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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.06.2022

Ein intellektueller Spaziergang

Papyrus
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Das dicke Werk mit über 660 Seiten bibelartiger Seiten ist in der Tat eine Bibel. Die Geschichte der Bücher, ein Loblied auf die Entstehungsgeschichte, den Wert und die Weiterentwicklung des Buches in ...

Das dicke Werk mit über 660 Seiten bibelartiger Seiten ist in der Tat eine Bibel. Die Geschichte der Bücher, ein Loblied auf die Entstehungsgeschichte, den Wert und die Weiterentwicklung des Buches in der Antike. Die spanische Autorin Irene Vallejo nimmt uns mit auf eine Reise in diesem Buch über die Bücher und vor allem über das was es für den Leser und die Leserinnen ausmacht. Es ist übrigens übersetzt von Maria Meinel und Luis Ruby. Dieses Werk hat zwar viel mehr Sachbuchcharakter als Roman, aber so recht lässt es sich trotzdem nicht in DIE eine Schublade zwängen.
Denn dieses Buch mäandert sich durch Raum und Zeit und zwar mit sehr sehr starkem Fokus auf die Antike. Zunächst wird das antike Griechenland beleuchtet und dann folgt der Abschnitt der uns mit nach Rom nimmt. Es kommen unzählige Referenzen vor, wer hier stark bewandert ist, liest das Buch sicherlich mit erfrischender Leichtigkeit. Der Durchschnittsleser wird so seine Schwierigkeiten haben, wenn weniger humanistische Bildung vorliegt.
Und hier denke ich, liegt auch ein wenig das Problem der Erwartungshaltung an dieses Buch mit dem doch sehr eindeutigen Titel im Original: „El infinito en un junco: La invención de los libros en el mundo antiguo“ Hier steht die ‚Welt der Antike‘ im Titel und die Irreführung für die Leserschaft ist weniger gegeben.
Fazit: Es kann bereichern oder belasten – je nach Ausgangslage ist die dieses Buch Fluch oder Segen.

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Veröffentlicht am 09.02.2022

Wenig Lebensfreude auf 193 Seiten

Damenbart
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„Manche Sterne fallen leise, manche laut und mit Feuerschweif.“ (S. 166)
Sarah Pines, Autorin verschiedenster deutschsprachiger journalistischer Medien hat ihr literarisches Debüt in Form einer Kurzgeschichtensammlung ...

„Manche Sterne fallen leise, manche laut und mit Feuerschweif.“ (S. 166)
Sarah Pines, Autorin verschiedenster deutschsprachiger journalistischer Medien hat ihr literarisches Debüt in Form einer Kurzgeschichtensammlung publiziert. In 17 eigenständigen Kurzgeschichten präsentiert sie uns ihr Schreibtalent.
„Draußen zog die Tonspur der Nacht vorüber, Gläserklirren irgendwo, das Geräusch von Mopeds, Frauen lachen, grölende Jugendliche, Hundegebell.“ (S. 57)
Alle Geschichten eint eine antriebslose, deprimierende Grundstimmung, die ihren Ursprung in der Vergangenheit der Protagonisten hat. Alle Charaktere hadern und es fehlt an Sinn und Perspektive. Höhst trostlos und brutal melancholisch.
Was als Gegengewicht zu dem wiederkehrenden Motiv der einsamen Frau steht, ist die stets wechselnde Perspektive: mal ein anderes Land, eine andere Zeit, ein anderes Milieu. Zu den sezierten Damen gesellt sich nur eine Ausnahme und das ist „Zugenäht“. Diese Geschichte auch mein Favorit in dieser Sammlung.
„derjenige, der am meisten schimpft, hat nicht notwendigerweise am meisten unrecht.“ (S. 83)
Spannend sind die Geschichten zu lesen, denn in jeder musss man sich sprachlich neu orientieren. Sahra Pines, studierte Literaturwissenschaftlerin spielt mit ihren Möglichkeiten. Einerseits zeichnet sie sehr raue Bilder, die zugleich aber fragil sind. Besonders interessant fand ich persönlich die fast lyrische Sprache die machen Sätze zusammenhält. Manch anderes Mal ist es die Syntax, die einen eigenwilligen Rhythmus vorgibt. Die Wortwahl auch mal karg, aber auf den Punkt. Oft stellen sich genau die unbehaglichen Gefühle ein, die die jeweiligen Geschichten transportieren.
„In der Ferne verschleierte Nebel die Unendlichkeit des irgendwann nahenden Sommers." (S. 21)

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Szenen aus einem flirrenden Sommer Roms

Der letzte Sommer in der Stadt
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Leo Gazzarra verlässt Mailand um in Rom sein Glück zu suchen, wie einst der Autor, Gianfranco Calligarich, selbst. Aus Leos Erzählperspektive erleben wir Rom der 70er Jahre und wie er dort mehr Verlierer ...

Leo Gazzarra verlässt Mailand um in Rom sein Glück zu suchen, wie einst der Autor, Gianfranco Calligarich, selbst. Aus Leos Erzählperspektive erleben wir Rom der 70er Jahre und wie er dort mehr Verlierer als Gewinner trunken durchs Leben stolpert und die Nächte zum Tag macht. Er hat zunächst Arbeit und beginnt beim „Corriere dello Sport“, aber auch das wie vieles andere in seinem Leben ist nicht von langer Dauer, denn es kracht auch mit der Liebe seines Lebens: Arianna. Immer wieder ist der Roman bitterböse und dann doch voller Leben. Ein Gegensatz zwischen zwei Buchdeckeln.
So fern ist das was man dort liest von der eigene Realität weit entfernt und das nicht nur, weil er in den 70er Jahren spielt. Es ist eine Welt in sich, zwar gibt es wunderbare Liebeserklärungen im Roman an Rom und sein Flair, aber wir lernen eher die Halunken und Träumer der Stadt in den angesagten Bars kennen als die Normalen. Leo können wir beim Abbauen zusehen, denn sein Umfeld setzt ihm zu, es wird gestorben und nicht alles was brennt, wird ausgesprochen.
Dieser Roman wurde zum ersten Mal 1973 in Italien publiziert und avancierte zum Kultbuch. Daher war auch meine Erwartungshaltung eventuell eine zu hohe. Es ist ein Roman mit wenig Spannungsbogen. Wir folgen Leo durch die Stadt, fast Mosaikartig setzt sich ein Panorama der Stadt um die Hauptfigur zusammen. Die Hitze quilt förmlich aus den Seiten, das mäandernde spiegelt auch den Seelenzustand von Leo wieder. Warum also Kultbuch? Aus meiner Sicht die simple Sicht auf das Leben, dass es zeitlos kaputt zugeht. Auch heute könnte man diese Zeilen verorten. Das macht den Roman literarisch interessant, Spannung gibt es aus meiner Sicht weniger.
Aber interessant könnte das Buch für alle Besucher der Ewigen Stadt sein, in Mitten des Trubels hat der Roman sicher eine ganz andere Magie!

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Veröffentlicht am 30.09.2021

Kann sie gerettet werden?

Die Tochter des Präsidenten
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Weder Bill Clinton noch James Patterson muss man vorstellen! Jeder ein Schwergewicht seiner Klasse und nun gemeinsam schreibend! ‚Die Tochter des Präsidenten‘ ist bereits der zweite Thriller den die beiden ...

Weder Bill Clinton noch James Patterson muss man vorstellen! Jeder ein Schwergewicht seiner Klasse und nun gemeinsam schreibend! ‚Die Tochter des Präsidenten‘ ist bereits der zweite Thriller den die beiden gemeinsam vorlegten. Der erste Megaseller war ‚The President is missing‘ – nicht wundern, auch im Deutschen heißt das Buch genauso wie im Englischen.
Auch ‚Die Tochter des Präsidenten‘ hat wieder einen klassischer Petersson-Aufbau, denn die Kapitel sind super kurz, zum größten Teil nur 3 Seiten lang und da sammelt sich einiges an zu 136 Kapitel mit 554 Seiten. Es ist ein klassischer Pageturner und die Spannung steigt von Seite zu Seite! Und bei so kurzen Kapiteln denkt man schon: „Ach, ein Kapitel geht noch!“ und schwups sind wieder 50 Seiten inhaliert!
Der ehemalige Präsident wird von einer äußerst unsympathischen neuen Präsidentin abgelöst, hier sind sehr klar die Parallelen zu Bill Clinton und seinem Nachfolger Bush junior zu erkennen. Die Tochter des Ex-Präsidenten wird entführt und die neue Frau im Amt will dem ganzen nicht die nötige Aufmerksamkeit schenken, also muss der alte Präsident selbst ran. Kein Problem, er ist ja auch ehemaliger Soldat. Hier wurde etwas übertrieben was das „Super Hero“ image des Ex-Präsidenten anging. Trotz aller Spannung hätte auch weniger Militärsprache gut getan, jede Waffe und jeden Helikopter mit Typ zu benennen ist für mich persönlich too much. Das hätte weniger sein können und die Geschichte wäre weiterhin super spannend.
Klar, man sollte hier nicht die komplexesten Charaktere erwarten oder das Unwartbare per se, aber unterhaltsam ist es definitiv. Beeindruckend fand ich die Details zum Sicherheitsapparat und die politischen Interessenskonflikte, das sicher in dem Detailgrad ohne Bill Clinton nicht möglich gewesen wären.
Fazit: Klassischer Patterson mit viel Militär-Lingo!

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Veröffentlicht am 21.07.2021

Als Hörbuch gut umgesetzt

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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Wo anfange, wo aufhören bei diesem Kriminalroman. Gereizt hat es mich, weil ich gerne auch mal einen Krimi lese und das in historischem Setting von Wien reizend fand. Der Titel ist schon etwas reißerisch, ...

Wo anfange, wo aufhören bei diesem Kriminalroman. Gereizt hat es mich, weil ich gerne auch mal einen Krimi lese und das in historischem Setting von Wien reizend fand. Der Titel ist schon etwas reißerisch, aber nun gut, dachte ich mir, der Autor Oliver Pötzsch hat eine riesige Fangemeinde, warum also nicht. Hör ich es mir mal an!
„Das Buch des Totengräbers“ spielt 1893 in Wien. Der jungen Inspektor Leopold von Herzfeldt ist neu und hat just seinen ersten Tag bei der Polizei. Er war zuvor schon Untersuchungsrichter in einer anderen Stadt, ist kein Wiener und neuen Ermittlungstechniken besonders offen gegenüber wie Fotoapparaten. Genau in der Nacht vor seinem ersten Tag geschieht dieser unfassbare Mord an einer jungen Frau auf mehr als brutaler Weise und er ist schon zur Stelle. Tja, das war kein guter Auftakt für von Herzfeldt, er eckt an und wird gemieden.
Dann gibt es da noch den Totengräber, Augustin Rothmayer, der seine Erkenntnisse über die Leichen in ein Kompendium zusammenfasst und dann doch im Laufe der Ermittlungen zu einem Verbündeten wird mit Herzfeldt.
Natürlich bleibt es nicht bei einer Leiche. So viel zum Inhalt, sonst verrate ich zu viel. Es gibt auch eine reizende junge Kollegin im Präsidium die Herzfeldt waghalsig unterstützt und noch andere Charaktere, die so angelegt sind, dass sie noch in weiteren Fällen vorkommen können. Denn es ist ja auch ein Auftakt einer neuen Reihe (Totengräber-Serie).
Ich fand die Geschichte nicht sonderlich um die Ecke gedacht. Spannend war es aus meiner Sicht nur bedingt, auch wenn es natürlich den Friedhofcharme und damit ein wenig Gothic in gesamte Story bringt. Da ich es lieber knifflig mag und auch die Art des Sterbens an meiner weiblichen Seele gerüttelt hat, fand ich es in der Summe eher weniger gelungen.
Was man Oliver Pötzsch zugutehalten muss ist das historische Wien, dass konnte ich mir gut vorstellen. Auch wie er Erneuerungen wie das Telefon in die Geschichte einband fand ich gut.
Am besten umgesetzt, fand ich in der Tat diese Hörbuch-Produktion, weil der Sprecher grandios den Wiener Dialekt einbaut und die süffisante Art toll rüberbringt! Als Hörbuch-Produktion hat es sehr überzeugt, auch wenn der Stoff leider nur mäßig war!

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