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Veröffentlicht am 01.03.2022

Der Zauber der Natur für die Kleinsten hübsch in Szene gesetzt

Lotta entdeckt die Welt: Am Wasser
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Lotta ist wieder unterwegs und entdeckt die Welt. Diesmal erlebt sie einen besonderen Tag am Wasser, am Bach. Was es da alles zu sehen gibt: Enten, Störche, Frösche und viele weitere Tiere und Pflanzen.

Autorin ...

Lotta ist wieder unterwegs und entdeckt die Welt. Diesmal erlebt sie einen besonderen Tag am Wasser, am Bach. Was es da alles zu sehen gibt: Enten, Störche, Frösche und viele weitere Tiere und Pflanzen.

Autorin Sandra Grimm schreibt anschaulich und kindgemäß in einfachen klaren Sätzen. Die wörtliche Rede und die lautmalerischen Beschreibungen von Geräuschen gestalten den Text abwechslungsreich und lebendig. Optisch heben sich manche Wörter ab, weil sie etwas anders gedruckt sind.
Das Besondere an der Reihe sind die tollen Bilder. Katja Senners gemalte bunte Figuren sehen ausgesprochen niedlich aus. Diese drolligen Bilder gefallen sicher allen Kindern. Dass die Illustrationen absolut passend in echte Fotos eingearbeitet sind, macht den eigenen Reiz der Lotta-Bücher aus. Die Fotos werden perfekt in Szene gesetzt.
Die Reihe richtet sich an Kinder ab anderthalb Jahren, aber auch ältere Kinder werden an den faszinierenden Bilder bestimmt noch ihren Spaß haben.

„Lotta entdeckt die Welt am Wasser“ zeigt, wie bezaubernd die Natur doch ist. Wenn man genau hinsieht, kann man so viele einzigartige, Tiere, Pflanzen und Dinge entdecken. Eine einfache Blumenwiese steckt voller Magie! Überall finden sich Spuren von Tieren, an Lottas Bach haben zum Beispiel Biber einen Damm gebaut. An den Entenküken kann sich Lotta kaum sattsehen und das Wasser bietet für Lotta so viele Spielmöglichkeiten. Das Buch erinnert daran, die Natur wertzuschätzen und sich ihrer Wunder bewusst zu werden. Ein Tag in der Natur ist ein einziges Abenteuer. Für alle kleinen Tier- und Naturfreunde eine empfehlenswerte Reihe.

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Veröffentlicht am 26.02.2022

Fantasy, Magie, Action und eine erstaunliche Hauptfigur - gelungene Fortsetzung der phantastischen Reihe

Keeper of the Lost Cities – Das Exil (Keeper of the Lost Cities 2)
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„Wir könnten alle ein bisschen mehr seltsam in unserem Leben gebrauchen.“

Sophie Foster ist eine Elfe, die bisher bei den Menschen lebte. Nun ist sie Teil der Elfenwelt und muss sich an vieles dort erst ...

„Wir könnten alle ein bisschen mehr seltsam in unserem Leben gebrauchen.“

Sophie Foster ist eine Elfe, die bisher bei den Menschen lebte. Nun ist sie Teil der Elfenwelt und muss sich an vieles dort erst einmal gewöhnen. Vor allem, dass sie selbst viele unbekannte Fähigkeiten an sich entdeckt, die sie nicht richtig einschätzen kann, macht ihr zu schaffen.
Als Sophie in den Wäldern ein Alicorn entdeckt, zu dem sie sofort eine besondere Beziehung hat, bekommt sie vom Hohen Rat die Aufgabe, es zu zähmen. Doch das seltene Tier schwebt in Gefahr und der Auftrag ist alles andere als einfach für Sophie. Außerdem kommt es zu einem schrecklichen Zwischenfall, bei dem Sophies väterlicher Freund Alden schwer verletzt wird. Und auch Sophie selbst scheint an einer rätselhaften Krankheit zu leiden..

Shannon Messenger schreibt klar und flüssig in der ersten Vergangenheit. Da die Welt der Elfen sehr speziell ist, verwendet sie immer wieder Fachbegriffe, die dort eine besondere Bedeutung haben und die uns Menschen weniger geläufig sein dürften.
Die Reihe richtet sich an Kinder ab elf Jahren und Erwachsene, die bereit sind, sich auf das komplexe Szenario einzulassen und über Leseausdauer verfügen. Zum besseren Verständnis würde ich mir ein Glossar wichtiger Elfenausdrücke und ein Personenverzeichnis wünschen.

Die Personenkonstellation ist vielfältig und interessant. Sophie ist eine ganz besondere Hauptfigur, für mich ist sie fast etwas zu besonders. Die Fülle an Sophies Talenten macht es den Lesern der Reihe möglicherweise schwer, sich mit ihr zu identifizieren. Sophie kann nicht nur Gedanken lesen, sondern entdeckt immer noch weitere außergewöhnliche magische Fähigkeiten an sich. Über ihre wahre Herkunft ist bis jetzt noch wenig bekannt. Sophie hat selbst Schwierigkeiten damit, dass sie sich nicht richtig kennt und auch in der Elfenwelt genießt sie eine Sonderstellung.
Dass vielen Figuren etwas Unberechenbares anhaftet, macht sie sehr reizvoll. Einige Parallelen zu Charakteren aus Harry Potter sind offensichtlich. Bronte beispielsweise erinnert stark an Severus Snape. Dexter hat etwas von Ron Weasley, er steht Sophie ähnlich treu zur Seite wie Ron Harry, wirkt ehrlich und bodenständig, einfach sympathisch. In der Fortsetzung werden so manche Figuren etwas ausführlicher ausgestaltet, die Lesern finden sicherlich nun einen größeren Bezug zu ihnen. Es machte mir Spaß zu lesen, wie sich die Beziehungen der Charaktere entwickeln und intensivieren.

Wahnsinnig spannend und actionreich, welchen Gefahren Sophie diesmal ausgesetzt ist. Gerade scheint sie in Sicherheit, da droht schon neue Gefahr. Und auch in Sophies Innerem - sie tauscht sich oft über ihre Gedanken mit anderen aus- passiert Erstaunliches. Mir waren die telepathischen Unterhaltungen allerdings manchmal etwas zu viel. Dennoch ist das Ganze sehr packend und mitreißend zu lesen.
Der zweite Band spielt nur selten in der Schule, als Harry Potter-Fan hätte die Schule für mich durchaus auch eine größere Rolle einnehmen können. Trotzdem ist das gesamte Szenario so differenziert und komplex, dass es einen sofort fasziniert, fast süchtig macht.
Ich habe Sophies Geschichte längst noch nicht vollständig durchdrungen, viele Geheimnisse müssen noch ans Licht kommen, viele Rätsel warten darauf, gelöst zu werden. Mit dem zweiten Band bin ich Sophie und ihrer Welt ein Stück näher gekommen. Doch das reicht mir nicht, ich möchte noch mehr über diese außergewöhnliche Figur erfahren.
Wer einzigartige Szenarien, Fantasy, Action und Geschichten über besondere Freundschaften mag, sollte diese Reihe unbedingt lesen.

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Veröffentlicht am 19.02.2022

Ein spannendes Wettrennen und ein mysteriöser Diebstahl - fröhlich-bunte und aufregende Fortsetzung

Emil Einstein (Bd. 2)
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Emil ist stolz, er darf jetzt mit seinem Erfindermobil in die Schule fahren. Doch als die nervigen Viertklässler Max und Moritz Emils Seifenkiste sehen, fordern sie ihn zu einem Wettrennen heraus: Emil ...

Emil ist stolz, er darf jetzt mit seinem Erfindermobil in die Schule fahren. Doch als die nervigen Viertklässler Max und Moritz Emils Seifenkiste sehen, fordern sie ihn zu einem Wettrennen heraus: Emil in seinem Gefährt gegen die zwei Brüder auf ihren Rollern. Obwohl es nicht ganz fair ist, möchte Emil die Seifenkiste für den Notfall mit Superapfelsaft betanken, mit dem Treibstoff fährt sein Auto nämlich noch mal schneller. Doch dann klaut ein Dieb die letzte Flasche Apfelsaft. Emil will den Dieb unbedingt auf frischer Tat ertappen und dazu das Wettrennen gewinnen. Ob er sich da mal nicht zu viel vorgenommen hat?

Autorin Suza Kolb erzählt in flüssiger, kindgemäßer Sprache in der ersten Vergangenheit. Die Geschichte ist abwechslungsreich, lebendig und gut verständlich formuliert. Eine Besonderheit sind die wirklich hübschen, bunten Bilder von Anja Grote. Ihre Figuren sehen ausgesprochen niedlich aus. Die detaillierten, fröhlichen Illustrationen schaut sich bestimmt jedes Kind immer wieder gerne an.
Zum Vorlesen eignet sich die Geschichte für Kinder ab fünf Jahren.

Suza Kolb hat ganz unterschiedliche Figuren entworfen. Da ist zunächst der schlaue, umtriebige Emil. Er hat immer wieder die besten Ideen, könnte aber durchaus manchmal noch etwas frecher daherkommen, insgesamt wirkt er doch recht brav. Mit Hilfe seiner Tierübersetzungsmaschine, kurz TÜM, kann Emil seine Freunde die Maus Berta, den Kater Leonardo mit seinen italienischen Wurzeln und den Kauz Kauzi verstehen. Zum Glück ist Leonardo Vegetarier, Berta muss sich also nicht sorgen und auch Kauzi verspricht, Berta nicht zu fressen. Dass die tierischen Freunde auch mal Meinungsverschiedenheiten haben, ist nur natürlich und sehr unterhaltsam und amüsant. Eine tolle Figur ist auch die Nachbarin Frau Pfeifendeckel, die wenn sie nicht gerade verreist ist, immer Zeit für Emil hat. Dummerweise müssen Emils Eltern als Tierärzte nämlich ziemlich oft und viel arbeiten.

Ob Emil beide Missionen erfolgreich absolvieren wird? Die Suche nach dem Dieb wird witzig beschrieben, allerdings ist die Identität des Apfelsaftklauers keine große Überraschung. Etwas spannender ist da schon Emils Rennen gegen die Roller. Hier muss sich Emil wirklich etwas einfallen lassen.
Insgesamt ist „Emil Einstein- Die weltbeste Dieb-Schreck-Falle“ eine nette, solide Kindergeschichte, die Spaß macht. Kein absolutes Highlight, manchmal in der Handlung etwas zu konventionell und vorhersehbar, aber doch ein empfehlenswertes Buch für alle, die den ersten Band, Erfinder, Tiere und bunte, besondere Bilder mögen.

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Veröffentlicht am 15.02.2022

In der Parallelwelt der Elfen - Solider Auftakt einer neuen Serie mit Anleihen bei Harry Potter

Keeper of the Lost Cities – Der Aufbruch (Keeper of the Lost Cities 1)
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„Die Menschen geben ihr Bestes, aber ihr Verstand kann noch nicht einmal annähernd begreifen, wie komplex die Realität in Wirklichkeit ist.“

Sophie Foster ist ein Wunderkind, sie bringt hervorragende ...

„Die Menschen geben ihr Bestes, aber ihr Verstand kann noch nicht einmal annähernd begreifen, wie komplex die Realität in Wirklichkeit ist.“

Sophie Foster ist ein Wunderkind, sie bringt hervorragende Schulleistungen und hat ein fotografisches Gedächtnis. Mit nur zwölf Jahren bietet ihr die Yale-Universität bereits ein Stipendium an. Sophie fühlt sich allerdings oft, als gehöre sie nicht dazu, was nicht zuletzt daran liegt, dass sie Gedanken anderer Menschen hören kann. Davon erzählt sie aber sicherheitshalber niemandem, um nicht für verrückt gehalten zu werden. Eines Tages lernt Sophie Fitz kennen. Der hat Unglaubliches zu berichten und eine Erklärung dafür, warum Sophie so anders ist: Sophie ist ein Elf. Fitz bringt Sophie in die Elfenwelt, wo sie ein komplett neues Leben beginnt und eine Schule mit für sie völlig neuen Fächern besucht. Das ist gar nicht so einfach, wenn man zwölf Jahre als Mensch gelebt hat. Und leider wissen auch die Elfen nicht, woher Sophie wirklich stammt und wer sie eigentlich ist…

Shannon Messenger schreibt altersgemäß und verständlich, manche speziellen Ausdrücke aus der Welt der Elfen müssen aus dem Kontext erschlossen werden.
Sprecher David Nathan liest die Gescchichte gut betont, lebendig und mitreißend vor. Das Hörbuch richtet sich an ausdauernde Hörerinnen und Hörer ab elf Jahren.


Die Charaktere sind hauptsächlich Elfen und daher natürlich ziemlich ungewöhnlich und interessant. Mit der großen Anzahl an Personen hatte ich allerdings so meine Schwierigkeiten. Es kommen so viele verschiedene Figuren vor, dass ich teilweise die Übersicht verlor und die einzelnen Charaktere schwer einschätzen konnte. Es ist erforderlich, sehr, konzentriert zuzuhören, um den Überblick zu behalten.
Sophie als Figur erinnert ein wenig an Harry Potter. In die Menschenwelt gehört sie nicht, fühlt sich dort unwohl. Sie hat besondere Fähigkeiten, von denen keiner wissen darf. Aber auch in der Elfenwelt ist ihre Herkunft ein Geheimnis und so manche Charaktere begegnen ihr mit Misstrauen. Während ihres Studiums an der Foxfire treten einige bisher unbekannte Talente bei ihr auf. Sophie ist ein Rätsel, das die Hörer herausfordert. Gleichzeitig tat sie mir auch leid, weil sie überall fremd ist und ihren Platz noch nicht gefunden hat.
Auch andere Figuren bringen zum Grübeln, da sie sehr undurchsichtig sind. Bronte, der in Foxfire unterrichtet zum Beispiel, er scheint der „Snape“ der Foxfire zu sein und eine „wirklich harte Nuss“. Mir persönlich war Sophies Freund Dexter sehr sympathisch, er hat Humor, ist loyal, wie Ron Weasley, einfach ein netter Kerl. Bei ihm hatte ich das Gefühl, dass er es stets ehrlich meint und dass sich Sophie auf ihn verlassen kann. Auf einige andere dubiose Figuren trifft das nicht zu. Dieses Buch ist der Auftakt einer Reihe, sicherlich werden die Figuren im Laufe der Zeit noch klarer herausgearbeitet und kommen so den Hörerinnen und Hörern näher.

Sophies Leben ist ein einziges Abenteuer. Sie muss sich in „Keeper of the lost cities - Der Aufbruch“ in einer neuen Umgebung zurecht finden. Sie weiß dabei nicht, wie sie sich verhalten soll, kennt die Regeln nicht und bringt sich immer wieder in die Bredouille. Gleichzeitig scheint Sophie nicht sicher, ihr droht von unbekannter Seite große Gefahr. Ziemlich spannend, was ihr alles widerfährt. Und ziemlich komplex die Handlung. In der Elfenwelt muss man sich auch als Hörer erst einmal orientieren und leider kann man da bei Unklarheiten nicht einfach zurückblättern und nachlesen. Eigentlich ist die Gesellschaft der Elfen berechenbar, fast erschreckend kontrolliert und gesetzestreu, doch befindet sie sich gerade im Umbruch, passt sich der Menschenwelt an. Es kommt nun auch häufiger bei den Elfen zu Verfehlungen. Wie Elfen- und Menschenwelt dargestellt und verknüpft werden, fand ich grundsätzlich sehr reizvoll und faszinierend, auch wenn mir noch nicht ganz klar war, wie genau beide parallel existieren können. Auch wenn die Elfen das anders sehen, muss da ein wenig Magie dahinter stecken.
Für meine Begriffe kann das Hörbuch trotz vieler offensichtlicher Parallelen dem Vergleich mit Harry Potter noch nicht standhalten. Mir ist noch zu vieles unklar, es gibt für mich noch zu viele Fragezeichen. Ich habe bis jetzt noch zu wenig Bezug zu den Figuren, konnte daher noch nicht komplett in Sophies Welt „eintauchen“. Aber in den nächsten Bänden kann sich das alles noch entwickeln, die Figuren kommen vielleicht der Hörerschaft näher, die komplexe Welt wird sicher klarer, einige Rätsel werden gelöst werden. Vielversprechendes Potential ist definitiv vorhanden. Für mich kein perfekter Wow-Auftakt, aber ein stellenweiser doch gelungener, der durchaus Lust auf mehr macht.

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Veröffentlicht am 15.02.2022

Von Frauen, die ins Schlingern geraten - ein unterhaltsames, kluges Buch über die Krisen des Lebens

Eure Leben, lebt sie alle
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„Wünsche müssen überkandidelt sein. Vermessen. Extrem kompliziert zu erfüllen. Sonst setzt sich keine Fee in Bewegung, sonst kann man es gleich selber machen.“

Vor fast zwanzig Jahren starb Musiker Jonas ...

„Wünsche müssen überkandidelt sein. Vermessen. Extrem kompliziert zu erfüllen. Sonst setzt sich keine Fee in Bewegung, sonst kann man es gleich selber machen.“

Vor fast zwanzig Jahren starb Musiker Jonas bei einem Unfall. Seine Mutter Marianne und seine vier Freundinnen Ellen, Luise, Johanna und Freddy blieben zurück. Auch heute halten die Frauen noch Kontakt und jede hat ihre eigenen Probleme: Marianne vergisst immer mehr, Ellen hadert mit ihrem Comeback als Musikerin und manchen anderen Entscheidungen, Freddy hat Geldsorgen und muss ihren Vater enttäuschen, Luises Familie will nicht so, wie sie will und Johanna verabschiedet sich einmal mehr von ihrem aktuellen Leben. Diesmal für immer?

Sybille Hein schreibt klar, direkt und sehr bildhaft. Ihr besonderer Schreibstil imponiert mir. Die Autorin bringt es mit vielen wahren, klugen Sätzen und Vergleichen auf den Punkt. So trägt Freddy beispielsweise schwere Schuhe, „die sie am Boden hielten, damit Eindrücke, Gedanken, Schlussfolgerungen - das ganze schlaue Gefecht, das fortwährend in ihrem Kopf tobt - sie nicht davontragen konnten.“ Hein erzählt abwechselnd aus der Perspektive von Marianne, Freddy, Ellen und Luise. Anfangs fiel es mir noch schwer, die einzelnen Frauen voneinander zu unterscheiden. Da kamen doch sehr viele Personen zusammen, die anfangs alle etwas zusammenhangslos und isoliert wirken. Doch mit jeder weiteren „Runde“, in der die jeweils neuen Entwicklungen aus der Sicht der Figuren geschildert werden, wurden die Personen und ihre Lebensumstände verständlicher.

Fünf ganz unterschiedliche Frauen stehen hier im Mittelpunkt, eine Art Schicksalsgemeinde.
Da ist Marianne, die „Wundertütenpersönlichkeit“ die wichtige Bezugspersonen im Leben verloren hat, nicht nur ihren Sohn, und die immer tapfer weitergemacht hat, ohne sich unterkriegen zu lassen. Doch jetzt verliert sie ganze Momente, hat Aussetzer.
Ellen arbeitet als Therapeutin, weiß genau, was bei anderen schiefläuft, könnte eigentlich zufrieden sein, „läuft aber aktuell selber nicht ganz rund“ und ist auf dem besten Wege, selbst in Schieflage zu geraten.
Lektorin Freddy kann mit Sprache umgehen, hadert mit ihrer Einsamkeit, ihrer Körperfülle, ihrer Kinderlosigkeit und damit, ihrem Vater nicht das bieten zu können, was er braucht. Freddy weiß: „Aber wir können nicht alle immer nur Opfer sein! Es muss Menschen geben, die für ihre selbst verzapfte Scheiße Verantwortung übernehmen. Und diese Menschen können nicht immer nur so arme Würste sein wie ich.“
Luise fokussiert sich nur auf ihre Kinder, weiß, was für ihre Familie gut ist, aber die weiß es nicht zu schätzen.
Auch Johanna hat ihr Leben verpfuscht und liegt nun im Krankenhaus.
Die Figuren werden zwar gehörig überzeichnet, sind aber dennoch nachvollziehbar. Manche mehr, manche weniger sympathisch.

Auch wenn für mich der große ganze Zusammenhang am Ende noch etwas deutlich hätte werden können, hat mich Sybille Hein mit ihrem Roman erreicht. Menschen erleben Krisen, machen Fehler, biegen wie die Hauptfiguren einmal falsch ab oder werden von anderen von der Straße gedrängt. Aber Leben finden nicht unabhängig statt, berühren andere und können auch immer wieder auf die richtige Spur gebracht werden.
Auch wenn der rote Faden, noch stellenweise etwas roter und leuchtender hätte sein können, hat mich „Eure Leben, lebt sie alle“ unterhalten und zum Nachdenken und Schmunzeln gebracht. Ein kurzweiliges, melancholisches, trauriges, hoffnungsvolles und kluges Buch.

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