Profilbild von Suzi

Suzi

Lesejury Star
offline

Suzi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Suzi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2022

Authentische und berührende Lebensgeschichte

Die drei Emigrationen der Sonja Berg
0

"Wenn du mich fragst, wo meine Heimat ist, dann muss ich dir sagen: ich weiß es nicht …" Dreimal musste Sonja Berg emigrieren: 1918 aus Russland, 1934 aus Nazideutschland und 1962 aus dem Südafrika der ...

"Wenn du mich fragst, wo meine Heimat ist, dann muss ich dir sagen: ich weiß es nicht …" Dreimal musste Sonja Berg emigrieren: 1918 aus Russland, 1934 aus Nazideutschland und 1962 aus dem Südafrika der Apartheid. In den 1980er Jahren erzählten sie und ihr Mann Heinz dem damals 18jährigen Autor ihre Lebensgeschichten. Dreißig Jahre später fasst Daniel Becker basierend auf ihren Erinnerungen und eigenen ausführlichen Recherchen beider Leben in einem Buch zusammen. Das Ergebnis ist eine Reise in fast 100 Jahre Zeitgeschichte, die spannender nicht sein könnte.
Dieses Buch ist ein gut recherchierter, mit Fakten belegte Lebensbericht, der den Leser in glanzvolle und grausame Zeiten entführt, die er selbst nur aus Geschichtsbüchern kennen mag.
Mich hat dieses Buch sehr gefesselt und ich kann es an der Thematik interessierten Lesern nur weiterempfehlen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.05.2022

Wieder ein sehr gelungener historischer Kriminalroman aus dem alten Leipzig

Leipziger Zeitenwende
0

Kurz vor der Zeitenwende zum 20.Jahrhundert erschüttert eine Selbstmord Serie Leipzig.
Doch Kriminalcommissar Joseph Kreiser, vermutet, dass dahinter mehr steckt.
Die gewählte Darstellung, das Joseph ...

Kurz vor der Zeitenwende zum 20.Jahrhundert erschüttert eine Selbstmord Serie Leipzig.
Doch Kriminalcommissar Joseph Kreiser, vermutet, dass dahinter mehr steckt.
Die gewählte Darstellung, das Joseph seiner Vermieterin und Freundin Hannah das Geschehen als Tageszusammenfassung schildert, finde ich überaus gelungen.
Sie ist eine sehr kluge, und feinfühlige Frau die Joseph in seinen Ermittlungen durch interessante Ansätze unterstützt. Auch erkennt sie seinen inneren Kampf und baut ihm durch behutsames Ansprechen eine Brücke, welche er gern nutzt. Somit ist die ein Paradebeispiel er emanzipiert und modernen Frau die allmählich in der geschichtlichen Entwicklung aus dem Schatten der Männervorherrschaft hervortritt.
In Anbetracht der herrschenden gesellschaftlichen als auch gesetzlichen Meinung wagen sich beide sehr mutig hervor.
Besonders interessant sind für mich als Leipzigerin wie schon im Buch "Völkerschau" die Schilderungen der Örtlichkeiten. Mitunter lerne ich dadurch etwas neues aus der Geschichte Leipzigs.
Für mich war dies wieder ein sehr gelungener historischer Kriminalroman aus dem alten Leipzig. Sehr gern empfehle ich dieses Buch weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.05.2022

Harter Tobak!

Stiefkinder der Republik
0

Mit diesem Buch wird ein trauriges Kapitel der DDR-Geschichte sachlich dargelegt. Im Wechsel mit rein informativen Kapiteln zu den jeweiligen Einrichtungen bieten Schilderungen Einzelner Einblick in traurige ...

Mit diesem Buch wird ein trauriges Kapitel der DDR-Geschichte sachlich dargelegt. Im Wechsel mit rein informativen Kapiteln zu den jeweiligen Einrichtungen bieten Schilderungen Einzelner Einblick in traurige Schicksale. Ich konnte dieses Buch nicht hintereinander lesen, sondern musste immer mal wieder eine Pause einlegen um das Gelesene sacken zu lassen. Ein sehr berührende Sachbuch, das ich an der Thematik interessierten sehr gern weiterempfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.04.2022

Von Liebe und Leben im Krieg

Es ist schon fast halb zwölf
0

Die zunehmende Demenz ihres Ehemann Karl zwingt Hilde dazu über einen Umzug ins Altenheim nachzudenken. Doch zuvor möchte sie ihr Gewissen noch mit der Offenbarung eines wohlgehüteten Geheimnis erleichtern. ...

Die zunehmende Demenz ihres Ehemann Karl zwingt Hilde dazu über einen Umzug ins Altenheim nachzudenken. Doch zuvor möchte sie ihr Gewissen noch mit der Offenbarung eines wohlgehüteten Geheimnis erleichtern. Die auf dem Dachboden verwahrte Kiste mit ihrer beiden Briefwechsel während ihrer Verlobungszeit lässt Hilde auf eine Reise in die Vergangenheit gehen, wo das NS-Regime ihr Glück überschattete.
Einmal begonnen konnte ich dieses Buch nicht aus der Hand legen. Es liest sich wunderbar flüssig und fesselt sehr durch die leisen, aber eindrucksvollen Schilderungen.
Hildes Haltung in jungen Jahren, sich unterzuordnen und Gedanken bzw. Überlegungen nicht laut zu äußern, dürfte zum einem die Erziehung (Frauen haben zu gehorchen und sind vom Mann abhängig) als auch der dörflichen Abgeschiedenheit geschuldet sein. Dementsprechend verstehe ich ihre Geduld in der langen Verlobungszeit. Beider Briefe sprechen von der tiefen Liebe und Zuneigung, bieten allerdings auch einen Einblick in die Zeitgeschichte. Entsprechend ihrer Erziehung vielleicht aber auch ihrem Wesen entsprechend, möchte sie es voller Pflichtgefühl allen recht machen und pendelt zwischen der Wohnung in Berlin und ihrem Herkunftsort ständig hin und her. Kein Wunder das sie kein Heimatgefühl empfindet, sie funktioniert ja nur, anstatt zu leben - ihr Leben zu leben.
Wie hart das Leben ist wird mit vielen Randbemerkungen deutlich. Es ist erschreckend, wie groß die Furcht vor Bestrafung ist, das dafür sogar der mögliche Tod dafür in Kauf genommen wird.
Stellenweise streckt sich Hildes Erzählung, jedoch ist dies trotzdem gut zu lesen und keinesfalls langatmig. Vor allem die Zeitzeugenschilderungen in den Briefen sind sehr interessant. Obwohl aus Furcht vor Repressalien nichts konkret ausgesprochen wird, wird die belastende Stimmung sehr deutlich.
Der Schluss des Buches lässt mich nachdenklich zurück. Jedoch bin ich auch nur der Zuschauer und kann deshalb wohl nicht richtig nachfühlen, wie es beiden mit ihrer Schuld geht. Dass es sehr schlimm ist bzw. war, steht außer Frage. Jedoch darf man die Tat nicht aus dem Zusammenhang reißen. Es waren furchtbare Zeiten und letztendlich ging es in diesen Ausnahmesituationen auch immer ums eigene Überleben: er oder ich. Das soll keinesfalls eine pauschale Entschuldigung sein, aber mitunter machen wir es uns mit dem jetzigen Wissensstand in unserem "moralischen Sessel" sehr bequem und urteilen ggf. auch zu vorschnell. Ich kann nicht sagen, ob ich beispielsweise in Karls Situation anders reagiert hätte. Und gerade daraus entsteht Mitläufertum.
Das beide trotz aller Grausamkeiten keine Monster sind, zeigt beider menschliche Reaktion. Doch gerade das Verschweigen (um den Partner zu schonen) macht es mit der Zeit immer schwerer, das Geheimnis zu lüften. Während Karl mit seiner Demenz verschwindet, lässt es vor allem Hilde keine Ruhe, und die will ihr Gewissen vor dem Tod noch entlasten. Das rührt und ist mutig.
Ein wundervolles Buch der leisen Worte, das ich sehr gern weiter empfehle!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.04.2022

Nichts ist wie es scheint. Die Wahrheit hat viele Gesichter. (Katharina Eisenlöffler)

Kaltblütige Abrechnung
0

Der pensionierte Gynäkologe, Medizinalrat Doktor Friedhelm Leiter, wird am gynäkologischen Stuhl gefesselt und verstümmelt in seiner Privatpraxis aufgefunden. Bei der Leiche findet sich ein gestrickter ...

Der pensionierte Gynäkologe, Medizinalrat Doktor Friedhelm Leiter, wird am gynäkologischen Stuhl gefesselt und verstümmelt in seiner Privatpraxis aufgefunden. Bei der Leiche findet sich ein gestrickter rosa Babyschuh. Einige Tage später wird auch seine Nichte Nathalie umgebracht und wieder findet sich am Tatort ein rosa Babyschuh.
Der gestandene Chefinspektor Toni Wakolbinger und sein Team befürchten, dass in Graz ein brutaler Serienmörder aktiv ist. Jedoch beschäftigt Toni nicht nur dieser knifflige Fall, sondern auch seine neue junge Assistentin Cindy Panzenböck, an der seine schrullige und abweisend Art abzuprallen scheint. Kann das ungleiche Paar diesen Fall lösen.
Auch wenn die Kombination älter grantiger Ermittler und junge neunmalkluge Assistentin nicht neu ist, hat die Autorin mit diesen beiden ein echt liebenswertes Ermittler-Duo erschaffen. Beide Figuren waren mir von Anfang an sympathisch und ich musste über jedes Aneinandergeraten schmunzeln. Dies geht aber definitiv nicht zu Lasten des Falls, ganz im Gegenteil rundet es die gesamte Handlung gelungen ab.
Viele Spuren und mögliche Motive sollen den Leser auf eine falsche Spur führen, wenn man die Zeichen richtig deutet kristallisiert sich meiner Meinung nach jedoch der Täter bald heraus.
Hervorheben möchte ich die detaillierte Auflösung nach Ermittlung des Täter, die keine Fragen offen lässt. Mitunter schwächeln einige Bücher gerade an dieser Stelle.
Omid-Paul Eftekhari macht seine Sache als Sprecher ebenfalls ausgezeichnet, für mich als Laie kam der Dialekt jedenfalls authentisch rüber.
"Kaltblütige Abrechnung" hat mich sehr gefesselt und unterhalten. Klare Lese/Hörempfehlung!!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere