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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.05.2022

Interessante Neuauflage der Tell-Sage

Tell
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Während die Tell-Sage nur noch als Erinnerung aus dem früheren Deutsch-Unterricht, fast ausschließlich durch den Apfelschuss, vorhanden ist, hat Joachim B. Schmidt hier eine moderne Neuauflage und ein ...

Während die Tell-Sage nur noch als Erinnerung aus dem früheren Deutsch-Unterricht, fast ausschließlich durch den Apfelschuss, vorhanden ist, hat Joachim B. Schmidt hier eine moderne Neuauflage und ein interessantes Setting um Wilhelm Tell geschaffen. Aus 20 Perspektiven und knapp 100 Sequenzen werden die Geschehnisse eingefangen und stakkatoartig vermittelt. Dabei werden sie gleichzeitig aus verschiedenen Sichten beschrieben und gehen so geradezu ineinander über. Manchmal fiel es mir schwer, nach kurzen Lesepausen wieder einzusteigen und zu wissen, was gerade passiert.

Im Thriller-Stil wird Tell hier als Wilderer, Eigenbrötler und Querulant dargestellt, der kein Held sein, sondern nur in Ruhe leben möchte, und dabei fast schon unwissend auf die große Katastrophe zusteuert. Dabei ziehen sich die Gewalttaten und die Übergriffe konstant durch das Buch und nehmen immer neue Größen an.

Die Geschichte Wilhelm Tells ganz anders und recht authentisch dargestellt.

Veröffentlicht am 23.05.2022

Gute Fortsetzung

Liber Bellorum. Band II
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Es ist schon einige Zeit her, dass ich den ersten Band gelesen habe. Da Warda Moram jedoch nahtlos daran anknüpft und durch Rückblenden wichtige Erinnerungen aus dem ersten Band weckt, konnte ich wieder ...

Es ist schon einige Zeit her, dass ich den ersten Band gelesen habe. Da Warda Moram jedoch nahtlos daran anknüpft und durch Rückblenden wichtige Erinnerungen aus dem ersten Band weckt, konnte ich wieder schnell in Ravens und Kyles Welt eintauchen und mit ihnen mitfiebern. Während im Vorgänger vor allem auf die Beschreibung der Akademie, die Charaktere der Brüder und ihre Magie eingegangen wird, startet Moram hier sehr schnell mit dem Spannungsbogen, schnell aufeinanderfolgenden Entwicklungen und überraschenden Wendungen ein.

Dennoch wird die problematische, konfliktreiche Beziehung der beiden Brüder sowie ihre Abhängigkeit und Bezogenheit aufeinander durch die tiefe Verbindung deutlich und beide entwickeln sich auch in diesem Teil maßgeblich weiter. Während sie sich intensiver mit Sangius auseinandersetzen und ihre Magie einsetzen, lässt uns die Autorin immer tiefer in die Welt eintauchen und mit einem Cliffhanger neugierig und gespannt zurück.

Der Schreibstil ist, wie schon im Vorgänger, sehr flüssig und bildhaft, sodass ich mir das Setting und die Atmosphäre sehr gut vorstellen konnte. An einigen Stellen fand ich es zu ausschweifend, aber das ist eindeutig Geschmacksache.

Eine gute Fortsetzung, die auf den tritten Band und somit das Finale warten lässt!

Veröffentlicht am 15.05.2022

Anekdoten über das Aufwachsen in Ostfriesland

Die junge Frau und das Meer
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Sylvie Glühmanns Herz schlägt für Ostfriesland, das wird schon zu Beginn der Lektüre sehr deutlich. Sobald das Meer in der Nähe ist und sie den ostfriesischen, weiten Himmel sieht, fühlt sie sich zuhause. ...

Sylvie Glühmanns Herz schlägt für Ostfriesland, das wird schon zu Beginn der Lektüre sehr deutlich. Sobald das Meer in der Nähe ist und sie den ostfriesischen, weiten Himmel sieht, fühlt sie sich zuhause. In "Die junge Frau und das Meer" erzählt Glühmann in flüssigem und teilweise flapsigen Stil humorvoll von ihrer Kindheit und ihrer Jugend in Ostfriesland, was Ostfries*innen vermutlich noch viel mehr und besser nachempfinden können. Ich habe die anschaulichen Schilderungen sowohl in Ostfriesland als auch (teilweise im starken Kontrast) bei den Großeltern auf der Schwäbischen Alb sowie den Witz der unterschiedlichen Anekdoten sehr genossen. Zwischenzeitlich schlägt die Autorin auch ernsthafte Töne an und spricht über Wahrheiten, Erkenntnisse und Gefühle, die zwangsläufig mit dem Erwachsenwerden kommen und nicht nur in Ostfriesland vorherrschen.

Eine autobiographische Erzählung, die sehr ehrlich und offen daherkommt und mir einige unterhaltsame Lesestunden beschert hat!

Veröffentlicht am 14.05.2022

(Nicht)Anpassung durch Butter

Butter
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Manako Kajii entspricht so gar nicht dem japanischen Idealbild der Frau: Sie ist übergewichtig und nicht sonderlich attraktiv, was vor allem an ihrem Butterkonsum und ihrer Leidenschaft des Kochens liegt. ...

Manako Kajii entspricht so gar nicht dem japanischen Idealbild der Frau: Sie ist übergewichtig und nicht sonderlich attraktiv, was vor allem an ihrem Butterkonsum und ihrer Leidenschaft des Kochens liegt. Mit ihren Kochkünsten soll sie diverse Männer verführt und anschließend umgebracht haben, weshalb sie inhaftiert ist. Sämtliche Interviewanfragen hat sie bisher zurückgewiesen, doch Rika - eine junge Journalistin in Tokie, möchte dem Leben der Serienmörderin auf den Grund gehen. Unter der Bedingung, dass sie sich lediglich über das Kochen und Essen unterhalten, stimmt Manako den Gesprächen mit Rika zu.

Schnell wird klar, dass Asako Yuzuki hier zwei sehr unterschiedliche Frauen skizziert: die eine sehr angepasst an das japanische Frauenbild, konservativ und traditionell, die andere eher voller Widerstand, Eigensinn und vor allem Genuss. Der Schreibstil war für mich recht ungewöhnlich, mit sehr ausführlichen und ausgeschmückten Beschreibungen, die mich an manchen Stellen nahezu langweilten und dennoch atmosphärisch. Ich hatte den Geruch und das Gefühl der beschriebenen Speisen in der Nase und im Mund. Dennoch fehlte es mir etwas an Spannung, wobei ich bisher auch kaum japanische Literatur gelesen habe und daher nicht mit Narrativen und gängigen Stilmitteln vertraut bin.

Deutlich thematisiert werden jedoch die Anforderungen, die in Japan an Frauen gestellt werden und somit auch Kritik an patriarchalen Strukturen, weshalb ich "Butter" trotz einiger Längen als lesenswert empfinde.

Veröffentlicht am 14.05.2022

Authentisches Setting

Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe
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Die Biologie-Doktorandin Olive hat ihrer Freundin Anh von einer bestehenden Beziehung erzählt, wodurch sie in die Zwickmühle gerät, den erstbesten Mann zu küssen. Schnell stellt sich heraus, dass es sich ...

Die Biologie-Doktorandin Olive hat ihrer Freundin Anh von einer bestehenden Beziehung erzählt, wodurch sie in die Zwickmühle gerät, den erstbesten Mann zu küssen. Schnell stellt sich heraus, dass es sich dabei um Dr. Adam Carlsen, einen recht unbeliebten Professor der Fakultät handelt. Die beiden spinnen sich ein Lügenkonstrukt um eine scheinbare Beziehung zusammen, wodurch sowohl Olives Privatleben als auch ihre Karriere einen plötzlichen Turn nimmt.
Der weitere Verlauf besteht also aus Fake-Dating, Peinlichkeiten im Labor und Äußerungen über Wahrscheinlichkeiten.

Generell finde ich die Idee des Settings im akademischen Umfeld, hier im Labor, sehr authentisch und konnte über einige Dialoge auch schmunzeln. Andere hingegen fand ich recht unangenehm und nicht flüssig zu lesen. Während mir Adam sehr sympathisch wurde, erschien Olive vor allem als naiv und sehr romantisch veranlagt, was den Eindruck ihrer Naivität noch untermalte. Aufgeladen durch viele Klischees hat sich "Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe" zu einer der geliebten RomComs von Olive entwickelt, deren Handlung sehr vorhersehbar war.
Dennoch hatte ich Spaß bei der Lektüre und kann sie Liebesromanfreund*innen empfehlen!