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Veröffentlicht am 29.04.2022

Eine Geschichte und Figuren, an die man gerne zurückdenkt

Das unglaubliche Leben des Wallace Price
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Darum geht’s:
Wallace Price ist ein skrupelloser Anwalt, für den alleine die Arbeit und der Erfolg zählen, das Menschliche bleibt auf der Strecke. Es verwundert also nicht, dass nach seinem plötzlichen ...

Darum geht’s:
Wallace Price ist ein skrupelloser Anwalt, für den alleine die Arbeit und der Erfolg zählen, das Menschliche bleibt auf der Strecke. Es verwundert also nicht, dass nach seinem plötzlichen Tod nur wenige Menschen an seiner Trauerfeier teilnehmen. Und dann findet er sich in einem seltsamen Teeladen, der sich als eine Art Zwischenwelt herausstellt, wieder. Dort soll ihn der Fährmann Hugo auf das Jenseits vorbereiten. Doch Wallace ist noch nicht bereit für seine letzte Reise und es wird ihm erlaubt, noch eine Weile dort zu verweilen. Diese Zeit wird Wallaces Einstellung zum Leben und zum Tod für immer verändern.

So fand ich‘s:
„Mr. Parnassus‘ Heim für magisch Begabte“ war definitiv eines meiner Jahreshighlights in 2021 und so hibbelte ich T.J. Klunes neuem Buch richtiggehend entgegen. Möglicherweise war es gerade diese hohe Erwartungshaltung, die mich zu Beginn der Lektüre dann ein wenig ausgebremst hat. Ich brauchte hier tatsächlich einige Kapitel, bis ich richtig in der Geschichte angekommen war. Es waren dann auch in erster Linie der lockere Erzählstil sowie die Liebe des Autors zu seinen Figuren, die wieder intensiv spürbar war, die mich durchhalten ließen. Ab einem gewissen Punkt – so genau kann ich ihn nicht lokalisieren – hat mich dann die Geschichte doch noch gepackt und von dem Moment an war ich total gefesselt von einem Thema, das vom Leser einiges abverlangt.

In der Tat bereitet das Thema Sterben und das „Danach“ meistens großes Unbehagen. Doch dem Autor gelingt es hier aus einer unbequemen Thematik eine sensible und herzerwärmende Geschichte zu machen. Dabei kommt es nicht drauf an, was man glaubt, was einen nach dem Tod erwartet und ich hatte zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, der Autor wolle mir seine Überzeugung aufdrängen. Im Gegenteil: Es geht hier eigentlich viel mehr um das Leben als um das Sterben und wie wichtig Vertrauen, Hoffnung und Loslassen sind.

T.J. Klune hat sensible Themen wie Verlust, Selbstmord und gar Kindstod sehr einfühlsam verpackt. Dieses Buch unterscheidet sich auch deutlich vom Parnassus-Buch und ist zum Beispiel um einiges melancholischer und ernster. Trotzdem bleibt der Autor seinem unbeschwerten Schreibstil treu, was der Geschichte trotz schwerer Kost eine gewisse Leichtigkeit schenkte.

Trotz Startschwierigkeiten hat der Autor es schlussendlich auch mit diesem Buch geschafft, mich zu berühren und zum Nachdenken zu bringen, mich laut lachen und mich gleichzeitig ein schwieriges Thema genauer betrachten zu lassen. Und ich werde immer wieder sehr gerne – vor allem auch beim Teetrinken - an diese Geschichte und die liebevoll gezeichneten Figuren denken.

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Veröffentlicht am 16.03.2022

Geschichten über starke Frauen für starke Frauen

Don't Breathe - Hass & Liebe
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Darum geht‘s:
Vik Tory erzählt in sechs „Romance Crime Shortstorys” die Geschichten von sehr unterschiedlichen Frauen, die eines gemeinsam haben. Alle suchen ihr Glück und den Sinn des Lebens in der Liebe. ...

Darum geht‘s:
Vik Tory erzählt in sechs „Romance Crime Shortstorys” die Geschichten von sehr unterschiedlichen Frauen, die eines gemeinsam haben. Alle suchen ihr Glück und den Sinn des Lebens in der Liebe. Doch der Weg zum Glück ist nicht so gradlinig wie erhofft und die Protagonistinnen werden mit schicksalshaften Begegnungen sowie extremen und dramatischen Situationen konfrontiert. Doch starke Frauen lassen sich nicht so einfach unterkriegen…

So fand ich‘s:
Ab und an lese ich ganz gerne Kurzgeschichten. Ich finde es immer faszinierend, wieviel ein Autor in so eine kleine Seitenzahl hineinpacken kann. Für mich ist das ein besonderes Talent, wenn es eine so kompakt erzählte Geschichte schafft, mich zu fesseln. Und Vik Tory ist das hier in „Dont’t Breathe – Hass & Liebe“ auf jeden Fall gelungen.

Die Autorin zeigt mit ihren Geschichten über sehr unterschiedliche Frauen, dass sie vor Ideen nur so sprudelt. Auch wenn es allen Protagonistinnen um die große Liebe und den Sinn des Lebens geht, sind die einzelnen Storys dennoch sehr individuell und erzeugen jede für sich eine ganz eigene Atmosphäre.
Vik Torys Erzählstil ist sehr gefühlvoll und einfühlsam, ohne schnulzig zu werden. Die Figuren sind lebendig gezeichnet – mal sensibel, mal temperamentvoller, aber auch immer mit einer gesunden Prise Ironie. Gleichzeitig schafft die Autorin es, auch beklemmende und erschütternde Szenen lebendig darzustellen.

„Provozierend, düster, sexy“ – so wird das Buch angepriesen und ich finde, dass diese drei Worte, das Buch sehr gut zusammenfassen. Es gibt Wendungen, mit denen die Autorin mich nicht nur überrascht, sondern auch ein klein wenig bestürzt hat. Aber das scheint durchaus gewollt und die Autorin hat bei mir so gesehen ihr Ziel definitiv erreicht.

Es sind sechs Geschichten über starke Frauen für starke Frauen – Geschichten, die mir mitunter unter die Haut gegangen sind. Kurzum: Vik Tory hat mich von ihrem Erzähltalent überzeugt und mir unterhaltsame, spannende und überraschende Lesestunden geschenkt.

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Veröffentlicht am 23.02.2022

Ein Kaleidoskop an Zwischenmenschlichkeiten in arktischer Atmosphäre

Wo die Dunkelheit beginnt
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Darum geht‘s:
Spitzbergen – ein besonderer Ort, gefühlt am Ende der Welt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass viele Menschen, die ihr altes Leben hinter sich lassen wollen, gerade hier neu anfangen ...

Darum geht‘s:
Spitzbergen – ein besonderer Ort, gefühlt am Ende der Welt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass viele Menschen, die ihr altes Leben hinter sich lassen wollen, gerade hier neu anfangen möchten. Da ist zum Beispiel Martin, der deutsche Mikrobiologe, der sich erhofft, in der neuen Umgebung über seine gescheiterte Ehe hinwegzukommen. Er trifft auf seine Landsmännin Rebecca, die jedoch ein großes Geheimnis um ihre Vergangenheit zu machen scheint. Die beiden fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Doch Rebeccas unausgesprochene Geschichte steht zwischen den beiden und wird erst recht zum Thema, als eine Kollegin von Martin mit einer Kopfverletzung tot aufgefunden wird. Hat dieser tragische Todesfall etwas mit Rebeccas Vergangenheit zu tun?

So fand ich‘s:
Auch wenn die Kurzbeschreibung und die deutsche Autorin (die zusammen mit ihrem Mann hinter dem Pseudonym steckt) es vermuten lassen könnten, handelt es sich bei diesem Buch um keinen Krimi oder Psychothriller. Ich habe „Wo die Dunkelheit beginnt“ vielmehr als Kaleidoskop an Zwischenmenschlichkeiten erlebt – ein moderner Roman, in dem starke Charakterköpfe, teilweise in Ausnahmesituationen, aufeinandertreffen.

Für mich liegt die Stärke des Buches jedoch definitiv im Setting in Spitzbergen. Einige Besonderheiten dieser scheinbar unwirtlichen Welt, hatte ich bereits in Dokumentationen aufgeschnappt. Diese Eigentümlichkeiten haben die beiden Autoren hier geschickt genutzt, um ihre Geschichte in diesem besonderen Rahmen und vor allem unter dem mystischen Licht der Polarnacht zu erzählen. Man spürt durchwegs die Faszination, die dieser außergewöhnliche Flecken Erde auf die Autoren ausübt und bekommt beim Lesen große Lust, sofort die Koffer zu packen und sich auf den Weg in den hohen Norden zu machen.

Wenn man über einen Ort wie Spitzbergen schreibt, kommt man am Thema Klimawandel nicht vorbei. Doch diese Problematik wurde hier wohldosiert und nimmt zu keiner Zeit die Überhand. Es regt zum Nachdenken an, aber immer ohne erhobenen Zeigefinger.

Man darf hier keinen actiongeladenen Plot oder große Überraschungen erwarten. Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen. Gerade der Einstieg hatte auch eine entschleunigende Wirkung auf mich – genau passend zu der arktischen Atmosphäre, die mich schnell gefangen genommen hatte und mir eine angenehme und anregende (Lese-)Reise bescherte.

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Veröffentlicht am 10.02.2022

Ein zauberhaftes Wintermärchen

Stella und der Mondscheinvogel
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Darum geht’s:
Nachdem das Waisenmädchen Stella auch noch ihre Tante verloren hat, wird sie zu ihrem unbekannten Taufpaten, Captain Jones, nach Wales geschickt. Sie hofft dort endlich die lang ersehnte ...

Darum geht’s:
Nachdem das Waisenmädchen Stella auch noch ihre Tante verloren hat, wird sie zu ihrem unbekannten Taufpaten, Captain Jones, nach Wales geschickt. Sie hofft dort endlich die lang ersehnte Familie zu bekommen. Doch schon auf dem Weg dorthin geschieht Merkwürdiges und unverhofft gerät sie in den Besitz eines geheimnisvollen Paketes mit einem alten Spielzeugvogel.

Als Stella endlich in Wales ankommt, ist leider alles ganz anders, als sie sich erträumt hatte. Im Hause herrscht Kälte und Trauer, denn Captain Jones‘ Sohn, Tomos, ist auf mysteriöse Weise verschwunden. Vor lauter Langeweile beschäftigt sie sich mit dem Spielzeugvogel, der plötzlich zum Leben erwacht. Mit ihm zusammen macht sich Stella auf, den verschwundenen Tomos zu suchen. Sie hofft so, doch noch eine richtige Familie zu bekommen und ist sogar bereit, sich in eine rätselhafte Welt aus Schnee und Eis zu begeben…

So fand ich’s:
Zugegeben, es war diesmal das wunderschöne Cover, das mich magisch angezogen hat. Und da ich Märchen schon immer geliebt habe, hat mich dann auch die Kurzbeschreibung überzeugt, dass ich dieses Buch unbedingt lesen möchte. Und ich wurde nicht enttäuscht und durfte in eine wundersame Geschichte eintauchen, die mir zauberhafte Lesestunden beschert hat.

So richtig neue Elemente findet man in dieser Geschichte nicht. Die Autorin punktet hier jedoch mit einer sehr schönen, bildhaften Sprache und einer dichten, winterlichen Atmosphäre, die sich zwar durch das Buch hindurchzieht, aber mit einfühlsam platzierten Nuancen, die die jeweilige Szenerie für den Leser lebendig machen.

Der Plot selbst ist leicht durchschaubar und daher ist rasch klar, wohin die Reise geht. Das macht jedoch die Geschichte nicht weniger spannend und gerade jüngere Leser können hier mit Stella richtig mitfiebern.

Für mich ist „Stella und der Mondscheinvogel“ eine sehr schön gelungene Wintererzählung für kleine aber auch große Märchenfans. Am schönsten liest sich dieses Buch warm eingekuschelt und mit einer Tasse heißer Schokolade in der Hand – und so geht der lange Winterabend womöglich viel zu rasch vorbei.

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Veröffentlicht am 12.01.2022

Was wäre wenn... ein spannendes Gedankenexperiment

Zwischen hier und für immer
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Darum geht‘s:
Ben ist seit 15 Jahren mit seiner heutigen Ehefrau Daphne zusammen. Während sie als Literaturagentin Erfolge feiert, kommt seine Karriere als Autor einfach nicht in die Gänge. Frustriert ...

Darum geht‘s:
Ben ist seit 15 Jahren mit seiner heutigen Ehefrau Daphne zusammen. Während sie als Literaturagentin Erfolge feiert, kommt seine Karriere als Autor einfach nicht in die Gänge. Frustriert steckt er in einer echten Lebenskrise fest. Er stellt sogar seine Ehe in Frage und lässt sich auf einen Flirt mit einer alten Bekannten ein.

Während Daphne am Weihnachtsabend mit ihren Kollegen feiert, bleibt Ben verbittert Zuhause. Statt aber wie versprochen den Weihnachtsbaum zu schmücken, verzieht er sich in eine Bar, in der ihm ein geheimnisvoller Mann eine kaputte Uhr, die kurz vor 12.00 Uhr stehen geblieben war, andreht. Angetrunken versucht er sich dann später doch noch am Baumschmücken bis ihm die Augen zufallen. Als er wieder zu sich kommt, findet er sich in seinem ehemaligen Studentenwohnheim wieder, in dem er 15 Jahre davor gewohnt hatte – just an dem Tag, an dem er seine Frau Daphne kennengelernt hatte. Hat er die Chance bekommen, alles anders zu machen und seinem Leben eine andere Richtung zu geben?

So fand ich‘s:
Wer hat sich noch nie in irgendeiner Form die Frage „Was wäre, wenn…“ gestellt. Nur normalerweise bringt einen das ja keinen Schritt weiter. 😉 In seinem Debüt in der Erwachsenenliteratur spinnt Tom Ellen das Gedankenexperiment weiter und lässt den Protagonisten tatsächlich erleben, was geschehen wäre und wie es in Zukunft weiter gehen würde, wenn er gewisse Entscheidungen anders getroffen hätte.

Durch die Ich-Perspektive, in der der Protagonist Ben, dem Leser die Geschichte erzählt, fühlte ich mich ihm recht nah. Auch wenn ich ab und an über sein Verhalten den Kopf schütteln musste, konnte ich seine Gedankengänge durchwegs nachvollziehen. Der Schreibstil ist leicht und flüssig – also genau passend zum Genre. So darf man auch keine Action erwarten und sollte bereit sein, sich auf eine ruhige und unaufgeregte Geschichte einzulassen.

Für mich ist „Zwischen hier und für immer“ ein Wohlfühlbuch, das eher romantischen Seelen anspricht. Dennoch wird es zu keinem Zeitpunkt zu kitschig und es ist auch definitiv ein bisschen mehr als „nur“ eine Liebesgeschichte. Tom Ellen hat mich jedenfalls von seinem Erzähltalent überzeugt und vor allem die Grundbotschaft, die er uns Lesern mit auf den Weg gibt, hat mich berührt und macht aus dem Buch etwas Besonderes.

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