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Veröffentlicht am 27.05.2017

AMNESIA - Ich muss mich erinnern

AMNESIA - Ich muss mich erinnern
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Die Diagnose Krebs im Endstadium wirft Helen aus der Bahn. Als sie dann auch noch von ihrem Lebensgefährten Sven verlassen wird, hat sie nur noch den Wunsch, ihre Mutter und ihre Schwester wiederzusehen. ...

Die Diagnose Krebs im Endstadium wirft Helen aus der Bahn. Als sie dann auch noch von ihrem Lebensgefährten Sven verlassen wird, hat sie nur noch den Wunsch, ihre Mutter und ihre Schwester wiederzusehen. Seit einigen Jahren hatten sie nur sporadischen Kontakt. Ihre Mutter reagiert deswegen auch sehr kühl, als Helen vor ihrer Tür steht. Einzig ihre Schwester Kristin scheint sich wirklich zu freuen. Deren Glück scheint perfekt zu sein: sie ist mit Leon verheiratet und erwartet demnächst ihr erstes Kind. Doch Helen bekommt mit, wie ihr Schwager handgreiflich gegenüber Kristin wird. Bei Helen kommen Hassgefühle auf. Und dann ist Leon am nächsten Tag tot. Aber ist Helen wirklich zu einer solchen Tat fähig? Ihr fehlt jegliche Erinnerung an die letzte Nacht …

Dieser Thriller hat mir sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist leicht verständlich und sehr fesselnd, so dass ich unbedingt immer weiterlesen musste. Ich war regelrecht gefesselt von dem Buch.
Helen wird sehr gut beschrieben. Ihre Diagnose ist heftig und die Ärzte haben ihr noch ein Jahr gegeben. Dass sie den Wunsch verspürt, nochmal ihre Familie zu sehen, auch um nicht alleine zu sterben, ist absolut nachvollziehbar. Umso härter trifft sie die Ablehnung ihrer Mutter. Diese ganzen Empfindungen wurden prima beschrieben und ich konnte mit ihr mitfühlen. Sehr gut dargestellt wurde auch die stetig steigende Medikamentendosis von Helen und welche Nebenwirkungen sich dadurch ergaben. Sie litt sehr unter Gedächtnislücken. Ihre Überlegungen, ob sie tatsächlich in der Lage war, Leon umzubringen, verursachten mir eine Gänsehaut, denn auch ich konnte absolut nicht sagen, ob sie es war oder nicht.
Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob Helen die Täterin war oder ob jemand anderes ein übles Spiel mit ihr spielte. Denn da hat die Autorin gleich mehrere Personen geschaffen, die sich merkwürdig verhielten oder ein Motiv haben könnten, Leon umzubringen. Unter anderem auch ihre Schwester und ihre Mutter. Das ganze wurde untermalt von einer düsteren und tiefgründigen Stimmung, die perfekt zum Buch passte.
Bis zum Ende habe ich das Verwirrspiel nicht durchschauen können, so dass mich die Auflösung überrascht hat. Das fand ich prima, denn so soll es bei einem spannenden Thriller ja sein.
Das Ende fand ich ungewöhnlich - im positiven Sinne - und sehr gelungen. Es lässt mich aber auch ein klein wenig nachdenklich zurück.

Ich kann diesen spannenden Thriller sehr empfehlen und vergebe fünf Sterne.

Veröffentlicht am 25.05.2017

Die unbekannte Schwester

Die unbekannte Schwester
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Lotta Fiore tritt endlich ihre Arbeit bei der Polizei an. Von nun an darf sie offiziell ermitteln. Dass sie die Ausbildung für die Polizei überspringen durfte, wird von einigen Kollegen nicht gern gesehen. ...

Lotta Fiore tritt endlich ihre Arbeit bei der Polizei an. Von nun an darf sie offiziell ermitteln. Dass sie die Ausbildung für die Polizei überspringen durfte, wird von einigen Kollegen nicht gern gesehen. Insofern hat sie einen äußerst schwierigen Start. Ihre Kollegen holen promt ein altes Video hervor, auf dem sie mit ihrer Mutter auftrat, der weltberühmten Operndiva Maria Fiore. Doch niemand weiß, dass Maria gar nicht ihre richtige Mutter ist. Lotta wurde als Kind entführt. Sie wurde gegen Marias leibliche Tochter Henriette eingetauscht, die in ein Heim abgeschoben wurde. Seit Lotta und Henriette sich wiedergefunden haben, sind sie unzertrennlich. Doch dann verschwindet Henriette und Lotta entdeckt bei einem Toten einen Zettel mit ihrem eigenen Namen drauf. Hat es jemand auf die beiden Schwestern abgesehen?

Dies ist bereits der dritte Band um Lotta Fiore. Für mich war es allerdings das erste Buch dieser Reihe. Ich hatte aber keine Schwierigkeiten, in die Geschichte rein zu finden, alles wichtige wird erwähnt. Allerdings hat mir dieses Buch so gut gefallen, dass ich die anderen Bücher unbedingt noch lesen möchte.
Lotta ist ein richtig toller Charakter, ich fand sie sofort sympathisch. Ihr Schicksal, dass sie als Kind von Maria Fiore entführt wurde, ist sehr tragisch. Kein Wunder, dass sie psychisch ganz schön angeschlagen ist und professionelle Hilfe benötigt. Die Beziehung zu ihrem Lebensgefährten Hannes ist dadurch auch ziemlich kompliziert. Allerdings versucht sie ihre Vergangenheit aufzuarbeiten und mit ihr klar zu kommen, was nicht einfach ist.
Dass ihr Vater die Suche nach ihr nie aufgegeben hat, auch wenn er daran fast zu Grunde ging, fand ich unglaublich berührend. Das machte ihn wahnsinnig sympathisch. Die Annäherungen der beiden haben mich tief berührt.
Auch Henriette ist ein ganz toller Charakter. Wie bitter muss es sein, wenn man den Ansprüchen der leiblichen Mutter nicht genügt, so dass diese sich eine andere Tochter “besorgt” und man selbst in ein Heim abgeschoben wird. Wahrlich unvorstellbar. Umso schöner war es zu lesen, dass Henriette und Lotta so eine innige Beziehung zueinander aufgebaut hatten und sie wie echte Schwestern waren.
Der Fall gefiel mir sehr gut. Es war für mich nicht durchschaubar, wer hinter den Morden steckte und welche Motive ihn dazu antrieben. Es gibt mehrere Wirrungen und verdächtige Personen, so dass ich ordentlich rätseln konnte. Auf den wahren Täter bin ich allerdings nicht gekommen, da wurde ich echt überrascht. Das Ende war sehr gelungen und spannend und es wurden alle Zusammenhänge nachvollziehbar und schlüssig aufgeklärt.
Sehr gut hat mir die private Geschichte um Lotta gefallen. Ich fand die Einblicke in ihre Vergangenheit und die Auswirkungen auf ihr heutiges Verhalten sehr menschlich und konnte davon nicht genug bekommen. Ich konnte absolut mit ihr mitfühlen und sie verstehen. Ihr Schicksal ging mir einfach sehr nahe.

Ein toller Krimi, den ich empfehlen kann, selbst wenn man die beiden Vorgängerbücher noch nicht kennt. Ich vergebe fünf Sterne.

Veröffentlicht am 17.05.2017

Letzter Fasching

Letzter Fasching
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Der alljährliche Faschingsumzug in Bad Aussee steht an. Doch eine Morddrohung überschattet das bunte Treiben: Ein Trommelweib soll mit dem Leben büßen. Inspektor Franz Gasperlmaier soll den Mord verhindern ...

Der alljährliche Faschingsumzug in Bad Aussee steht an. Doch eine Morddrohung überschattet das bunte Treiben: Ein Trommelweib soll mit dem Leben büßen. Inspektor Franz Gasperlmaier soll den Mord verhindern und erhält dazu den Auftrag, sich als Trommelweib verkleidet unter den Umzug zu mischen. Allerdings kommt es bereits kurz nach Beginn der Feierlichkeiten zu einem Mord: Der Koch eines Bio-Hotels wird erstochen aufgefunden. Es stellt sich heraus, dass er in krumme Geschäfte verwickelt war. Liegt hier der Grund für seine Ermordung? Gasperlmaier muss es herausfinden.

Der Einstieg in das Buch ist mir gut gelungen. Der Schreibstil war angenehm flüssig und sehr gut verständlich. Nur an den Aufbau musste ich mich anfangs gewöhnen, denn die Dialoge waren im Fließtext untergebracht, also ohne separate Absätze.
Prima gefallen haben mir der Humor und das Lokalkolorit. Das war sehr authentisch dargestellt und ich konnte mich super einfinden. Ich hatte das Gefühl, als wenn ich direkt vor Ort war. Ich musste mehrmals schmunzeln.
Die Personen waren realistisch und sympathisch beschrieben. Dass Gasperlmaier nicht als Trommelweib verkleidet dem Umzug beiwohnen wollte, hat ihm nichts genützt. Er musste da durch. Doch mit dem einen oder anderen Schnaps, den es nun einmal bei einem Faschingsumzug so gibt, hat er sich in sein Schicksal gefügt.
Auch die weiteren Personen empfand ich als authentisch und bildhaft beschrieben.
Der Plot gefiel mir richtig gut. Auch wenn ich selbst kein Freund des Faschings bin, fand ich das Faschingstreiben richtig gut beschrieben. Auch der Alkohol floss in Strömen, also sehr realistisch.
Es gab mehrere Tote, jedoch keinen klaren Verdächtigen. Hier präsentierte der Autor mehrere Möglichkeiten, die zum Rätseln anregten. Allerdings konnte ich mich wirklich nicht entscheiden, wer der Täter sein könnte. Das fand ich sehr gut gemacht.
Das Ende war für mich sehr überraschend, denn den Täter hatte ich einfach nicht in Verdacht. Mir hat es wirklich prima gefallen, dass ich bis zum Ende gerätselt habe und doch nicht auf den Täter kam. Und super fand ich auch, dass der Täter nicht plötzlich aus dem Hut gezaubert wurde, sondern die Auflösung rückblickend schlüssig und verständlich war. Nur eben für den Leser sehr gut versteckt.

Ein lesenswerter und unterhaltsamer Regionalkrimi mit tollen Charakteren. Ich freue mich auf weitere Krimis um Gasperlmaier und vergebe fünf Sterne.

Veröffentlicht am 16.05.2017

On fire

On fire
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John O'Learys Lebensfreude und sein unerschütterlicher Glaube sind ansteckend.

John ist gerade neun Jahre alt, als er mit einem Benzinkanister und Streichhölzern experimentiert. Der Benzinkanister explodiert ...

John O'Learys Lebensfreude und sein unerschütterlicher Glaube sind ansteckend.

John ist gerade neun Jahre alt, als er mit einem Benzinkanister und Streichhölzern experimentiert. Der Benzinkanister explodiert und setzt das Haus und John in Flammen. Im Krankenhaus gibt es dann die schreckliche Wahrheit: 100 Prozent von Johns Haut sind verbrannt, seine Überlebenschancen stehen bei weniger als einem Prozent. Doch entgegen dieser düsteren Aussicht überlebt John. Er lernt wieder zu gehen und zu schreiben und schöpft seine Kraft aus seinem unerschütterlichen Glauben an Gott. Heute ist er ein erfolgreicher Redner und motiviert die Menschen mit seiner Lebensgeschichte und zeigt, wie man wirklich lebt und wie man das Leben wirklich lieben lernt.

Dieses Buch hat mich unglaublich berührt. Der Schreibstil ist lebhaft und sehr gut verständlich. John erzählt aus seinem Leben und von seinen Erfahrungen und Begegnungen. Er lässt den Leser an seinem Schicksal teilhaben und zeigt auf, welche positiven Aspekte ihm auch die schlimmsten Momente seines Lebens gebracht haben.
Er lernte wunderbare Menschen kennen, die manchmal “nur” ihre Arbeit machten, wie der Krankenpfleger Roy im Krankenhaus. Dass Roy die Wichtigkeit seines Handelns erst gar nicht bewusst war, war toll zu lesen. Er hat einfach seine Arbeit getan, die er gerne machte, und hat dabei doch so viel für John bewegt und seinen Lebenswillen unterstützt.
Schon der Beginn des Buches ist ergreifend. Die Beschreibungen des Unglücks gingen mir sehr nahe. Dass John die Frage, ob er das alles nochmal durchmachen wollen würde, mit ja beantwortet, ist unvorstellbar. Doch das Buch bzw. Johns Leben zeigt, warum er die Frage mit ja beantwortet hat. Ohne diese Erfahrung wäre sein Leben vermutlich ganz anders verlaufen. Wer weiß, ob er dann auch diese enorme Kraft und Liebe zum Leben entwickelt hätte, die wahrlich ansteckend ist. John brennt für sein Leben und die Liebe zu Gott, er ist im wahrsten Sinne des Wortes “on fire”.
Dieses Buch gibt viele Ratschläge, ohne lehrerhaft zu sein. Es zeigt z.B. wie wichtig es ist, sich für andere einzusetzen und sich selbst zu fragen “was kann ich noch mehr tun”. Das Zwischenmenschliche ist sehr viel wichtiger als das Streben nach Erfolg, Geld und Macht.
Oder dass man Verständnis erfährt, indem man sich anderen gegenüber öffnet, also seine Maske ablegt und sich anderen mitteilt. Das eigene Leben samt seiner Narben zu lieben und es anzunehmen, ist ein wunderbarer Ansatz. In einem Seminar dazu bat John die Teilnehmer, etwas persönliches zu erzählen. Mir wurde bewusst, dass es tatsächlich so ist, dass die Fehler, Gedanken und Sorgen einen Menschen gerade interessant machen und man sich mit ihnen identifizieren kann. Das wird einem nochmal klar vor Augen geführt.
John macht dem Leser auch deutlich, wie wichtig es ist, optimistisch nach vorne zu schauen. Man kann sich für den Blick nach hinten und die was-war-Gedanken entscheiden, oder man sucht die positiven Dinge in dem Jetzt und der Zukunft. Dadurch bekommt man als Leser wirklich eine andere Sicht auf die Dinge. Man sollte viel mehr dankbar sein für das, was man hat und kann, als seine Gedanken an die negativen Aspekte zu verschwenden.
Das Thema "keine Freude ohne Dankbarkeit" fand ich auch sehr treffend. Man neigt leider dazu, die positiven Dinge im Leben als selbstverständlich hinzunehmen und sich nur an den negativen Dingen aufzureiben. Ein wichtiger Ansatz wäre es da doch, sich täglich die vielen positiven und schönen Dinge zu verdeutlichen und dafür dankbar zu sein. Durch diese Dankbarkeit entsteht die Freude von selbst.

Ein wunderbares​, emotionales und eindrucksvolles Buch eines erstaunlichen Menschen. Ich vergebe fünf Sterne.

Veröffentlicht am 08.05.2017

Der Gärtner war's nicht!

Der Gärtner war's nicht!
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Die Schwestern Konny und Kriemhild sind bereits über sechzig und führen voller Hingabe eine kleine Pension in der Provinz - leider nicht allzu erfolgreich. Unterstützt werden sie von Herrn Hirsch, der ...

Die Schwestern Konny und Kriemhild sind bereits über sechzig und führen voller Hingabe eine kleine Pension in der Provinz - leider nicht allzu erfolgreich. Unterstützt werden sie von Herrn Hirsch, der seit einem Schlaganfall Sprachschwierigkeiten hat. Doch um den Garten kümmert er sich auf seinem Aufsitzrasenmäher hingebungsvoll. Und dann gibt es noch die Pensionskatze Amenhotep, einen felllosen Sphynxkater. Dieser beschauliche Alltag wird durch eine Gruppe junger Musiker ordentlich auf den Kopf gestellt. Bis einer der Musiker tot aufgefunden wird. Hat ihn jemand versehentlich überfahren? Oder war es Absicht, also Mord? Die beiden Schwestern nehmen die Ermittlungen auf, denn immerhin steht der Ruf ihrer Pension auf dem Spiel.

Wow, bei diesem Buch kam ich aus dem Lachen wirklich nicht mehr heraus! Eine skurrile und witzige Situation jagt die nächste. Der Schreibstil ist locker-leicht und sehr bildhaft, also absolut passend zu dem Krimi. Das ganze Geschehen lief wie ein Film vor meinen Augen ab, einfach großartig!
Die Charaktere sind sehr detailliert und liebevoll gezeichnet. Jeder hat seine Eigenart, die ihn sympathisch macht - oder eben auch nicht, je nach Rolle.
Konny und Kriemhild sind einfach spitze. Obwohl sie Zwillingsschwestern sind, sind sie sehr unterschiedlich. Aber beiden sitzt das Herz auf der Zunge - und das ist ganz häufig sehr ironisch, hart aber herzlich. Konny schreibt nebenbei noch eine Kolumne als Kummerkasten-Konny, wo sie Ratschläge für's Leben gibt. Das zu lesen machte großen Spaß. Ich fand beide Schwestern einfach wunderbar und habe sie in mein Herz geschlossen.
Herr Hirsch ist einfach der Hit. Er kann sich seit dem Schlaganfall nicht mehr normal sprachlich äußern, sondern wirft wahllose Wörter in den Raum. Ich musste etliche Male laut losprusten, weil die Wörter herrlich zusammenhanglos gewählt wurden. Doch Konny und Kriemhild verstehen genau, was Herr Hirsch sagen will. Klasse.
Auch der Pensionskater Amenhotep ist mir unheimlich ans Herz gewachsen. Er ist einfach liebenswert und intelligent, auch wenn er nicht der Hübscheste ist. Natürlich bekommt er auch seine besonderen Einsätze bei den Ermittlungen.
Der Mordfall war nicht leicht zu knacken, denn eigentlich hatte jeder der Gäste ein Motiv, wie Konny und Kriemhild herausfanden. Insofern wurde die Spannung bis zum Ende gehalten. Nur eins war klar: Der Gärtner war's nicht!

Ich kann diesen super humorvollen Krimi uneingeschränkt empfehlen und vergebe fünf Sterne. Ich freue​ mich schon auf das nächste Buch um diese verrückte Truppe.