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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.03.2022

Akribisch recherchiert und wunderbar geschrieben

Flüchtiges Glück
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Wir lesen die Geschichte der Familien Reinhoff und Harder, die in der ehemaligen DDR vor und nach der Wende spielt. Milla Reinhoff bekommt ein Baby und möchte den Vater Navid heiraten. Navid ist sich sicher, ...

Wir lesen die Geschichte der Familien Reinhoff und Harder, die in der ehemaligen DDR vor und nach der Wende spielt. Milla Reinhoff bekommt ein Baby und möchte den Vater Navid heiraten. Navid ist sich sicher, dass ein Geheimnis die Familie seiner Verlobten belastet und rollt die Vergangenheit auf, unter anderem um Millas Vater zu finden. Er entdeckt Lügen, Intrigen und Verrat, woraus jede Menge Verbitterung und Hass entstanden ist.
Nach „Geteilte Träume“ ist dies der zweite Wenderoman von Ulla Mothes. Ihr einfühlsamer, detaillierter Schreibstil hat mich schon beim ersten Buch direkt mitgenommen. Sie zeichnet ihre Charaktere sehr vielschichtig, keiner ist nur gut oder nur böse. So schafft sie es meisterhaft, auch die Abstufungen dazwischen darzustellen. Die historischen Fakten sind akribisch recherchiert, ich habe hier viel über das Leben in der DDR vor der Wende gelernt. Geschickt baut sie die Spannung auf, so dass die Geschichte fesselnd ist wie ein guter Krimi und ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte. Es hat mich von Anfang bis Ende nicht nur gut unterhalten, sondern mich auch einige interessante Fakten über unsere jüngere Vergangenheit gelehrt. Eigentlich sind hier 5 Sterne viel zu wenig, ich würde gerne mehr vergeben und gebe sehr gerne eine 100%-ige Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 27.02.2022

Entführung oder Verrat

Ein Präsident verschwindet
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Wir schreiben das Jahr 1954, der erste Präsident des Bundesverfassungsschutz, Olaf John ist plötzlich verschwunden und taucht in der DDR wieder auf. Kriminalhauptkommissar Philipp Gerber wird ...

Wir schreiben das Jahr 1954, der erste Präsident des Bundesverfassungsschutz, Olaf John ist plötzlich verschwunden und taucht in der DDR wieder auf. Kriminalhauptkommissar Philipp Gerber wird vom Bundeskanzler persönlich mit den Ermittlungen beauftragt, weil auch seine Freundin Eva Herder in den Fall verwickelt zu sein scheint. Er reist nach Berlin und wird in ein perfides Spiel zwischen Ost und West verwickelt.

Der sachliche, geradlinige Schreibstil macht es mir einfach, der Geschichte zu folgen, die direkt an den ersten Band dieser Reihe "Die Akte Adenauer" anknüpft, trotzdem aber gut für sich stehen kann. Es gibt keine großartigen Zeitsprünge, die Ereignisse werden in chronologischer Reihenfolge erzählt. Es gelingt Ralf Langroth sehr gut, die historischen Fakten mit der fiktiven Geschichte von Philipp und Eva zu verknüpfen. Die Personen wirken sehr authentisch, ich konnte mich besonders mit Eva sehr gut identifizieren. Sehr anschaulich schildert der Autor das Leben in Ost und West in dieser Phase des kalten Krieges, die latente Kriegsgefahr ist direkt zu spüren.

Insgesamt hat mich dieser Polit-Thriller erstklassig unterhalten. Er spielt in einer Zeit, zu der ich durch Erzählungen meiner Eltern selbst noch einen Bezug habe und ist deshalb für mich um so interessanter. Das Rätsel um Olaf John hat er nicht gelöst, das wird weiter ungelöst bleiben. Trotzdem kann ich dieses Buch mit gutem Gewissen weiter empfehlen.


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Veröffentlicht am 14.02.2022

Schwierige Zeiten

Palais Heiligendamm - Tage der Entscheidung
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Dieser 3. Band der Saga um die Hoteliersfamilie Falkenhayn und ihr Hotel „Palais Heiligendamm“ in Bad Doberan kann gut für sich alleine stehen. Ein ausführliches Personenverzeichnis und gelegentliche Verweise ...

Dieser 3. Band der Saga um die Hoteliersfamilie Falkenhayn und ihr Hotel „Palais Heiligendamm“ in Bad Doberan kann gut für sich alleine stehen. Ein ausführliches Personenverzeichnis und gelegentliche Verweise auf Begebenheiten in den beiden Vorgängerbänden helfen beim Verständnis. Michaela Grünigs Schreibstil ist einfühlsam, detailliert und flüssig. Es gelingt ihr perfekt, fiktive Personen und Ereignisse mit verbrieften historischen Fakten zu verknüpfen und so eine schlüssige, spannende Familiengeschichte zu schreiben.
In der immer unsicherer werdenden Situation muss die Familie Falkenhayn erleben, wie nach und nach eine ganz andere Art von Gästen ihr Hotel besucht. Vom ausgesuchten, adeligen oder gut betuchten Publikum über verschiedene Nazigrößen bis zum KdF-Publikum müssen sie alle Arten von Gästen bewirten. Für die regimekritisch eingestellten Falkenhayns ist das eine große Herausforderung. Auch privat stehen die Falkenhayns vor zahlreichen Entscheidungen.
In mehreren Handlungssträngen erfahren wir von Pauls Problemen mit Carl, erleben Julias erste Liebe, sind in Julius` Überlegungen zum Thema Auswanderung eingebunden und begleiten Luise auf der Suche nach der Liebe. Die Personen sind zahlreich, trotzdem verliert man nicht den Überblick und die Geschichte verliert nicht an Spannung. Bis zum Ende war ich gefesselt von dieser großartigen Familiengeschichte, für die ich sehr gerne eine uneingeschränkte Leseempfehlung da lasse.

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Veröffentlicht am 04.01.2022

Macht Lust auf die Fortsetzung

Der Friesenhof
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Wir lesen hier den Auftakt zu einer neuen Reihe historischer Romane von Fenja Lüders. Nach der in Hamburg spielenden Speicherstadt-Saga ist Fenja Lüders weitergezogen aufs platte Land. Der Roman spielt ...

Wir lesen hier den Auftakt zu einer neuen Reihe historischer Romane von Fenja Lüders. Nach der in Hamburg spielenden Speicherstadt-Saga ist Fenja Lüders weitergezogen aufs platte Land. Der Roman spielt in Ostfriesland, kurz nach Ende des 2. Weltkrieges. Der Friesenhof der Familie deFries hat seinen Bauern verloren. Henrike und ihre Töchter Helga, Gesa und Hanna müssen Vater Onno begraben. Durch diesen Verlust kommt der Hof in finanzielle Bedrängnis, besonders weil Günther als Ehemann von Tochter Helga auf der Auszahlung des Erbes besteht. Unterstützt von Tanti, der jüngeren Schwester von Henrike und den Knechten Tomek und Dierk, nehmen die drei Frauen den Kampf um die Zukunft des Friesenhofes auf.

Mir hat die Geschichte unheimlich gut gefallen. Es gelingt Fenja Lüders meisterhaft, die fiktive Geschichte der Familie deFries mit historischen Begebenheiten und dem herrschenden Zeitgeist zu verknüpfen. Sie schildert die Personen und ihr Umfeld so detailliert und einfühlsam, dass man als Leser das Gefühl hat, mitten im Geschehen zu sein. Besonders gut gefallen hat mir die Entwicklung von Mutter Henrike, die anfangs sehr passiv und blass wirkte, später aber sehr stark und selbstbewusst agiert hat. Mein absoluter Liebling aber ist Tanti, mit dem Herz am rechten Fleck und einer für die damalige Zeit revolutionären Lebenseinstellung findet sie in jeder Situation die richtigen Worte und ist eine wichtige Ratgeberin für Gesa und Hanna. Unsympathischer Gegenpol ist Günther, Helgas Mann. Habgierig und rechthaberisch fordert er das Erbe seiner Frau ein, ohne Rücksicht auf den Fortbestand des Hofes und die Existenz der Familie. Es passt zu seinem Charakter, dass er im Krieg zur SS gehörte. Diese Vergangenheit wird ihm hoffentlich noch auf die Füße fallen.

Am Ende dieses ersten Bandes bleiben einige Fragen offen. Es gilt, die losen Fäden in einer Fortsetzung, die im Juni 2022 erscheinen soll, zu verknüpfen. Darauf freue ich mich jetzt schon.

Mein Fazit: Ein historischer Roman genauso wie er sein soll. Hier kann ich nur eine 100%-ige Leseempfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 06.12.2021

Spannend und lehrreich

Die Mission des Kreuzritters
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Wir lesen hier die Geschichte der Königstochter Melisende im Jerusalem des 12. Jahrhunderts, inmitten der Kreuzzüge. Sie ist als Thronerbin erzogen worden, soll nun jedoch mit dem Grafen Foulqes verheiratet ...

Wir lesen hier die Geschichte der Königstochter Melisende im Jerusalem des 12. Jahrhunderts, inmitten der Kreuzzüge. Sie ist als Thronerbin erzogen worden, soll nun jedoch mit dem Grafen Foulqes verheiratet werden, der später König werden soll. Um dieser Ehe zu entgehen macht sie sich heimlich auf den Weg zu ihrer Schwester nach Antiochia. Dort wird sie aber nicht ankommen, denn sie wird von Seldschuken gefangen genommen und verschleppt. Ihr Vater schickt den Tempelritter Raol de Montalban mit dem Lösegeld zu ihrer Befreiung. Zusammen erleben die beiden eine abenteuerliche Heimreise nach Jerusalem.

Schon das Cover hat mich sehr angesprochen. Es passt sehr gut zur Geschichte. Der Schreibstil von Ulf Schiewe ist sehr mitreißend und man merkt sehr schnell, dass die historischen Fakten sehr akribisch recherchiert wurden. Manche Szenen waren mir fast ein wenig zu bildhaft beschrieben, die zu dieser Zeit üblichen Grausamkeiten hätte ich nicht ganz so deutlich vor Augen haben müssen. Sehr einfühlsam beschrieben ist die Annäherung zweier so unterschiedlicher Charaktere wie Raol und Melisende, die sich anfangs so gar nicht verstehen. Im Laufe ihrer gefährlichen Reise lernen sie sich durch tiefsinnige Gespräche über Religion, Krieg und ihrer beider Leben jedoch sehr viel besser kennen und machen beide eine beachtliche Persönlichkeitsentwicklung durch. Diese Gespräche sind es, die den Einblick in das Leben und Denken der Menschen im Heiligen Land zu dieser Zeit anschaulich gemacht und mir an diesem Buch am besten gefallen haben.
Melisende ist eine der historisch verbrieften Personen, ebenso wie ihr Vater Baudouin und ihr Bräutigam Foulques und noch einige andere Protagonisten. Es ist Ulf Schiewe perfekt gelungen, historische Personen und Begebenheiten mit fiktiven Ereignissen zu verknüpfen. Dabei bringt er seinen LeserInnen das Heilige Land und seine Bewohner in den wirren Zeiten der Kreuzzüge auf unterhaltsame und spannende Weise sehr nahe.
Ulf Schiewe ist hier nicht nur ein mitreißender historischer Roman gelungen, sondern auch ein leidenschaftliches Plädoyer für Verständigung und Frieden zwischen den Religionen. Leider zeigt es auch, dass es der Menschheit nicht gelungen ist, auf diesem Gebiet innerhalb von tausend Jahren auch nur das Geringste dazu zu lernen.

Fazit: Geschichte spannend und unterhaltsam verpackt – ein historischer Roman der Extraklasse und unbedingt empfehlenswert. Ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung.

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