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Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Reise mit dem gestohlenem Wohnmobil

Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek
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Bobby Nusku hat es nicht einfach. Seine Mutter hat ihn und den saufenden Vater alleine gelassen, in der Schule wird Bobby gemobbt und auch sein einziger Freund Sonny kann ihm nur bedingt helfen. Seine ...

Bobby Nusku hat es nicht einfach. Seine Mutter hat ihn und den saufenden Vater alleine gelassen, in der Schule wird Bobby gemobbt und auch sein einziger Freund Sonny kann ihm nur bedingt helfen. Seine Tage verbringt er damit sich vor dem Vater und dessen neuer Flamme zu verstecken und sein zurückgezogenes Leben für die Mutter zu dokumentieren. Eines Tages trifft Bobby das Mädchen Rosa, deren Mutter Val den örtlichen Bücherbus putzt. Die drei verbindet bald eine wunderbare Freundschaft, die schnell seltsame Blüten treibt.

Dieses Buch hat mich überrascht, berührt, erheitert und großartig unterhalten. Bobbys Geschichte ist sehr traurig und anrührend, sein Charakter nicht so schnell zu durchschauen. Zunächst wirkt er einfach nur seltsam, ein Nerd der seine Tage damit verbringt Haare seiner Mutter zu archivieren? Freak. Doch schnell wächst er dem Leser ans Herz und man kann z.T. nur fassungslos zusehen wie er mit seiner Einsamkeit umgeht und dabei auch mal über die Stränge schlägt. Auch Val und Rosa sind sehr gut gelungen, auch wenn man beim Verhalten der Mutter manchmal eine Augenbraue hochziehen möchte, weil sie doch sehr unreif handelt.

Es ist schade, dass die Bücher im Bücherbus keine große Rolle spielen. Die Protagonisten lesen sich zwar fleißig durch die Regale und ab und an wird mal in einem Nebensatz erwähnt welches Buch gerade aktuell ist, trotzdem hatte ich doch etwas mehr erwartet. Im Endeffekt hätte es auch „Die Reise mit dem gestohlenen Wohnmobil“ heißen können. Aber das verzeiht man dem Autor schnell, denn die Story entwickelt sich so skurril und irrwitzig, dass man nichts vermisst. David Whitehouse hat eine tolle Art zu erzählen, die Story wirkt manchmal regelrecht märchenhaft ohne dabei ins Kitschige abzudriften und hält immer mal wieder inne um die Kleinigkeiten des Lebens zu betrachten.

Fazit: eine sehr schöne Geschichte, auch ohne große Bezüge zur Literatur.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Hotelleben

Hotel Alpha
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„Finde heraus, was die Leute wünschen. Erfülle ihre Wünsche. Dazu ist das Alpha da.“ (S. 26)

So lautet Howard Yorks Maxime, nach der seine Mitarbeiter im 5-Sterne-Hotel Alpha arbeiten. Graham ist einer ...

„Finde heraus, was die Leute wünschen. Erfülle ihre Wünsche. Dazu ist das Alpha da.“ (S. 26)

So lautet Howard Yorks Maxime, nach der seine Mitarbeiter im 5-Sterne-Hotel Alpha arbeiten. Graham ist einer der ersten, der in diesem Londoner Hotel seine berufliche Heimat als Concierge findet. Doch auch der kleine Junge Chas strandet nach dem Tod seiner Mutter im Alpha.

Über mehrere Jahrzehnte hinweg erstreckt sich die Handlung. Kleine und große Dramen spielen sich im Alpha ab, aktuelle Ereignisse werfen ihre Schatten, Leben werden gelebt, die Zeit wandelt sich. Doch das Alpha bleibt einem Fels in der Brandung gleich bestehen und mit ihm seine liebenswerte „Stammbesetzung“. Watson erzählt in einem ruhigen Ton, eher bruchstückhaft ergeben einzelne Episoden das große Ganze. Die Geschichte wird abwechselnd aus zwei Perspektiven (Graham & Chas) erzählt, die sich recht gut ergänzen. Insgesamt liegt der Fokus jedoch vor allem auf der Charakterentwicklung dieser Personen. Grahams Charakter hat mir sehr gut gefallen: ein sehr höflicher und zuvorkommender Mensch, der in seiner Arbeit völlig aufgeht, ja geradezu nur für seine Arbeit zu leben scheint. Doch zwischendurch lässt er hinter die eigene Fassade blicken und da sieht es doch manchmal etwas anders aus als erwartet. Mich hat er oft an den Butler aus „Was vom Tage übrig blieb“ erinnert. Chas blieb mir die meiste Zeit doch eher fremd, er lebt ein relativ realitätsfernes Leben und das habe ich dem Autor einfach nicht so recht abkaufen können. Howard ist da der krasse Gegenpol, ein extrovertierter Lebemann, der so dem Alpha seinen ganz besonderen Stempel aufdrückt.

Der vermeintlich große und dramatische Höhepunkt der Geschichte war für mich dann doch eher unbedeutend, sodass die Handlung für mich gegen Ende etwas dahinplätscherte. Im Großen und Ganzen fühlte ich mich aber trotzdem immer gut unterhalten. Ergänzend zum Roman veröffentlicht Watson weitere Kurzgeschichten rund um das Alpha unter www.hotelalphastories.de, einige davon sind als Appetithäppchen am Ende des Buches abgedruckt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Robotham kanns einfach

Der Schlafmacher
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Ein Doppelmord hält die Polizei in Atem: Mutter und Tochter werden in den eigenen vier Wänden umgebracht. Während die Leiche der Tochter relativ unberührt bleibt, wurde die Mutter teilweise regelrecht ...

Ein Doppelmord hält die Polizei in Atem: Mutter und Tochter werden in den eigenen vier Wänden umgebracht. Während die Leiche der Tochter relativ unberührt bleibt, wurde die Mutter teilweise regelrecht zerstückelt. Obwohl Psychologe Joe O’ Loughlin eigentlich den Ermittlungen den Rücken gekehrt hat, fühlt er sich für den Fall verantwortlich. Nicht zuletzt, weil er die stümperhafte Arbeit eines Kollegen ausbügeln will. Auch privat muss Joe gerade einiges durchstehen, Gefühle fahren Achterbahn, Angst sitzt im Nacken. Wie wird er mit der Doppelbelastung fertig?

Robotham hat schon einige Bücher rund um Joe O’ Loughlin geschrieben, doch der Lack ist wahrlich noch nicht ab. Wieder einmal entspinnt sich ein spannender Fall, werden Rätsel gelöst, zahlreiche Verdächtige aufgedeckt. Der Autor schreibt sehr flüssig, die Seiten fliegen nur so dahin. Immer wieder gewährt er uns Einblicke in die Gedanken des Mörders, trotzdem bleibt dessen Identität verborgen. Joe bleibt auch in diesem Buch der Sympathieträger, ungewohnt viel erfährt man über sein Privatleben. Ist das bei anderen Autoren oft störend, fügte es sich hier ausgezeichnet in die Handlung ein. Auch hier fiebert man als Leser mit. Die Auflösung des Falles ging mir am Schluss dann doch etwas zu fix, da bin ich von Robotham Galanteres gewöhnt. Im Großen und Ganzen hat mir der Schlafmacher aber wieder sehr gut gefallen, und ich fiebere dem nächsten Band entgegen. Nach DEM Ende wird sich für Joe vieles ändern.

Fazit: vielleicht nicht das beste Buch des Autors, aber trotzdem super Unterhaltung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Ernte des Bösen

Die Ernte des Bösen
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Robin Ellacott’s Job in der Detektei ist sehr vielfältig, von der nervenaufreibenden Observation über knifflige Rechercheaufgaben bis hin zu… naja, Päckchenannahme. Doch auch das kann spannend sein, vor ...

Robin Ellacott’s Job in der Detektei ist sehr vielfältig, von der nervenaufreibenden Observation über knifflige Rechercheaufgaben bis hin zu… naja, Päckchenannahme. Doch auch das kann spannend sein, vor allem wenn sich in dem Päckchen ein Frauenbein befindet. Klar, dass Robin und Cormoran nach dem anfänglichen Schrecken ermitteln. Denn die Botschaft scheint eine sehr persönliche zu sein, hat Cormoran doch noch so einige alte Rechnungen offen.

„Die Ernte des Bösen“ ist schon der dritte Band mit den beiden sympathischen Hauptfiguren; man kann ihn auch sehr gut ohne Vorwissen lesen, sollte jedoch beachten, dass in diesem Buch viel Wert auf die Weiterentwicklung der beiden Figuren gelegt wird. Das mag für den Neuling etwas uninteressanter sein als für den eingefleischten Leser. Mir hat es sehr gut gefallen, auch wenn ich verstehen kann, dass dem geübten Krimileser die Story etwas zu oft auf der Stelle tritt, denn der Spannungsbogen hat schon die eine oder andere Beule abbekommen. Galbraith/Rowling lässt sich Zeit um die Story zu erzählen, schnelle Action findet man in diesem Buch selten. Trotzdem liest sich das Buch sehr flüssig, mir gefiel Rowlings Stil aber auch schon immer sehr gut. Die Stadt London spielt eine eigene, kleine Nebenrolle und mit BIID hat Rowling ein weiteres interessantes Thema mit ins Boot geholt. Insgesamt hat mir „Die Ernte des Bösen“ sehr gut gefallen und ich bin gespannt auf Teil 4 der Krimireihe.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Märchen aus 1001 Nacht

Der Architekt des Sultans
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Chota, ein junger weißer Elefant wird dem Sultan des osmanischen Reichs zum Geschenk gemacht. Der Junge Jahan wird sein Mahut und muss sich selbst erst mal mit dem Leben am Hof von Istanbul zurechtfinden. ...

Chota, ein junger weißer Elefant wird dem Sultan des osmanischen Reichs zum Geschenk gemacht. Der Junge Jahan wird sein Mahut und muss sich selbst erst mal mit dem Leben am Hof von Istanbul zurechtfinden. Eine weitere Veränderung steht ihm bevor, als der große königliche Architekt Sinan auf ihn aufmerksam wird und ihn zu einem seiner wenigen handverlesenen Schüler macht.

Elif Shafak baut eine sehr schöne fiktive Geschichte um die Realperson Sinans. Seine Arbeit, seine großartigen Bauwerke und Methoden spielen eine große, aber nicht die Hauptrolle im Buch. Der Fokus bleibt immer auf Jahan. Der mausert sich vom kleinen schüchternen Jungen zum belesenen und intelligenten Architekten. Immer dabei: Chota. Die Beziehung zwischen den beiden wird sehr einfühlsam beschrieben, auch wenn es sich „nur“ um einen Elefanten handelt merkt man Jahan an, dass er ihn wie einen echten Freund betrachtet. Die Autorin schafft ein opulentes Bild der Zeit, sehr detailreich und oft etwas blumig erzählt sie ihre Geschichte. Doch auch die Schrecken der Pest, des Krieges oder der Sklaverei finden ihren Platz, sodass man ein interessantes Rundumbild jener Epoche erhält. Leider werden manchmal kleine Episoden etwas zusammenhangslos aneinandergereiht, da gab es dann doch den einen oder anderen kleinen Bruch. Auch mit dem Ende des Buches war ich nicht ganz so glücklich, insgesamt hat mir dieses Märchen aus 1001 Nacht jedoch sehr gut gefallen.

Fazit: ein interessanter und märchenhafter Ausflug nach Istanbul.