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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.02.2023

Wow!

Sibir
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"Sibir" von Sabrina Janesch ist ein faszinierender historischer Roman, der auf einer wahren Geschichte basiert und die Reise einer Gruppe deutscher Auswanderer in die unwirtliche Wildnis Sibiriens ...

"Sibir" von Sabrina Janesch ist ein faszinierender historischer Roman, der auf einer wahren Geschichte basiert und die Reise einer Gruppe deutscher Auswanderer in die unwirtliche Wildnis Sibiriens während der Stalin-Ära erzählt. Janesch hat offensichtlich intensiv recherchiert, um die historischen Ereignisse und Umstände dieser Zeit genau darzustellen, und sie schafft es, die Leser:innen mit der Geschichte und dem Schicksal ihrer Charaktere zu fesseln.

Besonders beeindruckend ist die Sprache, die Janesch benutzt. Sie ist poetisch, aber dennoch klar und präzise, und sie verleiht den Beschreibungen der Landschaft und der Charaktere eine außergewöhnliche Tiefe und Schönheit. Die Leser:innen werden mit in die eisige Wildnis genommen und können die harten Lebensbedingungen der Auswanderer hautnah miterleben. Doch auch die zwischenmenschlichen, zarten Seiten werden subtil beleuchtet.

Insgesamt ist "Sibir" ein bewegendes Buch, das nicht nur historisch genau ist, sondern auch eine berührende Geschichte erzählt. Janesch versteht es, historische Ereignisse mit fiktiven Charakteren zu verweben, um ein mitreißendes Werk zu schaffen, das den Leser:innen noch lange im Gedächtnis bleibt.

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Veröffentlicht am 12.05.2022

Benedict Anderson approved

Atlas der Unordnung
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Wenn es um Grenzen - vor allem die Willkürlichkeit von Grenzen - geht, denke ich stets an den Vater der Theorien zu ausgedachten Grenzen, Benedict Anderson. Ich denke, ihm hätte dieses Buch gefallen, auch ...

Wenn es um Grenzen - vor allem die Willkürlichkeit von Grenzen - geht, denke ich stets an den Vater der Theorien zu ausgedachten Grenzen, Benedict Anderson. Ich denke, ihm hätte dieses Buch gefallen, auch wenn ich seinen Namen leider bisher nicht entdeckt habe. Da ich selbst an Orten gelebt und einige besucht habe, deren Grenzen bekämpft und bestritten sind (Zypern, Armenien, Abchasien), und ich einen großen Fokus darauf in meinem Studium hatte, hat mich dieses Buch von Anfang an gereizt. Und es hat nicht enttäuscht! Verständlich und auf Augenhöhe werden spannende Themen kommuniziert und mit Illustrationen angereichert. Mehr als ein Coffeetablebuch, lädt es zum schmökern und blättern ein!

Gerade das Kapitel "umstrittene Grenzen" fand ich sehr spannend und auch die Aufmachung gefällt mir sehr sehr gut. Die Vergleiche verschiedener Karten über die Zeit zeigen anschaulich, wie willkürlich sich menschliche Entscheidungen und Territorialansprüche wohl ändern können.

Laut Biografie sind die Autor:innen beide sehr qualifiziert, dieses Buch zu schreiben - aber mir gefällt es gut, wenn Expert:innen Bücher schreiben, die für jedermann zugänglich sind und nicht nur für andere Expert:innen!

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Rührend und doch unbefriedigend

Chopinhof-Blues
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Die Charaktere im Buch waren absolut rührend. Ich hätte mit jedem einzelnen von ihnen gerne ein eigenes Buch verbracht (außer vielleicht mit Aniko). Die tragischen Schicksale, die sanften Gedanken, waren ...

Die Charaktere im Buch waren absolut rührend. Ich hätte mit jedem einzelnen von ihnen gerne ein eigenes Buch verbracht (außer vielleicht mit Aniko). Die tragischen Schicksale, die sanften Gedanken, waren einfach überwältigend. Adam, der Maler, der eigentlich Philosoph und Linguist ist, war mir der Liebste. Die Art und Weise, wie Anna Silber diese ganz verschiedenen Menschen gezeichnet hat, waren umwerfen. Auch die Sprache, für mich war das ein absolut gelungener Debutroman, über den ich noch lange nachdenken werde.

Denn das ist so ein bisschen meine Kritik: all die losen Fäden, die unterschiedlich begonnen hatten, wurden nach und nach zusammengeführt, aber am Ende leider nicht aufgelöst. Das offene Ende hat mir einen Stich versetzt: ja, man hat die Charaktere nur einen Augenblick lang begleitet, durfte kurz in ihre verworrenen Leben sehen, das war schön, aber ich hätte gerne erlebt, wie es sich klärt. Was passiert mit Adam, der sanften Seele? Findet Esra jemals Ruhe? Kann Katja sich von der Vergangenheit lösen? All das hätte ich so gerne gewusst, um diese Charaktere loszulassen. So fühlt es sich mehr so an, als wären sie mir entrissen worden. Ich bin unsicher, warum literarische Fiktion so gerne an kurzen Büchern festhält und warum das Ende artsy offen sein muss. Ich glaube, ich bevorzuge abgeschlossene Enden in Romanen und dieser hat mich etwas traurig und etwas unbefriedigt hinterlassen. Aber nicht genug, um einen Punkt abzuziehen, dazu war ich zu begeistert.

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Veröffentlicht am 07.03.2022

Zwei starke Persönlichkeiten

Doppelporträt
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Das Buch war einfach wunderschön. Die beiden starken Persönlichkeiten, Christie und Kokoschka, so unterschiedlich und doch beide Künstler:innen, wenn auch ganz anders und wenn auch in ihren Sichtweisen ...

Das Buch war einfach wunderschön. Die beiden starken Persönlichkeiten, Christie und Kokoschka, so unterschiedlich und doch beide Künstler:innen, wenn auch ganz anders und wenn auch in ihren Sichtweisen so unterschiedlich und doch gleich. Der Schreibstil, der in einem Zitat auf der Rückseite als "verdichtet" und "Roman als Haiku" beschrieben wird, ist eben das: wunderschön in der Einfachheit und in der Beschreibung von Umständen, Innerem und Dialogen. Anfangs hatte ich mir mehr über Christies Geschichte als über Kokoschkas gewünscht, aber das folgte in der zweiten Hälfte und war dabei auch sehr passend. Wie Kokoschka und Christie widerspenstig aufeinander treffen, wie sie sich einander annähern, wie sie sanft und unnachgiebig in ihren Vergangenheiten verschwinden und sich dann wiederfinden ineinander. Die beiden haben mich derartig mitgenommen, dass ich am Ende weinen musste, obwohl mir klar war, dass die über 80-jährige Christie wohl irgendwann sterben wird. Aber die Sanftheit davon so wie die Traurigkeit von Kokoschkas Tod... einfach wow. Ein wunderschönes Buch, das Lust auf mehr macht.

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Veröffentlicht am 03.03.2022

Wundervolles Cozy Crime

The Maid
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The Maid von Nita Prose war Cozy Crime at its best. Molly war eine wundervolle Protagonistin, mit der ich komplett mitfiebern konnte. Einige Plottwists kamen aus dem Nichts, andere haben sich angedeutet ...

The Maid von Nita Prose war Cozy Crime at its best. Molly war eine wundervolle Protagonistin, mit der ich komplett mitfiebern konnte. Einige Plottwists kamen aus dem Nichts, andere haben sich angedeutet - und das finde ich völlig okay. Lieber ist mir ein Plottwist vorher klar, als dass er einfach unbegründet aus dem Nichts kommt (ich schaue da einen ganz gewissen deutschen Thriller-Autor an...).

Der Schreibstil von Nita Prose war wirklich schön und hat tolle Einblicke in ihre Protagonistin gezeigt - ein wirklich gelungener Debütroman, würde ich sagen!

Mein einziger Kritikpunkt: Molly the Maid wirkte in ihrer Art neurodivergent, nämlich als wäre sie auf dem Autismusspektrum. Ich bin da natürlich keine Expertin, doch die Reviews scheinen sich da ziemlich einig zu sein. Im Buch wird Molly aber immer nur als merkwürdig und anders bezeichnet und auch die Autorin kommentiert nur, wie schlecht ihr Sozialverhalten ist. Das finde ich Schade, ich denke, hier ist eine gute Chance verloren gegangen, Repräsentation zu schaffen und mehr als nur einen “merkwürdigen” Charakter zu schaffen.

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