Leider etwas zäher Selbstfindungsroman in dem esoterische Themen eine große Rolle spielen
StrandfliederblütenJuliane arbeitet für ein Lifestylemagazin, doch leider sind die Verkaufszahlen mittlerweile ins Bodenlose gefallen, so dass zuerst ihrem Kollegen und Freund Oliver, mit dem sie seit einem halben Jahr zusammen ...
Juliane arbeitet für ein Lifestylemagazin, doch leider sind die Verkaufszahlen mittlerweile ins Bodenlose gefallen, so dass zuerst ihrem Kollegen und Freund Oliver, mit dem sie seit einem halben Jahr zusammen ist, gekündigt wird. Juliane ahnt bereits, dass auch ihr Job auf sehr wackeligen Füßen steht, doch es treiben sie noch größere Sorgen um. Sie ist dahinter gekommen, dass Oliver sie belogen hat. Er ist verheiratet, behauptet aber, er wolle sich bereits von seiner Frau trennen, seitdem er mit Juliane verbandelt sei. Eine letzte gemeinsame Urlaubsreise will Oliver angeblich dazu nutzen, seiner Frau zu sagen, dass es aus ist und er in Zukunft mit Juliane zusammen sein möchte. Juliane hofft und bangt um ihre Beziehung, doch innerlich brodelt es in ihr.
Sie benötigt dringend eine Auszeit von allem. Als sie das Schreiben eines Notars erhält, in dem ihr mitgeteilt wird, dass sie eine Erbschaft gemacht hat, fällt sie aus allen Wolken, denn es ist ihre Großmutter, die ihr ein Haus, einen Leuchtturm und einen Bauernhof vermacht hat. Juliane hat Ada nie kennenlernen dürfen und versucht in der Folgezeit auf Fliederoog, der Hallig, auf der ihr Erbe steht, mehr über die Geheimnisse ihrer Familie herauszufinden. Ihre Mutter, die anscheinend viel mehr weiß, schweigt sich jedoch aus. Gut nur, dass Juliane auf Fliederoog viele neue Freunde findet, selbst wenn aller Anfang schwer ist…
Bereits vor einiger Zeit las ich die beiden optisch sehr attraktiv gestalteten Romane, „Apfelblütenzauber“ und „Wildrosensommer“ der Autorin. Nun ist mit „Strandfliederblüten“ ein weiterer Roman von Gabriella Engelmann erschienen, in dem ein Mensch vor wichtigen Entscheidungen in seinem Leben steht. Die Autorin hat ein Faible für kluge Lebensweisheiten und Esoterik, was sich mittlerweile auch immer mehr in ihren Büchern bemerkbar macht. Und das ist auch schon ein Punkt, der mir nicht so sehr behagt hat, denn im aktuellen Roman, tritt diese Komponente besonders hervor. Ich gebe es zu, ich hatte große Probleme damit, die Gedankengänge mancher Protagonisten in dieser Geschichte nachvollziehen zu können. Das Liebe alle Probleme dieser Welt lösen kann, ist zwar für mich ein schöner Gedanke, doch zu einfach. Dass man lediglich fest an etwas glauben muss, um geheilt zu werden von allem Unbill; nun ab diesem Moment, war ich ganz heraus aus dem geschilderten Gedankenkonstrukt. Aber, wer als Leser einen Hang zu esoterischer Thematik hat, wird sicherlich auf seine Kosten kommen. Nach dem eigentlichen Roman hat die Autorin auch noch einige Buchtipps für ihre Leser und Meditationsübungen auf Lager, die „Strandfliederblüten“, für geneigte Leser perfekt abrunden.
Dass ich für „Strandfliederblüten“, nicht mehr als 3 von 5 Punkten vergeben habe, liegt aber weniger daran, dass ich mit dem esoterischen Hintergrund nicht zurecht kam, sondern, dass ich dazu beim Lesen mit einigen Längen zu kämpfen hatte. Mir fiel es sehr schwer, Julianes Werdegang zu verfolgen, weil mir die Romanheldin und auch ihre Familienmitglieder sehr unsympathisch waren. Dass Juliane so lange zögert den Schlussstrich zu ziehen, nachdem sie erfährt, dass sie sich mit einem verheirateten Mann eingelassen hat, fand ich furchtbar. Auch das seltsame Agieren ihrer Mutter, die sich über die Vergangenheit ausschweigt und nur dann und wann ein paar giftige Bröckchen fallen lässt, konnte ich nicht nachvollziehen. Überhaupt fand ich, dass es den Dialogen zwischen Juliane und ihrer Mutter an allem fehlt, was man eigentlich erwartet, bei Menschen die sich lieben und nahe sind. Als sich gegen Ende des Romans aufklärt, wieso es zum Zwist zwischen Julianes Mutter und Großmutter gekommen ist, entpuppte sich dann selbst Ada noch als egoistische Träumerin, die ihre Handlungsweisen im Alter allerdings bereut hat. Und ausgerechnet Juliane schlägt sich sogleich auf die Seite ihrer Großmutter und hält ihrer Mutter eine hochtrabende Rede über Verzeihen und Liebe. Tut mir leid, aber in dem Moment war ich mehr als versucht, den Roman ganz zur Seite zu legen.
Wunderschön fand ich dagegen die Naturbeschreibungen oder der Örtlichkeiten die Juliane auf Fliederoog vorfindet und genauso herrlich, die knorrigen Bewohner. Auch Gabriella Engelmanns Schreibstil ist eingängig und unterhaltsam. Wären die Protagonisten etwas sympathischer geraten gewesen, die Story etwas spannender und der esoterische Einfluss geringer, hätte ich sicherlich eine höhere Punktzahl vergeben.