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Veröffentlicht am 18.03.2022

Spannend, aber nicht so catchy wie erhofft

Four Houses of Oxford, Band 1: Brich die Regeln (Epische Romantasy für alle Fans des TikTok-Trends Dark Academia)
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Puh, ich muss sagen…ich bin ernüchtert. Der Klappentext klang so vielversprechend. Das Cover gefiel mir so gut. Das gesamte Konzept erinnerte mich enorm an Stefanie Hasses Matching-Night-Dilogie, die zu ...

Puh, ich muss sagen…ich bin ernüchtert. Der Klappentext klang so vielversprechend. Das Cover gefiel mir so gut. Das gesamte Konzept erinnerte mich enorm an Stefanie Hasses Matching-Night-Dilogie, die zu meinen absoluten Highlights zählt. Wahrscheinlich hatte ich unterbewusst gehofft, dass ich mit Anna Savas' Dark-Academia-Romantasy-Reihe ein ähnlich berauschend positives Leseerlebnis haben würde – und gemäß dem Motto 'be careful what you wish for' bekam ich genau das: eine Geschichte, die sich wie eine Kopie von "Matching Night" anfühlte, mich jedoch unterm Strich weniger packen konnte. Damit meine ich nicht, dass bei jeder Romantasy-Story, überhaupt bei jeder Story, das Rad neu erfunden werden müsste. Aber wenn schon eine ähnliche Geschichte, dann bitte in 100%ig überzeugender Ausarbeitung, sodass sie zumindest ein wenig eigene Substanz, einen eigenen Charakter hat. Nun könnte man sagen: "Moment, im vorliegenden Werk gibt es schließlich Magie und in Matching Night nicht, ha!" Das ist natürlich richtig und ein bedeutender Unterschied. Dennoch ging dieser Punkt für mich im Gesamtkonzept einfach ziemlich unter. Hauptsächlich geht es um ein "Spiel" der Studentenvereinigungen Diamonds, Hearts, Cross und Spades – und das Wort setze ich in Anführungszeichen, weil besagtes Spiel ziemlich sadistisch, um nicht zu sagen gestört ist. Klar sollen die Figuren einen persönlichen Einsatz bringen, klar sollen sie an ihr Limit gehen, allerdings sollte das Ganze insgesamt im Bereich fun to read bleiben, und in meinen Augen war es das nicht immer. Viele Aktionen und Verhaltensweisen wirkten erzwungen und teilweise undurchdacht bzw. widersprüchlich auf mich.

Vom Setting war ich leider enttäuscht. Das war meines Erachtens das größte Minus des Buches. Was mir fehlte? Das Uni-Flair. Offiziell befinden wir uns auf dem Campus der Oxford University. Gespürt habe ich davon nichts. Weder an kulturellen Eigenheiten (Bräuche, Musik, Sprache, Essen, etc.) noch an landschaftlichen Beschreibungen der Umgebung. Anfangs gab es einen Vermerk zum Wetter, aber das war es auch schon. Wird nebenbei auch ein wenig studiert? Eventuell, allerdings dreht sich alles nur um die von den Novizen zu bewältigenden Aufgaben und um die unerklärliche Magie – von der man am Ende des Bandes noch immer nicht weiß, wie sie überhaupt zustande kommt. Zumindest ein paar Antworten auf die vielen offenen Fragen wären schön gewesen. Vielleicht wird dies im 2. Band näher erklärt, ansonsten bliebe dieses Story-Element nur oberflächlich angekratzt.

Mit Finley und Harper, aus deren beider Perspektive erzählt wird (wobei der Schwerpunkt auf Harpers Sichtweise liegt), sowie mit der Nebenfigur Lexie hat die Autorin sympathische Charaktere geschaffen, mit denen man mitfiebert und denen man die Daumen drückt, dass sie heil aus der ganzen Misere rauskommen, die sie sich mit dem Beitritt zu den mysteriösen Vier Farben eingebrockt haben. Der Romance-Aspekt blieb eher im Hintergrund. So richtig wollte sich bei mir kein Herzklopfen für die Hauptprotagonisten einstellen, die sich einst in einer Pflegefamilie kennen- und lieben gelernt hatten, ehe Finley aus Harpers Leben verschwunden war und ihr das Herz gebrochen hatte. Hier interessierten mich eher ihre Einzelschicksale. Was ist mit Finleys bestem Freund Dorian geschehen, warum hatte er sterben müssen? Wer sind Harpers leibliche Eltern?

Am sonstigen Schreibstil von Anna Savas gibt es nichts zu rütteln, sie erzählt emotionsgeladen, flott und modern, und setzt gekonnt Kapitelübergänge, sodass die Spannung immer weiter gesteigert wird und man das Buch nicht aus der Hand legen kann. Hier und da ein paar Informations-Bröckchen, dort ein paar Überraschungsmomente, super! Vom fiesen Cliffhanger, der mir ein böses Kopfkino beschert hat, fange ich gar nicht erst an. Dieses Ende kam echt abrupt – unabhängig von den Punkten, die mir weniger gefallen haben, muss ich Band 2 lesen, weil ich ansonsten wohl vor lauter Neugier platzen würde.

Fazit: Minimal (durch Hinzufügen von Magie) abgewandelte Version von einer anderen College-Dilogie, nur deutlich weniger atmosphärisch, aber trotzdem spannend und mit sympathischen Hauptfiguren.

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Veröffentlicht am 18.03.2022

Ganz okay, nur zwischenzeitlich mit ein paar Längen

Der Klang unserer Liebe
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Für mich war dies das erste Buch von Autorin Kate Clayborn und aufgrund des Klappentextes erwartete ich eine unterhaltsame Love Story mit viel Herzklopfen und Schmunzelmomenten. Der Humor packte mich nicht ...

Für mich war dies das erste Buch von Autorin Kate Clayborn und aufgrund des Klappentextes erwartete ich eine unterhaltsame Love Story mit viel Herzklopfen und Schmunzelmomenten. Der Humor packte mich nicht so ganz, dafür war der stets lebensnahe Wortlaut in den Dialogen (- vor allem in Form der gedanklichen Einfügungen -) genau mein Fall.

Als Teenager verliebt sich Will Sterling in ein Mädchen, dessen Lachen ihn verzaubert hat. Dumm nur, dass seine Augen zu diesem Zeitpunkt nicht die besten sind – aus Eitelkeit und Angst vor einer Brille hatte er sich bisher durchs Leben gemogelt, ohne dass seine Sehschwäche jemandem aufgefallen wäre, und nun kann er seine Traumfrau, die auf einem Balkon steht, nicht einmal gescheit erkennen. Ihr Gesicht ist oval, ihre Haarfarbe braun, mehr Details sieht Will nicht. Allerdings wird er kurz darauf ohnehin aus seinen frisch verliebten Gedanken gerissen, denn zufällig hört er ein Gespräch zwischen seiner Mutter und seinem ihm bis dahin unbekannten Onkel mit an, das nicht für seine Ohren bestimmt gewesen war. An diesem Tag beschließt er, seine Kindheit zu beenden und ab sofort erwachsen zu sein. Sechzehn Jahre später ist Will, der inzwischen als Arzt in einem Krankenhaus arbeitet, zurück am Haus seines Onkels, welches dieser ihm vererbt hat. Er hat keine guten Erinnerungen an diesen Ort und möchte den Besitz schnellstmöglich verkaufen. Doch dann hört er wieder diese einzigartige Stimme von einem Balkon herunterwehen… Wie sich herausstellt, gehört diese zu Nora – die fuchsteufelswild ist darüber, dass Will die Wohnung seines Onkels für Kurzmieter bereitstellen möchte. Auch die restlichen Hausbewohner:innen, eine eingeschworene Gemeinschaft voller urig-schrulliger Unikate, die das Haus als ihren zu schützenden Lebensraum betrachten, sind entsetzt und leisten durch diverse Sabotageakte erbitterten Widerstand gegen Wills Pläne.

Mein Highlight des Romans waren die Nebenfiguren, allen voran Wills Chef, der zunächst unnahbar und pedantisch wirkende Dr. Gerald Abraham, dessen trockene, aber klugen Kommentare ich einfach herrlich fand, und seine vor Fröhlichkeit und Energie übersprudelnde Ex-Frau, Sally Nicht-mehr-Abraham. Den Plot um diese zwei Figuren fand ich tatsächlich niedlicher als die Haupthandlung und hätte gerne viel mehr Szenen mit ihnen gelesen, zum Beispiel statt der Passagen, in denen es um verschiedene Bewohner:innen des Hauses geht.

Dabei ist der Schreibstil an sich super angenehm, locker und umgangssprachlich gehalten. Will und Nora, aus deren beider Sicht abwechselnd erzählt wird, sind sympathische junge Menschen. Für meinen Geschmack passierte in Sachen Handlung zu wenig; mir fehlte es an Spannung. Zudem erreichte mich die Annäherung zwischen Nora und Will emotional nicht so recht; es war nett, aber ohne jeden Pep.

Kurzum: Tolle Idee, sehr viel Potential für eine Verfilmung als romantische Komödie im TV-Abendprogramm; in Buchform jedoch zu viele Längen, in denen ich das Gefühl hatte, auf der Stelle zu treten, und Figuren, die zwar liebenswert sind, deren Miteinander mich aber leider nicht mitreißen konnte. Es ist ein solides 3 ½-bis-4-Sterne-Werk für Zwischendurch. Wer ein paar entspannte Lesestunden genießen möchte und kurzweile Liebesromane ohne viel Drama mag, ist hiermit gut beraten.

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Veröffentlicht am 15.03.2022

Schwermütig

Als uns die Welt zu Füßen lag
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Bei diesem Buch war es vor allem das in verblichenen Sepiatönen gehaltene, nostalgisch wirkende und ein Gefühl von Leichtigkeit verströmende Cover, das mich wie magisch angezogen hatte. Ich liebe historische ...

Bei diesem Buch war es vor allem das in verblichenen Sepiatönen gehaltene, nostalgisch wirkende und ein Gefühl von Leichtigkeit verströmende Cover, das mich wie magisch angezogen hatte. Ich liebe historische Frauenromane und nach einem kurzen Blick auf den Klappentext freute ich mich auf eine interessante Story im Norddeutschland der Dreißigerjahre.

Umso erstaunter war ich, als das Werk im Hamburg des Jahres 2019 begann; tatsächlich gibt es also zwei Zeitebenen. In der Gegenwart lernen wir die erfolgreiche Zuckerbäckerin Tilda kennen, die nur für ihr eigenes Cafélädchen Bellefleur zu leben scheint. "Was ihre Konkurrenz mit Neid erfüllte, betrachteten ihre Freundinnen mit Sorge. Denn die viele Arbeit machte Tilda in ihren Augen zu einer Einzelgängerin, die sich außer für die Zutaten ihrer köstlichen Backwerke nur für ihre Bilanzen interessierte."

In der Vergangenheitshandlung flüchtet die junge Vicky, deren Vater sie gegen ihren Willen verheiraten möchte, vom ländlichen Familiensitz, dem Rosenhof Willenbrock, in die Hansestadt Hamburg, wo ihre Tante Carla lebt. Nachdem sie ihr Hab und Gut verliert, findet sie in Luise, die sie vorübergehend bei sich und ihrem Bruder Ludwig aufnimmt, eine neue Freundin. Aber nicht alles ist, wie es scheint. Als es Vicky bald darauf durch einen Zufall gelingt, Carla zu finden, staunt sie nicht schlecht – denn ihre Tante lebt mittlerweile als Mann, nennt sich Karl und ist mit einer Frau namens Eve Bellefleur zusammen. Ihnen gehört der legendäre gleichnamige Tanzpalast sowie ein Modesalon. "»Das Bellefleur ist das Herz des Hamburger Nachtlebens, in unserem Haus findet man alles unter einem Dach: Mode, Tanz, Musik, Lustbarkeiten … Jeder, der etwas auf sich hält, ist hier zu Gast!«" Alles scheint sich endlich zum Guten zu wenden, Vicky genießt ihre neue Freiheit und verliebt sich in den Swing Musiker Johnny, der ihre Gefühle erwidert. Allerdings drohen die Schatten der Vergangenheit sie einzuholen und so wohl sie sich in ihrem neuen Zuhause fühlt, es ist nicht der sichere Hafen, den sie sich erträumt hatte. Die Lage spitzt sich immer weiter zu: Johnny wird wegen seiner Hautfarbe angefeindet, Carla/Karl schlägt aufgrund ihrer/seiner Lebensweise regelmäßig Hass entgegen; die Weltwirtschaftskrise greift um sich und die Nationalsozialisten gewinnen an Macht.

Die in der Vergangenheit spielende Handlung war mein Highlight des Romans.Tildas Geschichte hingegen gefiel mir weniger; ohne diesen Plot hätte das Buch, glaube ich, insgesamt positiver auf mich gewirkt. Alle Figuren sind vielschichtig angelegt, haben Fehler und Schwächen, wirken real. Die Autorin hat die Lebensumstände der damaligen Zeit sehr authentisch eingefangen, den Kontrast zwischen Armut und Reichtum, die Einschränkungen, mit denen Frauen zu kämpfen hatten. Ich musste mir immer wieder ins Gedächtnis rufen: 'Es ist kein Wohlfühlroman, sondern soll das echte Leben widerspiegeln.' Teilweise wurde mir das Ganze dennoch zu deprimierend, ich empfand die Tragik als erdrückend und die erhoffte Leichtigkeit stellte sich nicht ein. Ich las von harter Arbeit und Geldnot, Unglück und Tod, von Rassismus und Vorurteilen gegenüber gleichgeschlechtlicher Liebe. Insbesondere die Thematik um ungewollte bzw. ungeplante Schwangerschaften (ja, Plural) setzte mir zu.

Einerseits gab es sehr berührende Passagen, andererseits empfand ich die aus verschiedenen Perspektiven erzählte Geschichte a) als zu schwermütig und b) als nicht flüssig erzählt. Zum Teil mag das an der Vielzahl der Sichtweisen gelegen haben, aber auch die Übergänge wirkten manchmal etwas abgehackt auf mich und die Zeitsprünge innerhalb einer Zeitebene störten mich eher, als dass sie Spannung erzeugten. Was das Ende betrifft – nun ja, es war okay, ich hätte mir jedoch einen runderen Abschluss gewünscht.

Fazit: Gefühlvoll und durchaus unterhaltsam, unterm Strich allerdings zu negativ-behaftet für meinen Geschmack.

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Veröffentlicht am 11.03.2022

Gut, aber nicht der triumphale Abschluss, den ich mir gewünscht hätte

Bridgerton - Hochzeitsglocken für Lady Lucy
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Als großer Bridgerton-Fan hatte ich dem letzten Band aus der international gefeierten Buchreihe Julia Quinns sowohl gespannt als auch mit einer gehörigen Portion Wehmut entgegengesehen; ich wollte unbedingt ...

Als großer Bridgerton-Fan hatte ich dem letzten Band aus der international gefeierten Buchreihe Julia Quinns sowohl gespannt als auch mit einer gehörigen Portion Wehmut entgegengesehen; ich wollte unbedingt wissen, wie der letzte ledige Sprössling der sympathischen Großfamilie unter die Haube kommt, war allerdings noch nicht bereit, mich anschließend von den Figuren zu verabschieden, so sehr genoss ich es, für ein paar Lesestunden Teil ihrer Welt zu sein. Vielleicht lag es an meinen recht hohen Erwartungen, da ich den Schreibstil der Autorin mittlerweile zu kennen glaubte, doch ausgerechnet bei Gregorys Geschichte fehlte mir etwas.

Es ist ein guter Regencyroman, aber im Vergleich mit den Vorgängerwerken verblasst er. So wie die weibliche Hauptfigur, Lady Lucinda Abernathy (kurz: Lucy), das Gefühl hat, stets im Schatten ihrer bildhübschen, reizenden besten Freundin und Herzensschwester Hermione Watson zu stehen, ging es mir mit der Story – sie war neben den anderen Bänden "auf jede ersichtliche Art etwas weniger" bzw. "nicht so ganz".

Während Lucy mir im Laufe immer weiter ans Herz wuchs - sie ist schließlich auch eine bemerkenswerte junge Frau, loyal, intelligent, liebenswert, aufrichtig, familienorientiert -, konnte ich mich, so leid es mir tut, für Gregory, dem eindeutig ein Ziel im Leben fehlte, kaum erwärmen. Damit meine ich nicht, dass er sich negativ verhalten hätte, im Gegenteil, ich fand es beeindruckend, dass er z.B. fest an die wahre Liebe glaubte und bereit war, mit großer Geste darum zu kämpfen. Er hat eben wirklich das Pech, der vierte Sohn der Familie zu sein – und all seine Brüder erschienen mir schlichtweg bemerkenswerter, wacher, feuriger, eindringlicher beschrieben. Müsste ich Gregory eine Temperatur zuordnen, wäre es ein Lauwarm; nicht ungemütlich, aber halt nichts dauerhaft Behagliches.

Der Einstieg in die Handlung startete gleich mit einer ungewöhnlich dramatischen Szene: Gregory stürzt in eine Kirche, wo gerade eine Trauung stattfindet, und wirft sich der Braut (eines anderen Mannes) in theatralischer Geste zu Füßen; er erklärt der geschockten Dame vor versammelter Gesellschaft seine Liebe und fleht sie an, stattdessen lieber ihn zu heiraten. Wer die Frau ist, verrate ich an dieser Stelle natürlich nicht, und wie sie auf Gregorys spontanen Antrag reagiert, müsst ihr ebenfalls selbst lesen!

Ich hatte mich komplett darauf verlassen, ein fulminantes Reihenfinale zu lesen, ein Feuerwerk der Emotionen zu erleben, und wünschte mir einen gebührenden Abschied von allen Bridgertons. Letztlich war ich aufgrund der wenigen Szenen mit der gesamten Bridgerton-Familie tatsächlich ein klein wenig enttäuscht; ihr Anteil ist ziemlich gering, viel zu wenig für ein Reihenende. Zwar gab es humorvolle Passagen, die typisch Quinn'schen Irrungen und Wirrungen - wer liebt wen und wann wird geheiratet – und der Start verlief, aus oben genannten Gründen, enorm mitreißend, doch irgendwie packte es mich insgesamt einfach nicht.

Fazit: Nicht der triumphale Abschluss, den ich mir gewünscht hätte, wobei dies angesichts des nach wie vor angenehmen Schreibstils der Autorin Jammern auf hohem Niveau ist. Ich vergebe 3 ½ solide Sterne und bedanke mich für diese wundervolle Buchreihe, die in das Bücherregal einer jeden Janeite gehört.

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Veröffentlicht am 02.03.2022

Solider Reihenauftakt

Sternstunde
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Das mit glänzendem Golddruck veredelte Cover sah so einladend aus, dass ich unbedingt mehr über diesen am Originalschauplatz in Berlin-Zehlendorf spielenden Roman von Autorin Corina Bomann erfahren wollte, ...

Das mit glänzendem Golddruck veredelte Cover sah so einladend aus, dass ich unbedingt mehr über diesen am Originalschauplatz in Berlin-Zehlendorf spielenden Roman von Autorin Corina Bomann erfahren wollte, welcher den Auftakt zu ihrer beim Penguin Verlag erschienenen Buchreihe "Die Waldfriede-Saga" bildet und auf rund 600 Seiten einen Bogen von 1916 bis ins Jahr 1929 spannt.

Wir erleben die von zahlreichen Hindernissen und Intrigen geprägte Anfangszeit der neu gegründeten Klinik Waldfriede unter Leitung von Herr Dr. Louis Conradi, wo auch die junge Krankenschwester Hanna nach einem schweren Schicksalsschlag einen Neuanfang wagt.

Der Schreibstil ist recht ruhig und angenehm, oftmals sehr detailreich; hin und wieder erschien mir die Story ein wenig langatmig. Erzählt wird in der dritten Person, wobei wir sowohl in Hannas als auch Dr. Conradis Gedanken und Gefühle einen Einblick erhalten. Hanna ist eine sympathische, anfangs leicht naive, äußerst gutmütige Frau, die sich aufgrund eines traumatischen Erlebnisses kaum mehr in der Lage sieht, ihrer Arbeit nachzugehen. "Was taugte eine Krankenschwester, die nicht jeden Kranken pflegen konnte?" Sie hat ein Faible für Technik, was sich als entscheidendes Kriterium erweist, als man ihr einen neuen Job anbietet, der auch einen Röntgenkurs beinhalten wird. Hanna zögert keine Sekunde, denn im Sanatorium Friedensau hält sie nichts mehr. - "Manche Kolleginnen tuschelten bereits hinter ihrem Rücken und behaupteten, dass sie sich nur vor der Arbeit mit den Soldaten drücken wollte." Ihr neuer Vorgesetzter, Dr. Conradi, ist sehr verständnisvoll und freundlich – allerdings ist er auch nur ein - verheirateter - Mann, was ihm im Laufe der Handlung zum Verhängnis zu werden droht. Neben Patientenschicksalen gingen mir vor allem die Geschehnisse um den Klinikhund Prinz zu Herzen.

Angereichert mit (größtenteils persönlichen) Dramen wie boshaften Kolleginnen und Kollegen, Verrat oder verbotenen Gefühlen, entfaltet sich die Geschichte im gemächlichen Tempo. Ich muss gestehen, dass die Entwicklung der zwischenmenschlichen Beziehungen für mich insgesamt spannender war als das an sich unheimlich interessante Setting, von dem ich mir etwas mehr Atmosphäre erwartet hatte. Auch die Schilderung der Nachkriegszeit blieb für mich – im Vergleich mit anderen historischen Romanen – eher schwach, hätte gerne einen Hauch intensiver eingefangen werden können. Manche Intrigen scheinen im Sande zu verlaufen und ließen mich mit unbeantworteten Fragen zurück; ich gehe jedoch stark davon aus, dass in den Folgebänden weiter darauf eingegangen werden wird.

Der christliche Glaube der Adventisten, über den mir zuvor noch nichts bekannt gewesen war, ist ein zentraler Bestandteil der Handlung. Viele im Roman erwähnten Personen und beschriebenen Ereignisse basieren auf wahren Begebenheiten und wurden von der Autorin aus der echten Chronik des Krankenhauses entnommen, welchem sie (nach einem persönlichen Aufenthalt) gerne ein Denkmal setzen möchte. Ihre intensive Recherche und Auseinandersetzung mit der Entstehungsgeschichte des Hauses ist deutlich spürbar.

Fazit: 3 ½ Sterne und eine klare Empfehlung für alle Fans von historischen Romanen und Geschichten mit Krankenhaus-Setting.

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