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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.06.2022

Heftiger Krimi

Paris und die Mörder der Liebe
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„...Doch ein schmerzhafter Knall, der das ganze Schiff erschütterte, hielt sie zugleich davon ab. Laetita stürzte. Das Glas zersprang. […] Sie blickte in die Dunkelheit...“

Ein Dating-App-Konzern feiert ...

„...Doch ein schmerzhafter Knall, der das ganze Schiff erschütterte, hielt sie zugleich davon ab. Laetita stürzte. Das Glas zersprang. […] Sie blickte in die Dunkelheit...“

Ein Dating-App-Konzern feiert auf einem Boot eine Party. Mit an Bord ist die Lobbyistin Laetitia. Als das Boot gegen einen Brückenpfeiler rast, wird sie von Bord geschleudert. Was wie ein Unfall aussieht, ist ein perfide geplanter Mord. Den Passagieren wurde mit Drogen versetzter Wein gereicht.
Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Dabei zeigt er gekonnt auf, was die Datensammelwut der sozialen Netzwerke für Folgen haben kann.
Der Schriftstil sorgt für den hohen Spannungsbogen. Kurze Abschnitte, schnell wechselnde Handlungsorte und ein eingestreuter digitaler Briefwechsel setzen gekonnt Spannungsakzente.
Die Personen werden gut charakterisiert. Jeder der Kriminalisten hat so seine Geheimnisse.
Die Suche nach den Tätern läuft in zwei Richtungen. Einerseits orientiert man sich auf die Firma, andererseits gerät eine Künstlergruppe in den Fokus, die gegen die Datensammelwut und den laxen Umgang mit persönlichen Daten aufbegehrt.
Als besonderes Highlight kreiert uns der Autor den eigentlichen Täter als Ich – Erzähler.

„...Die Selbstoptimierung hatte sich gelohnt. Eigentlich war die Sache mit dem Abnehmen trivial. Man musste einfach nur mehr Energie verbrauchen, als man zu sich nahm...“

Ein Teil der Spannung wird durch die komplexen Beziehungen der Protagonisten und ihrer Interessen erzeugt. Zu den sprachlichen und inhaltlichen Höhepunkten gehören für mich die Diskussionen über Datenschutz .

„...Wir zwingen niemanden, bei uns mitzumachen. Die Daten, die wir sammeln, geben uns die User aus freien Stücken. Sie drängen sie uns sogar regelrecht auf!...“

An anderer Stelle wird das so formuliert:

„...Die Klicks und Likes haben im Geist des Kapitalismus doch schon längst Warenwert erlangt. […] Anerkennung schmeckt schal, wenn sie vom Geber nur dadurch motiviert ist, ebenfalls Anerkennung zu erhalten...“

Zu den interessantesten Protagonisten gehört die junge chinesische Polizistin Jinjin. Über ihre privaten Probleme weiß nur einer Bescheid. Nun will sie das Leben wieder genießen und manövriert sich in eine Situation, mit der sie nie gerechnet hätte.

„...War das nicht der kommerzielle Imperativ ihrer Zeit: Lebe so, dass dein Leben zum Inhalt eines global vermarktbaren Bestsellers werden könnte...“

Die Ermittlungen erweisen sich als kompliziert. Manipulation, Vertuschung Lüge – dieses Geflecht gilt es zu durchstoßen.
Eingebunden in die Geschichte ist das Manuskript eines Buches. Bei dem lässt sich schwer einschätzen, welche der Gedanken in die philosophische Richtung gehen und welche eher von Lebensmüdigkeit sprechen.
Sehr nachdenklich haben mich auch die Aussagen von Passanten gemacht, die gefragt wurden, warum sie die App benutzen. Diese Antwort klingt fast makaber.

„...Klar hab´ ich inzwischen einen festen Freund. Aber deshalb lösche ich doch nicht gleich meinen Account![…] Ich begreife das Leben als eine ständige Suche nach dem Besseren...“

Ab und an arbeitet der Autor mit Traumsequenzen. Sie lassen die Realität bis zu einem gewissen Grad verschwimmen.
Am Ende wird der Fall gelöst. Das heißt abr nicht, dass die Täter Reue empfinden.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt eine Entwicklung, die schon nahe an der Realität ist.

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Veröffentlicht am 06.06.2022

Eine schwierige Entscheidung

Der fränkische Uhrmacher
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„...Der Mann, auf den ich hinweise, war weder ein Soldat, der im Krieg ums Leben gekommen wäre, noch ein Ritter, der bei der Verteidigung einer Dame sein Leben gelassen. Er war ein friedlicher Mensch von ...

„...Der Mann, auf den ich hinweise, war weder ein Soldat, der im Krieg ums Leben gekommen wäre, noch ein Ritter, der bei der Verteidigung einer Dame sein Leben gelassen. Er war ein friedlicher Mensch von gutem Ruf, ein Uhrmacher aus der Reichsstadt Zürich. Sein Name war Johann Rudolph Stadler...“

Dieses Zitat vom Anfang des Buches weist sofort darauf hin, was mich in der Geschichte erwartet. Gleichzeitig ist es ein Beleg für den gehobenen Schriftstil des Buches.
Der Autor hat eine spannende Geschichte geschrieben, in der er sehr detailliert das Leben des Uhrmachers, aber auch die Zeitverhältnisse beschreibt.
Das Geschehen beginnt im Jahre 1632 in Konstantinopel.
Rudolph zeigt sich als ein Mann, der sein Handwerk perfekt beherrscht, aber auch gern zu Scherzen aufgelegt ist.

„...Ich bin nicht ehrgeizig, Tavernier. Ich bin glücklich, wenn ich mein Handwerk gut mache und mein Leben ruhig und glücklich verläuft...“

Als Uhrmacher wird Rudolph Stadler häufig zum herrschenden Großherrn gerufen. Nun aber möchte der, dass ein einheimischer Türke zum Uhrmacher ausgebildet wird. Rudolph entschließt sich, heimlich mit Tavernier nach Persien zu reisen und sich dort eine neue Existenz aufzubauen.
Die Reise mit all ihren Ereignissen wird ausführlich beschrieben. Sie machen unter anderen Station in Jerewan. Außerdem werden während der Reise einige Lebensgeschichten erzählt. In einer wird eine Warnung ausgesprochen.

„...Der Gunst des Fürsten kann man verlustig gehen wegen eines kleinen Fehlers,, und viele am Hofe neiden mir mein Glück...“

Gerade diese Erzählungen weisen schon auf die Wankelmütigkeit des Herrschers hin. Außerdem sind die Strafen in Persien drakonisch.
Angekommen in Persien erringt Rudolph die Anerkennung des Schahs. Doch er wird gewarnt. Der Schah gilt als schwacher Herrscher. Eines Tages verstößt Rudolph gegen die Gesetze des Landes, obwohl ihm keine andere Wahl blieb. Er hat nur eine Möglichkeit: Übertritt zum Islam. Verweigert er dies, wird er enthauptet. Wie wird er sich entscheiden? Und welche Rolle spielt der Schah bei der ganzen Sache?
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 05.06.2022

Ein etwas anderer Roadtrip

Janke oder Die Reise zum Nil
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„...Er betrachtete seine jüngsten Zeichnungen und Pläne, Querschnitte und Aufrisse. Hinter seinem Rücken trappelten Insassen dieser Stelle, Janke spürte ihren Blicke. Er ließ sie gewähren...“

Wer war ...

„...Er betrachtete seine jüngsten Zeichnungen und Pläne, Querschnitte und Aufrisse. Hinter seinem Rücken trappelten Insassen dieser Stelle, Janke spürte ihren Blicke. Er ließ sie gewähren...“

Wer war Karl Janke? Geisteskranker oder Genie? Oder beides? Der Autor versucht in seinem Buch eine Annäherung an den Erfinder und Konstrukteur. Gleichzeitig nimmt er mich mit auf einen besonderen Roadtrip durch Sachsen und Brandenburg.
Die Geschichte lässt sich gut lesen, auch wenn die kleine Schrift gewöhnungsbedürftig ist. Der Schriftstil ist sehr abwechslungsreich.
Wie fing alles an? Tim Feldmann soll für eine Immobilienfirma Verhandlungen mit den Besitzern von Schloss Hubertusburg aufnehmen. Dort war eine psychiatrische Heilanstalt untergebracht. Seine Bemühungen führen zu keinem Erfolg. Seine private Beziehung scheitert. Er charakterisiert sein Leben so:

„...Auch jetzt, wo ich vor meinem alten alpenweißen Golf stand und meine Habseligkeiten betrachtete, erschien mir alles irgendwie fremd und urkomisch: Seit sechzehn Jahren tingelte ich nun so durchs Leben, das schon fünfunddreißig Jahre zählte, ohne mehr zusammengekauft und angesammelt zu haben...“

Da drückt ihm der Leiter der Klinik Konstruktionszeichnungen und Briefe von Karl Janke in die Hand. Der war seit 1947 in der Klinik untergebracht. Dabei stößt Tim auf die Beziehung zwischen Janke und Evelyn. Zusammen mit zwei Begleitern macht sich Tim auf die Suche.
Das Buch beinhaltet einerseits die Reise Tims, anderseits - in anderer Schriftart - das Leben von Karl Janke. Letzteres zeugt von intensiver Recherche des Autors. Dazu gehört auch, dass er Originaldokumente verwendet hat.
In dem Roadtrip der Gegenwart werde ich in die Feinheiten der Immobilienwirtschaft eingeführt. Das klingt dann so:

„...Aber die Aufmachung im Vorfeld, um die Kunden ins Boot zu holen, also der Anstrich des Boots ist eigentlich wichtiger als die Auskunft, wohin die Fahrt geht. Und das Beste: Unsere Passagiere zahlen nicht nur für die Überfahrt, sie rudern auch selbst...“

Tim findet Evelyn. Die alte Dame bringt sein Leben für wenige Tage völlig durcheinander. Sie weiß sich durchzusetzen und ihre Ziele deutlich zu formulieren. Sie möchte an den Nil. Erst einmal tingeln sie durch Sachsen und Brandenburg und erleben eine Menge Überraschungen. Evelyn verspricht Tim Informationen über Janke, also muss er sie bei Laune halten. Eines Tages redet sie Klartext mit Tim.

„...Also, der Janke in Ihrem Alter, der hatte mehr Mumm und Zug. Schneiden Sie sich von ihm mal eine Scheibe ab und jammern Sie sich nicht ständig so durchs Dasein. Anderen Leuten geht’s auch nicht immer prächtig...“

Spannend war für mich das Leben Karl Jankes. Es erzählt von Krieg und Nachkriegszeit und vom Leben in der DDR. Letzteres erfährt dabei keine Wertung. Manchmal wirkt es wie eine Persiflage. Ich denke dabei insbesondere und die Rede des Bezirkssekretärs vor den Kranken am ersten Mai. Ich habe mich köstlich amüsiert, kann mir aber vorstellen, dass das genauso abgelaufen ist. Anderseits werden Begriffe aus dem DDR – Alltag wie selbstverständlich verwendet. Auch die Lieder der Zeit klingen an.
Jankes physikalische Ideen hätte ich mir stellenweise etwas ausführlicher gewünscht.Das betrifft vor allem den von ihm beschriebenen Antrieb. Ich weiß, was er nicht war, aber leider nicht, wie er funktionieren sollte.
Ab und an hatte er erstaunliche Geistesblitze.So zieht er aus dem Verhalten der Supermächte folgende Schlussfolgerung:

„...Zwei mit Munition beladene Lastwagen rasten nebeneinander her, und es würde nur eine Frage der Zeit sein, dass sie miteinander kollidierten oder am Ende der Gasse in die Mauer donnerten...“

Janke hatte in Hubertusburg teilweise Sonderrechte. Obwohl er Patient war, durfte er seinen Forschungen nachgehen. Ernst genommen hat man ihn allerdings nicht. Klar wird, dass sein Leben durch den Krieg geprägt war. Er hatte sich auf die Fahne geschrieben, dass seine Erfindungen nur zu friedlichen Zwecken genutzt werden durften und ohne Atomkraft auskommen mussten.
Es passt, dass die beiden Handlungsstränge jeweils durch eine stilisierte Rakete getrennt werden.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich habe nicht nur vieles über Karl Janke erfahren, sondern auch auf den Roadtrip Orte kennengelernt, die es sicher zu besuchen lohnt.

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Veröffentlicht am 04.06.2022

Spannender Krimi

Koks im Kiel
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„...Ein dumpfer Schlag von unten. André knallt mit seiner Brust auf das Steuerrad. […] Das Schiff ist gegen etwas Hartes geprallt...“

Noch ahnt André nicht, was die Folgen dieser Kollision sein werden. ...

„...Ein dumpfer Schlag von unten. André knallt mit seiner Brust auf das Steuerrad. […] Das Schiff ist gegen etwas Hartes geprallt...“

Noch ahnt André nicht, was die Folgen dieser Kollision sein werden. Das Schiff hat sie relativ gut überstanden, aber im Kiel erwartet sie eine Überraschung.
Der Autor hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen, zumal sie etwas anderes aufgebaut ist wie sonst üblich.
Der Schriftstil passt sich dem Genre an. Er sorgt für einen hohen Spannungsbogen.
Nach Jahren sehen sich Franz und André wieder. Beide waren einst Anwälte, haben aber nicht ganz freiwillig den Beruf an den Nagel gehängt. André wird so beschrieben:

„...André ist ziemlich groß, fast eins neunzig und hat etwas zugelegt Früher war er schlank, jetzt ist da ein deutlicher Bauchansatz. Er ist blond mit welligen Haar...“

Franz betreibt eine Bootswerft. André sucht eine neue Herausforderung. Als ihm preiswert eine Segeljacht angeboten wird, greift er zu. Der obige Unfall ereignet sich bei der Überfahrt nach Mallorca. Im Kiel des Bootes, der sich durch den Unfall verbogen hat, entdecken die Segler Kokain. Einige Päckchen sind ins Meer gerutscht. Sie legen diese zurück.
Was tun? André wendet sich an Franz. Der lässt seine Kontakte spielen und organisiert eine Überwachung des Abtransports. Dabei identifizieren sie den Schmuggler.
Das Buch zeichnet sich dadurch aus, dass das Vorgehen von Franz und seinen Leuten detailliert beschrieben wird. Als Leser bin ich immer nahe dabei. Auch die Diskussionen über das weitere Vorgehen darf ich verfolgen. Zunächst will man die Füße still halten, um nicht ins Schussfeld der Täter zu geraten.
Dann aber ändert sich plötzlich die Lage. Jetzt ist schnelles Handeln gefragt.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie gibt einen guten Einblick in die Welt der Drogenschmuggler und zeigt, welche Folgen unbedachte Alleingänge haben können.

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Veröffentlicht am 26.05.2022

Spannender Krimi

Eileens Ende
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„...“Montagnacht ist sie gefunden worden – auf der Straße.“ Er legte beide Hände um das Whiskyglas. „Der Rettungsarzt konnte nur noch den Tod feststellen.“...“

John hat sich ein Leben als Musiker aufgebaut. ...

„...“Montagnacht ist sie gefunden worden – auf der Straße.“ Er legte beide Hände um das Whiskyglas. „Der Rettungsarzt konnte nur noch den Tod feststellen.“...“

John hat sich ein Leben als Musiker aufgebaut. Der Tod seiner Mutter kommt zwar plötzlich, aber er hat sie als Alkoholikerin in Erinnerung. Das dürfte sie umgebracht haben. John fährt mit seiner deutschen Freundin Ines zurück in die Heimat nach Irland.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Das Buch ist aber mehr als Krimi. Es erzählt eine Familiengeschichte und das Leben einer starken Frau.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er bringt das Flair der grünen Insel sehr gut herüber.
In Irland trifft John seinen Bruder Jeffrey, der in Amerika lebt. Der hatte in den letzten Jahren Kontakt zur Mutter und weiß, dass sie ihr Alkoholproblem in den Griff bekommen hat.
Mehr und mehr wird deutlich, welch starke Frau Johns Mutter war. Sie hat die beiden Jungen allein großgezogen und sich gegen die offizielle Meinung zur Wehr gesetzt. Uneheliche Kinder waren vor wenigen Jahren in Irland ein Makel.
Je mehr John über seine Mutter erfährt, desto sicherer ist er sich, dass bei ihrem Tod jemand nachgeholfen haben muss.

„...Wenn er einfach trauern würde, wäre es für alle einfacher. Aber wie hieß es so schön? Wer hat gesagt, dass das Leben einfach ist?...“

Ines bringt sich gekonnt in die Ermittlungen ein. Sie sucht Gespräche mit den Arbeitskollegen und mit dem Vermieterehepaar. John wendet sich auch an die Polizei. Die aber blockt ab.
Bei den Ermittlungen lernt John seine Mutter ganz neu kennen. Er bekommt auch mit, dass sie seine Karriere verfolgt hat.
Zusammen mit John und Ines wandere ich durch die Gegend um Galway und erfahre Etliches über ihre Sehenswürdigkeiten.
Eine besondere Rolle im Buch spielt die Musik. Sie hat auch das Leben von Johns Mutter begleitet.
Am Ende bleibt keine Frage offen. Der Mord ist aufgeklärt. Das Motiv macht betroffen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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