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Veröffentlicht am 11.05.2022

Nebelbänke, Wale und Meeresrauschen

Heimkehr nach Whale Island
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Ich freute mich auf diesen neuen Roman von Miriam Covi, auch dieses Mal nimmt uns die Autorin mit nach Novia Scotia. Genauer gesagt auf die Wal-Insel, auf Whale Island. Die perfektionistische 34jährige ...

Ich freute mich auf diesen neuen Roman von Miriam Covi, auch dieses Mal nimmt uns die Autorin mit nach Novia Scotia. Genauer gesagt auf die Wal-Insel, auf Whale Island. Die perfektionistische 34jährige Greta Lorenz begleitet ihren wortkargen Chef Duncan Sommerset auf eine Geschäftsreise nach Kanada. Doch Greta weiss weder, dass dies Duncans Heimat ist noch hat sie eine Ahnung, weshalb ihr Chef sie mitgenommen hat, ausser dass er ihre deutschen Sprachkenntnisse angeblich benötigt Noch weniger versteht sie, als sie vor Ort spontan Duncans Ehefrau spielen soll.

Schnell aber versteht man, weshalb Duncans Angestellte ihm den Namen Eisblock verliehen haben. Greta merkt, dass etwas im Argen liegt und hofft, dass Duncan ihr seine Geschichte erzählt. Aber Whale Island macht auch etwas mit Greta, sie fühlt sich von Tag zu Tag wohler auf der Insel, zum ersten Mal fühlt sie so etwas wie Heimat in ihr drin und sie sieht dem Ende ihres Inselaufenthaltes und der Rückkehr nach New York mit gemischten Gefühlen entgegen.

Die Zeit auf Whale Island scheint abgelaufen, aber zum Glück ist "Heimkehr nach Whale Island" der Auftaktband einer Trilogie, so dass auch wir Leserinnen noch zweimal auf die Insel zurück kehren können. Ich freue mich auf den zweiten Band, wenn es um Duncan Bruder Aidan und Gretas Freundin Stella geht. Spätestens im dritten Band werden wir den dritten Bruder, Glenn, kennenlernen. Die Wartezeit beträgt zum Glück nur wenige Monate!

Doch zurück zum vorliegenden ersten Band. Das war so ein richtig schöner Wohlfühl-Roman!

Wie immer ist der Schauplatz von Miriam Covi wundervoll gewählt und ihre Beschreibungen lassen Leserinnen schon vom Flugticket nach Novia Scotia buchen träumen. Obwohl die Autorin so bildgewaltig schreibt, als ob man selbst vor Ort ist, möchte man das Setting trotzdem gerne noch mit eigenen Augen sehen und zusammen mit den Protagonisten an der Küste nach Walen Ausschau halten.

Auch Miriam Covis authentische Charaktere würde man gerne persönlich kennenlernen. Neben Duncans Familie stehen der deutsche Aussiedler Gottlieb und die Busfahrerin Rae im Vordergrund, zwei ganz tolle Figuren. Je mehr sich die Charaktere öffnen, je mehr bekommt man die tragischen und berührenden Schicksale mit, die die Autorin in den Plot dieser enorm bewegend geschriebener Familiengeschichte gelegt hat.

Fazit: Nebelbänke, Wale, Meeresrauschen - ein emotionaler und wunderschöner Schmöker!
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 12.04.2022

Cold Cases am Sunset Beach

Sommerglück zum Frühstück
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So gemütlich wie es auf dem Cover aussieht, sieht das Cottage von Drue nicht aus. Es gehörte zwar ihren Grosseltern und sie verbrachte viel Zeit bei ihnen, doch dass sie es nun erbt ist einerseits ein ...

So gemütlich wie es auf dem Cover aussieht, sieht das Cottage von Drue nicht aus. Es gehörte zwar ihren Grosseltern und sie verbrachte viel Zeit bei ihnen, doch dass sie es nun erbt ist einerseits ein Glücksfall - sie hat wieder ein Dach über dem Kopf, wenngleich auch ein kaputtes -, andererseits ist das Cottage in einem erbärmlichen Zustand, der Vormieter hat es verschandelt und nichts repariert.

Doch Drue ist gewillt, es zu renovieren und zieht ein, kurz nachdem sie bei ihrem Vater Brice in der Anwaltskanzlei zu arbeiten beginnt. Das Verhältnis zum Vater ist schlecht, denn Drue ist bei ihrer Mutter aufgewachsen. Diese ist kürzlich verstorben, Drue muss aus der gemeinsamen Wohnung raus und den Kellnerjob ist sie auch los, aufgrund ihres kaputten Knies - vor einigen Monaten beendete sie aufgrund eines Unfalls ihre Karriere als Knitesurferin.

Drue ist in ihren 30ern, sympathisch und witzig. Man fragt sich, wieviel Pech jemand haben kann. Aber es geht noch schlimmer: im Büro erwartet sie eine weitere Überraschung. Drue lässt sich jedoch nicht einschüchtern und will diesen Job behalten. Als eines Tages eine Mutter in die Kanzlei kommt und Gerechtigkeit für ihre vor zwei Jahren verstorbene Tochter fordert, beginnt Drue zu recherchieren. Sie hat es im Gefühl: irgendetwas ist hier gehörig schief gelaufen, weswegen Drue ihren Vater verdächtigt, unsauber zu arbeiten. Als sie im Cottage dann noch eine alte Akte über eine anno 1976 verschwundene Frau findet - Brice war damals Polizist -, ist ihr Detektiv-Gen aktiviert und sie will in beiden Fällen unbedingt herausfinden was passiert ist.

Den Einstieg in den Roman, die ersten paar Seiten, fand ich ein bisschen holprig. Drue kam komisch und zerstreut rüber, doch das legte sich zum Glück blitzschnell. Die Figuren und die Geschichte haben mich fortan begeistert.

Der Roman beinhaltet zwei Cold Cases und ist eigentlich mehr Cosy Krimi als Roman, aber sowas ist man sich von der Autorin ja bereits gewohnt. Mary Kay Andrews hat eine Art zu schreiben, die einen an die Buchseiten fesselt. "Sommerglück zum Frühstück" mit seinen 512 Seiten habe ich deswegen an einem Sonntag durchgelesen.

Ich mag an Andrews Romanen vor allem, dass ihre Protagonistinnen allermeistens ganz normale Berufe haben und nicht, wie bei anderen englischsprachigen Autorinnen oft üblich, prestigeträchtige Berufe. Ihre Figuren, hier ist es Drue, bekommen nichts geschenkt - ausser vielleicht ein altersschwaches Häuschen - und müssen kräftig mit anpacken, um ihren Platz im Leben zu finden. Auch die Nebenfiguren haben ihren Platz verdient, keiner ist überflüssig.

"Sommerglück zum Frühstück" spielt am Sunset Beach in Florida. Man spürt beim Lesen die flirrende Hitze und den Sand in den Schuhen. Zusätzlich zur gut eingefangenen Atmosphäre enthält dieser Roman ein bisschen von allem: Familiendrama, sehr dezente und erst am Ende ein wenig Romantik, dafür ganz viele Geheimnisse und eine tolle Krimihandlung.

Die beiden Cold Cases sind super interessant und besonders im Fall der vermissten Colleen habe ich absolut alle verdächtigt, abwechselnd natürlich. Andrews baut so viele Twists ein, damit macht sie es superspannend.

Fazit: Brilliante Kombination von Roman und Cosy Krimi - macht süchtig und mega viel Spass.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 08.04.2022

Temporeich unterwegs auf Kretas Strassen

Kretische Ehre
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Spannend! Aber so was von! Ich konnte diesen vierten Band gar nicht mehr aus der Hand legen, so packend war das neue Abenteuer von Michalis Charisteas und seinem Partner Pavlos Koronaios.

Zudem ist Hannah, ...

Spannend! Aber so was von! Ich konnte diesen vierten Band gar nicht mehr aus der Hand legen, so packend war das neue Abenteuer von Michalis Charisteas und seinem Partner Pavlos Koronaios.

Zudem ist Hannah, die Verlobte von Michalis, in Gefahr. Und das kurz bevor ihre Mutter zu Besuch auf Kreta erwartet wird. Auf einem Ausflug wollen Michalis und Hannah in Anoghia in einer Taverne Abendessen, doch im Dorf wird gefeiert und so sitzen sie länger als geplant. Bis einer der bekanntesten Sänger von Kreta von einem Freudenschuss getroffen wird - was sich schnell als feiger Mord herausstellt. Hannah scheint die Verdächtigen gesehen zu haben. Jene sind aber auch zu gut erkennbar. Ein grosser Pluspunkt für die Kommissare, die sofort zu ermitteln beginnen.

Trotzdem keine einfache Sache, denn die Dörfler schweigen über jahrelange Rivalitäten und anderes. In den oft schlecht zugänglichen Dörfern in den kretischen Bergen wird Tradition hoch geschrieben, die Diskrepanz zu den eher modern eingestellten Stadtbewohner in Küstennähe ist gross. Letztendlich sind Charisteas und Koronaios aber geduldig und beharrlich und kombinieren die Ergebnisse richtig. Besonders Charisteas beweist Fingerspitzengefühl.

"Kretische Ehre" ist so richtig temporeich, und das nicht nur, weil Pavlos Koronaios so rasant auf den Strassen unterwegs ist. Erneut hat es enorm viel Spass gemacht, mit Koronaios und Charisteas auf Kretas Strassen unterwegs zu sein, Neuigkeiten aus den beiden Familien zu erfahren und altbekannte Figuren aus dem Kommissariat in Chania wiederzusehen.

Bisher fanden alle vier Bände an einem anderen Schauplatz auf Kreta statt - zum Glück ist die Insel gross genug, so dass sich Autor Nikos Milonas noch viele weitere noch unbenutzte Orte für Charisteas nächste Fälle aussuchen kann.

Ein Pageturner durch und durch - alles andere muss warten, solange man diesen Fall nicht ausgelesen hat. Stände diese Serie nicht schon längst auf meiner Lieblingskrimireihen-Liste, würde sie allerspätestens mit diesem Fall einen Platz im oberen Viertel meiner Liste bekommen.

Fazit: Temporeich und mega spannend!
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 01.04.2022

2448 Meilen für die Protas, 448 Seiten Lesegenuss

Die Reise der Sommerfrauen
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Das brav aussehende Cover wird dem Inhalt nicht gerecht: die 80jährige Kathleen - immer schon abenteuerlustig - will sich noch einen Traum erfüllen und die Route 66 von Chicago nach Santa Monica fahren. ...

Das brav aussehende Cover wird dem Inhalt nicht gerecht: die 80jährige Kathleen - immer schon abenteuerlustig - will sich noch einen Traum erfüllen und die Route 66 von Chicago nach Santa Monica fahren. Als Fahrerin engagiert sie die 25jährige Martha, die mehr als froh ist ihrem Elternhaus zu entkommen. Dort hört sie eh nur, dass sie nichts auf die Reihe bringt und nichts kann. Kein Wunder ist ihr Selbstbewusstsein im Keller und Autofahren tut sie auch nicht so gerne, ist dabei recht unsicher. Doch Martha ist mutig genug, sich bei Kathleen zu bewerben.

Kathleens Tochter Liza findet das keine gute Idee. Weder, dass Martha als Fahrerin angeheuert wird, noch dass Kathleen nach Übersee fliegt und sich diese Tour antun will. Liza ist am Anschlag und ist frustriert. Sie macht zuhause in London alles, denkt an alles. Doch von ihrer Familie kommt nie auch nur ein Bitte oder Danke. Irgendwann lupft es ihr den Hut und sie zieht vorübergehend in Kathleens Cottage, schliesslich muss während Kathleens Abwesenheit jemand den Kater ja füttern.

Es wird ein aufregender und toller Sommer für diese drei gegensätzlichen Frauen. Bald weiss Martha mehr von Kathleen als deren Tochter Liza, Kathleen öffnet sich nach unendlich vielen Jahren. Kathleen und Martha profitieren von der Art der jeweils anderen und auch bald wird Liza mit einbezogen.

Ich konnte total mit Martha und Kathleen mitfühlen, als die beiden aus Chicago raus wollten und Martha, noch total unsicher beim Fahren und gerade mehr als erschlagen, die richtige Aus-/Einfahrt sucht: vor vielen Jahren sass ich wie Kathleen als Beifahrer im Auto und versuchte einerseits meine unsichere Kollegin zu beruhigen und gleichzeitig die richtige Strecke zu suchen. Damals gab es noch keine Navis, einmal landeten wir in einem sozialen Brennpunkt statt in dem gesuchten Vorort; das andere Mal waren wir eine Sekunde zu spät im Schilderwirrwarr und konnten bis zur Staatsgrenze nach Indiana nicht mehr umkehren. Dagegen war Marthas und Kathleens Fahrt fast langweilig Der Schwerpunkt lag aber auch nicht unbedingt auf der Route, sondern in der Charakterzeichnung

Wie Sarah Morgan die Figuren-Entwicklung voran brachte, hat mir gut gefallen. Martha, die sich immer mehr traute und ihre Talente kennenlernte. Kathleen, die ein Geheimnis aus der Vergangenheit lüftete. Liza, die merkte, dass es viel mit ihrer Kindheit zu tun hat, dass sie so wurde wie sie eben ist, und dass ihre Mutter nie in einem Seniorenheim glücklich würde. Diese drei Frauen, alle an einem anderen Punkt im Leben stehend, haben den Mut ihr Leben neu anzugehen.

Es machte unheimlich Spass, diesen Roadtrip zu lesen. Eine schnelle, leichte Geschichte, die aber viel mehr ist - emotional vor allem. Die vielen tollen Dialoge fallen auf, garniert wird diese Lektürereise mit zwei aufregenden und sehr sympathischen Männergestalten.

Man fliegt durch die Seiten, so wie die beiden Ladys auf der Route 66 in ihrem Mustang vorwärts sausen. Sonnenbrille auf, ein Lächeln im Gesicht - so kann das Buch bestens gelesen werden.

Fazit: 2448 Meilen um das Leben neu zu überdenken, 448 Seiten Lesegenuss pur.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 21.03.2022

Auf in die Sommerfrische

Die kalte Mamsell
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Macht das Spass, diesen dritten Band zu lesen!

Es ist, als ob man selbst jährlich auf der Sommerfrische in Norderney weilt. Als ob man sitzend, Kaffee trinkend und Torte essend in einem Café Victoria ...

Macht das Spass, diesen dritten Band zu lesen!

Es ist, als ob man selbst jährlich auf der Sommerfrische in Norderney weilt. Als ob man sitzend, Kaffee trinkend und Torte essend in einem Café Victoria Berg und Christian Hinrich zusieht, wie sie zur Wache oder ins Hotel eilen. Oder man sie auf der Promenade antrifft, grüsst, und sich überlegt, zu welchem Zeugen oder Verdächtigen sie wohl gerade gehen. Und welch ein Vergnügen, zu sehen, wie grosse Augen die machen, wenn Hinrich seine Polizeimarke aufblitzen lässt.

Ja, richtig gehört, Hinrich ist nun Kriminalassistent. Seinen ersten offiziellen Fall hat er, als er kaum beide Füsse auf Norderney gesetzt hat. Im Eiskeller des Hotels werden zwei Leichen gefunden. Ein unbekannter Mann und die Kaltmamsell des Hotels.

Den Begriff bzw. den Beruf der Kalkmamsell kannte ich bis anhin nicht, ihre Arbeitsbeschreibung fand ich informativ. Viel mehr aber interessierten mich die Ermittlungen, die ein wenig anders als sonst abliefen. Wie gesagt darf Hinrich nun offiziell mit seiner Marke herum wedeln, dafür muss Victoria kürzer treten, denn ihr Vater ist nach einem Herzanfall zur Erholung auf der Insel. Konrad Berg trifft zwar auf eine alte Bekannte und lässt sich von ihr in Beschlag nehmen, aber Victoria ist doch nicht so frei wie sonst. Den Tod an der Kaltmamsell nimmt sie sehr persönlich, denn bei ihr findet sie etwas, das ihrer Mutter gehörte oder dem Teil zumindest sehr ähnlich sieht. Sie behält das erst mal für sich, und man weiss da schon, das könnte noch für Turbulenzen sorgen.

Doch erst wird sich Christian noch über Gendarm Kuddel Müller ärgern und über seinen Kumpel Willy, ein Kleinganove, der ihn auf die Insel begleitet hat. Auch über Victoria, denn sie ist gewohnt leichtsinnig unterwegs, weiss aber nicht, dass sie dieses Mal echt in Gefahr ist. Die beiden stechen mit ihren Ermittlungen in ein Wespennest und sind einer ganz grossen Geschichte auf der Spur, das weit in die Vergangenheit zurück geht.

Das "Sommerfrische auf Norderney"-Setting macht wie immer Spass, die Kriminalgeschichte ist fesselnd und spannend erzählt (wie bisher alle drei Bände), und auch hier fliesst wieder viel Zeitgeschichtliches mit ein. Man will so schnell wie möglich auslesen, um zu erfahren, wie der Fall ausgeht.

Gleichzeitig aber ist man traurig sobald man ausgelesen hat. Denn dann heisst es wieder ein Jahr warten, bis zur nächsten Sommerfrische, obwohl man am liebsten den nächsten Band gleich weiter verschlingen würde. Bleibt zu hoffen, dass Elsa Dix die Ideen nie ausgehen mögen!

Fazit: Schade, findet die Sommerfrischer nur einmal jährlich statt - sonst hätte man vielleicht noch öfters das Vergnügen Victoria und Christian beim Ermitteln anzutreffen. Absolute Leseempfehlung!
5 Punkte.

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