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Veröffentlicht am 11.06.2022

Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen.

Inch Beach
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„Inch Beach – Der vergessene Ort“ war mein erstes Buch von Kerstin Pukowski. Als Irland-Fan hat mich das Buch gereizt.

Klappentext:
Als eine gute Freundin bei einem tödlichen Autounfall verstirbt, reist ...

„Inch Beach – Der vergessene Ort“ war mein erstes Buch von Kerstin Pukowski. Als Irland-Fan hat mich das Buch gereizt.

Klappentext:
Als eine gute Freundin bei einem tödlichen Autounfall verstirbt, reist Ella zur Beerdigung nach Deutschland. Der traurige Anlass führt sie nicht nur in ihre alte Heimat zurück, sondern zu alten Freunden. Ein Wiedersehen, bei dem der Wunsch entsteht, Ella auf der grünen Insel zu besuchen. Sie ahnt nicht, dass dieses Treffen sie in längst vergessene Zeiten zurückführen wird. Erst als am Inch Beach ein Toter gefunden wird, erkennt sie zu spät, dass die Schatten der Vergangenheit Irland bereits erreicht haben und sie einzuholen scheinen.

Aufgrund des Klappentextes erwartete ich einen Krimi mit Irland-Flair. Überraschenderweise beginnt das Buch nicht nur mit einem stimmungsvollen irischen Landschaftsbild, sondern man taucht zunächst in die Beziehungskrise zwischen Ella und Ryan ein, sodass man sich anfangs in einer, wenn auch sehr gefühlvoll beschriebenen Liebesgeschichte wähnt – wohl etwas irritierend für manchen Krimifan. Bis es zu einem fatalen Unfall kommt. Oder ist es Mord?

Besonders schockierend liest sich (nach ca. 100 Seiten) der zweite Handlungsstrang, der ins Jahr 1988 zurück führt. Aus Sicht des Täters. Zu Missbrauch einer Jugendlichen.

Durch den stetigen Wechsel zwischen den Geschehnissen in der Gegenwart, Ellas Nachforschungen, und jenen folgenschweren Taten vor zwei Jahrzehnten lässt die Spannung nie nach. Im Gegenteil, je mehr rätselhafte Aspekte zutage kommen, desto interessanter wird die Handlung, desto verwirrender wird es - bis es letztlich Ella und Ryan gelingt, nicht nur das aktuelle Verbrechen, sondern auch den Cold Case aufzuklären.

Der Schreibstil ist flüssig, passt sich facettenreich der jeweiligen Situation an. Gefühlvoll, romantisch und liebevoll ist der Umgang der beiden Protagonisten miteinander (wobei die ständigen Anreden „mein Herz“ bzw. „mein Engel“ speziell für einen Krimi etwas zu übertrieben wirken), die irische Landschaft wird anschaulich beschrieben, in ihrer rauen Schönheit, und die verstörenden Szenen aus Tätersicht sind zwar bedrückend und erschreckend, aber relativ dezent beschrieben, arten also nicht zu detailliert ins Perverse aus.

Die Wesenszüge von Ella und Ryan, dem sympathischen Ehepaar, sind gut herausgearbeitet, ihre tiefe Zuneigung zueinander, aber auch ihre gegensätzlichen Eigenschaften – Ella, die impulsiv, unbedacht handelt, Ryan, der ruhende und vernünftigere Pol. Im Handlungsstrang der Gegenwart steht Ella im Mittelpunkt, aus ihrer Sicht werden die Vorkommnisse geschildert. Daher kann man ihre Gefühle, ihre Gedanken und Überlegungen nachvollziehen. Die weiteren handelnden Personen sind ausreichend beschrieben, um sie sich annähernd vorstellen zu können.

Die Landschaftsbeschreibungen erzeugen lebendige Bilder von Irland, ob von malerischen Häusern, weitläufigen Wiesen und Feldern, Sandstränden oder dem stürmischen Atlantik. Ich konnte mir allerdings die Entfernungen der genannten Orte (Inch Beach, Killarney; Kilkenny und Dublin), die Strecken, die Ella per Auto zurücklegt, nicht gut vorstellen. Eine Landkarte wäre da sehr hilfreich gewesen.

Mir gefiel „Inch Beach – Der vergessene Ort“ im Großen und Ganzen recht gut. Insbesondere mochte ich das Ermittler-Duo und bin durchaus an weiteren Fällen der beiden interessiert. Da aber manche Menschen die Thematik des Kindermissbrauchs grundsätzlich abschreckt, würde ich anregen, am Klappentext (ohne zu spoilern) einen Warnhinweis zu geben. Im Übrigen hat das mangelhafte Lektorat bzw. Korrektorat mein Lesevergnügen etwas getrübt. Daher vergebe ich nur 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 31.05.2022

Mordermittlungen unter Beziehungsstress

SPROTTENBLUT – Wagner & Anderson ermitteln in Kiel
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Bei „Sprottenblut“ handelt es sich um den Debutroman von Zhara Herbst, den Auftakt zu einer neuen Krimiserie.

Klappentext:
Ein Mord und zwei Ermittler, die weit mehr verbindet, als der Fall:
Kriminaloberkommissar ...

Bei „Sprottenblut“ handelt es sich um den Debutroman von Zhara Herbst, den Auftakt zu einer neuen Krimiserie.

Klappentext:
Ein Mord und zwei Ermittler, die weit mehr verbindet, als der Fall:
Kriminaloberkommissar Pieter Anderson ist ein wahrer Meister im Verdrängen – bis im Kieler Schrevenpark die Leiche einer Frau gefunden wird und er dort auf Elisabeth Wagner trifft. Die unnahbare neue Kollegin ahnt nicht, dass sie Pieter mit den Geistern einer tragischen Vergangenheit konfrontiert. Sie will nur eins: sich wie gewohnt in ihre Arbeit stürzen, um der Einsamkeit ihrer vier Wände zu entgehen. Gemeinsam untersuchen die zwei ungleichen Ermittler eine Mordserie, die unerwartet ihrer beider Biographien betrifft, ihr Leben in Gefahr und völlig durcheinander bringt.

Das rund 500 Seiten umfassende Buch ist in 7 Kapitel bzw. 91 Abschnitte gegliedert, ohne Ort- oder Zeitangaben; letztlich hatte ich den Überblick verloren, über welchen Zeitraum sich die Ermittlungen erstreckten. Erschienen ist der Roman 2021, die Handlung des Krimis spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart, Corona ist somit kein Thema.

Durch den locker-flüssige Schreibstil fliegt man nur so durch die Seiten, zudem liest sich der Großdruck sehr angenehm. Die zahlreichen Dialoge geben einem das Gefühl mitten im Geschehen zu sein. Es gibt zwar keine sehr detaillierten Beschreibungen, dennoch gewinnt man vom Umfeld der Protagonisten ein anschauliches Bild. Die einzelnen Charaktere sind authentisch, wirken sehr lebendig, mit all ihren Ängsten, Gefühlen, Ecken und Kanten. Dass die Autorin Psychotherapeutin von Beruf ist, offenbart sich insbesondere im Charakter von Pieters Freund Tom, von Beruf Psychiater, und dessen Aussagen.

Obwohl das Buch als „Küstenkrimi“ bezeichnet wird und die Mordserie die Basis der Handlung bildet, lag in meinen Augen dennoch der Schwerpunkt des Romans in der schwierigen sich entwickelnden Beziehung zwischen Pieter und Elisabeth, Vergangenheit muss bewältigt, Missverständnisse geklärt und Vertrauen gefasst werden. Dadurch mutiert der Kriminalfall fast mehr zum roten Faden. Die Mordfälle werden in Kiel verübt, so manch besuchenswertes Plätzchen wird erwähnt, letztlich hat sich das bei mir nicht wirklich eingeprägt, Küstenflair habe ich nicht verspürt.

Der Spannungsbogen hielt sich auf gutem Niveau, wenn auch der Beziehungsstory meinem Empfinden nach zuviel Raum gegeben wurde. Immer wieder gab es neue Erkenntnisse, neue Verdächtige, überraschende Wendungen und gefährliche Situationen – reichlich Stoff für eigene Thesen und zum Miträtseln.

Mir hat das Buch im Großen und Ganzen gut gefallen, würde mir aber wünschen - da mich das langwierige Hin und Her in der Liebesgeschichte etwas nervte -, dass in Folgebänden die Krimihandlung gegenüber dem Privatleben des Ermittler-Duos mehr in den Vordergrund tritt. Gerne empfehle ich das Buch mit 4 von 5 Punkten.

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Veröffentlicht am 02.05.2022

Ein etwas anderer Krimi - Spannung inklusive facettenreichem Lokalkolorit

Mörder Pointen
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„Mörder Pointen“, der zweite Kriminalroman aus der Feder von Leo Lukas spielt diesmal in seinem ureigensten Milieu, nämlich jenem der Kabarettisten.

Worum geht es?
Ein Serienmörder hat es auf Kabarettisten ...

„Mörder Pointen“, der zweite Kriminalroman aus der Feder von Leo Lukas spielt diesmal in seinem ureigensten Milieu, nämlich jenem der Kabarettisten.

Worum geht es?
Ein Serienmörder hat es auf Kabarettisten abgesehen. Chefinspektor Fux wird bei ihren Ermittlungen von Peter Szily, der sich in der Szene auskennt, unterstützt, und dessen Freund Bravo, der Auftragskiller, verfolgt seinerseits diverse Spuren, um sich selbst vom Verdacht zu befreien.

Der Schreibstil ist flüssig, die immer wieder eingeflochtenen typischen Wienerischen Ausdrücke, wie aufganseln, ausfratscheln oder jemanden häkerln, vermitteln wunderbar das Lokalkolorit, ebenso wie die Beschreibungen sehenswerter Plätze u.a. in Wien, Linz oder Graz, angefangen vom Böhmischen Prater über den Wurstelprater und die Liliputbahn bis zum Kalvarienberg, die Alte Donau oder die Jugendstil-Toilette am Graben, die Murinsel, den Grazer Uhrturm oder das Linzer Hafengelände. Darüber hinaus steckt viel Wissenswertes in dem Text, teils irrelevant für die Mordfall, teils irreführend - Historisches, Skurriles, Skandalöses aus österreichischer Politik und Wirtschaft.

Der Roman erschien 2022, die Pandemie wird leicht gestreift. Ungewöhnlich ist der Aufbau des Krimis, nämlich analog einer Minigolfanlage verfügt er über 18 Kapitel, betitelt jeweils mit der entsprechenden Bahn, ergänzt mit der Information über die von Profis dafür bevorzugten Bälle. Ein Witz pro Kapitel dient zur spaßigen Auflockerung, wissenserweiternd fand ich die verschiedenen Definitionen rund um das Wort Pointe.

Da ich auch Band 1 kenne, waren mir die handelnden Personen von Anfang an vertraut und ich kam auch problemlos in der Geschichte hinein. Ich kann mir aber vorstellen, dass Quereinsteiger die ungewöhnliche Beziehung zwischen Peter Szilly (Pez) und Bravo, immerhin ist er ein Auftragskiller, nicht sofort durchschauen. Positiv fiel mir auf, dass im Vergleich zum Vorgängerband diesmal den polizeilichen Ermittlungen mehr Raum gegeben wurde, inklusive Informationen über den österreichischen Polizeiapparat.

Die Handlung nimmt nur langsam Fahrt auf, die Ermittlungen gehen realitätsnah zäh voran. Die offiziellen Untersuchungen und Recherchen basieren nun einmal auf mühevoller Kleinarbeit. Hinzu kommt auch noch Kompetenzgerangel, weil der Fall Bundesländer übergreifend ist. Man tappt allgemein im Dunkeln, die Ermittler ebenso wie die Leserschaft. Miträtseln erweist sich als schwierig, mangelt es doch an Verdächtigen. Dadurch, dass Chefinspektorin Fux, Pez und Bravo kaum direkt kommunizieren und voneinander unabhängig agieren, ergeben sich drei abwechslungsreiche Handlungsstränge. Neben der Polizeiarbeit eröffnen Pez und Bravo einen Blick auf die österreichische Kabarettszene – es blieb wohl keine der namhaften Kabarettbühnen unerwähnt – und führen den Leser bis in die tiefe Wiener Unterwelt. Reales vermischt sich mit Fiktiven. Als sich erste Spuren verdichten, steigert sich die Spannung, die Protagonisten geraten in brenzlige Situationen, bis letztlich in einem dramatischen Showdown der wahre Täter gefasst wird und sich das wahre Motiv offenbart. Eine überraschende, aber schlüssige Lösung.

Die Charaktere der Protagonisten sowie wesentlicher Nebendarsteller sind anschaulich dargestellt, sie zeigen so manche Eigenart und Schwäche, sogar romantische Gefühle.

„Mörder Pointen“ (wie auch zuvor „Mörder Quoten“) sticht aus der Masse der Krimis dahingehend hervor, dass man abgesehen von der Mördersuche sehr viel an österreichischer Atmosphäre vermittelt bekommt. Gerne empfehle ich das Buch für jene, die einmal einen etwas anderen Krimi lesen möchten.

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Veröffentlicht am 10.04.2022

Fatale Geldquelle

Karfreitagstod
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„Karfreitagstod“ von Anton Leiss-Huber ist ein typischer Whodunit-Krimi mit regionalem Einschlag und Schwerpunkt auf der polizeilichen Ermittlungsarbeit.

Worum geht es?
Ausgerechnet am Karfreitag findet ...

„Karfreitagstod“ von Anton Leiss-Huber ist ein typischer Whodunit-Krimi mit regionalem Einschlag und Schwerpunkt auf der polizeilichen Ermittlungsarbeit.

Worum geht es?
Ausgerechnet am Karfreitag findet man eine erhängte Leiche im Glockenturm. Auf den ersten Blick sieht es nach Selbstmord aus, doch je intensiver Oberkommissar Max Kramer und seine Kollege Fritz Fäustl ermitteln, desto mehr beschleichen sie Zweifel. Denn der Tote und die Studenten, mit denen er in einer Wohngemeinschaft lebte, erzeugten und dealten mit Drogen.

Obwohl es für mich das erste Buch dieser Reihe war, kam ich problemlos in die Handlung hinein und gewann auch relativ rasch einen Überblick hinsichtlich des maßgeblichen Personenkreises. Was den Fall anbelangt, sind die Vorgängerbände irrelevant. Was jedoch den sogenannten roten Faden betrifft, das Umfeld und die Entwicklung der Protagonisten, gab es zwar Hinweise und Andeutungen, aber zum umfassenden Verständnis der Charaktere sollte man alle Bände kennen.

Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel hatten eine angenehme Länge und tragen – passend zum Karfreitag – auf das Requiem in der katholischen Liturgie weisende Überschriften. Der Text ist primär in Dialogform gehalten. Dadurch wirkt die Handlung lebendig und als Leser fühlt man sich mit anwesend, kann den Gedankengängen der Ermittler gut folgen und mit rätseln. Durch die eingebauten Rückblenden in Form von Tagebuchauszügen verfügt man zwar stets über einen Wissensvorsprung gegenüber den Kommissaren, tappt aber dennoch hinsichtlich Motiv und Täter bis zum Schluss im Dunkeln, wodurch die Handlung stets die Spannung hält . Die Auflösung des Falles war schlüssig, für mich jedenfalls überraschend.

Der Roman erschien 2022 und spielt in Altötting, vermutlich noch vor 2020, da Corona unerwähnt bleibt. Die Ermittlungen erstrecken sich über nur wenige Tage, nämlich über die Osterfeiertage. Es ist ein Regionalkrimi, was durch die Umgangssprache und vereinzelt durch landläufigen Dialekt zum Ausdruck kommt, weniger durch Beschreibungen von Sehenswürdigkeiten oder landschaftlichen Stimmungen.

Die beiden Kommissare sind sympathisch, bilden ein gut eingespieltes Team. So manche Eigenschaft, Reaktion oder Handlung hätte ich wohl besser nachvollziehen können, wären mir die Vorgeschichten geläufig. Auch die neben den Ermittlern agierenden Personen sind anschaulich beschrieben, sowohl in Aussehen als auch in groben Wesenszügen vorstellbar, so manche Bewohner dieser Stadt dürften - vielleicht etwas überzeichnet – wohl ziemlich spießig und bigott sein.

Wer solide Regionalkrimis mag, dem wird wie mir „Karfreitagstod“ spannende Lesestunden bescheren und die darin vorkommenden Altöttinger Typen werden ihn erheitern. Den einen oder anderen Vorgängerband möchte ich noch nachlesen, um die Kommissare und ihre Charaktere besser kennenzulernen. Ansonsten freue ich mich auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 29.03.2022

Eine Leiche macht noch keinen Krimi

Mörderische Brise
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„Mörderische Brise“ von Christian Humberg ist ein stimmiger Wohlfühl-Roman mit Leiche, aber eigentlich ist die Ermittlung eher nur Nebensache.

Worum geht es?
Clara Clüver hat sich von ihrem Freund getrennt ...

„Mörderische Brise“ von Christian Humberg ist ein stimmiger Wohlfühl-Roman mit Leiche, aber eigentlich ist die Ermittlung eher nur Nebensache.

Worum geht es?
Clara Clüver hat sich von ihrem Freund getrennt und will ein neues Leben beginnen. Daher zieht sie von Wiesbaden nach Travemünde, woher sie ursprünglich stammt und wo sie ihre neue Stelle als Pastorin antreten soll. Dort angekommen muss sie feststellen, dass ihre Nachfolge mit dem alten Geistlichen noch gar nicht geklärt ist. Clara sucht sich eine Unterkunft und lernt u.a. Jule kennen. Kurz vor ihrer Ankunft war Erich Konstantin, ein lokaler Gastronom, ermordet worden. Die beiden Frauen ermitteln auf eigene Faust.

Wenn man das Buch zur Hand nimmt, assoziiert man aufgrund des Covers, auf dem ein brausendes Meer und ein dunkelbewölkten Himmel zu sehen ist, einen düsteren Krimi mit bedrohlicher Stimmung. Dem ist nicht so.

Eigentlich ist es ein fröhliche Stimmung erzeugender Roman rund um drei unternehmungslustige, lebensfrohe Frauen, die sich gut verstehen. Der Schreibstil liest sich leicht und flüssig. Ihre Erlebnisse sind umrahmt von zahlreichen, sehr anschaulich geschilderten Stimmungsbildern von Travemünde und Umgebung, die Urlaubsfeeling und Urlaubssehnsucht erzeugen und das Kopfkino mit Meeresrauschen, Möwengeschrei, Fischgeruch und auf den Wellen schaukelnden Booten bereichern. Die Großstädterin Clara genießt das Leben dort und als Leser:in genießt man mit.

Zusätzlich zu den landschaftlichen Schönheiten und Sehenswürdigkeiten hat der Autor als weitere Besonderheit dieses Landstriches die recht gruselige Travemündner Sage um Roggenbuk eingebaut, die sich als roter Faden durch das Buch zieht und auch einen Bezug zu Claras verstorbenem Vater hat.

Der Roman ist trotz einigen mysteriösen Vorkommnissen nicht durch Nervenkitzel geprägt. Die Ermittlungen der beiden Frauen beruhen im Großen und Ganzen auf Small Talk mit den Familienmitgliedern und anderen mit dem Mordopfer in Verbindung stehenden Menschen. Zwar mangelt es nicht an Verdächtigen und Motiven, doch entscheidende Hinweise bzw. Spuren finden sich lange nicht. Man tappt mehr oder weniger im Dunkeln - bis Clara dem Mörder doch zu nahe kommt und sich schließlich in einem dramatischen Showdown Motiv und Tathergang aufklären, und zwar durchaus überraschend.

Die Protagonistinnen sind drei sympathische engagierte Frauen, die das Herz am rechten Fleck haben, hilfsbereit sind und gut mit Menschen umgehen können, mit den typischen wortkargen Nordländern ebenso wie mit penetranten Touristen.

Der Cosy-Regionalkrimi „Mörderische Brise“ hat mir sehr angenehme Lesestunden beschert. Da das Buch den Auftakt zu einer neuen Reihe bildet, freue ich mich schon auf Claras zukünftige Erlebnisse bzw. die weitere Detektivtätigkeit der Damenriege.

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