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Veröffentlicht am 20.03.2022

Lesespaß vom Feinsten

Die kalte Mamsell
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Im Jahr 1913 fährt Viktoria Berg mit ihrem Vater zur Erholung nach Norderney. Sie hofft, dort mit Christian Hinrichs ein paar romantische Stunden verbringen zu können, obwohl ihr Vater sie argwöhnisch ...

Im Jahr 1913 fährt Viktoria Berg mit ihrem Vater zur Erholung nach Norderney. Sie hofft, dort mit Christian Hinrichs ein paar romantische Stunden verbringen zu können, obwohl ihr Vater sie argwöhnisch beobachtet. Christian hat auf der Insel gerade seine erste Stelle als Kriminalassistent angetreten. Da werden im Eiskeller eines noblen Hotels zwei Leichen gefunden. Es handelt sich um die Kaltmamsell des Hotels und um einen unbekannten Fremden. Als Christian und Viktoria die Leichen genauer in Augenschein nehmen, stockt Viktoria der Atem. Die tote Frau trägt eine wertvolle Brosche, die einmal Viktorias Mutter gehört hat. Als sie ihren Vater dazu befragt, reagiert der ausweichend. Das weckt Vintorias Neugier umso mehr und sie ermittelt auf eigene Faust. Daß sie sich damit in große Gefahr begibt, merkt sie dann sehr schnell.

Mit dem dritten Band ihrer Norderney-Serie, "Die kalte Mamsell", ist Elsa Dix wieder einmal ein tolles Buch gelungen. Das außergewöhnliche Ermittlerpaar Viktoria Berg und Christian Hinrichs geraten auch diesmal in Höchstform und bieten alles, was ein guter Krimi haben sollte: viel Spannung und eine Prise Humor. Dazu kommt noch das Zeitgeschehen, denn vom Jahr 1913 und seinen Ereignissen wird lebensnah berichtet. Die Menschen, egal ob arm oder reich, sind relativ zufrieden mit ihrem Leben. Sie ahnen ja nicht, was noch auf sie zukommt. Auch die Rolle der Frauen ist in dem Buch ein Thema. Allerdings wird hier nichts dramatisiert, sondern immer mit einem Augenzwinkern erzählt. Das verdanken wir vor allem der Hauptperson Viktoria, die sich immer wieder, oft erfolgreich, diesen Zwängen widersetzt. Deshalb schließt sich "Die kalte Mamsell" nahtlos an ihre Vorgänger an. Eine wirklich unterhaltsame Geschichte und ein Lesespaß vom Feinsten!

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Veröffentlicht am 19.03.2022

Loretta springt über ihren Schatten

Tote tanzen keinen Walzer
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Bärbel und Frank wollen heiraten - und gemeinsam mit ihren Freunden wollen sie die Tanzschulbank drücken. Womit Loretta so gar nichts anfangen kann. Sie kommt sich dort fehl am Platz vor. Dies ändert sich ...

Bärbel und Frank wollen heiraten - und gemeinsam mit ihren Freunden wollen sie die Tanzschulbank drücken. Womit Loretta so gar nichts anfangen kann. Sie kommt sich dort fehl am Platz vor. Dies ändert sich schlagartig, als während der Tanzstunde ein Schuß durch die Fensterscheibe fällt und ein Tanzschüler tot umfällt. Loretta ist wieder in ihrem Element und versucht, Licht in den Fall zu bringen. Gemeinsam mit ihren Freunden deckt sie einen Familienstreit auf und merkt, daß die Welt der Formationstänzer nicht so strahlend ist, wie sie scheint.

Mit "Tote tanzen keinen Walzer" verabschiedet Lotte Minck ihre Kultfigur Loretta Luchs. Ich hoffe sehr, sie überlegt es sich noch einmal. Ein Rücktritt vom Rücktritt ist bei Stars ja nicht ungewöhnlich. Und Loretta, Erwin, Dennis, Doris, Frank und Bärbel sind Stars. Und im Laufe der Jahre auch gute Freunde geworden, die ich sehr vermissen werde. Ihre Abenteuer sind stets sehr unterhaltsam und humorvoll. So auch hier wieder. Allein die Vorstellung von Loretta in der Tanzschule hat bei mir für Erheiterung gesorgt. Da braucht es gar nicht vieler Worte, wer Loretta kennt, ahnt schon, wie sie dazu steht. Das Buch lebt von Situationskomik, die jedoch nicht übertrieben wird und dadurch glaubhaft bleibt. Genau wie die Charaktere. Den Freunden nimmt man jedes Wort ab, ihre Handlungen überzeugen. Sie passen ins Ruhrgebiet, sind nicht so überzogen beschrieben und reden so, wie es tatsächlich der Fall ist. Ohne ins billige Klischee zu sinken. Der Fall ist auch wieder sehr spannend und man wird ständig auf neue Fährten gelenkt, um zum Schluß eine Überraschung zu erleben. Dabei kommt das Buch mit einer Leiche aus und der Mord wird auch sehr unblutig dargestellt. Dies gefällt mir immer wieder sehr gut.
Mit dem Ende läßt sich Lotte Minck zum Glück noch ein Türchen offen für weitere Abenteuer. Ich hoffe sehr darauf. Bis dahin bleibt nur: Taschentuch heraus und traurig hinter Loretta her winken.

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Diese Serie hat mein Herz erobert

Das Haus am Deich – Sicherer Hafen
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Im Jahr 1961 trennen sich die Wege der Freundinnen Frida und Erna. Frida heiratet endlich den Arzt Wilfried Hansen. Auf ihrer Hochzeit wird ihr klar, daß Erna ebenfalls in Wilfried verliebt ist. Erna will ...

Im Jahr 1961 trennen sich die Wege der Freundinnen Frida und Erna. Frida heiratet endlich den Arzt Wilfried Hansen. Auf ihrer Hochzeit wird ihr klar, daß Erna ebenfalls in Wilfried verliebt ist. Erna will ihre Freundschaft nicht gefährden und zieht mit Heiko Mansfeld, einem Kollegen von Wilfried, nach Ost-Berlin. Doch beide Frauen werden in ihren Ehen nicht glücklich. Zwischen Frida und Wilfried steht immer Fridas tiefe Liebe zu Focko. Ernas Mann Heiko entwickelt sich in Ost-Berlin zu einem strammen Gefolgsmann der DDR, während Erna das Leben im Westen der Stadt in vollen Zügen genießen möchte. Da droht der Bau der Mauer die Freundinnen für immer zu trennen. Im letzten Moment gelingt es Erna, ihre Tochter zur Flucht zu überreden. Wieder einmal sucht sie Zuflucht bei Frida im Haus am Deich. Als 1962 die große Sturmflut über das Land hereinbricht wird Frida klar, daß sie sich entscheiden muß, wie ihr Leben weitergehen soll.

Die Serie "Das Haus am Deich" endet hier mit dem Titel "Sicherer Hafen". Der Abschied von den lieb gewordenen Personen fällt nicht leicht, aber wie man Regine Kölpin kennt, erwartet den Leser bestimmt schon bald eine neue Geschichte. Es ist jedesmal erstaunlich, wie geschickt sie das Zeitgeschehen in ihre so zu Herzen gehende Handlung mit einflechtet. Durch diese Einzelschicksale bekommt man für solche Katastrophen ein ganz anderes Gespür. Man konnte in dieser Trilogie zwei junge Frauen durch ein Stück ihres Lebens begleiten und erleben, wie aus heimatlosen Mädchen selbstbewußte Frauen wurden. Das war nicht immer leicht. Sie mußten um ihre Rechte kämpfen. Beim Lesen habe ich manchmal inne gehalten und überlegt, ob das wirklich erst vor so kurzer Zeit passiert ist. Waren Frauen damals wirklich so ohne Rechte? Gerade deshalb haben die Freundinnen mein Herz im Sturm erobert.
Wer sich mit der Küste im Norden Deutschlands irgendwie verbunden fühlt, sollte die Bücher über "Das Haus am Deich" unbedingt lesen. Die Landschaft mit ihrer rauhen Schönheit kommt darin nicht zu kurz. Man darf dabei auch schon vom Urlaub träumen!

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Veröffentlicht am 10.03.2022

Gnadenlos ehrlich

Das Leben wie sie es liebten
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Wien 1946: Loretta mußte aus Reichenberg fliehen. Ihr Vater war dort Leiter einer Nervenheilanstalt. Dort hat sie auch den jungen Arzt Marek kennengelernt und ihn bald geheiratet. Jetzt lebt sie in Wien ...

Wien 1946: Loretta mußte aus Reichenberg fliehen. Ihr Vater war dort Leiter einer Nervenheilanstalt. Dort hat sie auch den jungen Arzt Marek kennengelernt und ihn bald geheiratet. Jetzt lebt sie in Wien bei ihrer Tante. Verzweifelt versucht sie Marek zu finden, denn sie sind von den russischen Besatzern getrennt worden. In die Wohnung der Tante wird auch Ingrid eingewiesen, denn Wohnraum ist knapp. Die Frauen müssen sich erst zusammenraufen. Durch die Notlage der Hausmeisterin Paula und ihrer kleinen Tochter kommen sie sich dann doch näher. Zu ihnen stößt auch noch die Postbotin Ursula. Die wartet genau wie Loretta auf ein Lebenszeichen von ihrem Mann. Diese Frauen versuchen nun verzweifelt irgendwie zu überleben. Sie trotzen gemeinsam dem Hunger und der Kälte. Dabei hütet eine von ihnen ein dunkles Geheimnis.

Ich gebe zu, ich mußte mich erst an dieses Buch gewöhnen. Der Schreibstil ist irgendwie anders. Aber dann hat mich die Geschichte nicht mehr losgelassen. Der Überlebenskampf der Menschen in der Nachkriegszeit war auch in Wien wohl extrem hart. Dazu kam noch die Ungewissheit, was aus ihren Liebsten geworden ist. Die Verzweiflung war sehr deutlich zu spüren, so daß man beim Lesen manchmal eine Gänsehaut bekommt. Es ist heute kaum vorstellbar, daß eine so wunderschöne Stadt wie Wien einmal so zerstört war. In Deutschland habe ich davon kaum etwas gehört. Die Geschichte zeigt auf schockierende Art, wie es doch immer wieder einigen Menschen gelingt, ihre Fahnen in den Wind zu hängen. Diese Typen gibt es in jeder Zeit und das Schlimme ist, daß sie damit durchkommen. Deshalb mußte ich das Ende erst einmal sacken lassen.

Wer bereit ist, einen ehrlichen Bericht aus Wien über die Zeit nach dem Krieg zu lesen, sollte sich auf "Das Leben wie sie es liebten" einlassen. Anni Bürkl hat dazu ein hervorragendes Buch geschrieben.

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Veröffentlicht am 06.03.2022

Perfekter Wohlfühlroman

Das Herz im Wald, die Füße im Sand
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Försterin Ella kehrt mit ihrer Labrador-Hündin Paula in ihre Heimat an der ostfriesischen Küste zurück, um dort eine Vertretungsstelle für 2 Monate anzunehmen. Erneut ist sie verliebt in diese Landschaft. ...

Försterin Ella kehrt mit ihrer Labrador-Hündin Paula in ihre Heimat an der ostfriesischen Küste zurück, um dort eine Vertretungsstelle für 2 Monate anzunehmen. Erneut ist sie verliebt in diese Landschaft. Doch ihre Vergangenheit holt sie ein und es gilt, Entscheidungen um ihr Erbe zu treffen. Und auch in Sachen Liebe verändert sich ihr Leben - Clemens, auf dessen Gutshof sie eine Ferienwohnung angemietet hat, schleicht sich in ihr Herz und weckt Sehnsucht nach einem Leben zu zweit...

"Das Herz im Wald, die Füße im Sand" von Jule Böhm läßt den Leser entspannen und den Alltag vergessen. Hier handelt es sich um einen wahrhaftigen Wohlfühlroman. Jule Böhm schreibt so herrlich frisch und flüssig, daß man nur so durch die Seiten fliegt. Sie beschreibt ihre Charaktere und die Landschaft so bildhaft, daß man ein klares Bild vor Augen hat. Ihre Charaktere werden zu Freunden, die absolut glaubhaft erscheinen. Gerade Ella, die nicht "rundgeschliffen" ist und auch mal ihren eigenen Kopf durchsetzt, ist absolut liebenswert. Aber auch diese herrliche Landschaft kommt hier nicht zu kurz. Wer diese Region, so wie ich, kennt, wird hier einiges wiedererkennen und pures Urlaubsfeeling bekommen. Man spürt tatsächlich den Sand unter den Füßen, atmet die reine Luft der See und des Waldes fast spürbar selbst. Und so ganz nebenbei bekommt man noch Einblicke in das Leben und die Arbeit eines Försters.
Mich hat dieses Buch perfekt aus dem tristen Alltag entführt. Ich konnte entspannen und abschalten und bin in eine Welt eingetaucht, in der ich mich wohlfühlte. Jule Böhm hat ihr Ziel bei mir somit perfekt erreicht!

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