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Veröffentlicht am 29.04.2022

„Das Unmögliche erreichen wir nicht, aber es dient als Laterne“ - kleiner Roman mit großer Botschaft

Das Mädchen mit dem Drachen
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Lehrerin Léna hat in ihrer Heimat Frankreich Traumatisches erlebt. In Indien, am Golf von Bengalen, möchte sie die Vergangenheit hinter sich lassen. Als sie die kleine Lalita am Strand beim Spielen mit ...

Lehrerin Léna hat in ihrer Heimat Frankreich Traumatisches erlebt. In Indien, am Golf von Bengalen, möchte sie die Vergangenheit hinter sich lassen. Als sie die kleine Lalita am Strand beim Spielen mit ihrem Drachen beobachtet, spürt Léna sofort eine besondere Verbindung zu dem Mädchen. Eines Tages wird Léna von einer Welle mitgerissen und gerät in Gefahr, zu ertrinken. Lalita informiert umgehend Preeti, eine junge Frau, die Mädchen Selbstverteidigung beibringt. Léna wird so schließlich gerettet. Später erfährt Léna, dass weder Lalita noch Preeti lesen und schreiben können. Sie beschließt, das zu ändern. Auch wenn das für alle Beteiligten eine große Herausforderung bedeutet, denn „Lesen lernen ist ein Marathon. Dafür eignet sich ein Langstreckenläufer besser als ein Gelegenheitssprinter.“

Laetitia Colombanis Sätze sind klar strukturiert und gut verständlich. Die Autorin schreibt bildhaft im Präsens.
Das schlichte, aussagekräftige und kontrastreiche Cover - einerseits die weißen, hübschen, filigranen Blumen, anderseits der dichte, schwere, schwarze Schatten des Mädchens - passt gut zur Stimmung des Buches.

Léna hat ihren Mann Francois auf tragische Weise verloren. Sie kämpft sehr mit dem Verlust, ihre Welt ist aus den Fugen geraten. Léna droht gar in Depressionen zu verfallen. Doch als sie Lalita näher kennenlernt, erfährt sie, wie es um die Situation vieler Mädchen in Indien bestellt ist. Sie trifft die mutige, folgenschwere Entscheidung, etwas zu unternehmen.
Lalita spricht nicht, sie wächst bei ihren Zieheltern James und Mary auf, die auf ihre Arbeitskraft bauen. Das Mädchen ist intelligent, neugierig und wissbegierig, hat aber aktuell keine Chance auf ein besseres Leben. Léna möchte dies ändern.
Preeti hat es sich zur Aufgabe gemacht, Mädchen vor Angriffen zu beschützen. Gemeinsam mit anderen jungen Frauen bildet sie die Mädchen aus, sich körperlich zu wehren. Preeti hat ein aufbrausendes Temperament, ist oft wütend, willensstark und wirkt unverwüstlich, sie gibt nicht auf. Preeti unterstützt Léna, macht ihr Vorhaben, eine Schule zu gründen, erst möglich. Die drei Hauptfiguren sind zwar recht „plakativ“ und wenig tiefgründig angelegt, dennoch bewegen ihr Schicksale, sie reißen mit.
Lalita dürfte manchen Lesern schon aus Laetitia Colombanis Debüt „Der Zopf“ bekannt sein. Mir hat es gefallen, ihre Geschichte weiterzuverfolgen.

Indien ist als Gesellschaft tief gespalten, viele Menschen sind dort bitterarm, Frauen- und Kinderrechte werden oft mit Füßen getreten. Vor allem die sogenannten „Unberührbaren“ haben keine Chance auf Bildung. Diese Zustände werden in Laetitia Colombanis Roman mehr als deutlich. Bildung ist für alle Menschen lebensnotwendig. Léna zitiert im Roman John Dewey : „Bildung ist keine Vorbereitung auf das Leben: Bildung ist das Leben selbst.“ Léna tut alles, um Kindern das Lernen zu ermöglichen, denn Schule ist der einzig mögliche Ausweg aus dem unsichtbaren Gefängnis, in das die Gesellschaft viele indische, unterprivilegierte Kinder sperren will
Léna weiß selbst, dass ihr Einfluss an der Schwelle zum Klassenzimmer endet. Sie allein kann die Welt nicht ändern, es wird weiterhin Ungerechtigkeiten, erschütternde Schicksale, Zwangsheirat, Vergewaltigungen, Not, Armut, Elend und Hoffnungslosigkeit geben.
„Das Unmögliche erreichen wir nicht, aber es dient als Laterne.“ erkennt Léna. Für mich ist das die Botschaft dieses eindrucksvollen, aufwühlenden Romans über couragierte Frauen, die den Mut haben, aktiv gegen Missständen zu kämpfen.

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Veröffentlicht am 23.03.2022

Es kommt nicht darauf an, wie lange man wartet, sondern auf wen und was - kleines Buch mit ganz viel Herz

Lass dich drücken!
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Den ganzen Winter über hat der Igel von seiner Freundin Schildkröte geträumt und sich nach einer Umarmung von ihr gesehnt. Jetzt ist endlich der Frühling da. Igel ist längst wach, aber Schildkröte taucht ...

Den ganzen Winter über hat der Igel von seiner Freundin Schildkröte geträumt und sich nach einer Umarmung von ihr gesehnt. Jetzt ist endlich der Frühling da. Igel ist längst wach, aber Schildkröte taucht einfach nicht auf. Wo steckt sie bloß? Der Igel versucht sich mit Dachs, Elster und Eichhörnchen die Zeit zu vertreiben. Aber sie ersetzen ihm nicht die Schildkröte. „Je länger vermisst, desto schöner begrüßt.“, sagt die Eule. Ob sie recht hat?

Eoin McLaughlin erzählt die Geschichte in einfachen, klaren Sätzen, der Text wird durch wörtliche Rede lebendig.
Ausgesprochen niedlich sind Polly Dunbars Illustrationen. Jeder Satz wird bildlich umgesetzt, die aussagekräftigen Bilder erzählen auch ohne Worte, worum es geht. Sie sind in hellen, blassen Farben gehalten. Im Winter sind die Seiten blau, später werden sie von der Sonne beschienen und gelb. Die Gesichtsausdrücke der Tiere zeigen ganz deutlich, wie sich die Figuren fühlen.
Das Buch ist recht klein, etwa so breit wie DIN A 5, aber weniger hoch. So ist es zwar sehr handlich und praktisch zum Mitnehmen, es hätte aber für uns durchaus noch etwas größer sein können, um seine Wirkung noch besser zu entfalten. Dann könnte man es auch größeren Gruppen z.B. im Kindergarten unkomplizierter vorlesen.
Die Geschichte richtet sich an Kinder ab drei Jahren.

Die Tiere sind besonders niedliche Protagonisten, mit denen sich die Kinder bestimmt ganz prima identifizieren können. Viele Kinder wissen, wie es ist, einen guten Freund zu vermissen und können sich so genau in den kleinen Igel hineinversetzen.

Es kommt nicht darauf an, wie lange man wartet, sondern auf wen und was. Und manchmal ist die Wirklichkeit dann sogar noch schöner als der Traum davon. Igel und Schildkröte zeigen auf ganz zauberhafte Weise, wie wunderbar ein Wiedersehen sein kann und wie glücklich Umarmungen machen, gerade nach langer Wartezeit. Nichts ist so schön wie ein echter Freund zum Knuddeln, im Menschen- und im Tierreich. Und nebenbei bietet das Buch einige herrlich witzige Szenen zum Lachen: Ein Eichhörnchen, das sich einfach nicht richtig verstecken kann, ein Dachs mit verklebten Händen oder eine verschwundene Schildkröte, die gar nicht wirklich weg ist…
„Lass dich drücken“ ist das erstes Buch von Eoin Mc Laughlin und Polly Dunbar, das wir gelesen haben, aber es wird sicher nicht unser letztes bleiben. Die warmherzige, süße Geschichte mit der wichtigen Botschaft macht ihre Leser garantiert glücklich.

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Veröffentlicht am 19.03.2022

Sprechende Katzen und abenteuerliche Streifzüge durchs nächtliche London - tierisch spannend und geheimnisvoll

Mitternachtskatzen, Band 1: Die Schule der Felidix (Katzenflüsterer-Fantasy in London für Kinder ab 9 Jahren)
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Nova und Henry besuchen eine ganz besondere Schule im Londoner Tower. In ihre Klasse gehen nur vier weitere Schüler, im Haus wimmelt es von Katzen, Lehrer Horatio unterrichtet bisher alle Fächer und manche ...

Nova und Henry besuchen eine ganz besondere Schule im Londoner Tower. In ihre Klasse gehen nur vier weitere Schüler, im Haus wimmelt es von Katzen, Lehrer Horatio unterrichtet bisher alle Fächer und manche davon scheinbar recht unmotiviert. Eines Tages erleben die beiden sehr Merkwürdiges: Der Kater Edison spricht sie direkt an und erklärt ihnen, was es mit ihrer Schule auf sich hat. Alle Schüler sind Felidix, sie verstehen die Sprache der Katzen und sollen zu Katzenbeschützern ausgebildet werden. Doch es bleibt nicht viel Zeit, sich an die Neuigkeiten zu gewöhnen. Der erste Auftrag wartet bereits. Die schreckliche Katze Penelope hat die wahre Katzenkönigin Quinn gefangen genommen und möchte sich selbst zur Königin krönen. Die Kinder sollen dabei helfen, die echte Königin zu befreien. Ob der Auftrag nicht eine Nummer zu groß für sie ist?

Autorin Barbara Laban schreibt kindgemäß, gut verständlich und lebendig in der dritten Person in Vergangenheit. Die hübsche äußere Gestaltung fällt sofort ins Auge. Alle Seiten sind mit filigranen Ornamenten dekorativ eingerahmt, auf der ersten Seite jedes Kapitels ist in einer Vignette eine Katze zu sehen. Es finden sich einige wenige ganzseitige, abwechslungsreiche Schwarzweißillustrationen im Buch, die detailliert und aussagekräftig gezeichnet sind und bei den Lesern garantiert gut ankommen werden. Die besonderen Bilder auf dem Vorsatzpapier sind dagegen farbig und zweiseitig. Das recht umfangreiche Buch richtet sich an Mädchen und Jungen ab zehn Jahren, zum Vorlesen ist es schon für jüngere Kinder geeignet.

Die Figurenkonstellation ist sehr vielfältig. Da sind zunächst die Kinder Nova und Henry. Henrys Eltern sind als Forscher in der Weltgeschichte unterwegs. Novas Vater ist aktuell Verdächtiger bei einem Raubüberfall und wird deshalb polizeilich gesucht. Er ist es gewohnt, sich möglichst unauffällig zu verhalten, Schlösser zu knacken, sich geschickt und unbemerkt zu bewegen. In dieser Hinsicht hat er seiner Tochter Nova einiges beigebracht. Nova ist abenteuerlustig, scheut keine Gefahr und tut, was getan werden muss. Die Freundschaft zwischen Nova und Henry ist bedingungslos, die Zwei können einander vertrauen. Es spielt überhaupt keine Rolle, dass sie Junge und Mädchen sind.
Lehrer Horatio lebt zurückgezogen, wirkt ein wenig bequem und passiv, ist aber um das Wohlergehen seiner Schüler und katzischen Gäste durchaus besorgt.
Die allermeisten Charaktere sind natürlich Katzen. Da gibt es den rebellischen Edison, der sich mutig für Gerechtigkeit einsetzt, Hektor, der Nova und Henry zu ignorieren scheint, die pfiffigen, aufgeweckten Straßenkatzen Pablo und Lilia und natürlich die tapferen Mitternachtskatzen wie Shayan oder Fox, die ihrer Königin Quinn treu ergeben sind. Eine besonders böse Gegenspielerin stellt die machthungrige, niederträchtig Penelope dar, die es auszuschalten gilt. Bei der Menge an Charakteren war es mitunter schwer, die einzelnen Katzen voneinander zu unterschieden. Eine Übersicht mit Bild am Anfang des Buchs hätte uns die Unterscheidung erleichtert.

Nova und Henry erleben ein unvergleichliches Abenteuer. Für die menschlichen Hauptfiguren und ihre tierischen neuen Bekannten geht es quer durch Englands Hauptstadt, sogar in den geheimnisvollen, sagenumwobenen Untergrund. Das mysteriöse London mit seinen weltbekannten Sehenswürdigkeiten macht als Schauplatz richtig was her. Da möchte man der Stadt unbedingt einen Besuch abstatten, um die Fährten der Felidix selbst zu verfolgen. Auch die Eigenarten dieser ungewöhnlichen Katzen wollen sicher viele Leser gerne selbst erleben. Was für eine actionreiche, gefährliche, ja atemberaubende Mission! Gegen Ende wurde es so fesselnd, dass meine Mitleser keine Lesepause mehr einlegen wollten.
„Mitternachtskatzen - Die Schule der Felidix“ ist eine phantastische, originelle, packende Geschichte, die wir allen Katzenfreunden und Fans von spannenden Geschichten nur empfehlen können.

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Veröffentlicht am 02.03.2022

„Hilfe, ich habe meine Eltern geschrumpft“ - originelle und märchenhafte Geschichte

Lenchens Geheimnis
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Mit ihren Eltern hat es Helena, genannt Lenchen, nun wirklich nicht leicht. Die sind ständig anderer Meinung als sie und widersprechen ihr daher sehr häufig. Das muss sich ändern, findet Lenchen. Die Fee ...

Mit ihren Eltern hat es Helena, genannt Lenchen, nun wirklich nicht leicht. Die sind ständig anderer Meinung als sie und widersprechen ihr daher sehr häufig. Das muss sich ändern, findet Lenchen. Die Fee Franziska Fragezeichen bietet Lenchen ihre Hilfe an, die Lenchen bereitwillig annimmt. Aber so ganz optimal ist Franziskas Lösung dann doch nicht, das muss Lenchen bald feststellen. Was nun?

Michael Ende schreibt kindgemäß, flüssig, lebendig und gut verständlich. Julia Christians bunte, individuelle, klare Bilder illustrieren die Geschichte sehr passend und motivierend. Zum Vorlesen eignet sich die Geschichte für Kinder ab sechs Jahren.

Lenchen ist ein sehr selbstbewusstes Mädchen, das genau weiß, was es will. Daher widerspricht Lenchen ihren Eltern auch ziemlich häufig. Lenchen ist aufgeweckt und sucht selbstständig eine Lösung für ihr Problem. Mit Lenchen können sich die kleinen Leser sicher gut identifizieren, denn oft wollen auch im echten Leben Eltern einfach nicht so wie ihre Kinder.
Mit Franziska Fragezeichen greift eine ganz besondere Fee ins Geschehen ein. Ob sie wirklich nur das Beste für Lenchen will?

Eine originelle, phantasievolle, märchenhafte, schräge und auch ziemlich witzige Geschichte hat sich Michael Ende da ausgedacht. Die Geschichte zeigt, dass man sehr vorsichtig mit seinen Wünschen sein sollte, denn sie könnten ja wirklich in Erfüllung gehen. Vor allem das überraschende Ende gibt Stoff zum Nachdenken und regt Eltern und Kinder auf unterhaltsame Weise an, das eigene Konfliktverhalten zu prüfen.

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Veröffentlicht am 02.03.2022

Buntes, witziges und originelles Erstlesebuch mit motivierenden Rätseln

Kleine Lesehelden: Milla und die sehr gefräßige Schule
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Milla hat schlechte Laune. Seit kurzem ist sie Erstklässlerin, sie möchte aber partout nicht in die Schule gehen. Der Grund dafür ist unheimlich: Das Mädchen ist felsenfest davon überzeugt, dass ihre Schule ...

Milla hat schlechte Laune. Seit kurzem ist sie Erstklässlerin, sie möchte aber partout nicht in die Schule gehen. Der Grund dafür ist unheimlich: Das Mädchen ist felsenfest davon überzeugt, dass ihre Schule Kinder frisst. Vor ein paar Monaten während des Schnuppertags des Kindergarten ist nämlich etwas sehr Merkwürdiges passiert. Milla und ihr Freund Ben wollen dem Geheimnis der Schule nun auf den Grund gehen.

Ralf Caspers schreibt klar, in einfachen Sätzen und wunderbar kindgemäß. Seine witzigen Wortspiele wie die einfallsreichen Reimnamen der Kindergartengruppen bringen zum Schmunzeln.
Die Schrift ist groß gedruckt mit weite, Zeilenstand. Durch die übersichtliche Textmenge und die angemessene Kapitellänge lässt sich die Geschichte angenehm lesen und überfordert die jungen Leser nicht.
Ulf Ks drollige, bunte Bilder haben uns sehr gut gefallen. Sie sehen sehr ulkig aus und motivieren. Gelungen auch die abwechslungsreichen Rätsel nach jedem Kapitel. Da finden sich Reimwörter, Silbenrätsel, Wörterschlangen, Labyrinthe und viele andere Rätseltypen.
Das Buch richtet sich an Erstleser ab sieben Jahren, ungefähr ab dem zweiten Halbjahr der ersten Klasse sollte der Text für gute Leser schon zu bewältigen sein.

Milla und ihre Freund Ben sind aufgeweckte Kinder mit viel Phantasie, die noch an Unglaubliches glauben. Mit ihnen können sich die Leser sicher prima identifizieren. Vor allem die Figur des Hausmeisters Herrn Tschurtschenthaler ist originell und hat meine Tochter und mich immer wieder zum Lachen gebracht.

Schon erstaunlich, was Häuser alles so tun. Die gefräßige Schule ist zweifelsohne ein ganz besonderes Gebäude. Ralf Caspers hat eine spaßige, unterhaltsame, freche Erstlesegeschichte verfasst, die sich von den üblichen oft braven, konventionellen Erstlesegeschichten sehr positiv abhebt. So macht Lesenlernen richtig Spaß.

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