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Veröffentlicht am 09.06.2017

Kristina Günak weiß, wie man mit Liebe und Humor schreibt

Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt
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„Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt“ war für mich das erste Buch der Autorin. Und soviel sei schon jetzt gesagt: Es wird nicht das letzte sein.

Cover & Co.:
Ich lese gern mal eine Liebesgeschichte, ...

„Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt“ war für mich das erste Buch der Autorin. Und soviel sei schon jetzt gesagt: Es wird nicht das letzte sein.

Cover & Co.:
Ich lese gern mal eine Liebesgeschichte, aber so klischeehafte Cover schrecken mich eher ab. Die Zusatzinformationen, die es zum Buch gab und der Klappentext haben mich dann aber überzeugt, mir das Buch näher anzusehen. Und als ich erst einmal angefangen hatte zu lesen, war ich restlos überzeugt. Dieses Buch ist der Hammer!

Inhalt:
Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Bea erzählt. Bea arbeitet bei einem kleinen Verlag in Braunschweig in der Love-Abteilung. Sie hat einen besten Freund, mit dem sie auch ab und zu das Bett teilt, an die große Liebe glauben sie beide nicht. Nichtsdestotrotz geht sie in Ihrer Arbeit auf, liebt ihre Liebesromane und die Autorinnen und liebt ihren Job. „Nebenbei“ opfert sie sich auch noch für ihre Familie auf.
Und dann gibt es da Tim. Er ist der neue Star des Verlages, allerdings hat er eine Dystopie geschrieben – und damit kann Bea mal so gar nix anfangen. Trotzdem hat sie sich nach einer öffentlichen Verfehlung des Autors aus Versehen freiwillig gemeldet, den zwar wahnsinnig gut aussehenden, aber menschlich äußerst komplizierten Autoren fortan mehr oder weniger rund um die Uhr zu betreuen, um weitere verbale Ausfälle zu verhindern und darauf zu achten, dass der er auch tatsächlich auf seinen Lesungen erscheint – und das auch noch pünktlich.
Dass das zu Verwicklungen führt, versteht sich von selbst.

Meine Meinung:
Das Buch liest sich sehr angenehm. Der Schreibstil ist locker und leicht, aber auch nicht zu einfach gehalten. Die Autorin hat ihren Roman mit sehr viel Humor gespickt, der mir fast die ganze Zeit ein Schmunzeln, häufig sogar ein Lachen beschert hat. Dennoch hatte das Buch auch unerwartet viel Tiefgang durch die Vergangenheit der beiden Protagonisten.
Zu Anfang war ich ein wenig genervt von zu vielen Klischees und auch Beas Verhalten, doch im Laufe des Buches hat sich das mit den Klischees etwas gegeben und Beas Verhalten wurde durch ihre Vergangenheit erklärt.
Ich fand es gut, dass Beas und Tims Vergangenheit nicht an einem Stück aufgeklärt wurde, sondern immer abschnittsweise in die Geschichte eingeflossen ist. So blieb es sehr spannend und die Leichtigkeit des Romans ging nicht verloren.
Die Liebesgeschichte ist natürlich vorhersehbar – es handelt sich ja schließlich um einen Liebesroman – dennoch war die Annäherung der beiden absolut nachvollziehbar und realistisch. Beide haben so ihre Geheimnisse und haben Mauern um sich herum errichtet, die sie nach und nach fallen lassen. Beide durchlaufen während des Buches eine nachvollziehbare Entwicklung. Wirklich schön geschrieben.
Besonders durch die Ich-Perspektive lässt die Autorin viel Raum für die eigenen Vorstellungen/ Interpretation und Spekulation. Mir war Tim zum Beispiel von Anfang an total sympatisch, weil ich zwischen den Zeilen etwas gelesen habe, was Bea einfach nicht gesehen hat oder nicht sehen wollte.

Mein Fazit:
Wer von einer Liebesgeschichte mehr erwartet als zwei Protagonisten, die sich direkt auf den ersten drei Seiten in die Arme fallen, wer auch bei einer Liebesgeschichte auch mit etwas Tiefgang leben kann oder ihn sogar gut heißt, und sich nicht davor scheut, beim Lesen auch mal laut aufzulachen, der/ die ist mit desem Buch sehr gut bedient.

  • Einzelne Kategorien
  • Charaktere
  • Handlung
  • Humor
  • Gefühl
  • Cover
Veröffentlicht am 09.06.2017

Träumende Häuser und die große Liebe

June
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Cover & Co.:
Schon das Cover hat mich neugierig gemacht. Es gefiel mir gleich auf Anhieb. Es hat einen so schönen 50er-Jahre-Charme. Eine junge Frau steht mit ihrem Fahrrad auf einer Brücke und schaut ...

Cover & Co.:
Schon das Cover hat mich neugierig gemacht. Es gefiel mir gleich auf Anhieb. Es hat einen so schönen 50er-Jahre-Charme. Eine junge Frau steht mit ihrem Fahrrad auf einer Brücke und schaut nach unten, was sich da so abspielt. Dazu der rote Schriftzug June. Hat mir richtig gut gefallen.

Der Klappentext hat mich dann schon sehr neugierig gemacht. Liebe, Intrigen, Geheimnisse… Das klang echt spannend.

Und für mich hat das Buch auch gehalten, was es versprochen hat. Es lässt sich flüssig lesen, die Spannung ließ mich über das gesamte Buch nicht im Stich, es gab auch Stellen zum Schmunzeln und Lachen, sowie traurige Szenen. Was braucht ein Buch mehr?

Inhalt:
Zunächst war ich allerdings etwas verwirrt. Ein Haus in Ohio das träumt und eine junge Frau in 2015, die das Haus geerbt hat. Was hatte das mit dem Klappentext zu tun.

Das klärte sich jedoch schnell auf. Das Haus, Two Oaks, träumt vom Sommer 1955, von June und ihrer Freundin Lindie (oder Linda Sue), in den Tagen, als eine große Hollywood-Produktion in die Kleinstadt St. Jude in Ohio kommt um die Außenszenen eines Films zu drehen. Und Cassandra (Cassie) ist Junes Enkelin. Und nicht nur das: Sie soll auch noch die Enkelin von Jack Montgomery sein – der hinterlässt ihr nämlich sein gesamtes Vermögen. Seine Tochter Tate ist davon natürlich nicht begeistert und möchte einen Gentest machen lassen. So einfach lässt sich Cassie aber dazu nicht überreden. Sie möchte zunächst mehr darüber erfahren.

Und während Cassie Nachforschungen anstellt, Tate samt ihrer Assistenten Hank und Nick bei ihr einzieht, dann auch noch Elda, Tates Halbschwester dazu kommt, schickt ihr das Haus Two Oaks immer wieder Träume aus der Vergangenheit.

Und so erfährt der Leser durch die Träume oder Rückblicke immer mehr über die Geschichte, die Lindie, Jack und June verbindet, über die Probleme, die ein junges Mädchen hat, dass lieber Jungenklamotten trägt und in ihre beste Freundin verliebt ist, über Rassendiskriminierung, die große Liebe, große Enttäuschungen, große Opfer und Intrigen.

Außerdem dreht sich die Welt für Cassie, Nick, Tate, Hank und Elda natürlich auch weiter. Auch hier ist das Leben nicht ohne Vorurteile und Intrigen. Und wie zu erwarten war, spielt auch in dieser Zeitepoche die Liebe eine Rolle.

Meine Meinung:
Obwohl die Rückblicke manchmal Details enthalten, die das Haus unmöglich „wissen“ kann, weil sie außerhalb des Hauses stattfanden, fand ich es eine tolle Idee, dass Häuser träumen, eine Seele haben und sogar das Innenleben des Hauses beeinflussen können (z.B. rostiges Wasser), um auf sich oder die Missstände im Haus aufmerksam zu machen. Ohne diese Rückblicke – vor allem auch die außerhalb des Hauses – hätte man die gesamte Geschichte tatsächlich erst ganz am Ende erfahren, so wie die Protagonisten, und das hätte sehr viel des Lesespaßes und der Spannung genommen.

So konnte man die Geschichte von June und Jack gleichzeitig mit der Geschichte um Cassie erleben. Die Kapitel waren clever gewählt und ich war immer gespannt, wie die jeweils andere Geschichte denn jetzt weiter geht.

Fazit:
Obwohl ich noch mit einigen offenen Fragen konfrontiert bin, habe ich das Buch sehr gern gelesen und würde es auch unbedingt weiter empfehlen.

Veröffentlicht am 09.06.2017

Paradiesisch!

Lost in Fuseta
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Vorab: Tolles Buch! Ein spannender Krimi und das weniger wegen des Krimis, sondern viel mehr wegen der Geschichte "hinter" dem Krimi.

Das Cover, der Umschlag, die Kapitelseiten:
Das Cover macht optisch ...

Vorab: Tolles Buch! Ein spannender Krimi und das weniger wegen des Krimis, sondern viel mehr wegen der Geschichte "hinter" dem Krimi.

Das Cover, der Umschlag, die Kapitelseiten:
Das Cover macht optisch eher den Eindruck eines Urlaubsromans. Es macht Lust auf Meer, Strand, Portugal.
Toll finde ich den optischen Kniff, der es aussehen lässt, als wäre ein Streifen aus dem Cover heraus gerissen. Dieser Streifen zieht sich durch das gesamte Buch und taucht auf jeder Titelseite eines neuen Kapitels auf.
Außerdem finde ich die ausklappbaren Teile des Covers gut. So bekommt man mehr Informationen zum Autor und zum Buch und das trotz Taschenbuch.
Auf der Innenseite dieses Umschlags finden sich außerdem Karten. So kann man sich ein besseres Bild von der Umgebung machen.

Der Inhalt:
September in Fuseta, einem kleinen Fischerdorf an der Ostalgarve. Im Rahmen eines europäischen Austauschprogramms von Europol wird Rui Aviola nach Hamburg geschickt und Leander Lost kommt aus Hamburg an die Algarve.
Leander Lost kommt mit weißem Hemd und schwarzem Anzug am Flughafen an und macht auf den ersten Seiten auch sonst einen eher komischen Eindruck. Er spricht fast perfekt Portugiesisch, was seine portugiesischen Kollegen natürlich erst erfahren, nachdem sie sich etwas unvorteilhaft über ihn geäußert hatten. Vorurteile gegenüber die Deutschen im Allgemeinen gibt es auch nicht zu knapp.
Schon bald klärt sich allerdings auf, warum Leander Lost so eigenartig ist. Er ist Autist und zwar ein Asperger. Er hat ein fotografisches Gedächtnis und stark ausgeprägte analytische Fähigkeiten. Allerdings hat er Schwierigkeiten, Augen, Münder und Nasen zu Gesichtern zusammen zu setzen, Gesichtsausdrücke zu deuten, Ironie oder Humor zu verstehen. Das stiftet einige Verwirrung und führt zu Missverständnissen, aber auch zu Fortschritt bei den Ermittlungen.

Die Charaktere:
Die Geschichte spielt hauptsächlich um Leander Lost, den deutschen Austauschkommissar und seine portugiesischen Kollegen Carlos Esteves und Graciana Rosado. Daneben spielen Gracianas kleine Schwester Soraia, ein aus Spanien eingewanderter Polizist namens Miguel Duarte, sowie der dortige Polizeichef Raul da Silva eine mehr oder minder große Rolle.

Leander Lost ist durch seine Besonderheit ein sehr spezieller Charakter. Es belastet ihn sehr, dass er Ironie und Witze nicht verstehen und die Gefühlsregungen anderer Menschen nur sehr schwer an ihren Gesichtern ablesen kann. Er hat zwar im Laufe der Jahre gelernt, bestimmte Anzeichen in der Mimik gewissen Gefühlen, wie zum Beispiel Wut oder Überraschung, zuzuordnen, aber es fällt ihm nicht so leicht wie uns „normalen“ Menschen, die gelernt haben, das zu interpretieren. Auch mit anderen zwischenmenschichen Gebahren hat er so seine Probleme. Er selbst hat sich mal als „Hund, der Teil einer Wolfsrotte werden will“ (S. 200) bezeichnet. Eine Freundin hatte ihm allerdings später gesagt, er sei „nicht der Hund, der in die Wolfsrotte aufgenommen werden will, [sondern] der Wolf, der nie Teil eines Wolfsrudels werden kann“, denn „der Wolf muss sich seines Andersseins nicht schämen.“ (S. 201).
Ich finde diese Beschreibung ziemlich passend.
Im Laufe der Geschichte macht Lost einige neue Erfahrungen und damit Veränderungen an sich selbst. Zum Beispiel erkennt er auf Seite 320 Ironie bei seinem Gesprächspartner. „Mit einem Mal wurde Losts Gesicht von einem Lächeln dominiert, er beugte sich neugierig zu ihr vor. ‚War das Ironie‘ ‚Natürlich. [...]‘ Er strahlte.“
Diese kleinen Erfolgserlebnisse, wenn er etwas versteht oder sich von anderen in seiner Besonderheit verstanden fühlt, machen ihn sehr sympatisch.

Carlos Esteves und Graciana Rosado stehen ihrem Kollegen im schwarzen Anzug zunächst sehr skeptisch gegenüber und können ihn so gar nicht einschätzen. Ihre Antipatie steigt, als Lost sie bei einem Kollegen anschwärzt, und später bei einem Einsatz, auch gleich am ersten Tag, Carlos Esteves ins Bein schießt.
Nachdem sie von Leander Losts Besonderheit erfahren haben, und Rosado bei Losts Kollegen in Hamburg angerufen hat, finden sie jedoch immer mehr zueinander, versuchen ihre anfängliche Skepsis abzulegen und seine Fähigkeiten zu nutzen.
Ich finde, es spricht sehr für sie, dass sie versuchen, ihn zu verstehen und zu unterstützen, statt ihn einfach zurück zu schicken. Das macht die beiden sehr sympatisch, im Gegensatz zu Losts Hamburger Kollegen, die sich hinter seinem Rücken über ihn lustig machen, wie Rosado bei ihrem Telefonat auf Seite 86 erfährt.
Das Bild, was das auf die deutschen Kollegen wirft, ist allerdings mehr als unvorteilhaft. Ich finde es schade, dass ein Deutscher Autor so wenig von seinen eigenen Landsleuten zu halten scheint. Allerdings hätte Lost wahrscheinlich direkt am ersten Tag wieder zurück gemusst, wenn die deutschen Kollegen sich Rosado gegenüber anders geäußert hätten.

Graciana Rosados kleine Schwester Soraia erkennt als erste die Besonderheit Losts und fühlt sich vom ersten Augenblick an zu ihm hingezogen. Sie klärt ihre Schwester und Esteves dann auch relativ schnell auf, zeigt viel Verständnis und bemüht sich Lost das zu geben, was er braucht. Sie ist sehr einfühlsam und hilft Lost sehr, sich einzuleben.

Kollege Miguel Duarte kommt urpsrünglich aus Spanien und wie man in diesem Roman immer wieder erfährt, sind die Portugiesen nicht gerade in besonderer Freundschaft mit ihren Nachbarn verbunden. Da er nur eine kleinere Rolle spielt, wird sein Charakter nicht so deutlich gezeichnet. Seine Kollegen halten ihn jedoch für auf seinen Vorteil bedacht und hinterhältig. Außerdem kann er als Spanier ja sowieso kaum etwas taugen. So wird argwöhnisch beobachtet und es wird ihm so einiges zugetraut.

Raul das Silva ist auch eine nur wenig charakterisierte Person. Rosada kennt ihn schon seit ihrer Kindheit und ist ihm sehr verbunden. Er ist der Chef, ist mit einer Frau verheiratet, die aus einer vermögenden Familie stammt und scheint ein sehr gutes Verhältnis zu seinen Untergebenen zu haben. Er bringt ihnen Verständnis entgegen und versucht Wogen zu glätten, wenn es ihm möglich ist.

Beschreibungen, Charakterisierungen, Sprache:
Das Buch lässt sich sehr gut lesen, ist flüssig geschrieben. Der Autor bedient sich einer ziemlich bildhaften Sprache (z.B. Seite 293: „Der enge Feldweg … beschrieb eine weite Schleife, um dann – als kapituliere er vor den Bergen oder der Einöde oder beidem – den Rückzug anzutreten.“). Er beschreibt Landschaften, Gebäude, typische Geräusche, Stimmlage oder Gesichtsausdrücke, Charaktere mit viel Liebe zum Detail, ohne dabei aber detailversessen zu sein.
Häufig bedient er sich der Sicht der Charaktere um etwas zu beschreiben oder neue Informationen zu geben. Zum Beispiel auf Seite 104: „… an dem sich noch zwei leere Holzstühle befanden, deren Sitzflächen und Lehnen abgewetzt waren. Sie waren viel bequemer als sie aussahen, wusste Graciana.“, oder auf Seite 160: „Marisa Veiga, erfuhr Leander, war das Mädchen für alles.“ Somit bindet er neue Informationen angenehm in die Geschichte ein, ohne als der allwissende Erzähler auftreten zu müssen, der uns diese Hintergrundinformationen gibt.
Auf die gleiche Weise vermittelt er uns zum Beispiel auch medizinisches Wissen. Über Asperger erfahren wir, weil Soraia Rosado den Kollegen von der Polizei davon erzählt (Seite 95). Was Osteogenis imperfecata ist, erfahren wir in einem gedanklichen Rückblick Losts, quasi in einem Nebensatz, als er sich an seine Freundin Britta erinnert (Seite 200f). Somit erfahren Unwissende Details, die sie sonst vielleicht erst hätten irgendwo nachschlagen müssen. Dennoch stört es weder den Lesefluss, noch langweilt es Menschen, die diese Details schon kennen.
Sehr witzig fand ich die häufig durch Losts Unfähigkeit, Gefühle und Gesichtsausdrücke zu entschlüsseln, aufkommende unfreiwillige (und damit meine ich natürlich nur für die Charaktere unfreiwillig, nicht vom Autor unbeabsichtigt) Situationskomik. Wenn er zum Beispiel Soraia Rosados gerötete Wangen ob ihrer Zuneigung zu ihm auf ihre gute Durchblutung schiebt oder das Anbieten des „Du“ durch seinen Kollegen Carlos Esteves nicht als solches versteht (Seite 283: „ ‚Ich heiße Carlos Colega.‘ Er bot ihm die Hand an, die Lost schüttelte. ‚Ich weiß, Senhor Esteves‘, sagte er. Er dechiffrierte aus dem Winkel von Augenöffnung, der Frequenz des Lidschlags, der Faltenbildung an Nasenwurzel und Stirn sowie dem Zusammenziehen der Augenbrauen Irritation bei seinem Sitznachbarn, was wiederum Leander verwirrte.“

Meine Meinung:
Wie bereits anfangs geschrieben, finde ich das Buch großartig. Der Krimi ist nicht nur durch seine Handlung spannend. Manch überraschende Wendung ist dann aber doch etwas zu überraschend und nicht immer so ganz nachvollziehbar. Die Charaktere machen das Buch allerdings zu etwas Einzigartigem. Die Schuldigen wurden gefasst, die Guten haben überlebt und das alles innerhalb von sieben Tagen.
Das Austauschprogramm geht jedoch über 12 Monate und „in diesen zwölf Monaten konnte eine Menge passieren, darüber warm man sich in den Bars von Fuseta einig“ (Seite 12). Das lässt auf mehr hoffen und so steht es ja auch auf der Rückseite des Buches, es ist der Start einer Krimireihe. Ich freue mich schon sehr auf eine Fortsetzung.

Eins frage ich mich allerdings. Lost hat in diesem ersten Band, in nur sieben Tagen eine ziemliche Entwicklung durch gemacht. Er hat Ironie erkannt, sogar einen Witz gemacht und ist Teil eines Teams geworden. Er hat in sieben Tagen eine Entwicklung durch gemacht, wie es ihm in all den Jahren bei der Polizei in Deutschland nicht gelungen ist. Das kann nicht nur an der (Gast-)Freundlichkeit der Portugiesen und Soraia Rosados verständnisvoller Art liegen. So schlecht sind wir Deutschen ja nun auch nicht. Und was können wir an Entwicklung jetzt noch von Lost erwarten?

Mein Fazit:
Trotz allem. Das Buch ist absolut lesenswert und ich werde wahrscheinlich auch das nächste Buch aus dieser Reihe verschlingen.

Veröffentlicht am 03.12.2022

Eine magische Insel in einem magischen Sturm - ein Wettkampf zwischen magischen Herrschern

Lightlark
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Dieses Buch hatte ich zunächst gar nicht auf dem Schirm, es kam eher zufällig zu mir. Aber jetzt hatte ich es einmal in der Hand, es sah gut aus – also los.

Gleich mal zum Aussehen. Das Cover ist großartig ...

Dieses Buch hatte ich zunächst gar nicht auf dem Schirm, es kam eher zufällig zu mir. Aber jetzt hatte ich es einmal in der Hand, es sah gut aus – also los.

Gleich mal zum Aussehen. Das Cover ist großartig gestaltet. Es gibt nicht viel her zum Inhalt, passt aber dennoch hervorragend. Außerdem sind auch die Buchseiten bedruckt in einem wundervollen rot mit Blumen und dornigen Ranken, was das Bild auf der Vorderseite eindrucksvoll weiterführt. Wenn man den Schutzumschlag entfernt, ist auf Vorder- und Rückseite des Buches wieder das wunderschöne Bild eines roten Herzen mit Blumen und dornigen Ranken zu finden, außerdem Buchtitel, Autorin und Verlag auf dem Buchrücken. Mich hat das sofort angesprochen.

Aber worum geht es?

Isla Crown, die Protagonistin, ist eine von sechs Herrscherinnen, die sich alle einhundert Jahre für einhundert Tage auf der Insel Lightlark zusammen finden, um einen Fluch zu brechen, der vor 500 Jahren die sechs Völker und die Insel getroffen hat. Dieser Fluch führte bei jedem der sechs Völker zu einem ganz spezifischen Manko, das mit ihren spezifischen Kräften zu tun hat. Die Insel zerfällt seither nach und nach, die Macht und Kraft der Herrscherinnen schwindet und die Insel in einem Sturm verschwunden, der alle einhundert Jahre für einhundert Tage aufbricht. Diese Zeit gibt den Herscherinnen die Möglichkeit, sich auf der Insel zu treffen, eine Prophezeiung zu erfüllen, einen Wettkampf, das Centennial, zu gewinnen und so den Fluch für alle zu brechen. Jeder Herrscherin verfolgt ihre eigene Strategie, jeder scheint ein Geheimnis zu haben und niemand weiß, wem ersie trauen kann. Auch Isla hat ein Geheimnis, das sie um jeden Preis schützen muss, wenn sie eine Chance haben will, zu gewinnen.

Wird es Isla gelingen, den richtigen Menschen zu vertrauen? Welcher Herrscherin wird sterben müssen, wie es Teil der Prophezeiung ist? Kann Isla ihr Volk und alle anderen Völker vor dem Untergang bewahren? Natürlich wird sie das, es gibt ein Happy End, aber der Weg dahin ist von Lügen, Lügnern, Intrigen, Enttäuschungen und natürlich Liebe und Verwirrung gepflastert.

Die Autorin, Alex Aster, versteht es, Fährten zu legen. Die Geschichte macht neugierig, gibt nicht zu schnell zu viel Informationen preis, bleibt bis zum Ende spannend und hat mich nie gelangweilt. Es handelt sich um den Auftakt zu einer Reihe und natürlich gibt es den obligatorischen Cliffhanger am Ende des Buches, aber das Buch ist dennoch in sich abgeschlossen und man kann es auch alleine lesen.

Die Geschichte spielt immer aus Islas Sicht, so dass wir nur am Rande erfahren, was die anderen Herrscher*innen währenddessen treiben, aber das macht das Mitfiebern und Mitraten einfacher. Da wir immer nur erfahren, was Isla gerade denkt, hört und sieht, können wir mit ihr spekulieren, was die anderen vor haben und wie das den Wettkampf beeinflussen könnte, wer jetzt ehrlich mit ihr ist und wer was verheimlicht.

Manchmal scheint Isla ein wenig naiiv, aber wer kann es ihr verdenken, wurde sie doch von ihren Gesellschafterinnen ihr junges Leben lang isoliert und nur auf dieses Ereignis vorbereitet. Das macht ihre Figur aber nicht unsympathisch. Im Gegenteil, sie wächst im Laufe des Wettkampfes über sich hinaus und wird zu einer starken jungen Frau.

Mich hat das Buch überzeugt. Wer auf Fantasy steht, Liebe, Intriegen und eine nicht ganz gewöhnliche Geschichte, dem ist das Buch unbedingt zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 29.05.2019

Skandal in Koblenz

Das Ambrosia-Experiment
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Jule Rahn ist ein besonderer Mensch. Sie leidet unter Angstzuständen, die sie nur durch durch klare Strukturen und Zwangshandlungen im Zaum halten kann. Sie vermeidet Zusammenkünfte mit Menschen, soweit ...

Jule Rahn ist ein besonderer Mensch. Sie leidet unter Angstzuständen, die sie nur durch durch klare Strukturen und Zwangshandlungen im Zaum halten kann. Sie vermeidet Zusammenkünfte mit Menschen, soweit es geht und kümmert sich um die alten Menschen in ihrem Häuserkomplex. Doch eines Tages gerät ihr Leben ins Wanken, denn sie beobachtet einen Mord und wird daraufhin vom Mörder verfolgt. Außerdem verschwinden aus ihrem Umfeld alte Menschen.

Doch wer glaubt einer Frau, die sich so verrückt verhält?

Vielleicht ja der neue Kommissar in der Stadt, Lucas Prinz? Der wird auch gleich an seinem ersten Tag zum Staatsanwalt bestellt, der ihn direkt auf seinen Vorgesetzten ansetzt, bei dem der Staatsanwalt Korruption vermutet, was er ihm aber nicht nachweisen kann. Warum soll gerade Prinz gegen ihn ermitteln? Und wem kann er vertrauen? Wenn an den Vorwürfen was dran ist, wer hängt alles mit drin? Und hat das etwas mit dem Mord/ den Morden zu tun?

Im Laufe des Buches erfahren wir mehr über die Hintergrundgeschichte der beiden und warum sie handeln, wie sie handeln. Das ist sehr angenehm in die Geschichte eingeflochten. Ich mag es, wenn so etwas nicht mit einem harten Flashback auf einmal eingeführt wird, sondern nach und nach in der Geschichte geschieht. Das ist dem Autor meines Erachtens sehr gut gelungen.

Das Buch ist sehr spannend geschrieben. Ich konnte es kaum aus der Hand legen. Die Charakter-Entwicklung geschieht für meinen Geschmack ein wenig schnell, aber wahrscheinlich hat ein einschneidendes Erlebnis, wie einen Mord zu beobachten und vom Mörder verfolgt zu werden, auch einen einschneidenden Einfluss auf einen Menschen. Insofern trotz der Geschwindigkeit nachvollziehbar.

Es gefällt mir, dass man die Handlung abwechselnd aus Lucas Prinz‘ und Jule Rahns Sicht liest. So hat man Einblick in beide Handlungsstränge und die Gedanken der beiden. Das macht die Geschichte an manchen Stellen zwar ein wenig vorhersehbar, aber das tut der Spannung überhaupt keinen Abbruch. Das Ende hatte allerdings ein paar Schwächen.

Beim Lesen sind mir ein paar Fehler aufgefallen, sowohl grammatische als auch logische, die zum Teil den Lesefluss gestört haben, aber das lässt sich bei einem eBook ja wahrscheinlich noch relativ einfach korrigieren. Der Autor hat jedenfalls positiv auf die Meldung der Fehler reagiert und das macht ihn mir sehr sympathisch.

Und obwohl die Fehler den Lesefluss zum Teil gestört haben, kann ich abschließend nur sagen, dass ich das Buch unglaublich schnell durchgelesen hatte. Es war ein tolles, absolut spannendes Buch mit sympathischen Charakteren, die viel durch gemacht haben und viel Größe beweisen, an den Situationen wachsen, mit denen sie konfrontiert werden. Ein unblutiger Thriller, der mit einer sehr alten Angst der Menschen spielt und mich absolut gefesselt hat. Ich empfehle das Buch gern weiter.