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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.09.2017

Interrogatio praesentia und andere Klarsichthüllen

Kleins Große Sache
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Ein Buch, das mich einerseits gefesselt hat, andererseits jetzt aber ratlos zurücklässt. Denn ich habe viel Lesearbeit investiert, habe mich um den apikopostalveolaren Frikativ gekümmert und um andere ...

Ein Buch, das mich einerseits gefesselt hat, andererseits jetzt aber ratlos zurücklässt. Denn ich habe viel Lesearbeit investiert, habe mich um den apikopostalveolaren Frikativ gekümmert und um andere Absurditäten, um mich nun zu fragen, wozu…
Harald mit dem Nachnamen KLEIN bekommt einen Job in der oberen Führungsebene einer Firma, in der es um die GROSSE SACHE geht. Und wir folgen Harald Klein durch seinen Arbeitsalltag, wie er die Leitsätze der Firma „Leistung für Leben“ und „Wir vertrauen dem Weg“ verinnerlicht, wie er überhaupt in den firmeneigenen Floskeln, Fadenscheinigkeiten und Manipulationen versinkt, wie er in dem Paralleluniversum nach den firmeneigenen Regeln funktioniert und somit sein weiterer Aufstieg unaufhaltsam zu sein scheint.
Ein gewichtiges Buch - es wiegt in der Tat viel mehr, als normalerweise ein Umfang von 380 Seiten wiegen sollte. Auf der Suche nach versteckten Gewichtsvermehrern, wie z. B. dicke Fotoseiten, durchblätterte ich die Seiten vergebens. Erst nach Beendigung des Lesens wurde es mir klar: Ein ge-wichtiger Inhalt macht das Buch so schwer, auch wenn es scheinbar leichthändig geschrieben ist. Raffiniert satirisch wird die riesengroße Seifenblase des Management-Wasserkopfes angestochen und seine beeindruckend irisierenden Täuschungsmanöver ins sinnlose Nichts befördert. Gut geschrieben, keine Frage. Aber kürzer, prägnanter, pointierter auf weniger Seiten hätte dem Buch mehr Schärfe und Schliff verschafft.

Veröffentlicht am 23.08.2017

Ziemlich schräge Typen

Sonntags in Trondheim
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Wirklich schade, dass ich die Vorgänger-Bücher nicht kenne bzw. dass ich vor Lektüre dieses Buches gar nicht wusste, dass es das vierte in einer Reihe rund um die Familie Neshov ist. Vermutlich hätte ich ...

Wirklich schade, dass ich die Vorgänger-Bücher nicht kenne bzw. dass ich vor Lektüre dieses Buches gar nicht wusste, dass es das vierte in einer Reihe rund um die Familie Neshov ist. Vermutlich hätte ich dann manche Zusammenhänge besser verstanden. Ohne die Vorkenntnisse kam mir die Handlung fast ein wenig wahllos zusammengesetzt vor, nicht wirklich rund.
Es wird über die weit verstreut lebenden Mitglieder der Familie Neshov und über ihr jeweiliges Lebensumfeld erzählt. Allesamt sind sie in ihrer Art schräge, extrem unterschiedliche Typen. Da ist z. B. der ernsthafte Bestatter Margido, der es mit allem sehr genau nimmt und für den es bereits ein Abenteuer darstellt, seine immer exakt gleich geschmierten Vesperbrote im Wald auf einem Baumstumpf sitzend zu essen statt an seinem Schreibtisch im Büro. Oder das wunderbar intensiv geschilderte schwule Paar Erlend und Krumme mit ihren drei Kindern und deren lesbischen Müttern. Und nicht zuletzt Torunn, die Nichte, die nach einer gescheiterten Beziehung den Mut aufbringt, in ihr einstiges Zuhause und Erbe, ein großes, leerstehendes bäuerliches Anwesen in Trondheim, einzuziehen und sich den Schatten der Vergangenheit zu stellen.
Mitunter war der Schreibstil etwas kompliziert, manche Sätze musste man zweimal lesen, um sie zu verstehen, was jedoch an der Übersetzung liegen mag. Ein gravierender Fehler wurde vom Lektorat übersehen: S. 196 oben heißt es „an seinem Champagner nicken“ (statt nippen).
Insgesamt gesehen habe ich dieses Buch durchaus gemocht. Es wird humorvoll und sehr liebevoll erzählt, und es gibt neben den vergnüglichen Stellen viele nachdenkenswerte Passagen. Nur leider, leider ist dieser Band alleine ohne die Vorgänger-Bücher (und ohne den vermutlich folgenden 5. Band) ein etwas willkürlich zusammengesetztes Konglomerat von Einzelschicksalen, deren Verknüpfung dem Leser dieses einen 4. Bandes allein verborgen bleibt.

Veröffentlicht am 12.07.2017

Anrührend, wenn auch sehr schlicht

Darcy - Der Glückskater und der Geist von Renfield Hall
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Die Witwe Mrs. Freda Allendale lebt in dem heruntergekommenen Herrenhaus Renfield Hall. Eine Menge Reparaturen stehen an, aber wie das schaffen ohne Geldreserven?
Darcy, der dreifarbige Glückskater, befindet ...

Die Witwe Mrs. Freda Allendale lebt in dem heruntergekommenen Herrenhaus Renfield Hall. Eine Menge Reparaturen stehen an, aber wie das schaffen ohne Geldreserven?
Darcy, der dreifarbige Glückskater, befindet sich auf seiner langen Reise zurück in sein früheres Zuhause und landet bei Mrs. Allendale, die ihn liebevoll aufnimmt. Und Darcy wäre nicht Darcy, wenn er nicht auf seine ganz eigene Weise das Leben auf Renfield Hall in Bewegung bringt.
Eine sehr anrührende Geschichte, liebevoll geschrieben. Bildhaft vorstellbar wird der morbide Charme des Herrenhauses, umgeben von einem traumhaft schönen Garten. Die im Buch vorkommenden Menschen sind freundlich, geduldig, verständnisvoll, was natürlich nichts mit der Realität zu tun hat, aber durchaus mal angenehm zu lesen ist. Der teilweise leicht angestaubte Schreibstil passt perfekt zum geschilderten Ambiente. Mich persönlich hat es etwas genervt, wenn die gleiche Situation zweimal geschildert wird, und zwar aus verschiedenen Perspektiven, aber dennoch mit teilweise wörtlicher Wiederholung.
Fazit: Eine anrührende, liebevoll geschilderte Geschichte. Gut lesbar, wenn auch sehr, sehr schlicht gestrickt.

Veröffentlicht am 18.05.2017

Wandern zwischen Zeiten und Welten

Das Panama-Erbe
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Den ersten Band kenne ich nicht, habe das jedoch beim Lesen dieses zweiten Bandes nicht als Mangel empfunden. Ich bin angelockt worden von dem wunderschönen Cover, das eher auf eine rein mystische Geschichte ...

Den ersten Band kenne ich nicht, habe das jedoch beim Lesen dieses zweiten Bandes nicht als Mangel empfunden. Ich bin angelockt worden von dem wunderschönen Cover, das eher auf eine rein mystische Geschichte hinweist. Die Autorin versucht das Wandern zwischen Welten und Zeiten mit einem realistischen gegenwartsnahen Erzählstrang und einer Reise zurück ins 16. Jahrhundert. Weil die angekündigte Geschichte ein großes Buch versprach, war ich erst einmal bereit, der Autorin überall hin zu folgen.
Der eindrückliche Prolog erklärt, was für ein Trauma Sina’s Leben überschattet. Sina ist Studentin an der Eliteuniversität „Harvard Business School“ und soll das Bankimperium ihres Großvaters übernehmen. Eine große Karriere steht ihr bevor. Ein Nervenzusammenbruch und die nachfolgend auftretende Amnesie bringt alles ins Wanken. Sina reist auf der Suche nach Heilung nach Panama, findet dort Liebe, Heilung und ein tiefes Geheimnis, entdeckt aber auch die Verstrickungen und Machenschaften ihres Großvaters.
Ein zweiter Handlungsstrang spielt Anfang des 16. Jahrhunderts in Panama. Tamanca, ein Medicus, ist Besitzer eines geheimen Heilmittels, das unter allen Umständen geheim bleiben muss. Das Leben der Ureinwohner, aber auch Naturschutz tauchen als Themen auf.
Die „Verbindung“ der zwei Handlungsstränge habe ich persönlich als sehr konstruiert empfunden, so wie auch manche Protagonisten bzw. deren Handeln und Sprechen sehr „erdacht“ wirken. Streckenweise musste ich mich sehr abmühen, das Buch weiter zu lesen, weil mir die Spannung fehlte oder weil die hölzern wirkenden, teilweise klischeehaft gezeichneten Personen die Lust am Lesen nahmen.
Fazit: Ein toller Plot, dessen Umsetzung allerdings nicht hundertprozentig gelungen ist.

Veröffentlicht am 27.04.2017

Lecker nicht nur für Sportler

Strongfood – Das Kochbuch
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Wer sich dieses potthässliche Cover ausgedacht hat, hat erstens keine Ahnung von Farben (Gelb steht für Geistiges - siehe Reclam-Hefte...), zweitens hat er/sie nie darüber nachgedacht, dass ein Cover verlocken ...

Wer sich dieses potthässliche Cover ausgedacht hat, hat erstens keine Ahnung von Farben (Gelb steht für Geistiges - siehe Reclam-Hefte...), zweitens hat er/sie nie darüber nachgedacht, dass ein Cover verlocken und anziehen soll, Interesse wecken soll, im optimalen Fall einen guten, neugierig machenden Hinweis auf den Inhalt geben soll. Dieses Cover ist nur abstoßend, ohne jegliche Werbebotschaft!
Der Autor ist bekannt. Er geistert gerne durch Talk-Shows, Fernsehsendungen zum Thema Sport und Fitness, hat eine Bühnenshow, mit der er durch die Lande reist. Mit anderen Worten: Der Autor weiß sich und seine Botschaften zu vermarkten. Umso unverständlicher ist mir dieses Buch. Die angesprochene Zielgruppe ist nicht gerade riesig, denn das Thema betrifft aktive (Spitzen-)Sportler, für deren Training Muskelaufbau eine wesentliche Grundlage ist. Was macht Otto Normalverbraucher mit diesem Buch, insbesondere mit dem theoretischen Teil? Nix. Aber die kaufmännische Seite dieser Veröffentlichung soll uns hier nicht interessieren.
Der informative Teil erläutert sehr präzise, ausführlich und verständlich die Zusammenhänge zwischen Nahrungsaufnahme und Muskelaufbau, jedoch immer ausschließlich mit Blick auf den aktiven Sportler.
Einfach nur schrecklich sind die schreiend gelben Seiten mit schwarzen Pünktchen, die die Hauptkapitel voneinander trennen.
Der Rezeptteil besticht durch seine sehr ansprechenden, appetitlichen Fotos und die übersichtliche Gestaltung der Zubereitungshinweise. Zusätzliche Information gibt bei jedem Rezept die Aufschlüsselung der jeweils enthaltenen Nährwerte.
Die Rezepte sind mehrheitlich schnell und unproblematisch nachzukochen, sind gesund und schmackhaft. So habe ich mich z. B. an der Gnocchi-Hähnchen-Pfanne in Kräutersauce versucht und war sehr angetan vom Ergebnis!
Schade, dass das Buch sich so explizit an Sportler bzw. "Muskelaufbauer" wendet, denn die Rezepte erscheinen mir durchaus tauglich, den Speiseplan eines Couchsitzers und Nichtsportlers zu optimieren.