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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.07.2022

Nur mäßig spannend

Der Mann in den Dünen
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Lena Lorenzen fängt nach ihrer Elternzeit wieder an zu arbeiten. Ihr erster Fall führt sie nach Sylt, wo ein Reeder aus Hamburg anscheinend entführt wurde. Die Familie erweist sich zunächst als unkooperativ, ...

Lena Lorenzen fängt nach ihrer Elternzeit wieder an zu arbeiten. Ihr erster Fall führt sie nach Sylt, wo ein Reeder aus Hamburg anscheinend entführt wurde. Die Familie erweist sich zunächst als unkooperativ, vor allem ein Sohn gibt sich äußerst arrogant. Die Familienverhältnisse sind etwas schwierig, da der Reeder einen Sohn aus einer anderen Beziehung hatte und der eheliche Sohn den Halbbruder nicht akzeptiert.
Der Verwalter des Reeders Doormann verschwindet ebenfalls und die Polizei geht davon aus, dass ein Zusammenhang besteht.
„Der Mann in den Dünen“ ist bereits der 9. Fall der Inselkommissarin Lena Lorenzen. Ich hatte die vorigen Bände nicht gelesen, doch der Band lässt sich auch gut ohne Vorkenntnisse lesen. Eigentlich hat dieser Krimi alles, was einen Krimi ausmacht, allerdings fehlt das Wichtigste: Spannung. Der Fall plätschert so vor sich hin, es wird in alle Richtungen ermittelt und Spuren verfolgt und wieder verworfen, aber für mich kam einfach keine Spannung auf. Außerdem blieben die Personen blass. Ich habe keinerlei Vorstellung von Lena Lorenzen, ihren Kollegen und ihrer Familie. Der ganze Handlungsstrang um Lenas kleinen Sohn ist äußerst unrealistisch. Welcher Einjährige ist ständig nur am Schlafen und spielt zufrieden, wenn die Mutter nach einem Jahr tagelang weg ist?!
Wer ein wenig Sylter Lokalkolorit erwartet, wird auch enttäuscht. Der Krimi könnte wirklich überall spielen. Außer dass Lena des öfteren den Lister Hafen erwähnt und die Entführung in den Dünen stattfand, ist der Schauplatz Nebensache.
Ich hatte mich wirklich auf die Lektüre gefreut, bin aber ziemlich enttäuscht. Für mich wird dies der erste und letzte Fall der Inselkommissarin sein.

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Veröffentlicht am 08.06.2022

Such mich nicht

Ein unendlich kurzer Sommer
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Lale hat genug von ihrem bisherigen Leben. Ihrem Partner hinterlässt sie einen lapidaren Zettel, „Such mich nicht“, setzt sich in den nächsten Zug und fährt bis zur Endstation. Dort strandet sie auf einem ...

Lale hat genug von ihrem bisherigen Leben. Ihrem Partner hinterlässt sie einen lapidaren Zettel, „Such mich nicht“, setzt sich in den nächsten Zug und fährt bis zur Endstation. Dort strandet sie auf einem etwas heruntergekommenen Campingplatz am See. Gegen Arbeit überlässt ihr der Besitzer des Campingplatzes, Gustav, einen Wohnwagen, in dem sie für die Zeit ihres Aufenthalts wohnen kann. Lale stürzt sich in Arbeit, und davon gibt es genug. Dann taucht plötzlich Christophe auf, der den ganzen Weg von der Insel Réunion gekommen ist, um seine Wurzeln zu finden. Christophe und Lale fühlen sich zueinander hingezogen und verbringen eine schöne und leidenschaftliche Zeit miteinander, bis das Glück ein jähes Ende findet.
Das erste Drittel des Buchs hat mir echt gut gefallen, doch dann zog sich die Geschichte doch sehr in die Länge und ich habe mich gelangweilt. Manches ist ziemlich an den Haaren herbeigezogen, zum Beispiel die Entdeckung eines sogenannten Hexengrabs, das daraufhin scharenweise Hippies und Esoteriker anzieht und dem Campingplatz gute Geschäfte beschert. Die Atmosphäre des Sommers ist schön beschrieben, die flirrende Hitze, Abende am Lagerfeuer, doch hat mir das nicht gereicht, um mich zu fesseln. Lale blieb mir fremd, stellenweise fand ich sie regelrecht unsympathisch. Es werden viele Themen angeschnitten, aber alles in allem war es ein Buch ohne Tiefgang mit einem vorhersehbaren Ende. Ganz nette Sommerlektüre, ich hatte mir allerdings mehr davon versprochen.

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Veröffentlicht am 17.05.2022

Die Wahrheit ist ein Schloss mit vielen Räumen

Sommerschwestern
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In ihrer Kindheit haben die Schwestern Doro, Yella, Amelie und Helen jeden Sommer mit ihren Eltern in Holland verbracht. Bis der Vater auf dem Weg zum Strand tödlich verunglückte. Danach waren sie nie ...

In ihrer Kindheit haben die Schwestern Doro, Yella, Amelie und Helen jeden Sommer mit ihren Eltern in Holland verbracht. Bis der Vater auf dem Weg zum Strand tödlich verunglückte. Danach waren sie nie wieder dort. Doch jetzt erreicht die Schwestern, die sich im Lauf der Jahre fremd geworden sind, ein Brief der Mutter. Henriette Thalberg bittet sie zu einem kurzfristig anberaumten Familientreffen, ausgerechnet im holländischen Ferienort Bergen. Um was es geht, will sie ihnen vor Ort sagen.
Viel scheinen die Töchter von ihrer Mutter nicht zu halten. Immer wieder ist die Rede davon, dass die Mutter nur wenige Monate nach dem Tod ihres Ehemanns bereits Ehemann Nummer 2 heiratete, einen Mann, den die Töchter nicht ausstehen konnten. Zum Glück hielt die Ehe nicht lang. Yella, die Zweitälteste, beschreibt ihren letzten chaotischen Besuch bei der Mutter, die ziemlich oberflächlich und alles andere als sympathisch beschrieben wird. Nach und nach lernen wir auch die Schwestern kennen, die exaltierte Künstlerin Doro, deren Universum sich nur um sich selbst dreht, Yella, die mit ihrem Leben als Mutter und ihrer Beziehung zu einem Schriftsteller mit Schreibblockade unzufrieden wirkt, die geradlinige Helen und die ziemlich stille Amelie, von deren Leben man nur wenig erfährt. Sie alle teilen sich ein Ferienhaus, die Mutter hat sich im Hotel einquartiert. Die Schwestern streiten sich und vertragen sich wieder, spielen Minigolf und streiten sich wieder und als Leser erlebt man jede langweilige Minute mit. Die eigentliche Auflösung, der Grund für die Zusammenkunft, lässt lange auf sich warten und ist keine sonderliche Überraschung. Am Schluss geht es um die Frage „Was ist richtig, was ist falsch? Was ist wahr und was ist Lüge?“ Doch wie ein holländischer Freund von Henriette sagt: Die Wahrheit ist ein Schloss mit vielen Räumen.
Für mich war dies das erste Buch der Autorin und es wird voraussichtlich auch das einzige bleiben. Als locker-leichte Ferienlektüre geeignet, ohne großen Tiefgang. Die Leseprobe hatte mir gut gefallen und eine interessante Lektüre versprochen, doch leider war der Mittelteil des Buchs äußerst zäh. Erst gegen Ende wurde es wieder interessanter.

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Veröffentlicht am 21.04.2022

Der Stellenwert des Waldes

Das Lied des Waldes
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Veronika, die in einem Forsthaus im Nürnberger Reichswald groß geworden ist, nach dem Abitur jedoch froh war, dem Wald und ihrer ländlichen Heimat den Rücken zu kehren, will das Elternhaus samt dem dazugehörigen ...

Veronika, die in einem Forsthaus im Nürnberger Reichswald groß geworden ist, nach dem Abitur jedoch froh war, dem Wald und ihrer ländlichen Heimat den Rücken zu kehren, will das Elternhaus samt dem dazugehörigen Wald nach dem Tod der Mutter so schnell wie möglich verkaufen. Ihr Leben steht an einem Wendepunkt. Mit ihrer Ehe steht es nicht zum Besten (ihr Mann nimmt sich gerade eine Auszeit in Südamerika) und die erwachsene Tochter ist ebenfalls für ein Jahr im Ausland. Zu allem Überfluss hat Veronika ihren Job in einer Frankfurter Werbeagentur verloren. Mit dem Geld aus dem Verkauf des Elternhauses will sie sich eine eigene Agentur aufbauen.
In einem zweiten Handlungsstrang lernen wir Anna Stromer kennen, die im 14. Jahrhundert in Nürnberg lebte. Als 8jähriges Kind ging Ana im Nürnberger Reichswald verloren und lebte monatelang in einer Waldhütte bei einer Zeidlerin. Dort lernte sie den Wald kennen und lieben, was ihr Leben für immer geprägt hat. Trotz ihres jungen Alters war sie überzeugt, dass der Wald nicht nur ausgebeutet, sondern geschützt werden muss, eine zur damaligen Zeit ganz und gar abwegige Idee.
Das Buch behandelt einige interessante Themen rund um das Thema Wald, beispielsweise trifft Veronika in ihrem Waldstück auf Ben, der mithilfe von Mikrofonen die Sprache der Bäume hörbar macht. Auch war mir nicht bewusst, dass der Wald in früheren Jahrhunderten nicht als Erholungsort, sondern vielmehr als „terra inculta“, als wildes, unbebautes Land, vor dem sich die Menschen fürchteten, galt.
Die Geschichte der Anna Stromer, die im übrigen historisch belegt ist, wenngleich sich die Autorin nicht an alle historischen Fakten gehalten hat, fand ich ganz interessant. Trotzdem blieb mir die Person Anna fremd. Veronikas Handlungsstrang hat mich weniger interessiert. Sie wird als Mensch dargestellt, dem vor allem die Wirkung auf andere wichtig ist. So erzählt sie niemandem, dass sie ihren Job verloren hat, denn das würde einen Gesichtsverlust für sie bedeuten. Der Entschluss ihres Mannes, allein nach Südamerika zu reisen, verletzt sie zutiefst, doch tut sie so, als ob alles in Ordnung wäre. Diese Unehrlichkeit Veronikas hat mich sehr gestört.
Über weite Strecken plätschert die Geschichte so vor sich hin, am Schluss überschlagen sich allerdings die Ereignisse auf eine Art, die auch nicht glaubhaft wirkt. Nachdem mir Klara Jahns letztes Buch ganz hervorragend gefallen hatte, war ich sehr auf „Das Lied des Waldes“ gespannt, aber leider konnte es meine Erwartungen nicht erfüllen.

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Veröffentlicht am 21.01.2022

Zwei Frauen mit Todeswunsch

Ende in Sicht
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Als die 69jährige Hella Licht losfährt, ist sie fest entschlossen, in einem Sterbehospiz in der Schweiz ihrem Leben ein Ende zu setzen. Ihre Karriere ist am Ende, die finanziellen Reserven sind aufgebraucht ...

Als die 69jährige Hella Licht losfährt, ist sie fest entschlossen, in einem Sterbehospiz in der Schweiz ihrem Leben ein Ende zu setzen. Ihre Karriere ist am Ende, die finanziellen Reserven sind aufgebraucht und es scheint niemanden in ihrem Leben zu geben, der ihr nahesteht. Unterwegs auf der Autobahn fällt plötzlich ein Körper auf die Fahrbahn vor ihr (und nicht auf ihre Motorhaube, wie im Klappentext fälschlicherweise behauptet). Die 15jährige Juli wollte ihrem Leben ein Ende setzen und ist von einer Autobahnbrücke gesprungen, doch sie ist nur leicht verletzt. Hella, die keine Ahnung hat, wie sie sich in der Situation verhalten soll, nimmt Juli mit und fährt sie ins nächste Krankenhaus. So beginnt ein verrückter Roadtrip zweier unterschiedlicher Frauen mit Todeswunsch.
Was sehr vielversprechend anfängt und von der Thematik her sicher einiges hergegeben hätte, hat meine Erwartungen allerdings nicht erfüllt. Hella und Juli sind total überzeichnet, ich konnte weder Empathie noch Sympathie für die beiden empfinden. Juli ist rotzfrech und respektlos, die Tatsache, dass sie im Kindesalter von ihrer Mutter verlassen wurde, hat sie depressiv gemacht. Ihren Vater, der sich redlich bemühte, sie zu erziehen und ihr ein schönes Leben zu bieten, lehnt sie ab und Freunde hat sie keine. Die ehemals erfolgreiche Schlagersängerin Hella wiederum hat schon längst den Zenit ihres Erfolgs überschritten, ihre letzten Auftritte waren nur noch peinlich. Dies scheint ihr Grund genug, um sterben zu wollen. Die beiden kutschieren quer durch Deutschland, erleben skurrile Situationen und lernen sich gegenseitig ein bisschen kennen. Manche Passagen sind ganz interessant oder amüsant, andere so überzogen, dass es nur noch genervt hat. Die Sprache der Autorin ist stellenweise bemüht originell, beispielsweise, wenn sich Hella „in den Bademantel schält“. Ich hatte mich sehr auf diese Lektüre gefreut, aber leider konnte sie mich nicht erreichen.

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