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Veröffentlicht am 20.05.2022

Die letzte Entscheidung

Never - Die letzte Entscheidung
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Ken Follets neuer Politthriller hat mir nach Beenden eine Gänsehaut beschert. Begleitend zum Beginn des Krieges in der Ukraine hat diese Lektüre eine noch angsteinflößende Thematik als ohnehin schon.
Follett ...

Ken Follets neuer Politthriller hat mir nach Beenden eine Gänsehaut beschert. Begleitend zum Beginn des Krieges in der Ukraine hat diese Lektüre eine noch angsteinflößende Thematik als ohnehin schon.
Follett spielt in "NEVER" nämlich mit dem Gedanken, wie es durch viele kleine Ereignisse, wie bei einem Dominoeffekt, dazu kommen kann, dass ein dritter Weltkrieg ausbricht. Noch jetzt, fast zwei Monate nach Beenden der Lektüre, lässt mich diese viel zu aktuelle Geschichte ziemlich verängstigt zurück.

Ken Follett hat seinen Politthriller in fünf Teile aufgeteilt. Diese sind mit den DEFCON-Stufen 5 bis 1 betitelt und bezeichnen die Stufen des Alarmzustandes der Streitkräfte der Vereinigten Staaten.
Als federführende Länder hat sich der Autor China, die USA, sowie Nord- und Südkorea herausgepickt. Europa kommt im Roman kaum vor.

Hauptfiguren sind die beiden Agenten Tamara vom CIA und Tab vom französischen Geheimdienst, die beide im Tschad eingesetzt sind. Sie sind auf der Spur von Drogenschmugglern, die mit dem Drogengeld Terroristen des IS in Zentralafrika finanzieren.
Als an der Grenze zum Sudan ein US-Soldat erschossen wird, versteht der Diktator des Tschad dieses Vorkommniss als Angriff auf sein Land und übt einen militärischen Gegenschlag. Der erste Dominostein beginnt zu kippen.....
Als Leser erfährt man, wie fragil die politische Situation in Afrika ist, denn sowohl der Westen, als auch der Nahe und der Ferne Osten versuchen ihre Interessen auf dem Kontinent zu verfolgen.
Neben Tamara und Abdul begleiten wir auch die die junge Witwe Kiah, die mit Hilfe von Schleusern aus dem Tschad nach Europa flüchten möchte. Dabei trifft sie auf Abdul, der ihr bei einem Übergiff zu Hilfe kommt und der nicht zu sein scheint, was er vorgibt....

Weitere Schauplätze sind China und Nordkorea, sowie Südkorea und die USA. Etwas näher lernen wir auch den jungen Politiker Chang Kai kennen, der mit einer berühmten chinesischen Schauspielerin verheiratet ist und sich gegen die kommunistischen Hardliner durchzusetzen versucht.
Im letzten Drittel des Buches sind wir dann größtenteils in den USA, wo Präsidentin Pauline Green trotz Zunahme internationaler Spannungen einen Krieg zu verhindern versucht. Sie ist die erste weibliche Präsidentin und steht gehörig unter Druck.

"Deeskalation gehörte für gewöhnlich nicht zum Vokabular eines Tyrannen. Das ließ ihn nur schwach aussehen“

Der Spannungsbogen baut sich eher langsam auf und trotz spannenden Situationen gibt es doch auch einige Längen. Obwohl ich mehr für andere Kontinente als Afrika interessiere, war ich auf den 880 Seiten am liebsten mit Abdul und Kiah, sowie mit Tamara und Tab unterwegs.

Ken Follett beleuchtet die Zusammenhänge von verschiedenen Seiten und versucht den Leser nicht zu polarisieren. Trotzdem spürt man seine kleine Sympathie für die Vereinigten Staaten. In diesem Abschnitt zum Ende hin störten mich die persönlichen Befindlichkeiten der Präsidentin, die der Autor meiner Meinung nach etwas zu ausführlich beschreibt. Und damit meine ich nicht ihre Überlegungen betreffend atomarer Rückschläge, sondern ihre rein privaten Probleme. Damit wird der Politthriller zwar etwas aufgelockert und es zeigt die Präsidentin von ihrer menschlichen Seite, aber für mich war es zu viel Privates.

Es gibt kein Nachwort in "Never", aber im Internet findet man einige Interviews des Autors zu seiner Recherche und seinen Überlegungen zum Buch.


Fazit:
Ein erschreckendes Szenario, das leider in vielen Teilen bereits von der Realität überholt wurde bzw. ähnlich passieren könnte. Ken Follett hat mit seinen Recherchen und Überlegungen ein sehr aktuelles Bild der momentanen politischen Lage gezeichnet. Ein gelungener Politthrilller mit einzelnen kleinen Längen.

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Veröffentlicht am 14.05.2022

Hundeglück in Lichterhaven

Nur eine Fellnase vom Glück entfernt
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Es tut richtig gut wieder zurück in Lichterhaven zu sein!
"Nur eine Fellnase vom Glück entfernt" ist der sechste Band, der in Lichterhaven spielt. Petra Schier erobert mit ihren "Liebesromanen mit Hund" ...

Es tut richtig gut wieder zurück in Lichterhaven zu sein!
"Nur eine Fellnase vom Glück entfernt" ist der sechste Band, der in Lichterhaven spielt. Petra Schier erobert mit ihren "Liebesromanen mit Hund" jedes Jahr mein Herz. Alle Bücher der Reihe können aber auch einzeln gelesen werden. Trotzdem finde ich es schöner altbekannten Figuren wieder zu begegnen, deren Geschichten ich bereits mit viel Freude gelesen habe. Denn sowohl die Sommer-, als auch die Weihnachtsromane rund um einen flauschigen vierbeinigen Protagonisten begeistern mich immer wieder. Man kann so herrlich darin versinken und sich wohlfühlen...

In diesem Band der Reihe haben wir es nun mit Duke zu tun, einen Rottweiler, der etwas aus der Reihe schlägt. Sein Herrchen hat ihn bei Christine in der Hundepension gelassen, um in den Urlaub zu fahren. Der Besitzer von Duke verunglückt jedoch am Berg und für den tollpatschigen und ängstlichen Duke wird ein neues Herrchen gesucht. Plötzlich gibt es gleich 2 Interessenten: Henning und Caroline.
Die Beiden können sich jedoch so gar nicht ausstehen und haben unabhängig voneinander beschlossen sich einen Hund nach Hause zu holen. Von der Hundeschule bekommen Caroline und Henning Aufgaben gestellt, damit Christine herausfinden kann, wer besser für Duke geeignet ist bzw. wen der Hund eher annimmt.
Nicht nur Duke ist etwas verwirrt....auch Henning und Caroline. Besonders Caroline reagiert sehr gereizt auf Henning, ganz egal, was er sagt oder wie er sich verhält. Einer der Ursachen steckt in ihrer Kindheit, die nicht einfach war. Carolines Elterne waren sehr streng und halten auch noch heute an veralteten Wertvorstellungen fest. Caro hat sich zwar daraus befreit, hat jedoch eine Abneigung gegen Männer, die an alten Rollenbildern festhalten. Für sie ist Henning, der ehemalige Formel-1 Rennfahrer, mit dem Ruf eines Herzensbrechers und Machos, genauso so ein Typ. Dabei entsprach Henning vorallem dem vorgefertigten Bild seines Rennstalls und dessen Marketing, obwohl er eigentlich seit seiner Jugend ein Auge auf Caroline geworfen hat. Ob Duke ihm wohl helfen kann Carolines Herz zu erobern?

Doch nicht nur die Begegnungen mit Henning zerren an Carolines Nerven. Die "Foodsisters", das Cateringunternehmen, welches sie gemeinsam mit ihren Freundinnen Hannah und Ella führt, ist äußerst erfolgreich. Doch dann wird den drei Freundinnen der Mietvertrag gekündigt. Wie soll es nun weitergehen und vorallem woher sollen sie so schnell eine neue Lokalität finden, die ihren Bedürfnissen entspricht und bezahlbar ist? Henning versucht einzuspringen, was Caroline jedoch ziemlich verärgert…

Natürlich ist auch in diesem sechsten Band der Lichterhaven Reihe klar, dass sich die beiden Zankäpfel am Ende bekommen. Der Weg dorthin ist bei Petra Schier jedoch immer äußerst amüsant und auch prickelnd. Diesmal empfand ich jedoch Caroline manchmal etwas zu zickig und hat mich des öfteren richtig genervt. Henning ist hingegen ein sehr duldsamer Charakter, der bei Caroline wirklich Nerven wie Drahtseile braucht.

Duke ist nicht der süße Welpe, wie auf dem Cover abgebildet, sondern bereits ein zwei Jahre alter und stattlicher 60kg Hund. Für so einen Hund, der noch dazu sehr ängstlich ist und sich vor Lärm fürchtet, braucht man einen erfahrenen Hundekenner, was jedoch weder Caroline noch Henning ist. Beide versuchen zwar Duke die Angst zu nehmen, jedoch empfand ich die Umsetzung in der Geschichte etwas zu leicht.

Schreibstil:
Petra Schiers Schreibsil ist einfach wunderbar locker und trotzdem intensiv. Wie immer sind die Gedanken der vierbeinigen Protagonisten in kursiver Schrift dargestellt und sehr humorvoll erzählt.
Die Lichterhaven Geschichten der Autorin sind spritzig und leicht und haben trotzdem das gewisse Etwas, was mir immer wieder sehr gut gefällt. Die bildhaften Beschreibungen der Umgebung geben mir nach dem sechsten Band das Gefühl selbst schon in Lichterhaven gewesen zu sein. Man fühlt sich heimisch und bekommt trotzdem sein Urlaubsfeeling, denn man schnuppert Seeluft und hört das Meer rauschen....

Fazit:
Ich möchte diese Reihe nicht mehr missen und freue mich jedes Jahr auf die beiden Romane mit den vierbeinigen Protagonisten, egal ob zur Sommer- oder Weihnachtszeit. Für mich bedeutet die Lichterhaven Reihe Entspannung und Wohlfühlmomente, sowie ein kleiner Ausflug ans Meer. Deshalb empfehle ich diese leichte und amüsante Lektüre besonders als Strandlektüre!

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Veröffentlicht am 28.04.2022

Der Teufel steckt in uns allen

Jigsaw Man - Der tote Priester
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Richtig gespannt war ich auf den zweiten Teil der "Jigsaw Man Reihe" von Nadine Matheson, der statt 2021 erst dieses Jahr erschienen ist. Umso neugieriger war ich auf den Nachfolge-Thriller der Autorin. ...

Richtig gespannt war ich auf den zweiten Teil der "Jigsaw Man Reihe" von Nadine Matheson, der statt 2021 erst dieses Jahr erschienen ist. Umso neugieriger war ich auf den Nachfolge-Thriller der Autorin. Obwohl es sich hier um einen Folgeband handelt, kann man "Der tote Priester" auch alleinstehend lesen.

DI Anjelica Henley und ihr Team von der "Serial Crimes Unit" in London werden zu einem ungewöhnlichen Tatort gerufen. In einer Kirche liegt ein toter Priester, der mit unzähligen Messerstichen hingerichtet wurde. Bei der Durchsuchung des Tatorts entdeckt Anjelica eine versteckte Kammer. Darin liegt ein schlimm zugerichteter Mann, an Armen und Beinen gefesselt und mehr tot als lebendig ist.
Anjelica und ihr Team machen sich auf die Suche nach dem Mörder des Priesters, doch viel mehr fragt sie sich, wer hinter den schweren Misshandlungen an dem jungen Mann in der Kammer steckt. Sie kann nicht ausschließen, dass auch der ermordete Priester seine Finger im Spiel hatte. Als eine ähnlich zugerichtete Tote gefunden wird, ist sich Anjelica sicher, dass es noch weitere Opfer geben wird.

Auch in "Der tote Priester" wird man direkt in die Geschichte geworfen. Der Spannungsbogen ist anfangs sehr hoch und flacht dann etwas ab. In der zweiten Hälfte zieht die Spannung wieder an. Der Plot ist ziemlich komplex, denn einerseits wird nach dem Priestermörder gefahndet, andererseits nach dem oder den Täter(n), die den jungen Mann schwerst misshandelt haben. Der Verdacht, dass es sich dabei um Teufelsaustreibungen handelt, verdichtet sich immer mehr...
Die Details betreffend der Morde sind grausam und ekelig beschrieben und nichts für zartbesaitete Leser.

Wir begleiten die Ermittler bei ihren Nachforschungen, wobei größtenteils aus der Sicht von Anjelica berichtet wird. Zusätzliche Passagen aus der Sicht der Opfer erhöhen die Spannung. Neben dem eigentlichen Fall spielt auch das Privatleben der Ermittler eine größerer Rolle. Blieben mir im ersten Band die Figuren noch ein bisschen fremd, so sind sie in diesem Teil greifbarer geworden. Vorallem Salim Ramouter, Anjelicas Kollege finde ich sehr sympathisch und hat das Zeug zum Liebling der Reihe (?) zu werden. Neben Henley und Ramouter gehören noch Stanford und Pellacia zum Team. Beide bleiben aber im Vergleich zu den anderen Beiden noch etwas oberflächlich.

Die Autorin spricht in ihrem Thriller auch das Thema Rassismus in Verknüpfung mit Polizeibeamten an. Henley ist eine farbige DI und ihr Kollege Ramouter hat indische Wurzeln und beide kämpfen innerhalb ihres Jobs mit einigen Ressentiments.

Die Kapitel sind kurz und die vielen Dialoge erhöhen das Tempo und die Spannung. Der Twist am Ende ist gelungen und logisch. Das lässt nach weiteren guten Thrillern der Autorin hoffen!


Fazit:
Ein gelungener und rasanter zweiter Teil, der mir um einiges besser gefallen hat als der Vorgänger. Die Beschreibungen der Opfer sind auch diesmal nichts für zartbesaitete Leser. Trotz noch kleiner Kritikpunkte empfehle ich diesen Thriller sehr gerne weiter!

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Veröffentlicht am 17.04.2022

Das Mütterheim

Miss Rosetti und das Haus der Hoffnung
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Olivia Rosetti ist eine junge Frau, die 1939 ihren Verlobten in den Krieg ziehen sieht. Bald darauf muss sie feststellen, dass sie schwanger ist. Statt Unterstützung von ihren Eltern zu erhalten, zeigt ...

Olivia Rosetti ist eine junge Frau, die 1939 ihren Verlobten in den Krieg ziehen sieht. Bald darauf muss sie feststellen, dass sie schwanger ist. Statt Unterstützung von ihren Eltern zu erhalten, zeigt sie ihr italienisch stämmiger Vater bei der Sittenpolizei an. Diese verhaftet sie wegen "Unsittlichkeit" und steckt sie für 15 Monate in Torontos berüchtigte Frauenerziehungsanstalt Mercer Reformatory for Woman. Das Kind wird ihr nach der Geburt weggenommen und zur Adoption freigegeben.
Als sie nach der Abbüßung ihrer Haftstrafe entlassen wird, weiß sie nicht wohin, denn ihre Eltern haben sie verstoßen. Krank und am Ende ihrer Kräfte findet sie Zuflucht in einer Kirche, wo sie von Ruth Bennington gefunden wird. Diese bietet ihr Unterkunft in ihrer großen Villa an, in der sie seit dem Tod ihres Mannes alleine lebt. Sie fühlt sich schon seit Jahren sehr einsam und betet jeden Tag zu Gott, dass er sie endlich heimholen soll. Mit Olivia hat sie nun eine neue Aufgabe und die beiden Frauen werden zu Freundinnen. Sie beschließen anderen Frauen mit ähnlichem Schicksal eine Zukunft zu ermöglichen und eröffnen ein Mütterheim für Frauen in Not. Doch sie haben nicht mit Immobilienmakler Vincent Walcott gerechnet, der schon seit Jahren versucht das Grundstück auf dem die Villa von Ruth Bennington steht, zu kaufen. Walcott versucht alles, um die Eröffnung zu verhindern und schickt seinen Angestellten Darius Reed zu Ruth Bennington, um herauszufinden, wie man den beiden Frauen schaden könnte und sie zum Verkauf zu zwingen. Darius ist verwitwet und hat eine kleine Tochter, der er ein besseres Leben bieten möchte. Er hat vor den Auftrag seines Chefs erfolgreich auszuführen…

Gleich zu Beginn wird man als Leser mit der Hartherzigkeit von Olivias Eltern konfrontiert und findet keine Worte für die grausame Reaktion des Vaters, der seine eigene Tochter ins Gefängnis bringt. Da ich bereits einige Romane über diverse Frauenheime oder Gefängnisse (eigentlich unterscheidet sich nur das Wort, aber nicht die Grausamkeit hinter den Mauern dieser Anstalten) gelesen habe, die mich immer wieder fassunglos zurücklassen, wusste ich ziemlich genau, was auf Olivia zukommen wird. Die Autorin hat allerdings die Zeit im Gefängnis nur am Rande erwähnt und sich auf Olivias Zeit nach ihrem Gefängnisaufenthalt konzentriert. Nur in kleinen Rückblenden werden einige grausame Einzelheiten erzählt. Dies ist von der Autorin gewollt, denn der Fokus liegt eindeutig auf den Bemühungen von Ruth und Olivia anderen Frauen in Not zu helfen. Mit Enthusiasmus und Nächstenliebe stellen sich die beiden Frauen gegen ihre Gegner, die einen Sittenverfall in der Grundung des Frauenhauses befürchten.

Man findet sehr schnell in den Roman und obwohl man sich einige Wendungen denken kann, konnte mich Susan Anne Mason mit unvorhergesehenen Geschenissen überraschen. Es geht um Nächstenliebe, Vergebung und Hoffnung, sowie um die zweite Chance, die jedem ermöglicht werden soll.

Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Olivia und Darius erzählt. Die Charaktere sind sehr einfühlsam beschrieben. Man erhält ein gutes Bild von ihren Gefühlen und Handlungen. Olivia ist mir sehr schnell ans Herz gewachsen und auch Darius erkennt bald, welche Herzengüte die beiden Frauen in sich tragen. Die moralische Zwickmühle, in der er sich bald befindet, lässt ihn nicht zur Ruhe kommen.
Seine Tochter Sophia habe ich sofort ins Herz geschlosssen. Natürlich kommt auch der Glaube in einem christlichen Roman immer wieder zu tragen. Er steht aber nicht im Vordergrund.

Das Ende ist stimmig, trotzdem hätte ich gerne noch eine oder andere Frage beantwortet bekommen. Der nächste Band erzählt von einer anderen Protagonistin und ich bin schon gespannt, wie die Geschichte weitergeht.

Susan Anne Mason hat sich von einer wahren Geschichte inspirieren lassen, denn das Mercer Reformatory for Women existierte tatsächlich. Es wurde 1872 eröffnet und schloss 1969 seine Pforten. Wenn man bedenkt, dass es diese Einrichtung noch vor etwas mehr als fünfzig Jahren gab, bekomme ich Gänsehaut.

Fazit:
Eine sehr schöne Geschichte, die über eine Zeit berichtet, die noch gar nicht so lange her ist und in der Frauen mit unehelichen Kindern wie Verbrecher behandelt wurden. Emotional und berührend, - inkludiert die kleine Lovestory, die man natürlich erwartet.

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Veröffentlicht am 15.04.2022

Familiensaga um einen Kosmetikkonzern

Das Goldblütenhaus - Der Ruf einer neuen Zeit
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Der Roman beginnt mit einem Prolog, der in die Vergangenheit führt und die Entstehung der einzigartigen Goldblütencreme erzählt, die zum großen Erfolg des Kosmetikkonzern Glanz geführt hat.
Danach sind ...

Der Roman beginnt mit einem Prolog, der in die Vergangenheit führt und die Entstehung der einzigartigen Goldblütencreme erzählt, die zum großen Erfolg des Kosmetikkonzern Glanz geführt hat.
Danach sind wir zurück in der Gegenwart und begleiten Leonie, eine der Enkelinnen des Firmengründers. Leonie und ihre Familie durchleben gerade eine schlimme Zeit, denn Alexander Glanz, ihr älterer Bruder, ist tot. Die Zwillingsschwestern Ella und Leonie führen nach dessen Tod das Unternehmen weiter. Um den Spekulationen zum Tod von Alexander Glanz, der aus dem Bürofenster gestürzt ist, ein Ende zu bereiten, hat Leonie die Idee eine Firmenchronik zu veröffentlichen. Doch Hedi Glanz, die Mitbegründerin des Kosmetikkonzerns, ist alles andere als erfreut. Sie scheint seit Jahrzehnten ein Geheimnis zu haben, das nicht ans Licht kommen soll. Obendrein taucht beim Begräbnis von Alexander Leonies Jugendliebe Michael wieder auf.....

Der Einstieg in die Geschichte rund um die Familie Glanz fiel mir leicht. Die bildhafte Erzählweise hat sehr schnell Bilder im Kopf erzeugt. In diesem ersten Band ist Leonie die Hauptfigur, die gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Ella das Familienunternehmen führt. Durch den Auftrag eine Familienchronik zu erstellen, versuchen die Beiden den Fokus rund um den Tod ihres Bruders Alexander wieder auf das Familienunternehmen zu richten. Allerdings werden mit der Zeit einige Geheimnisse offen gelegt, die eher nicht an die Oberfläche hätten gelangen sollen. Eines davon wird im ersten Teil gelöst, der Rest bleibt aber noch offen.

Von Zeit zu Zeit gibt es kurze Rückblenden in die Anfangszeit des Unternehmens, bei dem der Fokus auf Großmutter Hedi liegt, die ihren Mann in allen Belangen unterstützt hat. Man erfährt einiges über die Anfänge der Produkte und deren Vermarktung, was in den frühen Fünfziger Jahre nicht wirklich einfach war.
In einem zweiten Erzählstrang erzählt Michael, Leonies erste große Liebe, aus seiner Sicht. Nach Jahren im Ausland kehrt er nach München zurück und möchte in der alten Heimat sesshaft werden. Leonie hat er in all den Jahren nicht vergessen, doch diese ist verheiratet....

Dieser erste Teil der Familiensaga hat für mich noch ein kleines bisschen Luft nach oben gelassen. Die Einblicke in das Familienunternehmen sind interessant und mit den Figuren habe ich mitgelitten und mitgefiebert. In der Mitte ließ die Spannung etwas nach und einige Wendungen waren für mich vorhersehbar. Trotzdem habe ich mich in der Geschichte immer sehr wohl gefühlt. Das liegt vorallem am bildhaften Schreibstil der Autorin. Dieser ist der große Pluspunkt jeder Geschichte aus der Feder von Gabriela Gross aka Gabriele Diechler. Immer wieder verzaubert sie mich mit ihrem wunderbaren, intensiven und gefühlvollen Worten und ihrem Schreibstil, der sich von anderen Autor:innen abhebt. Man spürt die Verbindung, die sie zu ihren Figuren aufbaut und diese an die Leser weiter gibt. Einfühlsam und mit wunderbaren Zitaten geschmückt, die ich am liebsten alle anstreichen würde (in meinen Büchern wird allerdings nichts markiert, da bin ich viel zu pingelig), lässt sich die Geschichte rund um die Familie Glanz wunderbar lesen.

Die Charaktere sind Sympathieträger und haben fast nur gute Eigenschaften. Hier fehlte mir ein kleiner Antagonist, der etwas Drama ins Geschehen gebracht hätte. Aber vielleicht folgt der noch im zweiten Teil der Trilogie.

Die Autorin hat bei der gemeinsamem Leserunde der Lesejury mit all ihrem Herzblut kommentiert und sich wirklich für jeden Leser Zeit genommen...einfach wunderbar!

Fazit:
Ein interessanter Auftakt der Trilogie rund um den Kosmetikkonzern Glanz, der noch einige Fragen offen lässt und mich schon neugierig auf den Folgeband macht. Der einzigartige Schreibstil der Autorin macht jedes ihrer Bücher zu einem Leseerlebnis.

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