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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.04.2022

Sprachgewaltig

Iglhaut
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Iglhaut – namentlich nicht näher benannt – ist Schreinerin, wohnt in einem Mehrparteienhaus und arbeitet dort im Hinterhof in ihrer eigenen Werkstatt. Doch davon kann man nicht reich werden und als dann ...

Iglhaut – namentlich nicht näher benannt – ist Schreinerin, wohnt in einem Mehrparteienhaus und arbeitet dort im Hinterhof in ihrer eigenen Werkstatt. Doch davon kann man nicht reich werden und als dann auch noch ihre Zähne neu gerichtet werden müssen, wird es erneut knapp.
Die besten Geschichten schreibt das Leben.
Unter diesem Motto könnte der Roman von Katharina Adler stehen. Iglhaut ist eine Persönlichkeit, wie man sie nicht häufig findet. Integer, empathisch, aber sich selbst manchmal im Weg.
Betrachtete ich das Geschehen erst noch distanziert und aus entfernter Perspektive, tauchte ich bald ganz in die Handlung ein und lebte mit Iglhaut und ihren Nachbarn in deren kleinen Welt. Die Charaktere waren anfangs auch eher distanziert, vor allem, weil die Protagonistin immer von sich als „der Iglhaut“ sprach und viele Details nur kurz angerissen, aber später zum Glück noch genauer beleuchtet wurden.
Hier wird gestritten, geliebt, neues Leben zur Welt gebracht, gelacht, betrogen – einfach gelebt. Ganz wie im realen Leben halt auch. Und jeder der Charaktere hat sein eigenes Päckchen zu tragen und seine eigenen großen und kleinen Probleme.
Iglhaut ist sehr sprachgewaltig, auch wenn anfangs die Sätze noch etwas abgehackt und teilweise verstümmelt waren. Ich bewundere aber die Ausdrucksstärke der Autorin und musste über manche Ausdrücke auch prompt herauslachen.
Fazit: Man muss sich ein wenig in die Sprache einlesen, dann erwartet einen aber sehr sprach- und bildgewaltiger Roman, der mich gefesselt hat.

Veröffentlicht am 08.04.2022

Selbstbewusstsein? Na klar

Morgen kann kommen
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Ruth, Gloria und Fatma. Drei Frauen, die unter demselben Mann gelitten haben und die das Leben (wieder) zusammenführt. Rudi, Karl und Erdal. Drei völlig unterschiedlicher Männer, die den Lebensweg der ...

Ruth, Gloria und Fatma. Drei Frauen, die unter demselben Mann gelitten haben und die das Leben (wieder) zusammenführt. Rudi, Karl und Erdal. Drei völlig unterschiedlicher Männer, die den Lebensweg der Frauen kreuzen und verändern.
Ein Buch über Freundschaft, Selbstbewusstsein und der Liebe zu sich selbst. Hübsche Illustrationen und zauberhafte Zitate runden den Roman perfekt ab. Einen richtigen Zugang zu den Charakteren habe ich zwar nicht gefunden, außer zu Rudi, aber dennoch mochte ich den Zusammenhalt und den Umgang der einzelnen Personen untereinander. Melancholische Phasen wechseln sich ab mit heiteren, zauberhafte mit tiefgreifenden Szenen.
Ruth hat es ja nun wirklich nicht leicht, nur erkennt sie das sehr lange nicht. Erst eine Reise nach Hamburg lässt sie ihre wahren Freunde erkennen.
Der Einschub gegen Ende mit Noah war in meinen Augen allerdings etwas störend, das hat die interessante Handlung und die Brisanz mit Rudi nur unnötig verzögert. Vielleicht hätte man das schon früher im Buch einfließen lassen können, so sah es etwas aus, als käme der Einfall reichlich spät.
Von Kürthy spricht im Nachwort davon, dass sie schwer ein Ende findet. Und so empfinde ich das Ende auch. Ich würde gerne wissen, wie es mit den Frauen weitergeht und was Rudis Plan für Karl war. Das blieb nämlich auch offen. Und so kann ich nur hoffen, dass die Autorin wirklich über eine Fortsetzung des Buches nachdenkt.
Fazit: sicher braucht es mehr als ein Buch, um zu wissen, wo man im Leben steht. Aber von Kürthys neuer Roman gibt dem Leser doch teilweise sehr gute Denkansätze.

Veröffentlicht am 10.03.2022

Wo ist Theresa?

Der Buchhändler
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Erik Lange ist Buchhändler. Und er hat ein Geheimnis. Als er in einem kleinen Ort in Bayern eine Buchhandlung übernimmt, beginnt für ihn ein neues Leben. Er fühlt sich wohl und ist anerkannt in der Gesellschaft. ...

Erik Lange ist Buchhändler. Und er hat ein Geheimnis. Als er in einem kleinen Ort in Bayern eine Buchhandlung übernimmt, beginnt für ihn ein neues Leben. Er fühlt sich wohl und ist anerkannt in der Gesellschaft. Doch dann verschwindet ein kleines Mädchen und Eriks Geheimnis kommt ans Licht.
Petra Johann schreibt sehr anschaulich und so ist man gleich mitten in der Handlung drin und lebt die Geschehnisse fast persönlich mit. Eriks Ankunft in Neukirchen und der Aufbau seiner Buchhandlung bilden den größten Teil des ersten Abschnitts des Buchs. Spätestens als Theresa verschwindet, mag man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Was ist mit dem Mädchen passiert?
Leider treten die Ermittlungen der Polizei sehr auf der Stelle, was das Vorankommen im Buch teilweise etwas erschwert. Zudem machen die langen Kapitel das Lesen etwas anstrengend.
Die spannende Handlung und die liebevoll gezeichneten Charaktere, allen voran Pia Meyer, gleichen dieses kleine Manko aber wieder gut aus. Verdächtige gibt es viele und nicht alle sind aufrichtig. Dabei hat mir auch gut gefallen, die kleinen Geschichten rund um die Charaktere zu lesen, die das Ganze einfach persönlicher machen.
Fazit: teilweise etwas zäh, aber gegen Ende so schnell und lebhaft, dass man kaum nachkommt. Zudem gibt es gute Informationen über das Thema Pädophilie.

Veröffentlicht am 26.02.2022

Der 2. Fall für Jarmer

Der dreizehnte Mann
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Der zweite Fall für Jarmer und Eberhardt und dieses Mal auf der Seite der Ankläger.

Vor vielen Jahren erschütterte ein Fall die Welt, als durch ein sonderbares Experiment benachteiligte Kinder als Pflegekinder ...

Der zweite Fall für Jarmer und Eberhardt und dieses Mal auf der Seite der Ankläger.

Vor vielen Jahren erschütterte ein Fall die Welt, als durch ein sonderbares Experiment benachteiligte Kinder als Pflegekinder zu Pädophilen gegeben werden.

Jahre später wollen zwei dieser inzwischen Erwachsenen, den Fall öffentlich machen und wenden sich an Rechtsanwalt Eberhardt. Dieser beginnt mit den Nachforschungen und stochert in ein Wespennest.

Im Nachwort wird erläutert, dass es dieses Experiment wohl wirklich gab und das macht das Buch noch brisanter. Dieses Buch lebt nicht von nervenzerreißender Spannung, eher von Ermittlungen, die weit in die höheren politischen Kreise reichen und von dem Mitgefühl für die damaligen Opfer. Der begangene Mord rückt hierbei sogar etwas in den Hintergrund. Wobei ich die Methoden, den Täter zu überführen, sehr interessant fand. Dies hätte man gerne noch etwas vertiefen und stärker in die Materie Darknet und Hacking eintauchen dürfen.

Sehr gelungen fand ich auch den Strang mit dem intriganten Polizeichef. Hier zeigte sich deutlich, welche Macht die Politik in sich hat.
Roccos Privatleben fand ich in diesem Band sehr angenehm zu lesen und ich hoffe, dies wird im nächsten Band noch weiterverfolgt.
Das Ende ist sehr überraschend, aber leider wurde ein entscheidendes Detail nicht aufgeklärt.

Fazit: eher ruhiger Ermittlerkrimi, beruhend auf wahren Gegebenheiten und sehr interessant und mitreißend zu lesen.

Veröffentlicht am 26.02.2022

Rätselhafter Krimi

Four Walls - Nur ein einziger Ausweg
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Kein Ausweg

Als Cara Lockhard ins Hochsicherheitsgefängnis High Fern überstellt wird, trifft sie auf viele Unklarheiten. Wer hat ihre Zellengenossin erschossen? Und was meinte die mit ihren kryptischen ...

Kein Ausweg

Als Cara Lockhard ins Hochsicherheitsgefängnis High Fern überstellt wird, trifft sie auf viele Unklarheiten. Wer hat ihre Zellengenossin erschossen? Und was meinte die mit ihren kryptischen Worten am Abend vor ihrem Tod? Cara beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen. Und was sie dann herausfindet übertrifft alle ihre Erwartungen.

Ein sehr spannender Beginn und unmenschliche Zustände machen die ersten beiden Abschnitte des Buches aus. Man leidet mit Cara mit und fragt sich, was denn wirklich geschehen ist. Ist sie tatsächlich die „Butcher“? Tatsächlich lässt uns der Autor hier sehr lange im Unklaren, was an dem Abend wirklich passiert ist. Dieser Schachzug führt dazu, dass man immer weiterlesen mag. Dies und der Alltag im Gefängnis, dem Cara ausgeliefert ist. Sehr eindringlich sind die Schilderungen des miesen Essens, der fiesen Wärter und der Umgang der Insassinnen untereinander.

Dazu kommt auch noch, dass die Lage von Cara in dem Hochsicherheitsgefängnis, in dem wirklich alles überwacht und gesteuert wird, keinen Ausweg zu bieten scheint. Diese 3 Dinge in Kombination bedingen Hochspannung und Lesespaß.
Cara war mir als Charakter sympathisch, auch wenn sie als Verbrecherin galt. Sonst konnte ich zu niemand eine richtige Verbindung aufbauen. Peter war mir zu flach, Tobias zu unpräsent und Anderson zu stereotyp. Das Ende ist ein wenig ungewöhnlich und ein bisschen offen. Was ich mir etwas anders gewünscht hätte, aber das wäre dann auch recht unrealistisch gewesen.

Fazit: spannender Thriller, der am Ende ein klein wenig abflacht. Dennoch sehr gut zu lesen.