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Veröffentlicht am 02.03.2022

Erinnerungen erfordern Mut

Der Erinnerungsfälscher
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Der Erinnerungsfälscher,

nennt sich selber so, weil er seine eigenen Erinnerungen nicht abrufen kann, und manchmal auch nicht abrufen will. Um aber beruflichen Erfolg zu haben, muss er sie abrufen, ...

Der Erinnerungsfälscher,

nennt sich selber so, weil er seine eigenen Erinnerungen nicht abrufen kann, und manchmal auch nicht abrufen will. Um aber beruflichen Erfolg zu haben, muss er sie abrufen, oder eben fälschen.
Das Buch hat mich einerseits total berührt, da es sehr anschaulich vermittelt, wie man sich als Mensch fühlt, wenn man zwischen verschiedenen, absolut konträren Weltanschauungen festsitzt, andererseits vermittelt es dem Leser durch die distanzierte Erzählweise in der dritten Person eine Leere und Empathielosigkeit, die mich manchmal sprachlos gemacht hat. Der Protagonist Said Al-Wahid wurde in Bagdad geboren und floh in jungen Jahren nach Deutschland, wo er den ganzen bürokratischen Tücken dieses Staates ausgeliefert war. Zu Hause scheint er sich hier nicht zu fühlen, aber zumindest angekommen. Angekommen in einem Leben, das familiär , sicher und stabil ist. Auch Bagdad scheint nicht mehr seine Heimat zu sein, alles ist anders, war aber noch nie wirklich gut. Hier fehlen Stabilität und Sicherheit völlig. Dafür gibt es wahrscheinlich nur ein Minimum an Bürokratie.
All die Zerrissenheit und Heimatlosigkeit waren eindringlich und sehr berührend beschrieben. Ein wenig gefehlt hat mir die Nähe zu Monika, sie fällt leider oben angesprochener Empathielosigkeit zum Opfer.
Dieses Buch bespricht auch einige Themen, die ein Land betreffen, welches noch nie wirklich in Frieden lebte. Und den Kontrast der deutschen Mentalität. Schade fand ich auch ein wenig, dass der Autor nie den Mut gefunden hat, seinem Protagonisten den einen Moment der Schwäche einzugestehen, in dem er um Hilfe für sein Gedächtnisproblem ersucht. Hier wäre ein dezenter Hinweis auf das Thema PTBS sehr befreiend gewesen. So wirkt das ganze Buch in großen Teilen ein wenig depressiv und hilflos , da der Protagonist" in keiner Situation wirklich selber richtig aktiv wird", er handelt immer nur nach den Vorschlägen und Maßgaben anderer. Passend hierzu sind die Parallelen zum Buch " Die Taube " von Patrick Süskind, welches der Protagonist dreimal versucht zu lesen.

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Endlich

Secrets of a Small Town Girl (Baileys-Serie 7)
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Okay, bei Juno und Colton wusste man schon vorher ziemlich genau worum es geht und was passieren könnte, zog sich diese Nicht – Liebe doch schon durch alle Bände.
Hier erlebt der Leser ein ganz klassisches ...

Okay, bei Juno und Colton wusste man schon vorher ziemlich genau worum es geht und was passieren könnte, zog sich diese Nicht – Liebe doch schon durch alle Bände.
Hier erlebt der Leser ein ganz klassisches Friends – to - Lovers Buch, das aber ausgesprochen geschmackvoll ist. Kein Kitsch, sondern richtig ernste Gefühle. Wer die Serie verfolgt, wird wissen, wie sehr Juno an sich selber zweifelt und denkt, nicht glücklich sein zu dürfen.
Colton dagegen weiß schon lange , dass er Juno liebt.
Obwohl man als Kenner dieser Serie wusste, was passieren könnte fand dich dieses Buch recht erfrischend und spannend. Die Rückblenden haben die Geschichte lebendig gehalten und es gibt für jedes Verhalten eine Erklärung. Der Schreibstil ist wie immer routiniert und zeigt dem Leser eine wunderbare, spannende und zuweilen sehr chaotische Familienwelt.
Das Buch lässt sich flüssig lesen und hat trotz! der vorhersehbaren Story einen hohen Spannungsbogen mit witzigen Details , die natürlich wieder ausschließlich Großmutter Dori zuzuschreiben sind. Gebt ihr nie euren Haustürschlüssel, Grins:)

Ein wenig anstrengend fand ich es zuweilen, die ganzen Babys zuzuordnen, da hätten ein paar Worte über die Eltern gut geholfen. Ansonsten gibt es nichts zu meckern. Solide , routinierte Unterhaltung auf hohem Niveau.

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Veröffentlicht am 09.02.2022

gelungen

Das Klassentreffen | Erotische Geschichten
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Auch mit diesem Buch beweist Frau Wiles wieder ihr Händchen für erotische Kurzgeschichten. Prickelnd und dennoch anspruchsvoll gestaltet sie alle Geschichten recht abwechslungsreich und bunt gemischt. ...

Auch mit diesem Buch beweist Frau Wiles wieder ihr Händchen für erotische Kurzgeschichten. Prickelnd und dennoch anspruchsvoll gestaltet sie alle Geschichten recht abwechslungsreich und bunt gemischt. Es ist für jeden etwas dabei. Von reichen High Society – Schnöseln bis hin zum Treffen im dörflichen , eingeschneiten Dorfgemeinschaftshaus reicht die Palette der Locations und Charaktere. Frau Wiles bedient sich dabei einer durchaus anregenden bildhaften Sprache, die zwar manchmal ein paar vulgäre Ausdrücke einflicht, aber niemals abdriftet ins Geschmacklose oder Niveaulose. Auch gut sind die Beschreibungen drumherum, kurze Beschreibungen der Personen und der Gegebenheiten, sodass man sich als Leser durchaus wünschen könnte anstelle der Hauptprotagonistin in diesem Buch mitzuspielen. Ich finde diese Sammlung rundum gelungen und die Geschichten haben eine perfekte Länge um mal eben schnell eine zu lesen. Für süße Träume... oder den begehrlichen Blick zum Mit – im Bett – Lieger zwecks Umsetzung der beschriebenen Tätigkeiten.
Fazit: Absolut perfekt im Genre erotische Kurzgeschichten.

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Veröffentlicht am 06.02.2022

Tote tanzen nicht

Eiskalt tanzt der Tod
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In "Eiskalt tanzt der Tod" bringt die Autorin abermals ihr ganzes Können zum Einsatz. Die Charaktere sind auf beiden Seiten gut gemischt und die Palette reicht von skurril bis bieder , spießig und manchmal ...

In "Eiskalt tanzt der Tod" bringt die Autorin abermals ihr ganzes Können zum Einsatz. Die Charaktere sind auf beiden Seiten gut gemischt und die Palette reicht von skurril bis bieder , spießig und manchmal auch ein wenig peinlich. Da ist Völxen, wie immer sehr eigenwillig in seinem Führungsstil, manchmal meint man er orientiere sich an seiner Schafherde und ziehe Parallelen zu seinem Team.... Rifkin , die Undurchschaubare wird hier ein wenig nahbarer und sympathischer, Raukel ist der Mitarbeiter mit dem größten Peinlichkeitsfaktor , aber dennoch einer guten Spürnase und dem Herz am rechten Fleck. Alle Protagonisten auf Seiten der Polizei agieren gekonnt, als Team und sind sehr gut beschrieben. Die Gruppendynamik treibt den Fall voran und hält den Spannungsbogen hoch.


Die Charaktere seitens der Verdächtigen sind ebenso vielfältig wie verdächtig und mach eine Beschreibung der Bewohner der Villa ließ mich schmunzeln. Den Fall fand ich gut aufgebaut, spannend beschrieben und nachvollziehbar. Der Spannungsbogen wechselt häufig die Grundtonart, von leise summend bis hin zu einem furiosen Crescendo zum Ende. Klasse. Auch die Beschreibungen von Hannover sind gut gelungen und stilecht in die Handlung integriert.


Fazit: Ein weiterer toll ausgearbeiteter Fall für das Team um Völxen.

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Veröffentlicht am 31.01.2022

Tolles Portrait

Sisi - Kaiserin wider Willen
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Das Buch " Sissi - Kaiserin wider Willen" hat mir gut gefallen. Normalerweise ist historisches nicht so mein Wohlfühlgenre, da ich persönlich keine große Ahnung von Geschichte habe und auch kein williger ...

Das Buch " Sissi - Kaiserin wider Willen" hat mir gut gefallen. Normalerweise ist historisches nicht so mein Wohlfühlgenre, da ich persönlich keine große Ahnung von Geschichte habe und auch kein williger Rechercheur bin. So muss ich auch hier darauf vertrauen, dass die Autorin sich an der Wahrheit entlang gehangelt hat und nur wenig fiktiv ausgeschmückt oder umgebaut hat. Schön finde ich , dass sie am Ende des Buches detailliert erklärt, was historisch belegt und was reine Fiktion ist. Sehr gut beschrieben finde ich die Umstände von Elisabeths Leben bei Hofe. Diese entsetzliche Gängelei und die wirren Restriktionen, die für unadlige Menschen schlichtweg nicht zu begreifen sind. Auch die damalige Zeit hatte es in sich, teilweise las ich mit gekrümmten Fußnägeln, was sich Frauen früher so alles hatten" bieten lassen müssen". All dies, und auch die Gefühle für ihren Ehemann Franz Josef und später für Andrassy fand ich sympathisch beschrieben. Da ich auch die Verfilmungen zu dieser Geschichte nicht kenne, konnte ich das Buch ganz unbefangen und unvoreingenommen lesen und war ständig im Zwiespalt, sowohl mit mir selber (der berufstätigen Mutter des Jahres 2022), als auch mit Sissi. Einerseits war da jede Menge Mitleid, ich meine sie war 16 als sie verheiratet wurde. Mal ehrlich, mit 16 habe ich die ersten heimlichen Flirtversuche in der Dorfdisko unternommen. Dieses Leben, das Sissi führen musste finde ich unvorstellbar, grausam und fremdbestimmt. Andererseits hat dieses Leben sie später zu einer recht egozentrischen Person werden lassen, was mir manchmal ein wenig unsympathisch war. Zumindest beschreibt die Autorin Sissi so .
Das Buch ist durchweg spannend, was ich großartig finde und es bietet einen recht guten Überblick über das Leben bei Hofe und blickt hinter die Kulissen der Schlossmauern und der verklärten Romantik.
Ein wenig Kritik zum Ende: Ich hätte mir entweder mehr Seiten gewünscht, oder einen Folgeband. So kamen viele Passagen schlichtweg zu kurz. Zum Beispiel ihre Reisejahre. Vier Jahre lapidar in einem Satz zusammengefasst, das fand ich schade und verschenkt. Auch so manch andere Sequenz hätte zum besseren Verständnis der Lebensumstände ein wenig üppiger beschrieben sein können.

Trotzdem bleibt mir als Fazit nur ein ganz großes Lob. Ein Buch, welches locker und spannend eine recht bekannte Geschichte aus einem anderen Blickwinkel erzählt, und mich mit dem Schreibstil so berührt hat, dass ich tatsächlich hinterher auf einer Online – Wissensseite nach/ weitergelesen habe. Und das ist doch das schönste Kompliment für ein historisches Buch.
Fünf schillernde Sterne und eine Leseempfehlung.

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