Profilbild von AnneE

AnneE

Lesejury Profi
offline

AnneE ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit AnneE über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.05.2022

Whale Island – geheimnisvoller Sehnsuchtsort, der einen nicht mehr loslässt!

Heimkehr nach Whale Island
0

Greta, die ihre gesamte Kindheit und Jugend in Hotels verbracht hat, liebt ihren Job als Empfangsmitarbeiterin in einem edlen New Yorker Hotel. Durch ihre freundliche und empathische Art wird sie von ihren ...

Greta, die ihre gesamte Kindheit und Jugend in Hotels verbracht hat, liebt ihren Job als Empfangsmitarbeiterin in einem edlen New Yorker Hotel. Durch ihre freundliche und empathische Art wird sie von ihren Kolleginnen ebenso wie von den Gästen sehr geschätzt und lässt sich auch an den stressigsten Tagen eigentlich durch nichts aus der Ruhe bringen.
Eigentlich… wäre da nicht ihr attraktiver Chef, Duncan Sommerset (Hotelmanager und Schwiegersohn der Hotelleitung), der sie mit seinen undurchdringlichen Blicken ganz schön aus dem Konzept bringt.
Nachdem die beiden durch einen Zufall ineinander geraten, nimmt das Schicksal seinen Lauf und Duncan fordert Greta wegen ihrer Deutschkenntnisse auf, ihn auf eine Dienstreise nach Whale Island zu begleiten. Dass aus dieser Dienstreise eine Hochzeitsreise wird, damit hätten beide wohl nicht gerechnet… und so ist diese Reise nach Whale Island zugleich auch eine Reise in Duncans Vergangenheit, die mit vielen Geheimnissen verbunden ist. Und je mehr sich Greta und Duncan annähern, umso mehr zeigt sich, dass auch Gretas Leben durch einige Schatten geprägt ist und dass Whale Island vielleicht der Sehnsuchtsort sein könnte, nachdem sie immer gesucht hat…
Insofern erzählt „Heimkehr nach Whale Island“ durch die wechselnde Perspektive von Greta und Duncan von der Sehnsucht nach Geborgenheit, vom Glück der Familie, von dramatischen Schicksalen und der Hoffnung, einen Menschen zu finden, der einen bedingungslos liebt.
Durch die sympathischen Charaktere, die Beschreibungen der Insel, die gelungenen Twists in der Handlung und die immer wieder wechselnden Perspektiven gelingt es der Autorin, sich direkt ins Herz der Leser
innen zu schreiben.
Auch wenn „Whale Island“ in der Realität nicht zu besuchen ist, bin ich unheimlich froh, dass dies der Auftakt zu einer Reihe ist, da ich es schon jetzt kaum erwarten kann, wieder an meinen neuen Sehnsuchtsort zu reisen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.04.2022

Hoffnung in Zeiten tiefer Hoffnungslosigkeit

Das rote Band der Hoffnung
0

Mit Jugendlichen über die Themen „Holocaust“ und „Drittes Reich“ sprechen? Das gelingt aus eigener Erfahrung sehr gut mithilfe altersadäquater Jugendliteratur. Insofern suche ich immer wieder nach geeigneten ...

Mit Jugendlichen über die Themen „Holocaust“ und „Drittes Reich“ sprechen? Das gelingt aus eigener Erfahrung sehr gut mithilfe altersadäquater Jugendliteratur. Insofern suche ich immer wieder nach geeigneten Neuerscheinungen, die eine Erstbegegnung mit diesen Themen ermöglichen.
Nachdem mich das Cover zu „Das rote Band der Hoffnung“ bereits sehr angesprochen hat, war ich sehr gespannt auf die Geschichte rund um die „Näherinnen von Auschwitz“.
Die leidenschaftliche, vierzehnjährige Schneiderin Ella, die bereits in ihrer Kindheit die Schneiderkunst von ihrer Großmutter erlernt und seither von einer eigenen Boutique geträumt hat, wird während des Krieges plötzlich aufgegriffen und in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert.
Dort wird sie der Nähwerkstatt zugewiesen, in der exklusive Kleidungsstücke für die Offiziersgattinnen maßgeschneidert werden, und lernt dort die träumerische Rose kennen, die mit ihren fantasievollen Geschichten kleine Fluchten aus dem grausamen Lageralltag ermöglicht. Den Näherinnen ist bewusst, dass jeder Fehler und jede Unaufmerksamkeit letztendlich über Leben und Tod entscheidet…
Indem die Autorin Lucy Adlington die Geschichte aus Perspektive der jugendlichen Ella beschreibt, gelingt ein besonderer Blick auf den grausamen Lageralltag im Konzentrationslager, der nichts beschönigt, aber trotzdem nicht verstörend ist.
Da ich „Das rote Band der Hoffnung“ gemeinsam mit meiner dreizehnjährigen Tochter gelesen habe, kann ich aus unserer Perspektive berichten, dass es sich sehr gut für eine Erstbegegnung mit dem Thema eignet. Wir hatten viele gemeinsame Erzählanlässe und haben zu den Hintergründen viel recherchiert, sodass diese Geschichte eine sehr einprägsame, ganzheitliche Lernerfahrung war. Inwiefern das etwas fantastische Ende kritisch zu sehen ist, kann man diskutieren.
Insgesamt ist „Das rote Band der Hoffnung“ eine besondere Lektüre, die wir für Jugendliche im Teenageralter sehr empfehlen können, da es sehr nachdenklich macht und zum Reflektieren anregt, was angesichts der derzeitigen weltpolitischen Entwicklungen wichtiger denn je erscheint.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.03.2022

Wie ein Puzzle, dessen einzelne Teile eine erfahrungsreiche Lebensgeschichte offenbaren

Der Papierpalast
0

„Der Papierpalast“ von Miranda Cowley Heller ist ein ganz besonderer Roman, der mich unheimlich berührt hat.

Nachdem Cover und Titel - und insbesondere der Werdegang und die Auszeichnungen der Autorin ...

„Der Papierpalast“ von Miranda Cowley Heller ist ein ganz besonderer Roman, der mich unheimlich berührt hat.

Nachdem Cover und Titel - und insbesondere der Werdegang und die Auszeichnungen der Autorin - mich sehr angesprochen haben, war ich zunächst durch die ersten Sätze etwas abgeschreckt, weil ich fragmentarische und naturalistische Beschreibungen wie die einleitenden leider nicht so gerne lese und mich meist gegen Bücher mit so einem Schreibstil entscheide...

Umso mehr bin ich nun froh und dankbar, dass ich diesem Debüt eine Chance gegeben habe, denn die einzelnen Szenen, die hier beschrieben werden, gehen so unter die Haut, dass man sich der Aura dieses Romans nicht entziehen kann!

Der Roman wird aus Perspektive der 50-jährigen Eleanor „Elle“ Bishop erzählt, die ihren Sommer wie gewohnt in dem idyllisch an einem See gelegenen Ferienhaus der Familie, dem „Papierpalast“, gemeinsam mit ihrem Mann, den Kindern und ihrer Mutter verbringt. Obwohl alles wie gewohnt erscheint, überschattet ein unverhofftes, folgenreiches Wiedersehen mit Elles Jugendliebe die Zeit am See. Und auch wenn eigentlich nur ein Tag in Elles Leben vergeht, lässt ihr Gedankenstrom, der fragmentarisch verschiedene Erinnerungen aus der Vergangenheit zusammensetzt, ihr bisheriges Leben und die getroffenen Entscheidungen Revue passieren.

Insofern ist der „Papierpalast“ nicht nur eine besondere, teils auch tragische Lebensgeschichte, sondern auch eine Familiengeschichte, in der insbesondere die Rolle der Frauen mehrperspektivisch betrachtet wird.
Demgemäß gehört der sehr lesenswerte Roman "Der Papierpalast" bereits jetzt zu meinen Favoriten dieses Lesejahrs!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.01.2022

Erwachsenwerden in der Nachkriegszeit - Mehrperspektivisch erzählter Jugendroman, der viele Erzählanlässe bietet und nachhaltig in Erinnerung bleibt!

Heul doch nicht, du lebst ja noch
0

Nachdem mich in meiner Jugend die Bücher von Klaus Kordon und Gudrun Pausewang über die Zeit des Nationalsozialismus sehr geprägt haben, hatte ich schon länger nach einem Buch gesucht, dass meiner ältesten ...

Nachdem mich in meiner Jugend die Bücher von Klaus Kordon und Gudrun Pausewang über die Zeit des Nationalsozialismus sehr geprägt haben, hatte ich schon länger nach einem Buch gesucht, dass meiner ältesten Tochter den Einstieg in dieses schwierige Thema ermöglicht. Wichtig war mir, dass die damalige Zeit so realistisch wie möglich eingefangen wird, ohne zu traumatisieren oder zu überfordern.
"Heul doch nicht, du lebst ja noch" erfüllt diese Anforderungen meiner Meinung nach absolut! Durch die kurzen Kapitel und die dargestellte Perspektive der Jugendlichen Hermann, Traute und Jakob ist der Einstieg ins Buch sehr gut gelungen. Mit diesen drei Protagonist:innen und ihren jeweiligen Familiengeschichten ermöglicht Kirsten Boie einen mehrperspektivischen Blick auf die damalige Zeit:
Hermann, der in der Hitlerjugend groß geworden ist und der deutlich durch das damalige Gedankengut geprägt ist als richtig arisch deutscher Junge, lebt zusammen mit seinem tief deprimierten tyrannischen im Krieg versehrten Vater und seiner energischen Mutter, die als Trümmerfrau den Lebensunterhalt der Familie bestreitet.
Traute, der es als Tochter eines Bäckers und einer Verkäuferin vergleichsweise gut geht, teilt ihr Zuhause mit einer Ostpreußischen Familie, der als Wohnraum das Wohnzimmer der Familie zugewiesen wurde, was für sie zu einer besonderen Herausforderung auf dem Weg des Erwachsenwerdens wird.
Und schließlich Jakob, Sohn einer Jüdin und eines Ariers, der nach dem Tod seines Vaters und der Deportation seiner Mutter fast auf sich allein gestellt ist und so noch nicht einmal das Kriegsende mitbekommt.
Als Kulisse für diese besondere Geschichte dient das zerbombte Hamburg, wodurch auch die Besatzer und der Schwarzmarkt eine wichtige Rolle spielen.
Da wir "Heul doch nicht, du lebst ja noch" als Drei-Generationen-Buddy-Reading mit meiner Mutter (62) und meiner Tochter (13) gelesen haben, hat uns dieses besondere Buch viele tolle Erzählanlässe geboten, wie z.B. die Frage, warum Zigaretten damals so ein wichtiger Tauschwert waren; welche Bedeutung das "Sarah" im Ausweis von Jakobs Mutter hatte; warum die Menschen Hitler damals so vertraut haben; was Inflation ist und wie der Schwarzmarkt funktioniert hat...
Bemerkenswert fand ich, dass gerade meine Tochter das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte und am schnellsten damit fertig war.
Insgesamt ist "Heul doch nicht, du lebst ja noch" somit, unserer Meinung nach, ein sehr beeindruckendes Buch, da wir durchgängig das Gefühl hatten, uns auf Zeitreise in die Nachkriegszeit zu begeben.
Durch die vielen Erzählanlässe und die unerwarteten Wendungen ist uns diese Geschichte nachhaltig im Gedächtnis geblieben und sie ist ein toller Einstieg in diese Thematik.
Insofern würden wir sie gleichermaßen auch als Schullektüre für fächerverbindendes Lernen empfehlen, da nicht nur historische, sondern auch viele politische und ethische Fragestellungen aufgeworfen werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.01.2022

Eine echte „Quelle der Inspiration“ für Klein und Groß – vielseitig einsetzbar und unheimlich motivierend

Das große Buch der Collagen
0

Voller Spannung habe ich auf das Erscheinen von Maria Rivans „Das große Buch der Collagen“ gewartet, da ich mich noch gut an die Kunststunden zu den Gemüse-Collagen im Stile nach Arcimboldo erinnern konnte. ...

Voller Spannung habe ich auf das Erscheinen von Maria Rivans „Das große Buch der Collagen“ gewartet, da ich mich noch gut an die Kunststunden zu den Gemüse-Collagen im Stile nach Arcimboldo erinnern konnte. Durch das kreative Buchcover war ich sehr gespannt, wie die Autorin dieses Thema wohl umsetzen würde.
Nachdem ich eigentlich viele theoretische Hinweise und Anleitungen sowie beispielhafte Collagen erwartet hatte, war ich umso überraschter über die Umsetzung dieses handlungsorientierten Buches, dass nicht nur schrittweise Anleitungen und wertvolle Tipps zum Erstellen von Collagen liefert, sondern zugleich das entsprechende Material mitliefert!
Und dieses Material hat einen so hohen Aufforderungscharakter, dass gleich mal Schere und Kleber hervorgeholt wurden und wir unterschiedliche Collagen in unserer Familie (meine vier Kinder im Alter von 5, 7, 10 und 13 Jahren und ich) ausprobiert haben – jede einzigartig und jede anders.
Insofern ist dieses Buch nicht nur das perfekte Geschenk für kleine Künstler, Kunstlehrer:innen und Basteleulen, sondern auch die perfekte Quelle der Inspiration, um seine Ideen in die Tat umzusetzen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere