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Veröffentlicht am 17.05.2022

Es ist okay unperfekt zu sein

Ich bin F*cking ICH!
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Inhalt:

Viele werden ihre Pubertät verdrängt haben. Viele werden sie geflissentlich vergessen haben. Durchleben mussten wir sie alle. Für die allermeisten von uns eine Zeit, die wir nicht schnell genug ...

Inhalt:

Viele werden ihre Pubertät verdrängt haben. Viele werden sie geflissentlich vergessen haben. Durchleben mussten wir sie alle. Für die allermeisten von uns eine Zeit, die wir nicht schnell genug hinter uns lassen konnten.

Es ist diese Phase im Leben, in der man Unsicherheit verspürt. Und dann gibt es noch die Gefühle, die manchmal so stark sind, dass man gar nicht weiß, wie man damit klarkommen soll.

Wer kennt das nicht?! Diese Verliebtheit, bei der man das Gefühl hat, dass jedes Wort das falsche gewesen sein könnte. Die Eltern kommen mit Ratschlägen um die Ecke, die sie selbst nicht befolgen. Manchmal möchte man einfach seine Ruhe haben und bekommt dann aber doch Panik, wenn sich genau an diesem Abend kein Freund bei einem meldet. Mögen mich die anderen vielleicht nicht mehr?

Anhand von kurzen, aussagekräftigen Comic-Stripes beschreibt die Autorin Stine Stregen mit Hilfe ihrer Protagonstin die Höhen und Tiefen der Pubertät. 


Meinung:

Das Leben liefert einem täglich neue Herausforderungen. Das wissen wir wohl alle nur zu genau. In „Ich bin Fcking ICH!“ begleiten wir die namlose Comicfigur von Stine Stregen durch einige Abschnitte ihres Teenagerlebens.

Kreative und humorvolle Zeichnungen spiegeln das Gefühlschaos des Mädchens wieder. Gerade in der Pubertät ist man noch auf der Suche nach sich selbst. Pubertät bedeutet Chaos: Chaos im Körper, Chaos in den Gedanken, Chaos im der Welt. All das kann verwirrend und zugleich auch überfordernd wirken.

Einerseits will man dazugehören, andererseits möchte man aber auch auf seine eigenen Gefühle hören. Und Emotionen bewegen bekanntlich Gemüter und individualisieren von der Gruppe.

So gibt es in dem Buch viele kleine Kurzgeschichten, die das Leben einer Teenagerin widerspiegeln. Geschichten, in denen sich vermutlich jeder von uns auf die ein oder andere Art wiedererkennen wird.

Socialmediadruck, Probleme mit Eltern und Geschwistern, der erste Freund. Cool und angesagt sein. All diese Themen greift Stine Stregen in ihren Comic-Stripes auf. Diese Gefühle, diese Fragen gehören zum jungen Leben dazu. Sie werden einen aber auch im Alter nicht loslassen. Und es gibt auch keine Universallösung für die Unbill des Lebens. Manchmal hilft es einem aber zu wissen, dass andere Menschen ganz genauso fühlen wie man selbst. Dass jeder Unsicherheiten verspürt und dass Gefühlsschwankungen einfach dazugehören.

Stine Stregen zeigt mit einem Augenzwinkern, dass es völlig okay ist, Gefühle zuzulassen. Dass man nicht immer funktionieren muss, nicht auf alles eine Antwort haben kann.


Fazit:

Die Suche nach Orientierung, nach dem Verstehen der Wirklichkeit; der Wunsch nach Selbstwirksamkeit, nach Selbsterprobung und Bewusstseinserweiterung. Diese Themen begleiten einen nicht nur durch die Pubertät, sondern auch darüber hinaus. Mit humorvollen Zeichnungen und kurzen Ausschnitten aus dem Leben ihrer Comicfigur zeigt die Autorin Stine Stregen, dass das Leben voller Widersprüche ist (und schon immer war), mit denen man klarkommen muss.

Im besten Fall ist das Werk ein Ratgeber, der sich gegen den Strich lesen lässt, indem die Leser sich versprechen, autark im Einklang mit sich selbst zu leben. Dabei können andere einem bestenfalls Orientierungshilfe an die Hand geben. Die zentrale Botschaft des Buches lautet: Es ist völlig okay unperfekt zu sein.

„Ich bin F
cking ICH!“ ist nicht nur ein Trostspender in „Krisenmomenten“, sondern auch ein gutes Geschenk für diejenigen, die denken, dass man im Leben Perfektion anstreben muss oder Angst davor haben, nie zu genügen.


Buchzitate:

Warum gilt es eigentlich als Faulheit, wenn man Zeit braucht, die eigenen Gefühle in sich aufzunehmen und zu verstehen?

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Veröffentlicht am 19.04.2022

Ein magisches Abenteuer am Meer

Ruby Fairygale und die Insel der Magie (Erstlese-Reihe, Band 1)
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Inhalt:


Endlich ist es soweit: Das Klingeln der Schulglocke kündigt den Anfang der Sommerferien an. Zur Feier des Tages planen die Kinder eine große Sommerparty am Südstrand.

Als Ruby von ihren Mitschüler/innen ...

Inhalt:


Endlich ist es soweit: Das Klingeln der Schulglocke kündigt den Anfang der Sommerferien an. Zur Feier des Tages planen die Kinder eine große Sommerparty am Südstrand.

Als Ruby von ihren Mitschüler/innen gefragt wird, ob sie auch kommen möchte, wirkt sie geknickt. Sie muss absagen. Denn auch heute Abend möchte sie wieder mit ihrer Oma in genau die entgegengesetzte Richtung, den Nordstrand, gehen. Doch das darf keiner wissen.

Rubys Oma ist Tierärztin und kümmert sich um die verletzten Tiere auf Patch Island. Darüber hinaus teilen sich Ruby und ihre Grandma ein Geheimnis. Denn am Nordstrand gibt es eine kleine Holzhütte. Hier pflegen beide heimlich magische Wesen. Hier gibt es Kobolde, Feen und vieles mehr.

An diesem Abend, am ersten Tag der Sommerferien, entdecken Ruby und ihre Oma das erste Mal Seehunde an den Klippen, während sie den wunderschönen Sonnenuntergang beobachten. Doch dann ertönt ein Feuerwerk. Das muss von der Sommerparty kommen. Das ist gar nicht gut. Denn die Seehunde könnten Angst bekommen und ihre Babys verlassen.

Ruby muss etwas unternehmen und ihre Mitschüler zur Rede stellen. Doch das ist gar nicht so leicht. Das Timing könnte nicht schlechter sein. Denn Bris Eltern sind Fischer und an dem Tag, als Ruby Bri, die Multiplikatorin der Gruppe, zur Rede stellen möchte, hat diese ganz andere Sorgen. Ein großes Loch im Fangnetz der Familie absorbiert ihre Aufmerksamkeit ganz.

Als Bris Eltern feststellen, dass sie ohne das Netz kein Einkommen haben werden und sich ein Leben auf der Insel wohl nicht mehr lange leisten können werden, ist guter Rat teuer. Bri macht die Seehunde für die Tat verantwortlich. Sie plant eine Lösung zu finden. Sie möchte die Robben vertreiben.

Ruby ist geschockt. Das kann Bri doch nicht ernst meinen! Sie muss etwas unternehmen und Bri irgendwie von ihren Plänen abbringen.



Meinung:


Kira Gembri hat mit Ruby Fairygale bereits eine erfolgreiche Kinderbuchreihe aufgebaut. Gemeinsam mit Marlene Jablonski hat sie nun mit „Ruby Fairygale und die Insel der Magie“ das erste Abenteuer von Ruby als Auftakt einer Erstlesereihe veröffentlicht.

Für mich war es meine erste Geschichte aus dem „Ruby-Universum“ und ich war, soviel kann ich vorweg verraten, verzaubert. Das Buch ist durchzogen von wunderschönen Farbillustrationen von Verena Körting, die im Stil der Abbildung auf dem Cover ähneln.

Ruby lebt, gemeinsam mit ihrer Oma, auf der Insel Patch Island. Hier herrscht oft ein raues Wetter. Dem Autorenduo und der Illustratorin gelingt es, das Setting sehr gut zu spiegeln. Neben windigen und regnerischen Tagen erlebt man hier aber auch wunderschöne Sonnenuntergänge, sandige Strände und das absolute Inselfeeling. Ein idealer Ort für Eskapismus, den Wunsch, dem Alltag zu entfliehen.

Da Ruby in ihrer Freizeit alles tut, um ihrer Oma unter die Arme zu greifen, und diese ein großes Geheimnis miteinander teilen, nämlich das, dass es auf der Insel einige magische Tiere gibt, muss sie sich gezwungenermaßen öfters von den anderen Kindern der Insel distanzieren. Da auf Patch Island nur wenige Kinder leben, gilt sie also auch schnell als Außenseiterin.

Schnell merkt man als Leser, wer auf Patch Island unter den Kindern das Sagen hat. Und das ist Bri. Ein Mädchen, das gerne den Ton angibt und es Ruby mit ihrer fordernden und direkten Art bald schwer macht. Das führt dazu, dass sich Ruby in der Gruppe oft etwas verloren und einsam fühlt. Erst, wenn sie sich heimlich an den Nordstrand begibt und mit ihrer Grandma den kleinen Schuppen betritt, in dem die Pflegestation für die magischen Tiere untergebracht ist, taut das Mädchen auf. Sie ruft: „Es werde Licht!“ und schon erfüllt sich dieser Wunsch wie von Geisterhand. Und dort sind sie: Die frechen Kobolde, die flinken Feen und bald schon ein weiterer geheimnisvoller neuer Gast …

Das Buch ist ein Tor zu einer Welt voller Magie, Spannung und Abenteuer.



Fazit:


„Ruby Fairygale und die Insel der Magie“ ist der Auftakt der neuen Erstlesereihe von Kira Gembri und Marlene Jablonski. Die Geschichte ist spannend, ungewöhnlich und, was ihre Fortsetzung betrifft, vielversprechend. Ein besonderes Lob geht an Verena Körting, die das Buch mit genau zum Ort und der Stimmung passenden Illustrationen versah.

Das Werk leistet insgesamt einem wertvollen Beitrag zum verschiedenen Themen: Friedliche Koexistenz, Umweltschutz, Freundschaft und das Einstehen für Ziele.

Das Buch bietet obendrauf noch perfekt choreographierte Spannung, was es zu einer aufregenden Lektüre macht, die man am liebsten in einem Stück (vor-)lesen möchte.

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 12.04.2022

Absolutes Must-Read bzw. Must-Play, das ich von ganzem Herzen empfehlen kann

Wächter der Lüfte
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Inhalt:

Tief im Innersten von Zephyrus, dem größten aller Stürme auf dem Ozean der Sturmwinde, befindet sich eine schwebende Inselgruppe namens Pangaria. Hier bist du zu Hause. Dein Job als Mitglied ...

Inhalt:

Tief im Innersten von Zephyrus, dem größten aller Stürme auf dem Ozean der Sturmwinde, befindet sich eine schwebende Inselgruppe namens Pangaria. Hier bist du zu Hause. Dein Job als Mitglied der Himmelsgarde war bislang eher öde. Doch eines Tages wirst du zu einer Krisensitzung in die Zitadelle gerufen.

Eine unerwartete Explosion hat eine der Inseln, Nimbus, vom Himmel geholt. Sie ist mitten in den Ozean gefallen. Nun bist du gefragt: Gemeinsam mit deinem Team begibst du dich auf die Suche nach Hinweisen. Was genau ist da passiert? Kann man Nimbus vielleicht sogar noch retten?



Meinung:

Als ich „Wächter der Lüfte“ in der Verlagsvorschau entdeckt hatte, war ich sofort hin und weg. Nicht nur, dass ich bislang nicht wusste, dass mein ehemaliger Lieblingsautor Terry Pratchett eine Tochter hat, die sogar auch noch seinem Vorbild als Autorin folgt, nein, es würde ein neues Spielebuch auf dem Markt erscheinen.

Bücher dieses Genres, dessen „Geniestreiche“ wir gar nicht genug loben können, gibt es leider zu selten. Daher möchte ich euch das Prinzip dahinter kurz erläutern: Bei einem Spielebuch wird der Leser direkt in das Geschehen einbezogen. Er entscheidet für den Charakter, wie dieser sich in bestimmten Situationen verhalten soll. Er muss die Kämpfe (mit Hilfe von einem zuvor vom Autor vorgegebenen Regelwerk und ggf. Würfeln) für seine Figur austragen; er kann Gegenstände einsammeln und diese in schwierigen Situationen einsetzen.

Das gesamte Buch besteht aus mehreren Abschnitten. An jedem Abschnittsende musst du eine Entscheidung treffen. Du beginnst bei Abschnitt 1. Ein Beispiel (Buchzitat): Möchtest du zur Mühle, gehe zu 261. Hast du dir das Angebot der anderen Marktstände noch nicht angesehen und möchtest du das nachholen, blättere zu 258. So kannst du also je nach Lust und Laune und natürlich Würfelglück deinen Charakter durch das Abenteuer steuern.

Mittlerweile habe ich schon einige Spielebücher gelesen. Es gibt richtig gute, mit einem komplexen Regelwerk und vielen Entscheidungsmöglichkeiten.Und es gibt die schlechten, die die Welt auf aufeinanderfolgende Entscheidungen zwischen lediglich zwei Optionen reduzieren, wobei die eine oft in den sicheren Tod führt. Daher war ich neugierig, wie die Umsetzung von „Wächter der Lüfte“ gelungen sein würde.

Ich war zuversichtlich, da bereits Rhiannas Vater als Meister der Fantasy bekannt war/ist und Ian Livingstone sowie Steve Jackson (laut Vita) als Gründerväter des Kult-Spieleunternehmens „Games Workshop“ bekannt sind und auch das Spielesystem „Dungeons & Dragons“ herausgebracht haben.

Meine hohen Erwartungen an das Buch wurden nicht enttäuscht. „Wächter der Lüfte“ beruht auf einer fantastischen Welt, die man während des Lesens (und Spielens) nach und nach besser kennenlernt. Wie der Text präsentiert wird, wirkt sehr durchdacht und macht neugierig.

Hier gibt es unter anderem Kobolde, die mit Gleitern (tragbare Flügel, die durch Sturmkristalle, Kristalle in denen ein winziger Sturm gefangen gehalten wird) durch die Lüfte schweben. Es gibt Meeresriesen wie Tideus, die sich nach dem Schlaf nach einer guten anständigen Rangelei sehnen, riesige Gewitterschlangen, aus deren langen, schuppigen Körpern zuckende Blitze hervorschießen, eine unglaublich spannende Unterwasserwelt und eben die unterschiedlichen Inseln inmitten der Sturmwinde. Um hiervon nur mal ein paar zu nennen: Auf Cirrus – der Landwirtschaftsinsel – wird magisch verbessertes Obst angebaut. Es gibt Altos – die Wasserinsel auf der Wolken gezüchtet werden, um die sich in der Luft hundeartige Wesen kümmern und auf dem Boden die Bauern aufpassen, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Und es gibt Cumulus, die Insel des Handels, auf der sich viele Stände aneinanderdrängen, an denen die Händler ihre Waren anpreisen.

Inmitten dieses Settings befindest du dich und entscheidest, wohin dich dein Weg - und dein Abenteuer - letztlich führen wird.

Für die Kämpfe gibt es zwei Abenteuerblätter am Ende des Buches, die man sich entweder kopieren oder auch direkt von der Verlagsseite herunterladen und ausdrucken kann. Ein Zeichnen in das Buch empfehle ich nicht, da das Abenteuer so viel Spaß macht, dass ich mir gut vorstellen könnte, dass der ein oder andere es nochmal nach einiger Zeit alleine oder aber auch mit Freunden spielen möchte. Zudem kann man hier wirklich viele Dinge einsammeln und es gibt auch einige Kämpfe zu bestehen. Entweder benutzt man daher Bleistift und Radiergummi für das Ausradieren vergangener Kämpfe und abgelegter Gegenstände oder man braucht einen zweiten Ausdruck, damit alles auf den zwei Blättern Platz findet.

Das Regelwerk, das erläutert, wie man Kämpfe ausführt und mit Würfelproben über das Geschehen entscheidet, befindet sich am Ende des Buches. Es ist mit acht Seiten recht kompakt gefasst, so dass man zügig mit dem Spiel beginnen und das Spielprinzip auch leicht antizipieren kann. In der Kürze liegt auch hier die Würze; das Spiel ist praktikabel und nicht überkomplex.

Auch an diejenigen, die zu Hause keine Würfel liegen haben, wurde hier gedacht. Auf jeder Seite ist im unteren Bereich ein Würfelpaar abgebildet, dass man als Ersatz nutzen kann. Hierfür muss man einfach nur durch die Seiten blättern und zufällig auf eine Seite tippen.



Fazit:

Ach, wie habe ich mich gefreut, dass ein Verlag endlich mal wieder das – leider ein wenig aus der Mode gekommene – Prinzip eines Spielebuches aufgegriffen hat. Ich liebe „Wächter der Lüfte“ einfach, die Autoren sind Meister ihres Fachs. Die Fantasywelt, mit ihren sehr liebevoll gezeichneten Bewohnern gibt ein äußerst faszinierendes Setting, dessen Wirkung durch den interaktiven Handlungsverlauf und die Figuren durch den Leser nachhaltig geprägt werden kann.

Das durchaus lobenswerte Regelwerk befördert nicht nur den Spielspaß, sondern ist aktiver Katalysator des kurzweiligen Geschehens.

Hier kommt der niedrigschwellige Einstieg in das Genre Spielebuch. Angesichts der aktuellen Schieflagen in unserer Gegenwart ist das Buch ein tolles Portal, um in eine fremde Welt abzutauchen, Abenteuer zu bestehen und auf jeder Seite Neues zu entdecken.

Für mich war „Wächter der Lüfte“ DAS Wunschbuch für 2022 und wird hiermit auch zum Jahreshighlight auf meinem Blog gekürt.

Ein Must-Read bzw. Must-Play, das ich euch von ganzem Herzen empfehlen kann und muss!



Buchzitate:

„Was? Bleib gefälligst hier, du Windbeutel!“, brüllt Krazic von seinem Sitz im Innern des Golemkopfes, wo er erneut gefangen ist. „Was soll das werden? Komm sofort zurück!“

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Veröffentlicht am 06.04.2022

Hochaktuelles Thema

Roxy
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Inhalt:


Es beginnt schleichend. Erst ist es nur eine Schmerztablette, die Erleichterung bringt, und die einen vergessen lässt. Die einem hilft, den Alltag besser zu durchstehen. Dann nimmt man eine weitere. ...

Inhalt:


Es beginnt schleichend. Erst ist es nur eine Schmerztablette, die Erleichterung bringt, und die einen vergessen lässt. Die einem hilft, den Alltag besser zu durchstehen. Dann nimmt man eine weitere. Was ist schon dabei? Während andere ihrer Müdigkeit mit Koffein begegnen, setzt man halt auf leistungsfördernde Chemikalien.

Es beginnt ein schleichender Abstieg, der in einem Höllensturz endet. Denn irgendwann kommen die Nebenwirkungen: Schweißausbrüche, Fieberschübe, das Gefühl nicht mehr Herr der Lage zu sein und dann ist es zu spät, um alleine davon loszukommen.
Zumindest ist das in Isaacs Fall so …

Auf einer Party, bei der Drogen konsumiert werden, in einem Viertel, das bald für einen Freeway abgerissen werden soll, findet Isaac seine Schwester Ivy. Sie ist hier mit Craig, diesem Jungen, der ihr noch nie gutgetan hat. Zu Hause sitzen Ivys und Isaacs Eltern und machen sich Sorgen. Um die Zukunft ihrer Firma, um die Kinder. Sie sind hilflos, wenn es um die Lösung von Problemen geht. Hilfloses Schweigen, Sanktionsmaßnahmen, die bei Isaac und Ivy nur zu Wut führen, weil die Eltern nie ihre Probleme sehen und auch völlig unfähig sind, diese gemeinsam mit den Kindern anzugehen. Also war es Isaac, der losgezogen war, um seine Schwester zu finden. Um eine Eskalation zu Hause zu vermeiden.

Als er nun Ivy mit Craig ansichtig wird und dieser auch noch ein kleines Tütchen in der Hand hält, verliert Isaac die Kontrolle. Er ist eigentlich nicht der Typ, der Probleme mit Gewalt löst. Doch am diesem Abend passiert es. Er geht auf Craig los. Es gibt eine Rangelei, aus der Isaac zwar mit einem kaputten Knöchel, aber dennoch als Sieger hervorgeht. Denn seine Schwester hat er für den Moment vor größerem Unheil bewahrt.

Schnell mutet das Ganze wie ein Pyrrhussieg an. Zu Hause überkommen Isaac Schmerzen im lädierten Knöchel. Seine Großmutter weiß Rat. Sie bietet ihm eine Tablette an, die sie gegen die Probleme mit ihrer Hüfte einnimmt. Es handelt sich um Oxycodon. Und das ist der Moment, in dem Isaac und Roxy sich das erste Mal begegnen. Es ist der Beginn einer leidenschaftlichen Affäre, die schon bald zu einer toxischen Beziehung ausartet.

Ivy hat Freunde, jedoch reden diese am liebsten den ganzen Tag nur über sich selbst oder die Partys, die sie schmeißen wollen. Die Beziehung zu ihren Eltern ist zerrüttet und dann gibt es noch ihren Bruder. Dieser führt ein anderes Leben als sie, aber er ist immerhin jemand, der im Zweifel für sie einsteht.
Seit Ivy denken kann, leidet sie unter Konzentrationsproblemen. Sie ist inkonsequent in ihrem Verhalten und vergisst viel zu oft wichtige Dinge. Bei Ivy wird ADHS festgestellt. Das Aufputschmittel Adderall soll ihr helfen, sich besser zu konzentrieren. Es ist eine zarte Freundschaft, eine platonische Beziehung, die sich zwischen Ivy und Addison anbahnt. Doch Addison ist jemand, der sie vorwärts bringt. Der ihr hilft, ihre Beziehung zu Craig zu beenden und ihre schulischen Leistungen stark zu verbessern. Endlich hat Ivy – mit Addisons Hilfe - eine Chance ihre Zukunft anzugehen.



Meinung:


Das Vater-Sohn-Gespann Neal und Jarrod Shusterman schreibt mit „Roxy“ einen Roman, der unter die Haut geht. In erster Linie geht es hier um das Geschwisterpaar Isaac und Ivy, die beide ihr Leben autark gestalten und irgendwie versuchen, einen Platz in der Welt zu finden. Die zerrüttete Beziehung zu ihren Eltern, falsche Freundschaften und ambitionierte Zukunftspläne prägen die Herausforderungen der Alltagsbewältigung.

Geschickt zeigen die Autoren, wie schnell es passieren kann, dass man durch einen kleinen Zufall in eine Drogenabhängigkeit hineinschlittern kann. Im Falle von Isaac ist es eine Schmerztablette der Großmutter, die ihm Erleichterung verspricht.

Am Anfang stehen vermeintlich harmlose Schmerztabletten, doch dann folgt die Abhängigkeit und am Ende steht ein lebensbedrohlicher Suchtkreislauf.

Das Autorenduo bedient sich dem literarische Mittel der Personifikation der Drogen. Im Fokus stehen das Aufputschmittel Adderall (Addison) und das Schmerzmittel Oxycodon (Roxy).

Roxy ist zielstrebig und voller Leidenschaft. Sie möchte es an die Spitze der Familienhierarchie schaffen. Vorbei an ihrem Cousin Phineas (Morphium) und ihrer Cousine Nalo (Naloxon) und ihren Geschwistern Vic (Vicodin) und Dillie (Dilaudid). Ja, sie möchte auch ihren Cousin Hiro (Heroin) vom Thron stoßen. Sie möchte auf dem Markt als Siegerin hervorgehen. Aber wer möchte das von ihrer herrschaftssüchtigen Verwandtschaft nicht?

Addison hingegen hat stark mit Selbstzweifeln zu kämpfen. Seine Cousins Dusty und Charlie (Kokain) bekommen immer alles, was sie wollen. Mit absoluter Leichtigkeit. Crys (Crystal Meth), das Familienoberhaupt, hat ihm schon so oft einen Schützling entrissen. Addison möchte die Welt verbessern. Er möchte denen, zu denen er eine Bindung aufgebaut hat, helfen, besser zu werden. Rat findet Addison bei seiner Schwester Rita (Ritalin). Sie ist die Ruhe selbst, wenn sie strickt und beobachtet. Sie wird gerufen, um einem kleinen Kind zu mehr Ruhe zu verhelfen. Und das reicht ihr auch völlig aus. Doch Addison möchte mehr. Er ist frustriert und genervt von seiner Verwandtschaft. Er möchte zeigen, was in ihm steckt. Er möchte nicht in Vergessenheit geraten.

Als Roxy, die meint, sie sei inzwischen so viel besser als Addison, ihn also auf eine kleine Wette einlädt, überlegt Addison nicht lange. Mit Ivy an seiner Seite möchte er es allen zeigen. Er möchte sie mit auf die Party nehmen und zwar ohne, dass sie, wie die meisten anderen, die die Party besucht haben, zu Crys wechselt und das auch bevor Roxy dort mit Ivys Bruder Isaac auftaucht.

Neal und Jarrod Shusterman erwähnen in ihrem Buch allerhand Charaktere. So gibt es die drei Familienclans der Halluzinogene, der Schmerzmittel und der Aufputschmittel. Jeder dieser Clans besteht aus verschiedenen Drogen, die in dem Buch charakterisiert werden. Zudem gibt es die beiden „Außenstehenden“ Al (jedermanns Freund, der Alkohol) und Lude (der lange verloren geglaubte Onkel – Methaqualon). Um hier einen besseren Überblick zu behalten, findet man als Leser einen Familienstammbaum am Anfang des Buches, den man zum schnellen Nachschlagen immer wieder zur Hand nehmen kann.

Auch mit wenig Kenntnissen, was Medikamente und Drogen und ihre Wirkung angeht, kann man diese Geschichte daher sehr gut folgen.



Fazit:


Neal und Jarrod Shusterman schreiben mit „Roxy“ über ein hochaktuelles Thema. In den USA stirbt mittlerweile circa alle fünf Minuten ein Mensch an einer Überdosis. In den 1980er-Jahren war Crack, eine tödliche Droge, vor allem eine Heimsuchung armer Menschen. Jetzt spielt sich die sogenannte Opioid-Krise mitten in der amerikanischen Gesellschaft ab. Sie erzählen in ihrem Buch, wie niedrigschwellig der Einstieg in eine manifeste Drogenkarriere sein kann.

Die Personifikation hat ja bekanntlich eine lange Tradition als Stilmittel. In der Literatur wurden Tiere, Gegenstände, Naturerscheinungen und Pflanzen personifiziert. Besonderer Clou des Autorenduos: Hier erfolgt eine Personifizierung der Drogen.

Neal und Jarrod Shusterman gelingt es, das Problem gleichsam unterhaltend wie informativ aufzuarbeiten. Der unterhaltende und der sachlich-informative Aspekt werden dabei gekonnt zueinander in Bezug gesetzt. Das zu lesen entfaltet seinen eigenen Rausch. Einen Lesesog, den man sich nur schwer entziehen kann.

„Roxy – Ein kurzer Rausch, ein langer Schmerz“ ist für mich daher ein Lesehighlight. Wer sich glänzend unterhalten, aber gleichzeitig nicht dumm sterben möchte, dem kann ich das Buch ans Herz legen.



Buchzitate:


Die Fahrstuhltüren öffnen sich, und ich trete ein. Es gibt nur zwei Knöpfe. Einen, um nach oben auf die Party zu fahren, und einen, um nach unten zu fahren. Keinen Notknopf. Keine Hilfe oder Rettung.

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Veröffentlicht am 23.03.2022

Sollte verfilmt werden

Emerdale 1: Two Sides of the Dark
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Inhalt:


Taylor ist gemeinsam mit ihren Freunden in der Forschungsstation Emerdale unter strenger Bewachung aufgewachsen. All die Jugendlichen, die hier festgehalten werden, besitzen eine außergewöhnliche ...

Inhalt:


Taylor ist gemeinsam mit ihren Freunden in der Forschungsstation Emerdale unter strenger Bewachung aufgewachsen. All die Jugendlichen, die hier festgehalten werden, besitzen eine außergewöhnliche Fähigkeit, die gezielten Eingriffen in ihr Erbgut geschuldet sind.

Eines Tages, als Taylor gemeinsam mit ihren Freunden beim Essen sitzt, kehrt plötzlich Unruhe ein. Der für ihre Generation verantwortliche Arzt, Prof. Dr. med. Theodore Kellish, stürmt den Speisesaal und verkündet, dass bei Taylor eine Anomalie festgestellt wurde. Taylor und ihre Freunde sind geschockt. Denn dieses Urteil birgt eine fatale Botschaft: Eine Anomalie ist gleichbedeutend mit einem Todesurteil. Eine Anomalie wird in Emerdale nicht geduldet.

Taylor wird sofort abgeführt. Erst auf dem Gang erfährt sie von Dr. Kellish die wahren Gründe für den Überfall. Theodore berichtet, dass die Führungsebene plant, den gesamten Komplex zu vernichten. Taylor ist alarmiert. Sie möchte ihre Freunde retten. Doch Dr. Kellish stellt klar, dass das nicht mehr möglich ist. Eine konnte er retten und da Taylor diejenige mit den stärksten Fähigkeiten ist, fiel seine Wahl auf sie.

Drei Wochen später findet sich Taylor gemeinsam mit Dr. Kellish, den sie mittlerweile ihren Vater nennt, in einem Haus am Strand wieder. Beide versuchen eine neue Zukunft aufzubauen und nicht mehr an die Vergangenheit zu denken.

Doch diese holt sie schneller ein, als ihnen lieb ist. Denn Taylor quälen die Gedanken an ihre Freunde, die sie einst zurückließ. Auch könnten die Verantwortlichen hinter Emerdale immer noch auf der Suche nach ihr sein.



Meinung:


Alexandra Flint schreibt mit „Two Sides of the Dark“ einen Reihenauftakt, der von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln weiß.

Die Protagonistin Taylor ist eine willensstarke Figur, die sich nicht so schnell unterkriegen lässt. Taylor beherrscht sieben Sprachen fließend und hat einen IQ von 191. Sie ist vertraut mit unzähligen Waffen und nahezu unschlagbar im Nahkampf. Ihre besondere Fähigkeit ist Telekinese. Nach der Flucht aus Emerdale versucht Taylor mit ihrem Retter, dem ehemaligen Arzt der Forschungsstation, in Los Angeles unterzutauchen. Zwar fällt es ihr nicht schwer, sich der neuen Situation anzupassen, doch die Gedanken an ihre zurückgelassenen Freunde und auch der Wunsch ihre Fähigkeiten einzusetzen, quälen sie. Als Taylor von einem Ort in der Nähe hört, in dem illegale Kämpfe ausgetragen werden, überlegt sie nicht lange. Hier kann sie Frust abbauen.

Tagsüber versucht sich Taylor leidlich anzupassen. Sie besucht ein College, in dem sie auf einen Mitschüler aufmerksam wird: Jo.

Jonathan war einst ein erfolgreicher Schauspieler. Jeder kannte ihn. Durch einen Autounfall hat er ein halbes Bein und seine Freude am Leben verloren. Seine Freunde, seine Familie, seine Kollegen, alle hat Jonathan nach diesem Vorfall von sich gestoßen. Einzig sein Bodyguard Vincent hat sich nicht abschütteln lassen und ist ihm als Freund geblieben.

Auf dem College lernen sich Taylor und Jonathan kennen. Es dauert eine Weile, bis sie merken, dass sie einen guten Draht zueinander haben. Sie beginnen Zeit miteinander zu verbringen und kommen sich näher. Jonathan ahnt nichts von Taylors Vergangenheit. Er wundert sich allerdings, warum diese, trotz seiner Berühmtheit, bis dato nichts von ihm gehört hatte.

Vor Lesebeginn hatte ich einen kurzen Blick in einige begeisterte Rezensionen geworfen. Hier fielen Worte wie Pageturner und Jahreshighlight. Ich war gespannt. Im Nachhinein kann ich de vielen positiven Rezensionen für diesen Reihenauftakt sehr gut nachvollziehen. Alexandra Flint ist eine hochtalentierte Autorin, die es meisterhaft versteht, die verschiedenen Stränge ihrer Geschichte kunstfertig zu kombinieren und ein großes Figurenensemble gekonnt dirigiert.

Das Werk spielt zu Beginn auf der Forschungsstation Emerdale. Hier gibt es strenge Regeln. So ist zum Beispiel das Einsetzen der Fähigkeiten sowie Körperkontakt strengstens verboten. Tracker mit Deaktoren, die wiederum mit einem speziell für die Jugendlichen entwickelten Nervengift versehen sind, sorgen für Disziplin.

Alleine diese Ausgangslage lassen Neugierde und Unbehagen gleichermaßen wachsen.



Fazit:


„Two Sides of the Dark“ ist einer dieser Jugendbuchthriller, die eine unglaubliche Sogwirkung entfalten und den Leser erst mit der letzten Seite wieder freigeben. Das Buch muss gleichsam verschlungen werden. Ohne überflüssige Umwege wird der Leser durch das Buch gezogen und an die Protagonisten gefesselt.

Drama und Romantik werden stets mit einer guten Prise Action durchgemischt.

Wie viele andere Leser kann ich mir gut vorstellen, dass dieser Reihenauftakt sich am Ende des Jahres zum Highlight herauskristallisieren könnte. Sehr gut vorstellen könnte ich mir hier auch eine erfolgreiche Verfilmung der Geschichte. Ich freue mich schon sehr darauf die Fortsetzung zu dieser Reihe zu lesen. Bis dahin wird der Auftakt einen hervorgehobenen Platz im Buchregal erhalten.



Buchzitate:


„ … Mein Vater hielt nicht viel von ihm und seinen Abenteuern.“ Taylor verzog das Gesicht, wobei sie die Nase rümpfte. „Das tut mir leid, Jo. Wie kann man nur keine Abenteuer mögen?“

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