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Veröffentlicht am 05.04.2022

Kulturschock

Die Tochter
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Dieses Buch hat auf jeden Fall tiefe Spuren bei mir hinterlassen. Der asiatische Raum allgemein, aber auch (Süd-)Korea im Besonderen war in meinem Lexikon der Allgemeinbildung bisher ein blinder Fleck. ...

Dieses Buch hat auf jeden Fall tiefe Spuren bei mir hinterlassen. Der asiatische Raum allgemein, aber auch (Süd-)Korea im Besonderen war in meinem Lexikon der Allgemeinbildung bisher ein blinder Fleck. Man kennt so einige schwammige Allgemeinplätze und -phrasen, das Bild das sie zeichnen, ist aber sehr trübe und nur schwer zu erkennen. Dank "Die Tochter" habe ich nun aber zumindest einen tiefen Einblick in die gesellschaftlichen Strukturen und Wertevorstellungen Südkoreas erhalten und es hat sich wie ein ziemlicher Kulturschock angefühlt.

Das Buch erzählt von einem namenlosen Mutter-Tochter-Gespann. Die Ältere besitzt ein Haus, muss aber auch in relativ hohem Alter noch für ihren Lebensunterhalt als Pflegerin in einem Seniorenheim arbeiten. Ihre Tochter arbeitet an der Universität, steckt aber aufgrund gewisser Umstände in finanziellen Schwierigkeiten und zieht nun mit ihrer Freundin wieder bei ihrer Mutter ein.

Die Erzählung, aus Sicht der Mutter mit ihren alten Wertevorstellungen geschildert, betrachtet zum einen die Arbeitssituation und den Umgang mit älteren, pflegebedürftigen Menschen, zum anderen die eigene Einstellung und mangelnde Akzeptanz zur/ der Homosexualität ihrer eigenen Tochter. Die Umstände im Pflegeheim sind erheblich auf Profit bzw Sparsamkeit ausgelegt, zu Lasten der Angestellten und vor allem der Bewohner. Die Alten werden ohne Anstand und Respekt behandelt, das Altern wird als etwas wenig erstrebenswertes dargestellt (zumindest solange man keine Familie hat, die sich um einen kümmern kann oder will).

Im krassen Kontrast dazu steht die Homosexualität der Tochter, die in Korea offenbar immer noch nicht akzeptiert wird und sogar als Kündigungsgrund angewendet werden kann.

Die Autorin hat ein einfühlsames Seelen- und Gedankenbild über Generationenkonflikte und Ansprüche im Wandel der Zeit und Gesellschaft gezeichnet. Es ist mit Sicherheit nicht leicht zu lesen, trifft einen mitunter sehr hart, liefert aber genauso auch interessante und wichtige Einblicke in eine so fremde und im Grunde verschiedene Kultur.

Ich habe es sehr gerne gelesen, werde es auch immer wieder in die Hand nehmen und habe viel Denkstoff daraus mitgenommen.

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Veröffentlicht am 24.03.2022

Mehr Spin-off als Fortsetzung

Papier & Blut
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Ich habe mich unheimlich auf die Fortsetzung von Tinte & Siegel gefreut, endlich etwas neues aus den schottischen Gefilden und ihren magischen Bewohnern. Allerdings war ich auch froh, mittlerweile die ...

Ich habe mich unheimlich auf die Fortsetzung von Tinte & Siegel gefreut, endlich etwas neues aus den schottischen Gefilden und ihren magischen Bewohnern. Allerdings war ich auch froh, mittlerweile die gesamte Reihe über den Eisernen Druiden gelesen zu haben, denn hier ist unbedingt Vorwissen gefragt.

Der Siegelmagier Al ist immer noch auf der Suche nach demjenigen, der ihn vor 11 Jahren verflucht hat, als in Australien plötzlich Kolleginnen von ihm verschwinden. Gemeinsam mit seinem Hobgoblin Buck Foi macht er sich auf den Weg, dem nachzugehen und trifft in Melbounre auf unerwartete Unterstützung in Gestalt eines einarmigen Druiden und seiner zwei Hunde.

Grundsätzlich hat Kevin Hearne allein mit seinem ersten Kapitel einen Volltreffer gelandet. Denn zu Beginn des neuen Abenteuers fasst er noch einmal die Geschehnisse des ersten Bandes zusammen. Vielleicht hätte er aber auch noch ein paar Worte über seine Chronik des Eisernen Druiden fallen lassen sollen, denn genau diese Reihe spielt für die folgenden Handlungen eine nicht unerhebliche Rolle. Vorkenntnisse sind also erwünscht und werden dringend für gesteigertes Lesevergnügen empfohlen.

Ansonsten geht es gewohnt humorvoll-wortgewandt weiter wie gewohnt. Die Geschichte ist spannend erzählt, hätte aber auch gerne noch ein paar Seiten mehr füllen dürfen für ein paar mehr Hintergrundinfos.

Wie schon aus dem ersten Band bekannt, wird die Spannung durch eingeschobene Zwischenstorys erhöht und in die Länge gezogen. Jede für sich interessant und unterhaltsam, auch wenn sie nicht unbedingt viel zur Handlung beitragen.

Es hat wirklich viel Spaß gemacht, Atticus, Oberon und einige andere mal wieder zu treffen. Trotzdem hoffe ich sehr, dass sich Al im nächsten Band endlich auf die Suche nach seinem Verfluchenden machen kann.

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Veröffentlicht am 16.03.2022

Frauenpower

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar
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Urenglische Cosy Crime-Geschichten sind offenbar gerade wieder voll im Trend! Und ich kann es den begeisterten Leser:innen nicht verdenken. Unterhaltsame Geschichten, viel Humor, wenig Blut und vor allem ...

Urenglische Cosy Crime-Geschichten sind offenbar gerade wieder voll im Trend! Und ich kann es den begeisterten Leser:innen nicht verdenken. Unterhaltsame Geschichten, viel Humor, wenig Blut und vor allem ein paar interessante Figuren machen das ganze doch immer wieder zu einem leicht verträglichen Lesevergnügen.

Auch die Geschichte um die 70-jährige Judith Potts, die allein in ihrem herrschaftlichen Haus direkt an der Themse lebt, abends gerne mal nackt eine Runde schwimmen geht und dabei den Mord an ihrem Nachbarn mitbekommt, erfüllt all diese Kriterien.

Judith und die beiden Frauen, die sie sich im Laufe der Geschichte als Unterstützung für ihre Ermittlungsarbeit heranzieht, bringen ein paar interessante Hintergrundgeschichten mit. Auch wenn die Mordermittlung im Vordergrund steht, sind doch diese drei Ladies die eigentlichen Highlights der Geschichte. Sie bringen Frauenpower, Selbstbewusstsein und ein paar skurrile Ticks mit.

Auch der Storyplot zeigt ein paar interessante Winkelzüge, auch wenn die Originalität zum Ende in etwas auf der Strecke bleibt. Aber darum geht es im Grunde ja auch nicht.

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Veröffentlicht am 26.02.2022

Willkommen im Ameisenbau

Brummps
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Willkommen in der Welt der Ameisen. So fühlt es sich wohl an, wenn man kopfüber vor dem Ameisenhügel landet. So wie Jonny.

Jonny Ameise lebt bei den Ameisen, seit ihn die Königin eines Morgens vor dem ...

Willkommen in der Welt der Ameisen. So fühlt es sich wohl an, wenn man kopfüber vor dem Ameisenhügel landet. So wie Jonny.

Jonny Ameise lebt bei den Ameisen, seit ihn die Königin eines Morgens vor dem Bau gefunden hat. Er ist viel größer als die anderen Ameisen und auch nicht so stark, wird von den anderen Ameisen deswegen gehänselt. Zum Glück hat er seine Freundin Butz, die immer zu ihm hält und mit der er so einiges erlebt.

Diese Geschichte ist eine Geschichte übers Anderssein, ausgeschlossen werden. Über Freundschaft und darüber, einen Platz in der Gesellschaft zu finden.

Dabei legt die Autorin einen interessanten Sprachstil an den Tag, sehr jugendlich-frisch und etwas flapsig. Das passt aber irgendwie sehr gut zur Geschichte und wird konsequent bis zum Schluss durchgezogen.

Besonders hervorheben möchte ich auch nochmal die Illustrationen und deren Farbgebung. Das gesamte Buch ist einer Dreifarbigkeit aus Orange, Rot und Schwarz gehalten, wirkt dadurch sehr künstlerisch und modern. Gleichzeitig bezaubern die flächigen Illustrationen aber auch durch ihren handgezeichneten Stil, der zurückgenommen und gleichzeitig liebevoll gestaltet ist. Die Zeichnungen erschlagen einen nicht und doch kann man viele kleine Details entdecken.

Insgesamt ist es eine tolle Kombination aus witziger, gefühlvoller Geschichte und außergewöhnlicher Gestaltung, die perfekt geeignet ist für ältere Kinder.

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Veröffentlicht am 26.02.2022

Würdiger Nachfolger

Der Mann, der zweimal starb (Die Mordclub-Serie 2)
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Dass Elizabeth, Ibrahim, Ron und Violet keine normalen Rentner sind weiß man spätestens seit dem Ende des ersten Bandes. Und ich in seinem zweiten Fall kann der Donnerstagsmordclub wieder vollkommen überraschen ...

Dass Elizabeth, Ibrahim, Ron und Violet keine normalen Rentner sind weiß man spätestens seit dem Ende des ersten Bandes. Und ich in seinem zweiten Fall kann der Donnerstagsmordclub wieder vollkommen überraschen und begeistern.

Nicht nur steht auf Elizabeths Türschwelle plötzlich ihr Ex-Kollege und -Ehemann, um sie um Hilfe zu bitten. Er hat der Mafia Daimanten geklaut und bangt nun um sein Leben. Zudem wurde Ibrahim in der Stadt überfallen, was seine Freunde zu Rachegedanken und -taten anstiftet.

Erneut überzeugt das Buch mit liebevoll gezeichneten Figuren und einer klug konstruierten Handlung. Man weiß nie, wie es letztendlich ausgehen wird und wer es denn nun war. Nur eines weiß man sicher: die Ermittlung wird Spaß machen und ein paar unterhaltsame Finten bereit halten. Richard Osman hat einen feinen Sinn für Humor und ein gutes Gespür für Situationskomik, ohne seine Figuren dabei lächerlich zu machen oder die Stimmung durch zu viel Humor zu zerstören. Stattdessen entwickelt er ein feinfühliges Gleichgewicht aus Witz und Tiefgang.

Aus diesem Buch nimmt man nicht nur Unterhaltung, sondern auch die ein oder andere Weisheit fürs Leben mit.

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