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Veröffentlicht am 03.04.2022

Schöne neue Gefängniswelt

Four Walls - Nur ein einziger Ausweg
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Zum Inhalt:
Cara wird Schlächterin genannt, weil sie zwei kleine Kinder getötet hat. So sagt man, Cara selbst hat die Morde nie zugegeben. Sie wird in eine neue Art von Gefängnis überführt und freundet ...

Zum Inhalt:
Cara wird Schlächterin genannt, weil sie zwei kleine Kinder getötet hat. So sagt man, Cara selbst hat die Morde nie zugegeben. Sie wird in eine neue Art von Gefängnis überführt und freundet sich mit ihrer Zellengenossin an. Diese wird erschossen und Cara verhaftet. Denn sie war neben der Toten die einzige in der kameraüberwachten Zelle.

Mein Eindruck:
Chris McGeorge ist Brite, was überrascht, da „Four Walls“ eher an amerikanische Thriller-Autoren im Stile eines Harlan Coben denken lässt. Ähnlich wie dessen Figuren wachsen auch hier die Guten wie die Bösen über sich hinaus, wobei es nicht nur um körperliche Fähigkeiten geht. Charakterliche Schwächen werden potenziert, Wahrnehmungen eingetrübt und irgendwie guckt das ganze Umfeld weg oder ist geblendet von dem schönen Schein, Geld, Macht und Einfluss.
Ja, „Four Walls“ ist durchaus spannend und macht deshalb einen gewissen Spaß zu lesen, - seinen gesunden Menschenverstand muss man in dieser Zeit jedoch in die letzte Zelle sperren. Zu unglaubwürdig sind die Figuren gezeichnet: So viele Psychopathen und Naivlinge gibt es eher nicht pro Quadratmeter und auch wenn manchmal Skandale fast ungeahnten Ausmaßes ans Licht kommen – die Vorgänge im Hochsicherheitsgefängnis „High Fern“ würden alles toppen. Die Entwicklungen der Charaktere (sofern sie eine durchmachen) sind zudem wenig glaubwürdig und die baulichen Umstände, die das große Finale verursachen, sind in einem solchen Gebäude wenig vorstellbar.

Mein Fazit:
Popcorn – lecker, aber wenig Nährwert

Veröffentlicht am 27.02.2022

Launig

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar
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Zum Inhalt:
Nachdem Mrs. Judith Potts - exzentrisch, Ende 70, wirtschaftlich unabhängig, Eigenheim am Fluss in Marlow - beim Nacktbaden einen Schuss hört, glaubt ihr die örtliche Polizei nicht, bis Judith ...

Zum Inhalt:
Nachdem Mrs. Judith Potts - exzentrisch, Ende 70, wirtschaftlich unabhängig, Eigenheim am Fluss in Marlow - beim Nacktbaden einen Schuss hört, glaubt ihr die örtliche Polizei nicht, bis Judith höchstselbst die Leiche aufspürt. Bei dem einen Toten bleibt es nicht und sie trifft auf Becks, eine Pfarrersgattin und Suzie, eine Hundeausführerin. Gemeinsam gründen sie einen Mordclub und schnüffeln so gut, dass sie der leitenden Beamten eine große Hilfe bei der Aufklärung der Morde werden.

Mein Eindruck:
Robert Thorogood ist der Schöpfer von "Death in Paradise" und dort für witzige, rasante Plots bekannt. Bei "Mrs. Pott’s..." lässt er sich länger Zeit, um die Figuren einzuführen. Fast zu lange, denn der Beginn gerät dadurch zäh und langweilig und seine drei Hauptfiguren handeln so übertrieben und wirklichkeitsfern, dass man sich nur schwer mit ihnen identifizieren kann. Glücklicherweise kommt dann - wenn auch spät - Schwung in die Geschichte, die Ermittlungen werden zielführender, die Charaktere bekommen Tiefe und der Slapstick weicht Humor. Zum Schluss wird es sogar noch richtig spannend, - Judiths Vergangenheit als Cliffhanger hätte sich der Autor jedoch lieber sparen sollen.
Ähnlich wie die Geschichte verhält es sich mit der Sprecherin. Am Anfang eher ermüdend und ein bisschen lustlos, entwickelt sie sich zum Ende hin positiv und vermag die Spannung des Showdowns zu unterstreichen.

Mein Fazit:
Etwas Straffung des Beginns wäre gut, zum Ende doch noch interessant

Veröffentlicht am 31.12.2021

Es war einmal...

Der Herzgräber
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Zum Inhalt:
Als Heather nach deren Selbstmord ins Haus ihrer Mutter Colleen zurückkehrt, findet sie eine verstörende Korrespondenz mit einem verurteilten Serienmörder vor. Dann wird sie von der Polizei ...

Zum Inhalt:
Als Heather nach deren Selbstmord ins Haus ihrer Mutter Colleen zurückkehrt, findet sie eine verstörende Korrespondenz mit einem verurteilten Serienmörder vor. Dann wird sie von der Polizei kontaktiert: Obwohl schon seit geraumer Zeit inhaftiert, gibt es plötzlich wieder Morde, die sich eindeutig an der Vorgehensweise des „Wolfs“ Michael Reaves orientieren und dieser möchte mit ihr sprechen. Er streitet seine Täterschaft ab und die Fortsetzung der Morde scheint ihm Recht zu geben. Heather hilft der Polizei, - jedoch nicht uneigennützig. Denn sie ist Journalistin und wittert die große Story.

Mein Eindruck:
Jen Williams schreibt das erste Mal einen Thriller, der dann überzeugt, wenn sie sich auf das ihr bekannte, mystische Fahrwasser begibt. Die fantastischen Teile – zumeist in der Vergangenheit spielend oder von Michael Reaves in den Interviews genutzt - die sich mit Interpretationen von Märchen befassen, sind gut gelungen. Die Furcht der Frauen und das Unbehagen Heathers in den Wäldern sind spürbar und übertragen sich wunderbar auf die Leser/innen. Leider ist die Geschichte selbst eher unglaubhaft, Heather nicht sympathisch genug, um sich wirklich um sie zu sorgen und das Verhalten sehr vieler (geistig zumindest relativ gesunder) Personen schwer zu verstehen. Dazu gehören auch Colleen und ihr Motiv für die Brieffreundschaft oder Michael Reaves, - einerseits ein tumber Geselle, andererseits sehr gewitzt. Oder aber Kleinigkeiten, wie eine Lehrerin, die Überstunden abbauen kann (wie funktioniert denn das bitte?) und einfach so in die Freizeit entschwindet. Dann werden Personen mit viel Verve eingeführt, um sehr schnell uninteressant zu sein – einige Einheimische in der Heimat des Wolfes. Die Überraschungsmomente, die sich die Autorin für ihre Hauptperson ausgedacht hat, sind so ausführlich vorbereitet, dass genau die Überraschung ausbleibt. Leider.

Mein Fazit:
Jen Williams kann Fantasy schreiben, ihr erster Thriller ist jedoch Etüde.

Veröffentlicht am 18.12.2021

Es ist vollbracht

Das Schwarze Lied
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Zum Inhalt:
Vaelin kämpft weiterhin gegen die Stahlhast und ihren obersten Heerführer. Wird es ihm gelingen, den gottgleichen Anführer und seine mordende Horde aufzuhalten oder macht dieser die gesamte ...

Zum Inhalt:
Vaelin kämpft weiterhin gegen die Stahlhast und ihren obersten Heerführer. Wird es ihm gelingen, den gottgleichen Anführer und seine mordende Horde aufzuhalten oder macht dieser die gesamte Welt zu seiner Beute?

Mein Eindruck:
Ja, der Autor beherrscht es auf eine unnachahmliche Art und Weise kriegerische Handlungen zu beschreiben, aber irgendwann möchte man selbst Seppuku begehen. Denn Ryan verliert sich dermaßen in den Kämpfen, dass er bei seinen Leser/innen einen Überdruss erzeugt. Waren die ersten Bücher noch voll von fantasievollen Beschreibungen der Welt und ihrer Wunder, geht es jetzt nur noch um Kampf, Tod, Fluch und Verzweiflung. Der schwarze Humor blitzt nur noch zeitweise auf, die Liebe kommt viel zu kurz (und das sagt eine Leserin, die mit Liebesgedöns nicht viel anfangen kann, aber diese schwermütige Art und Weise auch nicht mag). So kämpft man sich durch den fünften Band durch - und auch wenn die Hoffnung zuletzt stirbt, dass es ein Entkommen aus der schwarzen Suppe gibt - am Ende ist man dann doch tot. So empfinde ich den guten Schreibstil und die bildhaften Beschreibung verschwendet an ein reines Gemetzel.

Mein Fazit:
Das Blut fließt in Strömen, - leider auch aus der zum Ende blutleeren Geschichte

Veröffentlicht am 03.11.2021

Zeitreise

Das Geheimnis des Schneemanns
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Zeitreise

Zum Inhalt:
Nigel Strangeways ereilt der Hilferuf einer Dame: Sie fürchtet nach einem seltsamen Vorkommnis mit eine Katze Ungemach für ihre Familie und hofft auf Nigels sachkundige Hilfe als ...

Zeitreise

Zum Inhalt:
Nigel Strangeways ereilt der Hilferuf einer Dame: Sie fürchtet nach einem seltsamen Vorkommnis mit eine Katze Ungemach für ihre Familie und hofft auf Nigels sachkundige Hilfe als Detektiv. Doch Nigel scheitert, eine Leiche hängt im Schlafzimmer und derer Verdächtiger gibt es viele....

Mein Eindruck:
Heutige Maßstäbe darf man an dieses Schätzchen der Kriminalkunst des letzten Jahrhunderts nicht setzen. Beschaulich und mit Wertvorstellungen, die überholt sind, bietet es weder nervenzerreißende Spannung noch Cosy-Crime-Humor. Doch wer eine interessante Zeitreise unternehmen möchte, ist mit „Das Geheimnis des Schneemanns“ sehr gut bedient. Fast hört man das Feuer im Kamin knistern, wenn sich die Familie versammelt oder den Schnee knirschen, wenn die Kinder den Titelhelden bauen. Eine sehr bildhafte Sprache bringt die gute, alte Zeit zurück und der Kriminalfall ist die Kirsche auf der Torte dabei. Nicholas Blake zeigt mit seiner Geschichte in Ansätzen, was spätere Autoren perfektionierten: Charaktere mit Bruchstellen, das absolut Böse in Schwarz, jedoch auch einige Grautöne. Und auch wenn man manche Handlungsweisen aus heutiger Sicht nicht mehr in Gänze nachvollziehen kann, sind sie zu verstehen aus dem Korsett der Zeit.

Mein Fazit:
Auch früher war nicht alles „gut“