Tochter seiner größten Angst stellt?
Mit Beginn der Erpressung wird mir persönlich Mats immer sympathischer und ich leide regelrecht mit ihm – bezüglich der Flugangst übrigens genauso sehr wie wegen der Sorge um seine entführte, schwangere Tochter. Zusätzlich quälen ihn Gewissenbisse, da er seine ehemalige Patientin triggern soll um somit das Flugzeug zum Absturz zu bringen… angeblich ist es jedoch die einzige Möglichkeit seine Tochter Nele zu retten. Mats steckt also so richtig im moralischen und emotionalen Dilemma. Ich fand es äußerst spannend, wie er damit umgeht und welche Gedanken ihn beschäftigen, wie er seine Entscheidungen begründet… all das erfahren wir und genau das, macht für mich auch einen Psychothriller aus.
Neben Mats spielen noch Nele – Mats Tochter – und Feli – seine ehemalige Kollegin und Geliebte –entscheidende Rollen. Bei beiden muss ich allerdings sagen, dass mich die Charakterzeichnung hier nicht vollends überzeugt hat. Dies ist eventuell dem Umstand geschuldet, dass Fitzek während des Buchs häufig die Erzählperspektive wechselt. Wir lesen also zum Einen aus Sicht von Mats an Bord und zum Anderen aus Sicht von Feli und Nele in Berlin (gegen Ende auch aus Sicht weiterer Personen). Da sich der Großteil der Handlung jedoch im Flugzeug aus Sicht von Mats zuträgt, habe ich zu ihm die größte Bindung aufgebaut und konnte ihn am besten verstehen. Felis Handlungen waren für mich oft nicht ganz nachvollziehbar. Über Nele habe ich auch nur das Nötigste erfahren, sodass sie für mich während des Buchs nur „Druckmittel“ und Opfer blieb.
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Die abwechselnden Erzählstränge haben es für mich jedoch geschafft das Buch nach und nach zu einem wahren Pageturner werden zu lassen. Die Cliffhanger am Ende der meist kurzen Kapitel sind für mich ein typisches Merkmal von Fitzek – und ich liebe, wie er uns so zwingt weiterzulesen!
Ich hätte mir für „Flugangst 7A“ sogar noch eine anonymisierte Täter-Perspektive gewünscht, aus der ebenfalls hätte erzählt werden können. Aber man soll ja nicht gleich zu viel verlangen.
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Bezüglich des Plots und der daraus entstehenden Auflösung kann ich persönlich nur sagen: Chapeau! Natürlich ist die Story konstruiert und extrem komplex… aber genau das mag ich. Ich möchte bei einem Psychothriller rätseln und nicht nach den ersten 20 Seiten Täter und Motiv kennen. Falls ich schnell mit dem „Wer“ richtig liege, muss auf jeden Fall das „Warum“ unklar bleiben und das hat Fitzek hier in meinem Falle beides geschafft. Ich hätte die Auflösung nie so vermutet. Trotzdem fand ich den Fall und seine Auflösung nicht unlogisch. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass sich so etwas ähnlich zutragen könnte (bis auf wenige kleine Ausnahmen vielleicht).

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Alles in allem aus meiner Sicht endlich wieder ein „richtiger“ Fitzek. Mit dem Paket habe ich damals ziemlich gehadert… AchtNacht war schon wieder eher mein Geschmack – auch wenn mir da durchweg alle Hauptfiguren gewaltig auf die Nerven gingen. Nun habe ich mit „Flugangst 7A“ aber wieder ein Buch eines meiner Lieblingsautoren gelesen, dass mich wirklich fesseln und mitreißen konnte – sowohl von der Thematik, der Figuren, der Auflösung, seines Schreibstils und des Gesamtaufbaus. Von mir eine klare Leseempfehlung – 4,5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 14.06.2018

Anfangs Spannungsroman, später mit Thrill

The Wife Between Us
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Das Autorinnen-Duo Sarah Pekkanen und Greer Hendricks haben mit ihrem gemeinsamen Erstlingswerk „The Wife Between Us: Wer ist sie wirklich?“, erschienen im Mai 2018 im Rowohlt Taschenbuch Verlag, ein tolles ...

Das Autorinnen-Duo Sarah Pekkanen und Greer Hendricks haben mit ihrem gemeinsamen Erstlingswerk „The Wife Between Us: Wer ist sie wirklich?“, erschienen im Mai 2018 im Rowohlt Taschenbuch Verlag, ein tolles Debüt hingelegt. Direkt vorweg hoffe ich, bald wieder von den beiden zu lesen – hätte ich dem Buch während des Lesens und kurz nach Abschluss noch 3,5 gegeben, finde ich jetzt mit ein paar Tagen Abstand es hat eine 4,5 verdient. Aber fangen wir erstmal langsam an.
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Schuld am Kauf des Buches war in meinem Fall zunächst das Cover. Zum einen mag ich die Farbe total (ja, ich weiß – oberflächlich ), zum anderen haben aber auch die beiden dort abgebildeten Frauen meine Aufmerksamkeit erregt. Meine Neugier war geweckt.
Danach las ich den Klappentext – allzu viel wird nicht verraten. Wir erfahren, dass Vanessa von Richard geschieden ist und seitdem keinen Fuß auf den Boden bekommt. Ihr jetziges Ziel besteht darin, die Hochzeit mit der „Neuen“ zu verhindern. Dann gibt es noch Nellie, die ihr Glück kaum fassen kann, einen Mann wie Richard abbekommen zu haben. Und als drittes im Bunde Emma, die einen Brief erhält, in dem sie vor Richard gewarnt wird.
An sich also alles recht offensichtlich – eine Dreiecksgeschichte, wie sie im Buche steht. Der Schein trügt jedoch – eine „normale“ Dreiecksgeschichte ist „The Wife Between Us“ auf jeden Fall nicht.
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Ich tu mich unheimlich schwer damit, eine Rezension zu verfassen, ohne direkt zu viel zu verraten. Fangen wir unverfänglich an: Das Buch ist in drei Teile untergliedert. Teil eins nimmt etwas mehr als die Hälfte des Buches ein und wird abwechselnd aus der Sicht von Nellie und Vanessa erzählt. Zum Ende des ersten Teils gibt es den ersten großen Twist, der mich staunen ließ. Im zweiten Teil kommen immer mehr spannende Wendungen hinzu, die ich so nicht vermutet hätte und das Buch nimmt richtig Fahrt auf. Im dritten und letzten Teil wird dann unaufhörlich an der „Lösung des Problems“ gearbeitet. Nach und nach ergeben somit alle Puzzleteile ein großes Ganzes.
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In einigen Rezensionen zu diesem Titel las ich, dass das Buch zu viele Längen (vorallem im ersten Teil) vorweist und dass man es hätte locker kürzen können. Ehrlich gesagt, dachte ich dies am Anfang auch… rückblickend betrachtet ergeben aber auch die Längen Sinn und fügen sich somit zu einem stimmigen Gesamtbild. Auch durch die abwechselnde Erzählperspektive habe ich nie Langeweile beim Lesen empfunden. Es war eher so ein ungeduldiges mit den Füßen wippen.
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Aufgrund der Erzählweise lernen wir Nellie und Vanessa sehr gut kennen. Obwohl beide sehr unterschiedlich sind und in vollkommen anderen Lebenssituationen stecken, mochte ich die Hauptfiguren gleichermaßen. Ich empfand Mitleid mit Vanessa und freute mich mit Nellie auf ihre Hochzeit. Die Autorinnen haben es also geschafft, mich emotional abzuholen. Aufgrund des langen ersten Teils werden die Charaktere der beiden Figuren in meinen Augen sehr gut dargestellt.
Die Hauptfiguren machen auch alle eine Entwicklung durch:
Ist Vanessa am Anfang noch tief in ihren Depressionen gefangen, so fängt sie sich nach und nach wieder, um die Hochzeit zu verhindern und zeigt in manchen Situationen wahre Stärke und Größe.
Nellie hingegen lässt sich mehr und mehr auf Richard ein. Hat Sie am Anfang noch Pläne weiter als Kindergärtnerin zu arbeiten, so verwirft sie diese nach und nach und wird immer abhängiger von ihrem Verlobten.
Emma lernte ich erst spät und eher oberflächlich kennen. Hier erfolgte aufgrund des späten Einstiegs in die Geschichte keine so tiefe Charakterzeichnung wie bei den anderen beiden Figuren. Aufgrund der Ereignisse finde ich das jedoch vollkommen nachvollziehbar.
Ein großes Geheimnis ist und bleibt Richard. Aus seiner Sicht wird leider nichts erzählt. Wir erfahren alles über ihn nur aus den Erzählungen von Nellie und Vanessa und automatisch fragt man sich: Meinen beide in ihren Gedanken und Erinnerungen wirklich den selben Mann?! Wie kann er in Nellie´s Augen als Prinz Charming auftreten und gleichzeitig zu den Gedanken passen, die Vanessa von ihm hat? (Auch hier möchte ich mit Absicht nicht näher in Details gehen, um niemanden zu spoilern.)
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Viele Cliffhanger gab es in den meist kurz gehaltenen Kapiteln nicht. Und trotzdem empfand ich die ganze Zeit über eine subtile Anspannung. Ich habe auf den großen Knall gewartet.
Auf die Verstrickung der handelnden Charaktere wäre ich so nie gekommen nachdem ich dem Klappentext gelesen habe. Ich find die Idee sowie die Umsetzung echt sehr gelungen. Ob der Epilog in der Form wirklich nötig war, sei dahingestellt – meines Erachtens etwas zu viel des Guten – obwohl sich die Story so natürlich schließt und der Plot zu Ende gedacht wurde.
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Fazit: Für mich ein echt tolles Buch, was mir im Gedächtnis bleiben wird – sowohl von der Thematik, der Figuren, der Auflösung, des Schreibstils und und und. Von mir eine klare Leseempfehlung – 4,5 von 5 Sternen.

PS: Wieso sind es nun 4,5 statt 3,5 Sternen geworden – einfach, weil das Buch mich jetzt immer noch beschäftigt und ich überlege, wie ich handeln würde, wenn ich einen „Richard“ zum Mann hätte. Ein Buch, das solche „Nachwirkungen“ verursacht, ist definitiv mehr als eine 3,5 wert.

Veröffentlicht am 08.07.2022

Toller Genremix

Mrs Agatha Christie
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Die Autorin Marie Benedict ist für ihre Romane über besondere Frauen der Weltgeschichte bekannt. Bisher legte sie den Fokus dabei eher auf Frauen, deren Einfluss uns nicht sooo bewusst ist. Diesmal hat ...

Die Autorin Marie Benedict ist für ihre Romane über besondere Frauen der Weltgeschichte bekannt. Bisher legte sie den Fokus dabei eher auf Frauen, deren Einfluss uns nicht sooo bewusst ist. Diesmal hat sie sich jedoch eine Dame ausgesucht, deren Einfluss unumstritten ist: Agatha Christie.

Agatha Christies Bücher wurden über zwei Milliarden mal verkauft, womit sie zu den erfolgreichsten Autoren und Autorinnen der Literaturgeschichte zählt. Ihre Krimis wurden mehrfach für Kino und Fernsehen verfilmt. Doch ein Geheimnis um Agatha Christie wurde nie gelüftet: Ihr elftägiges Verschwinden im Jahr 1926. Und genau diesem Verschwinden nimmt sich Marie Benedict in ihrem Roman an.

Die Autorin hat hierfür sehr gut recherchiert und nur ein Teil des Buchs entspringt ihrer Fantasie. Der Schreibstil von Marie Benedict war angenehm und fühlte sich für mich auch der Zeit angepasst an. Anfangs hatte ich deswegen etwas Schwierigkeit ins Buch hineinzufinden, außerdem musste ich die Personen und Geschehnisse erstmal einordnen. Ab dem zweiten Drittel des Buchs war dann aber nichts mehr von meinen Startschwierigkeiten zu spüren. Die Spannung nahm zu! Dass lag auch daran, weil das Buch in zwei verschiedenen Zeitebenen spielt, bei beiden schritten die Handlungen voran und man kam dem Geheimnis nach und nach näher. Ein Erzählstrang beschreibt Christies Leben ab dem Jahr 1912 als sie ihren zukünftigen Ehemann Archibald Christie kennenlernt. Die zweite Zeitebene beschreibt die Tage ihres Verschwindens. Dabei liegt der Fokus auf Archie und den polizeilichen Ermittlungen.

Besonders gekonnt fand ich, dass Benedict durch ihre Erzählweise teils den Stil von Agatha Christies Romanen adaptierte. Das Ende wartet nämlich mit einer Überraschung auf, die der Meisterin der Geheimnisse durchaus zuzutrauen wäre. Außerdem liegt die Originalität des Romans darin, dass die Autorin etwas fiktionalisiert, was durchaus hätte sein können, umgeben von allerhand recherchierten tatsächlich so passierten Ereignissen. Für mich hatte das durchaus einen gewissen Reiz.

Ich empfand das Buch zwar anfangs als etwas schwerere Kost als sonst. Aber eine tolle Mischung aus historischem Roman, Biographie, Fiktion und True Crime hat mich dann doch immer mehr abgeholt und überzeugen können. Für Fans von Agatha Christie oder Liebhabern von historischen Romanen ein absolutes Muss!

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Veröffentlicht am 08.04.2022

Klassischer Spannungsroman

DIE LÜGEN
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Lizzie hat Epilepsie und hat seit jeher ihr Leben nach der Krankheit ausgerichtet. Nun scheint sich das Blatt jedoch endlich zum Guten zu wenden: Sie ist mit ihrem Verlobten Ross zusammengezogen und führt ...

Lizzie hat Epilepsie und hat seit jeher ihr Leben nach der Krankheit ausgerichtet. Nun scheint sich das Blatt jedoch endlich zum Guten zu wenden: Sie ist mit ihrem Verlobten Ross zusammengezogen und führt ein ruhiges aber glückliches Leben. Ihre Medikamente sind gut eingestellt und sie hatte lange Zeit keinen Anfall mehr. Doch dann erschüttert sie ein Zugunglück in der Nähe, da sie selbst als 13-Jährige dabei war, als ihre beste Freundin Alice tödlich von einem Zug erfasst wurde. Lizzie selbst erinnert sich zwar nicht an den tödlichen Zusammenstoß, aber trotzdem wühlt diese Nachrichtenmeldung sie auf, wollte sie doch diesen Abschnitt ihres Lebens endlich hinter sich lassen. Doch plötzlich passieren unheimliche Dinge, z.B. klingelt das Telefon und wenn Lizzie abnimmt, hört sie am anderen Ende keine Stimmen, nur Zugrauschen. Hat die Vergangenheit Lizzie eingeholt?
Die Plotidee klingt nicht neu und doch hat das Buch mich sofort angesprochen. Eine Person mit einer Beeinträchtigung in einem Roman in den Fokus zu rücken, ist zwar ebenfalls nicht total innovativ, aber auch nicht alltäglich und da meine Cousine Epileptikerin ist, fand ich die Buchidee einfach interessant.

Die Geschichte wird abwechselnd in der Gegenwart und zur Zeit des damaligen Unglücks aus Lizzies Perspektive erzählt und ist in drei Teile untergliedert. Außerdem gibt es kurze kursiv geschriebene Passagen, die ich am Anfang sehr kryptisch fand und die sich erst im späteren Handlungsverlauf erklären. Der Aufbau gefiel mir sehr gut. Ein kleiner roter Faden, dem man folgt und am Ende entknotet man das ganze Wollknäuel dahinter. So viel zu entknoten gab es hier allerdings gar nicht. Fairerweise muss man dazu sagen, dass das Buch zurecht auch „nur“ als Roman eingeordnet wurde.
Gab es am Anfang doch einige spannende Elemente, wie die oben beschriebene Anrufe, bei denen niemand am Telefon war und Lizzie nur das Rauschen eines Zugs vernahm, so plätscherte die Geschichte dann einige Zeit vor sich hin. Der erste Teil umfasste ca. die Hälfte des Buchs und war mir definitiv zu tempoarm. Hier hat die Autorin in meinen Augen Potenzial verschenkt. Im zweiten Teil zog die Spannung dann (für mich) deutlich an. Im Nachhinein betrachtet, hat Lesley Kara aber hier ihr Pulver vielleicht etwas zu schnell verschossen, denn nach dem großen Plottwist passierte leider nichts Überraschendes mehr. Auch die Figuren verhielten sich für mich irgendwann nicht mehr logisch, bzw. konnte ich ihre Handlungen und Gedanken nicht an jeder Stelle nachvollziehen. Dieser Authentizitätsverlust tat dem Buch nicht gut. Das Ende, bzw. Teil 3, wirkte im Vergleich zum restlichen Buch etwas überhastet.
Der Titel ist auf jeden Fall sehr passend, denn hier sagt so gut wie keine Figur die ganze Wahrheit. Ich habe die Wendung und das Ende so nicht kommen sehen. Im Nachhinein betrachtet, gab es jedoch kaum eine andere denkbare Lösung. Dafür gab es im Roman einfach zu wenig Figuren. 😉

Und trotz aller Kritik habe ich das Buch gern gelesen. Das lag zum einen am tollen, leichten und flüssigen Schreibstil der Autorin und zum anderen an der – in meinen Augen – sehr sympathischen Hauptfigur. Irgendwie hatte ich sehr schnell einen Draht zu Lizzie und mochte sie.
Einen bleibenden Eindruck wird das Buch bei mir vermutlich trotzdem nicht hinterlassen. Von mir gibt es somit nur eine bedingte Leseempfehlung, wenn ihr gern mal etwas „Leichtes“ lesen wollt und euch das Thema Epilepsie interessiert. Die Krankheit und ihre psychischen Folgen hat die Autorin in meinen Augen sehr greifbar dargestellt.

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Veröffentlicht am 01.02.2022

Starker Auftakt

Im Auge des Zebras
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„Im Auge des Zebras“ ist in aller Munde und so kam auch ich nicht umhin, meine Neugier zu befriedigen und das neueste Buch von Vincent Kliesch zu lesen. 😊 Das Buch ist der Auftakt einer neuen Thriller-Reihe ...

„Im Auge des Zebras“ ist in aller Munde und so kam auch ich nicht umhin, meine Neugier zu befriedigen und das neueste Buch von Vincent Kliesch zu lesen. 😊 Das Buch ist der Auftakt einer neuen Thriller-Reihe um die Kommissarin Olivia Holzmann.

Der Plotidee ist echt genial: In ganz Deutschland werden am selben Tag, zur selben Zeit mehrere Kinder entführt – und zwar vom selben Täter! Zumindest weisen alle Beweise darauf hin. Wie kann das sein? Die Kommissarin Olivia Holzmann steht vor einem Rätsel. Da Olivia den Fall nicht allein lösen kann, bittet sie ihren Mentor Severin Boesherz und die pensionierte Polizistin Esther Wardy um Hilfe. Keiner von ihnen scheint jedoch sonderlich gewillt, Olivia zu unterstützen und den entführten Kindern läuft die Zeit davon.

Die Handlung begann super spannend, wenn auch anders als erwartet. (Die Auftaktszene konnte ich mir direkt als Verfilmung vorstellen. Mega!) Es hat einige Seiten gebraucht, bis ich mich in der Geschichte „orientieren“ konnte und ich kann euch versichern, auch die Anfangsszene hat seine Richtigkeit. 😉 Als ich mich dann in der Geschichte zurecht gefunden hatte, war ich äußerst fasziniert von dem Rätsel, vor dem Olivia stand: Wie ist es möglich, dass eine Person zur selben Zeit deutschlandweit mehrere Kinder parallel entführen konnte?! Mir fiel da partout keine Möglichkeit ein...

Klieschs Schreibstil gefiel mir beim Lesen richtig gut. Ich konnte mir alles bildlich und lebhaft vorstellen. Und obwohl der Autor seine Figuren nicht aus der Ich-Perspektive erzählen lässt, hatte ich recht schnell einen Draht zu der Protagonistin Olivia Holzmann. Bei den anderen Figuren hatte ich diese Verbindung nicht. Keine der anderen Charaktere habe ich schnell durchschaut, das machte das Miträtseln aber umso spannender. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass ich etwas übersehen hatte und nicht jede Figur mit offenen Karten spielte. Ganz vorn dabei natürlich Severin Boesherz, der daraus aber auch keinen Hehl macht. Er wollte Olivia anstacheln, selbst die Lösung herauszufinden. Zu Boesherz habe ich keinen Zugang gefunden. Er war wie Teflon 😅 und wirkte auf mich wie eine Mischung aus Monk und Maarten S. Sneijder aus der Todesreihe von Andreas Gruber: Er hat eine Vorliebe für Designeranzüge und das passende Schuhwerk. Allerdings verfügt er nicht nur über einen eleganten Kleidungsstil, sondern auch über ein Auge für „wichtige Nebensächlichkeiten“, die anderen entgehen. Außerdem hat er ein unfassbares analytisches Denkvermögen und eine hervorragende Kombinationsgabe. Das gefiel mir und dadurch faszinierte er mich als Figur, obwohl ich ihn nicht sonderlich sympathisch fand.

Olivias Fähigkeiten kamen mir im Buch dafür etwas zu kurz. Ihre Ermittlungsarbeit wurde so gut wie gar nicht dargestellt. Sie hetzte nur von einem kryptischen Hinweis zum Nächsten. In einer anderen Rezension las ich, dass Olivia als Marionette bezeichnet wurde. Das trifft es meines Erachtens leider ganz gut und ich finde es persönlich sehr schade. Sie hätte ruhig öfter glänzen dürfen.

Aber zurück zur Story: Viele kurze Kapitel und Perspektivwechsel sorgten dafür, dass ich „Im Auge des Zebras“ schnell gelesen habe. Ich hatte dabei allerdings tausend Fragen im Kopf und nach und nach hat der Autor mir diese genommen. Den Plot finde ich echt - wie oben schon erwähnt - genial. An der einen oder anderen Stelle hat es mir vielleicht einen winzigen Moment zu lang gedauert, bis die Puzzleteile gelüftet wurden. Ich bin aber auch ein sehr ungeduldiger Mensch. 😅 Am Ende verknüpft Kliesch die Handlungsstränge geschickt und stimmig. Alles passt hervorragend zusammen und alle großen Fragen wurden geklärt. 😊

Bevor ich es vergesse: Es gab ein Kapitel im Buch, das mich sehr hat schmunzeln lassen und gleichzeitig zum Nachdenken anregte. Es ging hierbei um „die Unsicheren und die Mündigen“. Eine toll verpackte Kritik an unserer Gesellschaft und die "Vergewaltigung der deutschen Sprache" (Zitat von Dieter Hallervorden). Chapeau, lieber Vincent Kliesch!

GegenBürgerInnenMeisterInnen und

VegetarischeMetzger

Insgesamt ist „Im Auge des Zebras“ ein empfehlenswerter Reihen-Auftakt, auch wenn ich bei den Figuren noch Potenzial nach oben sehe. (Vielleicht fehlte es mir wirklich an Hintergrundwissen zu Boesherz?!)
Vincent Klieschs neuester Thriller ist wendungsreich, ausgeklügelt und auch für erfahrene Thrillerfans nicht schnell und nicht in Gänze zu durchschauen, da bin ich mir recht sicher. Ich wurde definitiv gut unterhalten und werde die Reihe weiterverfolgen. 😊

Es gibt da noch eine Frage, auf die ich keine konkrete Antwort gefunden habe. Für alle, die das Buch schon kennen: Was hat es mit der abgespielten Musik auf sich? Wer hat sie aus welchem Grund angestellt? Schickt mir gern eine PN, um niemanden zu spoilern, falls ihr mir da helfen könnt. 😅

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