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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2017

Brisantes Thema

Radikal
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Der Autor Yassin Musharbash greift hier ein brisantes Thema auf.
Beschrieben werden einerseits die Gefühle der Migranten, die weder in der einen noch in der anderen Gesellschaft zu Hause sind. Sie sind ...

Der Autor Yassin Musharbash greift hier ein brisantes Thema auf.
Beschrieben werden einerseits die Gefühle der Migranten, die weder in der einen noch in der anderen Gesellschaft zu Hause sind. Sie sind hin- und hergerissen zwischen diesen unterschiedlichen Kulturen. Dem gegenüber stehen Deutsche, die in ihrer Besorgnis werden wir von der islamischen Welt überrannt", zu sehr radikalen Mitteln greifen. So entsteht Hass auf beiden Seiten.
Die Geschichte spielt in einem Milieu, in dem Radikale auf dem Vormarsch sind.
Lutfi Latif, ein Politiker mit ägyptischen Wurzeln, versucht zwischen der deutschen Gesellschaft und den muslimischen Mitbürgern zu vermitteln. Er will die beiden Lager mit einander ins Gespräch bringen und damit gerät er ins Fadenkreuz von Radikalen jedweder Couleur: Islamisten, Islamhassern und Nazis. Es kommt zu einem Anschlag auf Latif. Al-Qaida bekennt sich zu der Tat, die Stimmung im Land verschärft sich.
Doch Latifs Assistentin Sumaya al-Shami und der Terrorexperte Samuel Sonntag bezweifeln, dass die Al Qaida den Anschlag verübt hat. Sie ermitteln auf eigene Faust. Dabei ergibt sich die Frage: Wieweit darf man gehen, um diese Radikalen aufzuspüren?
Der Autor hat einen sachlichen Schreibstil. Auch wenn das Buch nicht unbedingt leicht zu lesen ist, ist es spannend. Es animiert dazu, sich weiter mit der Thematik zu beschäftigen.

Veröffentlicht am 05.06.2017

Kanakenblues

Kanakenblues
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Hauptkommissar Boyle hat 24 Stunden hinter sich, die ihn sehr mitgenommen haben. Zwei junge Männer wurde regelrecht hingerichtet. Er sucht nach Zusammenhängen und glaubt nicht, dass es alles zufällig ...

Hauptkommissar Boyle hat 24 Stunden hinter sich, die ihn sehr mitgenommen haben. Zwei junge Männer wurde regelrecht hingerichtet. Er sucht nach Zusammenhängen und glaubt nicht, dass es alles zufällig so zusammentrifft.
Der Erzählstil ist ansprechend und gut zu lesen. Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. So lernen wir die Sichtweise von Boyle und von Younas kennen.
Boyle als Afroamerikaner hat es nicht leicht bei der Polizei. Auch korrupte Kollegen machen ihm zu schaffen. Er geht aber entschlossen und mit Selbstbewusstsein an seine Ermittlungen heran. Obwohl er eigentlich eine geradliniger Mensch ist, agiert auch gerne mal am Rande der Legalität, wenn es der Sache dient. Das macht ihn nicht unbedingt sympathisch und man hat eine distanzierte Haltung ihm gegenüber. Auch wenn Younas ein Mörder ist, kann man seine Handlungsweise nachvollziehen, da er um das Wohl der Familie besorgt ist. Das Entschuldigt die Selbstjustiz natürlich in keiner Weise.
Der Titel dieses Buches ist ungewöhnlich und erregte meine Aufmerksamkeit, auch wenn der Titel nichtansprechend ist. "Kanakenmörder" war der Falltitel bei der Polizei. Aber mir wurde der Begriff zu häufig verwendet. Viele Details sind nur angedeutet sind, trotzdem bekommt man einen starken Eindruck der Grausamkeiten.
Obwohl dem Leser immer bekannt ist, wer der Täter ist, bleibt die Geschichte doch spannend actionreich. Trotzdem fühlte ich mich nicht ganz wohl mit dieser Geschichte.
Nichts für schwache Nerven.

Veröffentlicht am 03.06.2017

Sich selbst erfahren auf der langen Wanderung

The Distance from me to you
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Seit langem plant die siebzehnjährige Kendra nach dem Highschool-Abschluss mit ihrer Freundin den Appalachian Trail zu erwandern, der über 3.500 km von Maine bis nach Georgia führt. Es war nicht einfach, ...

Seit langem plant die siebzehnjährige Kendra nach dem Highschool-Abschluss mit ihrer Freundin den Appalachian Trail zu erwandern, der über 3.500 km von Maine bis nach Georgia führt. Es war nicht einfach, die Eltern zu überzeugen, aber die haben letztendlich zugestimmt. Doch nun sagt die Freundin wegen eines Typen im letzten Moment ab. Kendra beschließt, alleine auf Wanderschaft zu gehen. Sie verheimlicht das aber den Eltern. Auf ihrer Tour lernt Kendra den gutaussehenden, aber schwer zu durchschauenden Sam kennen. Immer wieder begegnen sie sich und freunden sich an. Mit der Zeit wird aus Freundschaft Liebe. Das verleitet Kendra, Sam zu folgen, als dieser den offiziellen Weg verlässt. Es wird lebensgefährlich.
Das Buch lässt sich sehr angenehm lesen und wir erfahren das Geschehen mal aus Kendras, mal aus Sams Perspektive.
Mir war Sam sympathischer als Kendra, weil sie mir in vielen zu verbissen ist. Andererseits bewundere ich sie dafür, solch ein Abenteuer in Angriff zu nehmen und weiterzumachen, auch wenn es Rückschläge gibt. Ich konnte Kendra aber nicht so richtig nahe kommen, denn sie blieb mir fremd. Außer, dass sie mit ihrer kleineren Schwester behütet aufgewachsen ist, weiß ich nicht viel über sie. Mir fehlt das die Tiefe der Person. Sam dagegen hat vieles ertragen müssen und als er von zu Hause geflohen ist, hat das niemanden berührt. Niemand vermisste ihn. Er versteckt seine Narben und die innerlichen sorgen dafür, dass er kein Selbstwertgefühl hat und auch nicht weiß, ob er eine Zukunft hat. Aber das verschließt er tief in sich. Nun begleitet er Kendra und sorgt auch dafür, dass ihr nichts geschieht. Er sieht den Unterschied zwischen den beiden. Kendra zahlt mit der Kreditkarte der Eltern, er lebt von der Hand in den Mund. Das setzt ihm zu, so dass er sich und Kendra in die gefährliche Situation abseits des Weges bringt.
Kendra war so beharrlich, fast schon stur, als sie sich alleine auf den Weg gemacht hat. Obwohl der erste Tag gleich eine herbe Enttäuschung bescherte, hat sie weitergemacht. Daher konnte ich nicht begreifen, wie sie aus Verliebtheit hinter Sam hergelaufen ist, als der sich in den Wald geschlagen hat.
Das Ende ist passend, auch wenn ich mir vielleicht etwas anderes gewünscht hätte.
Mir hat das Buch gut gefallen.

Veröffentlicht am 02.06.2017

Familie

Helenas Männer
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Nach dem Tod seiner Frau gerät Helenas Vater in eine depressive Phase. Sohn Jakob leidet unter Liebeskummer. Ihr Freund Burkhard will keine Beziehung im herkömmlichen Sinne. Helena sorgt sich um ihren ...

Nach dem Tod seiner Frau gerät Helenas Vater in eine depressive Phase. Sohn Jakob leidet unter Liebeskummer. Ihr Freund Burkhard will keine Beziehung im herkömmlichen Sinne. Helena sorgt sich um ihren Vater und will mit ihrer Schwester Irene nach einer Lösung suchen. Doch Irene drängt Helena dazu, wieder ins elterliche Haus zurückzuziehen, damit sie sich um den Vater kümmern kann. Als augenscheinlich wird, dass Helena alles zu viel wird, sorgt Exmann Armin dafür, dass Helena Abstand gewinnen kann. Er nimmt sie mit auf eine Dienstreise nach Amrum. Die beiden merken, dass die alte Vertrautheit wieder da ist.
Obwohl ich nicht unbedingt der Leser von Liebesgeschichten bin, hat mich das Buch sehr überrascht. Kaum hatte ich das Buch begonnen, war ich auch schon durch, denn es liest sich flüssig und angenehm. "Comeback einer Liebe" steht auf dem Buchdeckel, doch es ist viel mehr.
Helena ist eine Frau, die immer zuerst an die anderen denkt, sich sorgt, umhegt und dabei sich selbst vergisst. Sie mag nicht alleine sein und als Burkhard ihr seine Bedingungen für eine Beziehung genannt hatte, fand sie das in Ordnung so. Doch sie stellt fest, dass sie eben doch alleine ist, wenn sie eine Schulter zum Anlehnen braucht. Auf Amrum merkt sie plötzlich, was sie will und die Gefühlte für Armin flammen wieder auf. Aber nicht nur sie hat sich während des Urlaubs verändert, auch zu Hause hat sich einiges getan.
Die Geschichte ist so realistisch geschildert, dass jeder sagen wird: Ja, genau so kann es passiert sein! Die Personen sind sehr authentisch. Ich konnte sowohl Helena gut verstehen, als auch ihre Schwester, die gerade ihren Traumjob gefunden hatte. Helena hat ein großes Herz und das wird leider auch mal ausgenutzt. Aber auch die anderen Charaktere waren realistisch geschildert und ich konnte ihre Beweggründe nachvollziehen.
Es geht um Liebe, Aufopferung, Loslassen und Selbstfindung. Wenn so viele Leute dich aufeinander leben, kann das nicht ohne Konflikte ablaufen und es braucht seine Zeit, einen gangbaren Weg zu finden. Man muss den Kindern die Möglichkeit geben, ihren Weg zu gehen und den Eltern zugestehen, dass sie zwar manchmal Unterstützung, aber keine Bevormundung brauchen.
Eine schöne Geschichte.

Veröffentlicht am 30.05.2017

Mord an der schottischer Küste

Tödliches Treibgut
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In dem kleinen Ort Kinloch an der schottischen Küste wird eine Frauenleiche angespült. Die örtliche Polizei scheint überfordert und so wird Detective Chief Inspector Jim Daley aus Glasgow mit dem Fall ...

In dem kleinen Ort Kinloch an der schottischen Küste wird eine Frauenleiche angespült. Die örtliche Polizei scheint überfordert und so wird Detective Chief Inspector Jim Daley aus Glasgow mit dem Fall betraut. Er und sein Partner Detective Constable Brian Scott haben aber nicht damit gerechnet, dass die Bewohner des Örtchens es ihnen so schwer machen. Den Ermittlern gegenüber sind sie sehr verschlossen, auch wenn es sonst ausgiebig Klatsch und Tratsch gibt. Irgendjemand scheint ein Interesse daran zu haben, den Ermittlern Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Dennoch finden Delay und Scott einige unschöne Dinge heraus, kommen aber bei den Mordermittlungen lange nicht wirklich weiter – und es bleibt nicht bei dem einen Mord.
Der Schreibstil ist locker und flüssig zu lesen. Mir hatte schon das Prequel „Die Mädchen von Strathclyde“ gut gefallen, so dass ich dieses Buch lesen musste.
Es geht spannend zu und zum Ende hin wird es sogar rasant.
Mir waren Jim Daley und Brian Scott gleich sympathisch. Sie bilden ein eingespieltes Team und ergänzen sich perfekt. Daher kommen sie auch gut mit den Eigenheiten der eingeschworenen Gemeinschaft von Kinloch zurecht. In Delays Ehe läuft es nicht mehr so recht, doch er möchte die Beziehung zu seiner Frau gerne beibehalten. Aber die Frau eines Polizisten zu sein, ist nicht einfach und Liz leidet auch darunter. Dann taucht sie auch noch in Kinloch auf, aber Delay muss sich erst mal um den Fall kümmern, bevor er seine persönlichen Schwierigkeiten in Angriff nehmen kann.
Die Charaktere sind alles interessant und authentisch beschrieben. Sehr gut hat mir auch die Beschreibung der Örtlichkeiten gefallen.
Obwohl man recht früh ahnen konnte, wer der Täter ist, hat mich das Motiv dennoch überrascht.
Ein rasanter und spannender Krimi mit sympathischen Ermittlern, die ich gerne bei einem weiteren Fall begleiten möchte.