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Veröffentlicht am 12.07.2022

Feels like summer

Azzurro
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„Azzurro -Mit 100 Songs durch Italien“ und dabei so nebenbei ein ganzes Land verstehen wollen. Recht ambitioniert kommt dieses Kompendium italienischer Lieder daher.
Aber da ich nun mal italienische Musik ...

„Azzurro -Mit 100 Songs durch Italien“ und dabei so nebenbei ein ganzes Land verstehen wollen. Recht ambitioniert kommt dieses Kompendium italienischer Lieder daher.
Aber da ich nun mal italienische Musik sehr schätze und auch sonst allem Italienischen zugeneigt bin, ja sogar seit geraumer Zeit im Bel Paese lebe, konnte ich nicht umhin, das Buch zu lesen. Als Autor, Musik und Songschreiber kennt der Autor Eric Pfeil sich im Genre aus, sein Bezug zu italienischer Musik scheint ähnlich zu sein wie meiner: Er mag sie.
Sein Schreibstil ist äußert amüsant, so beschreibt er beispielsweise Jovanotti, einen meiner Lieblingssänger, sehr treffend als „Mann mit dem Look eines gutaussehenden Biowinzers mit Faible für schillernde Outfits“. Man sieht, das Buch zu lesen macht Spaß. Und ein bisschen über Italien erfährt man so ganz nebenbei auch.
Ich habe allerdings eine Weile gebraucht, um die Reihenfolge, in der die Songtitel besprochen werden, zu verstehen. Fröhlich hüpft der Autor von den 60er-Jahren in die Gegenwart und dann über die 80er wieder zurück. Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis gab mir dann Aufschluss: Alphabetisch nach Songtitel. Gut kann man machen, schließlich ist das Anliegen des Autors ja, ihm „dabei zuzuhören, wie (er versucht, sich) selbst Italien zu erklären“ und das kann er ja in der Reihenfolge machen, die ihm beliebt. Vielleicht erklärt die alphabetische Abarbeitung des Themas dann aber auch mehr die deutsche als die italienische Seele.
Was die Auswahl der einzelnen Songs betrifft? Viele Songs hätte ich ein mein persönliches Kompendium aufgenommen, andere haben mir gefehlt. Daran habe ich mich nicht gestört, denn bei 100 Liedern muss man eine gewisse Auswahl treffen. Allerdings blieb mir der Autor stark in der Vergangenheit verhaftet und nur wenige Songs und Cantautori der letzten Jahre fanden Einzug in sein Buch. Und gerade die würden doch das aktuelle Italien erklären.
Insgesamt halte ich es bei der Lektüre des Buchs von Vorteil, wenn man die jeweiligen Lieder und Sänger kennt. Oder aber man folgt dem Ratschlag des Autors und macht sich während des Lesens eine Playlist. Italien besser verstehen wird man dadurch vermutlich nicht, aber in Urlaubslaune wird man allemal versetzt.

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Veröffentlicht am 28.06.2022

Vergnügliche Lesestunden

Fishergirl's Luck
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Maeve Binchy trifft Rosamunde Pilcher in einem idyllischen, winzig kleinen Ort an der schottischen Küste.

Die Starköchin Anna stand jahrelang im Schatten ihres geltungssüchtigen Ex-Freunds. Nach dem Tod ...

Maeve Binchy trifft Rosamunde Pilcher in einem idyllischen, winzig kleinen Ort an der schottischen Küste.

Die Starköchin Anna stand jahrelang im Schatten ihres geltungssüchtigen Ex-Freunds. Nach dem Tod ihres Vaters kauft sie von ihrem Erbe ein Häuschen in Crovie und wagt dort einen Neuanfang. Gewürzt ist die Geschichte mit ein paar Rückschlägen in Gestalt eines missgünstigen Nachbarn und dem Wiederauftauchen des eitlen Ex, mit etwas Dramatik und einer neuen Liebe, zu der erst durch ein paar Umwege gefunden wird.

Das Buch bietet vergnügliche Lesestunden, bei denen man mehr als einmal den Wunsch verspürt, diesen verträumten Ort am Meer zu besuchen. Große Überraschungen vom Plot sollte man sich allerdings nicht erwarten, aber ein bisschen heile Welt schadet manchmal ja auch nicht. Beim Lesen hatte ich für die Anna immer die junge Muriel Baumeister vor Augen, die in den frühen 2000ern ganz sicher für diese Rolle ausgewählt worden wäre.

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Veröffentlicht am 03.06.2022

Hübsche Sommerlektüre

Briefe an Moa
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Die sympathische Moa erbt von ihrer Großmutter eine zauberhafte Wohnung in bester Lage in Stockholm. Ihr Freund Ruben jedoch träumt davon in einer ultraschicken Neubauwohnung in einer hippen Gegend zu ...


Die sympathische Moa erbt von ihrer Großmutter eine zauberhafte Wohnung in bester Lage in Stockholm. Ihr Freund Ruben jedoch träumt davon in einer ultraschicken Neubauwohnung in einer hippen Gegend zu leben und drängt Moa dazu, die geerbte Wohnung zu verkaufen, um diesen Traum verwirklichen zu können. Eine Weile versucht Moa diesen Traum mitzugehen, doch immer mehr merkt sie, dass Rubens Zukunftsvorstellungen so gar nicht mit ihren übereinstimmen. Besonders die Briefe, die ihre Großmutter ihr hinterlassen hat, bestärken Moa zu überdenken, was sie wirklich möchte.
Eine wirklich hübsche Sommerlektüre, die durch die Briefe der Großmutter ein wenig mehr Tiefgang bekommt und nicht nur die übliche Geschichte ist, bei der die junge Protagonistin merkt, dass ihr momentaner Partner nicht zu ihr passt, ihr zum Glück der passende Mann aber ganz zufällig begegnet und so einem Happy End nichts im Ende steht.

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Veröffentlicht am 08.04.2022

Keine leichte, aber sich lohnende Lektüre

Jetzt ergebe ich mich, und das ist alles
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Next stop Mexico. Die literarische Weltreise führt endlich einmal wieder nach Lateinamerika. Der mexikanische Autor Álvaro Enrigue führt uns ins 1835. Die junge Witwe ist von Apachen entführt worden. Leutnant ...

Next stop Mexico. Die literarische Weltreise führt endlich einmal wieder nach Lateinamerika. Der mexikanische Autor Álvaro Enrigue führt uns ins 1835. Die junge Witwe ist von Apachen entführt worden. Leutnant Zuloaga soll sie mit seinem ungewöhnlichen Gefolge bestehend aus einem Showgirl, das irgendwann völlig in ihrer Rolle als Nonne aufgegangen ist, zwei ehemaligen Gefangenen aus dem Stamm der Yaqui und einem in die Jahre gekommenen Tanzlehrer. Der zweite Erzählstrang führt uns ins Jahr 2017. Ein in Amerika lebender mexikanischer Schriftsteller verbringt aus Sorge darüber, dass er nach einem Besuch in seiner Heimat nicht mehr in die USA einreisen kann, seinen Familienurlaub an der Grenze zu Mexiko, genau dort, wo sich einst der letzte große Häuptling der Apachen ergeben hat, mit den Worten, die dem Buch den Titel geben: „Einst war ich frei wie der Wind. Jetzt ergebe ich mich, und das ist alles“.
Ein Buch, das mich begeistert hat und dennoch eine Herausforderung für mich war. Es ist ganz sicher kein Buch, das man einfach so „weglesen“ kann. Zum einen liegt es an der Thematik. Àlvaro Enrigue, der mit der Figur des Schriftstellers 2017 sehr viele Parallelen aufweist, beschreibt eindringlich die Geschichte der Apachen und deren Völkermord und zeigt unbeschönigt das selbstgerechte Verhalten der „Eroberer“ auf. Aber auch der Umgang der Apachen mit ihren Geißeln ist nicht gerade zimperlich. Und dennoch muss ich gestehen, dass ich den Handlungsstrang um die entführte Witwe Camilla besonders interessant und spannend fand. Die große Herausforderung bei der Lektüre war für mich der Erzählstil. Nicht weil der Autor kein Talent hätte, ganz im Gegenteil. Es ist eher der Aufbau und wie er die Erzählstränge verflochten hat, die es mir manchmal etwas schwer gemacht haben, bei der Stange zu bleiben. Das Buch ist in zwei große Kapitel eingeteilt, innerhalb dieser wechselt Enrigue fast unmerklich zwischen den Erzählsträngen hin und her. Ich musste mich wahnsinnig konzentrieren, weil man unmerklich in die andere Handlung „hineinrutscht“.
Als Fazit würde ich sagen, ein großartiges Buch, das es mir nicht immer leicht machte, bei dem ich aber froh bin, dass ich bis zu Ende durchgehalten habe. Es lohnt sich wirklich.

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Veröffentlicht am 27.03.2022

Kochender Killer

Der grillende Killer
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Dieses Jahr möchte ich noch mehr als zuvor der Devise unseres Blogs „welterlesen“ folgen und mit Autoren aus möglichst vielen Ländern um die Welt reisen. Bisher habe ich durch dieses Auswahlprinzip schon ...

Dieses Jahr möchte ich noch mehr als zuvor der Devise unseres Blogs „welterlesen“ folgen und mit Autoren aus möglichst vielen Ländern um die Welt reisen. Bisher habe ich durch dieses Auswahlprinzip schon einige interessante Autoren entdeckt, die ich sonst wahrscheinlich übersehen hätte. Den Roman „Der grillende Killer“ habe ich zunächst in erster Linie ausgewählt, weil Chang Kuo-Li aus Taiwan kommt und ich meines Wissens noch nie einen taiwanesischen Autor gelesen habe. Gut, auch der Title „Der grillende Killer“ hat meine Aufmerksamkeit geweckt. Auch wenn sich dann schnell herausstellt, dass der Killer eher ein bratender Killer ist. Wenn er nicht gerade als Scharfschütze unterwegs ist, versorgt er nämlich die Einwohner und Touristen von Manarolo mit gebratenem Reis. Zugegebenermaßen hat die Übersetzerin sich beim Titel des Krimis einige dichterische Freiheit gestattet, und das ist auch gut so, der bratende Killer, so vermute ich, wäre allein des Titels wegen ein Ladenhüter geworden.
Der grillende Killer ist also der taiwanesischer ehemaliger Fremdenlegionär Alex, der sich nun seinen Lebensunterhalt abwechslungsweise als Koch und Scharfschütze verdient. Doch plötzlich ist er nicht mehr Schütze, sondern Ziel.
Gleichzeitig beschäftigen in Taiwan Kommissar Wu in seinen letzten Arbeitstagen vor seiner Pensionierung mit Mord im Militärmilieu. Dort möchte man aber lieber glauben, dass es sich um Selbstmorde handelt.
Bald schon stellt sich heraus, dass zwischen den Ermittlungen in Taiwan und den Vorfällen in Italien eine Verbindung besteht. Spielt eine hübsche junge Offizierin etwa eine Rolle?
Insgesamt spannende Krimiunterhaltung. Mir persönlich war es teilweise zu viel Information zu verschiedenen Waffen, aber das muss bei einem Scharfschützen-Krimi wohl so sein. An manchen Stellen fand ich den Krimi etwas „lost in translation“, obwohl mir, wie erwähnt, der Titel sehr gut gefiel. Vielleicht liegt das daran, dass die deutsche Übersetzung eine Übertragung der englischen Übersetzung aus dem Chinesischen ist und dadurch des öfteren ein bisschen vom Original verloren wurde. Besonders an einer Stelle fiel mir das auf, in der es um chinesische Stäbchen (kuaizi) und die Etymologie des Wortes ging: „Daher verwendeten sie ein anderes Wort: kuaizi. Klingt wie ‚schnell‘, nicht wahr?“ Bei einer Übertragung aus dem Original, hätte der/die Übersetzer*in sicher versucht, in irgendeiner Weise darauf hinzuweisen, dass „kuai“ im Chinesischen „schnell“ bedeutet. Ohne dieses Wissen, ergibt der oben genannte Satz für den Leser, der des Chinesischen nicht mächtig ist, wohl eher weniger Sinn.
Dennoch ein spannender Krimi, der auch eines gewissen Humors nicht entbehrt. Für Krimifans, die ein Faible für Waffen haben, ganz große Leseempfehlung. Alle anderen werden durchaus auch spannende, vergnügliche Lesestunden verbringen.

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