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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.03.2023

Überfüllt

Die Kraft der Entbehrung
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Meinung

Die Zeit um den Ersten Weltkrieg erfreut sich in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit. Viele Romane beschäftigen sich mittlerweile mit diesen Jahren, die viel Potential für Geschichten ...

Meinung

Die Zeit um den Ersten Weltkrieg erfreut sich in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit. Viele Romane beschäftigen sich mittlerweile mit diesen Jahren, die viel Potential für Geschichten bieten.

Bevor ich den Roman zu lesen begann, war mir nicht bewusst, dass es sich um eine Trilogie handelt und dieses Buch der zweite Teil ist. Dennoch bin ich gut in die Geschichte hineingekommen. Auch die Umstände, die im ersten Teil eine Rolle spielten, konnte ich weitestgehend nachvollziehen.

Schwierigkeiten bereiteten mir eher die vielen Personen, teils mit sehr ungewöhnlichen, wenig einprägsamen Namen und zahlreichen Handlungssträngen. Der dauernde Ortswechsel einhergehend mit dem Wechsel der Charaktere empfand ich beim Lesen als anstrengend. Zudem erschienen mir manche Geschehnisse zu gewollt herbeigeführt. Aus meiner Sicht ist das Buch einfach zu überfüllt, denn auch Nebenfiguren bekommen viel Raum, die in keinem Bezug zur eigentlichen Geschichte stehen.

Die Geschichte entwickelt sich nicht, sondern sie wird entwickelt, das tritt beim Lesen offenkundig zu Tage. Für mich ein Grund, weshalb ich nur bedingt einen Zugang zu den Figuren oder deren Tun fand. Auch sind die Figuren extrem in gut und böse unterteilt, sodass es keinerlei überraschende Wendungen gibt.

Der Erzählung hätten weniger Personen und weniger Nebenschauplätze gut getan. So bleiben die Charaktere für mich erdachte Personen, die mich selten erreichen konnten. Hinzu kommt, dass einige Charaktere sehr unsympathisch auf mich wirken, wie z.B. Karl, für dessen Handeln ich nur wenig Verständnis aufbringen kann.


Fazit

Alles in allem ist es eine gefällige Geschichte, die unterhält, jedoch fehlt das gewisse Etwas.

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Veröffentlicht am 15.01.2023

Wenig beeindruckend

Jetzt noch nicht, aber irgendwann schon
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Meinung

In recht kurzen Kapiteln erzählt der Autor von einer wahren Begebenheit, die ihm widerfahren ist. Aus diesem Grund handelt es sich für mich bei diesem Buch um einen Erfahrungsbericht und nicht ...

Meinung

In recht kurzen Kapiteln erzählt der Autor von einer wahren Begebenheit, die ihm widerfahren ist. Aus diesem Grund handelt es sich für mich bei diesem Buch um einen Erfahrungsbericht und nicht um einen Roman, denn fiktive Elemente scheint die Geschichte nicht zu haben.

Der Klappentext verheißt eine tiefsinnige Geschichte. Jemand wird unerwartet mit dem eigenem Sterben konfrontiert und versucht sich dieser Situation zu stellen. Jedoch empfand ich das Buch über weite Strecken als langweilig, eine sinnhafte Erkenntnis des Erzählers blieb aus.

Zudem blieb mir der Erzähler auch fremd. Seine egoistische, selbstbezogene Haltung ging mir zusehends auf die Nerven. Weder er noch seine Familie waren nahbar. Auch im familiären Miteinander herrschte eine seltsame Distanz, jedenfalls empfand ich es so. Dieser Bericht wirkt sehr nüchtern, denn Emotionen kommen so gut wie gar nicht vor, was mir angesichts der Lebensgefahr, in der der Erzähler schwebt, unerklärlich ist. Diese schwerwiegende Ernsthaftigkeit der Erkrankung kommt meiner Ansicht nach kaum zur Geltung. Ebenso nervte mich diese ständige Vermutung des Erzählers, dass eine Meditation seine Hirnblutung ausgelöst haben könnte.

Wer aufgrund des Themas ein tiefgründiges Buch erwartet, wird enttäuscht. Mir wird dieses Buch sicherlich nicht lange im Gedächtnis bleiben.

Fazit

Selbstbezogener, emotionsarmer Erfahrungsbericht, der keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.

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Veröffentlicht am 04.05.2022

Unausgegoren

Mutters Lüge
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Meinung

Die Geschichte wird aus Martas Perspektive und meist in chronologischer Abfolge erzählt. Es beginnt mit der Beschreibung ihrer Kindheit im kommunistischen Polen, in der Stadt Breslau, in einer ...

Meinung

Die Geschichte wird aus Martas Perspektive und meist in chronologischer Abfolge erzählt. Es beginnt mit der Beschreibung ihrer Kindheit im kommunistischen Polen, in der Stadt Breslau, in einer heruntergekommenen Wohnung mit Schimmel an den Wänden und Ratten im Treppenhaus. Und später schildert sie ihren Neuanfang in Deutschland und ihr späteres Leben in der Schweiz.

Der Beginn des Buches ist sehr vielversprechend, denn als Leser:in erfährt man von den Lebensumständen in Polen in den 1970er/80er Jahren. Ebenso aufschlussreich gestaltet sich der Abschnitt, in dem die kleine Familie in Deutschland ankommt und sich ein neues Leben aufbauen muss. Allen Schwierigkeiten zum Trotz beißt Marta sich durch, um ihr Ziel, das Medizinstudium, zu erreichen.

Doch an dem Punkt, als Marta ihr Medizinstudium beginnt, besteht die Erzählung nur noch aus einer Aneinanderreihung von Eckdaten Martas Werdegang betreffend. Anstatt den Figuren Tiefe zu verleihen, sich eingehend mit dem Mutter-Tochter-Konflikt auseinanderzusetzen, begnügt sich die Geschichte mit unwesentlichen Geschehnissen in Martas Leben, welche die Handlung in keiner Weise voranbringen. Seite um Seite wartete ich auf die angekündigte Lebenslüge, darauf, dass die Geschichte wieder Fahrt aufnimmt, aber nichts als wandern, Fahrrad fahren und Schweizer Berge, gespickt mit ein bisschen Krankenhausalltag. Auch die Dialoge wirken oft hölzern und nichtssagend.
Erst auf den letzten Seite kommt das Hauptthema endlich zum Vorschein, leider sehr unausgegoren und schwer nachvollziehbar. Wer als Leser:in an dieser Stelle hofft, von der Geschichte noch in den Bann gezogen zu werden, wird enttäuscht.

Der zu Beginn entstehende, durchaus gelungene Spannungsbogen, verliert sich bedauerlicherweise im Verlauf der Geschichte in Belanglosigkeiten.

Mich konnte die Erzählung nicht erreichen, zu sachlich und nüchtern ist der Ton des Romans, sodass es mir unmöglich war eine emotionale Verbindung zu den Charakteren aufzubauen. Gerade die Hauptfigur, Marta, blieb distanziert, teilweise empfand ich sie sogar als sehr oberflächlich. Ebenso erging es mir mit dem bedeutsamen Mutter-Tochter-Konflikt, der angedeutet, jedoch nicht auserzählt wird.

Es fehlt die literarische Auseinandersetzungen mit den Charakteren und dem Thema an sich. Das Problem des Romans liegt meiner Ansicht nach darin, dass sich das Buch, das auf wahren Begebenheiten beruht, nicht entscheiden kann, ob es ein fiktiver Roman oder ein autobiografisches Sachbuch sein will.


Fazit

Mich konnte der Roman nur bedingt überzeugen. Aus meiner Sicht verschenkt das Buch sein Potential an eine zu nüchterne, emotionslose Erzählweise und das Schwanken zwischen Fiktion und zu viel Realität. Der Roman besteht vor allem aus Fakten, dabei taucht das eigentliche Thema nur als Randnotiz auf.

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Veröffentlicht am 06.03.2022

Weniger wäre mehr gewesen

Unser kostbares Leben
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Meinung

„Unser kostbares Leben“ ist ein sechshundert Seiten starker Roman, der das Lebensgefühl der 1970er und den aufkommenden Umweltschutz thematisiert. Zwar ist es ein fiktiver Roman, dennoch steckt ...

Meinung

„Unser kostbares Leben“ ist ein sechshundert Seiten starker Roman, der das Lebensgefühl der 1970er und den aufkommenden Umweltschutz thematisiert. Zwar ist es ein fiktiver Roman, dennoch steckt einiges an autobiografischen Erlebnissen der Autorin in dem Buch. Was wohl auch der Grund ist, warum sie so sehr ins Detail geht. Für den außenstehenden Leser ist es allerdings zu viel an Themen, zu viel an Figuren und eben auch zu viel an Details.

In der Erzählung gibt es Handlungen und auch Charaktere, welche für die Geschichte weder wesentlich sind noch diese in irgendeiner Weise voranbringen. Manche Handlungsstränge wirken auf mich zu konstruiert, andere wiederum werden nur oberflächlich behandelt, obwohl sie aus meiner Sicht bedeutsam sind. Der Roman verliert sich zu sehr in seiner Themenfülle, dabei wird viel Potential verschenkt. Der Geschichte hätte eine Fokussierung sowohl auf ein Thema als auch auf die Charaktere gut getan. Dadurch hätte Spannung aufgebaut und gehalten werden können. So erfährt die Erzählung immer wieder Brüche, besonders an Stellen, an denen es wirklich interessant und spannend ist. Aufgrund der zahlreichen Themen und der vielen, teils unwichtigen Figuren, wird der Roman weder einer Sache noch den maßgeblichen Charakteren gerecht.

Die sechshundert Seiten teilen sich in drei Abschnitte, mit jeweiligen Kapiteln. Die drei Abschnitte spielen in den Jahren 1972, 1976 und 1980. Die Autorin besticht, wie auch in ihren vorherigen Romanen, durch einen ganz wunderbaren Erzählstil. Doch verliert sie in diesem Roman das Wesentliche aus dem Blick und schweift detailreich aus, sodass mich ihre Geschichte nicht packen konnte. Mich hat das Lesen angestrengt und ich gebe zu, dass ich einige Passagen der Einfachheit halber quer gelesen und dabei auch nichts wichtiges verpasst habe. Von dem Roman bleibt mir wahrscheinlich kaum etwas in Erinnerung, denn ich habe auch zu den drei Mädchen, den Hauptfiguren, keinerlei Bindung geknüpft. Sie haben mich emotional nicht berühren können.


Fazit

Dem Roman fehlt der Fokus auf das Wesentliche. Die Erzählung verzettelt sich sowohl in unterschiedlichen Themenfelder als auch in der Vielzahl ihrer Figuren und verschenkt hierdurch enormes Potential, um ein wirklich interessanter und packender Roman zu sein.

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Veröffentlicht am 26.11.2021

Seichte Unterhaltung

Der Traumpalast
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Meinung

Peter Pranges „Der Traumpalast“ ist ein 800 Seiten starker Roman, dem ein zweiter Band folgen wird. Unterteilt in fünf Teile, die jeweils eine Zeitspanne von ca. zwei Jahren erzählen, ist jeder ...

Meinung

Peter Pranges „Der Traumpalast“ ist ein 800 Seiten starker Roman, dem ein zweiter Band folgen wird. Unterteilt in fünf Teile, die jeweils eine Zeitspanne von ca. zwei Jahren erzählen, ist jeder Teil noch einmal in eine unterschiedliche Anzahl von sehr kurzen Kapiteln gegliedert.

Gerade die kurzen Kapitel geben einem das Gefühl einer kurzweiligen Lesezeit, dennoch zieht sich die Geschichte an vielen, völlig uninteressanten Stellen, wie beispielsweise bei Vorstandsitzungen oder Projektfinanzierungen, teils ins Unerträgliche. Oftmals habe ich in diesen Fällen weitergeblättert, was ohne Weiteres möglich ist. Andererseits enden Kapitel genau da, wo Charaktere endlich einmal Tiefe entwickeln könnten (z.B. S. 691). Die ständig wechselnde Szenerie lässt keinen großen Spielraum für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Charakteren oder dem Verlauf.

Zu Beginn wirkt der Roman sehr schwungvoll. Lebemann trifft auf eine modern eingestellte Frau, die weiß, was sie will und bereit ist für ihre Träume zu kämpfen. Doch schnell verliert sich dieser Schwung und auch die Frau, Rahel, ist nur noch vermeintlich modern und wird zum Anhängsel ihres reichen Gönners. Rahel ist in der Geschichte für mich die größte Enttäuschung. Im Laufe des Buches wandelt sich mein erster Eindruck von ihr, von einer starken Persönlichkeit hinzu einer nicht allzu intelligenten, sich selbst bemitleidenden Frau, die immer glanzloser wird. Teils ist sie mir sogar mächtig auf die Nerven gegangen, mit ihrer dummen und naiven Art und ihrer Arroganz.

Auch Tino konnte mich als Charakter nur mäßig überzeugen. Er erfüllt, wie so viele in diesem Roman, eine ganze Reihe von Klischees. Seiner Figur fehlt es an Substanz. Mich hätte beispielsweise eine tiefgreifendere Auseinandersetzung mit seiner Familie, in der es offensichtliche Probleme gibt, interessiert. Über die Ereignisse wird einfach so hinweggegangen. Auch sein Kokainkonsum wird nur oberflächlich erzählt und in erster Linie auf seinen Liebeskummer geschoben. Das ist mir einfach zu banal.

Die sich durchziehende Trivialität wäre für mich noch okay gewesen, weil der Roman nicht den Anspruch auf große Literatur erhebt. Doch einen historischen Roman zu verfassen und dabei hin und wieder historische Fakten so zu drehen, sodass sie in die Geschichte passen, hat mich verärgert. Beispiele hierfür wären das Tanzlokal „Eldorado“, das mehrmals im Roman genannt wird. Dieses berühmt, berüchtigte Transvestitenlokal eröffnete erst Mitte der 1920er, demnach gab es das 1920 noch gar nicht. Ein zweites Beispiel ist die Entstehung der Idee zu „Metropolis“, ebenfalls im Roman thematisiert, die hat der Autor mal eben etwas vordatiert. Was nicht passt, wird passend gemacht. Schade!

Auch sonst ist es eher ein Crashkurs der historischen Hotspots, denn auf keinen wird ernsthafter eingegangen. Die Charaktere sind in ihrem Handeln oft unglaubwürdig und nur darauf ausgelegt, irgendeine Verbindung zu den jeweiligen Ereignissen herzustellen. Dabei bleibt das Lebensgefühl der Berliner Bevölkerung in dieser unsteten und unsicheren Zeit völlig auf der Strecke. Nach den 800 Seiten habe ich mich gefragt, was davon hängen bleibt? Nichts. Es ist eine Aneinanderreihung von seichten Belanglosigkeiten, die jedes erdenkliche Klischee bedient und ein großes Potential einfach verschenkt. Der Roman ist weder spannend, noch interessant, noch kann man auf die historische Einordnung vertrauen. Ich hatte sehr viel mehr erwartet. Von meinen Erwartungen ist nur ein geringer Teil erfüllt worden.

Wiederholt hatte ich beim Lesen den Eindruck, als ob der Autor nur ein mäßiges Interesse an der Zeit der 20er Jahre sowie dem Thema „Kino“ hat. Was wiederum den ein oder anderen historischen Lapsus, der im Roman vorkommt, erklären würde. Dieser Roman ist wohl mehr dem aktuellen Zeitgeist geschuldet.

Fazit

Die Geschichte, die der Roman erzählt, hat mich nicht für sich gewinnen können. Die Erzählung hat mich nicht mitgerissen, es fehlen die facettenreichen Charaktere und mehr Schwung im Ganzen hätte weniger Langeweile aufkommen lassen.

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