Profilbild von Tamagotchi

Tamagotchi

Lesejury Star
offline

Tamagotchi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Tamagotchi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.06.2022

Aufgeben oder kämpfen?

Die Landärztin - Der Weg ins Ungewisse
0

Dr Thea Graven ist ihrem vollkommenen Glück sehr nah, als ein schwerer Schicksalsschlag sie trifft. Sie steht kurz vor der Heirat mit Georg, als sie sich plötzlich immer schwächer fühlt, was in der Diagnose ...

Dr Thea Graven ist ihrem vollkommenen Glück sehr nah, als ein schwerer Schicksalsschlag sie trifft. Sie steht kurz vor der Heirat mit Georg, als sie sich plötzlich immer schwächer fühlt, was in der Diagnose 'Kinderlähmung' mündet. Thea muss um ihr Leben kämpfen und hat Erfolg, aber es bleiben Lähmungen zurück, die sie psychisch so treffen, dass sie sich aufgibt. Nur dank des selbstlosen Einsatzes ihrer Schwester Katja empfindet sie nach und nach wieder Freude am Leben....
Am Schreibstil der Autorin gibt es nichts auszusetzen, der Roman liest sich flüssig und erfasst alle Details, besonders auf der Gefühlsebene. Spannung ist auch vorhanden, denn man möchte immer weiter lesen, um zu sehen, ob alles wieder besser wird. Manchmal hatte ich sogar ein Tränchen der Rührung im Auge. Was mir nicht so gut gefällt, ist die Voraussehbarkeit vieler Handlungen, wirklich überraschend ist wenig. Es könnte ja auch mal etwas nicht so gut laufen....Besonders am Ende passt alles optimal zusammen, nichts geht schief, sogar Geld ist kein Problem in dieser wirtschaftlich schweren Zeit. Das war mir eindeutig zu viel Gelingen.
Dem Roman liegen intensive Recherchen zu Grunde, so habe ich sehr viel über die Gefährlichkeit der Kinderlähmung erfahren, was mir bisher nicht in seinem ganzen Ausmaß bekannt war. Und auch die Überschreitung der Regeln in Kinderheimen hat meinen Wissensstand erweitert.
Alles in allem muss ich sagen, dass mir die Reihe um Friederike Matthée derselben Autorin besser gefallen hat, da sie irgendwie realistischer war. Trotzdem war dieses Buch lesenswert und ist etwas fürs Herz.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.05.2022

Cosy Crime au Périgord

Kalte Blüten
0

Dies ist der zweite Kriminalroman um die sympathische Kommissarin Marie Mercier, die nach ihrem Sabbatjahr nun endgültig Paris verlassen hat, um im Périgord zu arbeiten, wo sie den Hof ihrer Großmutter ...

Dies ist der zweite Kriminalroman um die sympathische Kommissarin Marie Mercier, die nach ihrem Sabbatjahr nun endgültig Paris verlassen hat, um im Périgord zu arbeiten, wo sie den Hof ihrer Großmutter renoviert hat und wo auch ihr Herz wohnt. Sie leitet nun das Kommissariat der Region.
Bei Bauarbeiten für eine Ölmühle wird ein Skelett freigelegt, sodass die Polizei ermitteln muss. Marie sieht sich jedoch bei den Besitzern des Grundstücks schroffer Abwehr ausgesetzt, als ob irgendetwas verborgen bleiben sollte. Das Grundstück gehört vier Schwestern, den Barthes Schwestern.
Julie Dubois Schreibstil ist flüssig und mitreißend. Man liest immer weiter, als würde man sonst etwas verpassen. Dabei läuft aber alles sehr gemächlich ab, keine Action-Szenen oder wilde Schießereien. Sehr intensiv ist auch das Lokalkolorit, das die spezielle Atmosphäre dieser französischen Region im Südwesten Frankreichs treffend einfängt.
Die Spannung entwickelt sich langsam, am Anfang für mich sogar zu schleppend, aber sie nimmt stetig zu und hält bis zum Ende an, zwischendurch gibt es noch so einige überraschende Wendungen. Als Leser kann man auch gut miträtseln, wer als Täter in Frage kommt. Das ist für mich immer sehr verlockend und hat mir gut gefallen. Dieses Mal lag ich allerdings lange falsch und wurde in Erstaunen versetzt, denn mit diesem Täter hatte ich nicht gerechnet.
Fast alle Figuren sind sympathisch gezeichnet, so dass man sich dadurch in diesem Dorf heimisch fühlt. Es gibt auch bizarre Charaktere, wie z.B. Rose, eine alte Dame, die immer bestens informiert ist und sich gemäß ihres Namens stets in rosa kleidet. Auch Georges ist ein Ausnahmecharakter, denn man trifft ihn selten ohne seinen besten Freund, das Trüffelschwein Augustine, an. Ihn möchte ich hier besonders hervorheben, denn die Szenen mit ihm bringen den Leser immer wieder zum Schmunzeln.
Es geht auch um kulinarische Genüsse, was mich im Allgemeinen nicht stört. Wenn aber Rezepte mit Gänsestopfleber verherrlicht werden, ist mir das ein Störfaktor, denn man weiß, dass dies mit Tierquälerei einhergeht.
Alles in allem ein gemütliches Krimigeschehen, das den Leser gut unterhält.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 02.05.2022

Plötzliches Ende eines ambitionierten Lebens

Der große Fehler
0

Andrew Haswell Green, der Schöpfer des großartigen Central Parks in New York, wuchs im ländlichen Milieu unter ärmlichen Umständen auf. Seine Mutter starb, als er 12 war, und sein Vater kann ihm die Mutter ...

Andrew Haswell Green, der Schöpfer des großartigen Central Parks in New York, wuchs im ländlichen Milieu unter ärmlichen Umständen auf. Seine Mutter starb, als er 12 war, und sein Vater kann ihm die Mutter nicht ersetzen. Im Gegenteil, er wird vom Vater regelmäßig geschlagen und bekommt viel Arbeit und Verantwortung aufgebürdet. Er nimmt dies alles hin, indem er versucht, seine Aufgaben zu optimieren. Prägend für ihn sind sein Ordnungssinn und seine Verträumtheit. Als er sich seinem Freund Sam zu sehr nähert, verbannt ihn sein Vater nach New York, unter dem Vorwand, dass er dort mehr Geld verdienen könne. Auch dort erwartet ihn ein hartes und entbehrungsreiches Leben, aber sein unentwegter Ehrgeiz lässt ihn aufsteigen, so dass er schließlich großen Anteil an der Gestaltung New Yorks hat.
Der vordergründige Fehler liegt darin begründet, dass Green im Alter von 83 Jahren durch einen Irrtum vor seiner Haustür erschossen wird. In Andrews Leben haben sich jedoch noch mehr Fehler ereignet, so dass der Titel eine Mehrfachbedeutung hat. So ist das Buch im Prinzip eine Biographie, die Andrews vielseitiges und ambitioniertes Leben beleuchtet. Nach und nach erschließen sich dem Leser immer mehr Details aus der Vergangenheit Die Ermittlungen zum Mordmotiv sind eher Nebensache, werden aber durch den zeitweise schwächelnden Inspektor McClusky aufgeklärt.
An den Schreibstil musste ich mich zunächst gewöhnen, denn die Sätze sind teilweise sehr lang und verschachtelt, so dass ich anfangs einiges mehrfach gelesen habe. Aber es lohnt sich, denn man findet sich in einer anderen Welt wieder, die Inhalte der mitunter anspruchsvollen Sätze sind sehr prägnant und spiegeln die Charaktere hervorragend wieder.
Der permanente Perspektivwechsel zwischen Andrews Kindheit und Jugend auf der einen Seite und sein Leben rückblickend in New York auf der anderen Seite haben mich teilweise etwas verwirrt. Enttäuschend fand ich, dass einige Nebenhandlungsstränge einfach im Sande verliefen, während man gern noch mehr erfahren hätte.
Sehr informativ hingegen fand ich die historische Betrachtung des Lebens zu jener Zeit, die Schilderung des damaligen New York und auch die missliche Lage der Homosexuellen in dieser Zeit.
Alles in allem fand ich das Buch sehr packend und informativ, die Lektüre hat mich mit ausdrucksstarken Charakteren bekannt gemacht. Eine klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.04.2022

Zurück zu den Wurzeln

Auf der Straße heißen wir anders
0

Aber wo sind die Wurzeln wirklich? Karla ist die Tochter des in Deutschland lebenden Armeniers Avi und einer Deutschen, die Eltern sind geschieden, Karla ist dem sozialen Brennpunkt Bremen-Nord, wo sie ...

Aber wo sind die Wurzeln wirklich? Karla ist die Tochter des in Deutschland lebenden Armeniers Avi und einer Deutschen, die Eltern sind geschieden, Karla ist dem sozialen Brennpunkt Bremen-Nord, wo sie viel einstecken musste, entkommen.
Anlässlich der Beerdigung ihrer Großmutter Maryam lernt Karla armenische Beerdigungsrituale kennen und realisiert, wie wenig sie über die Wurzeln ihres Vaters weiß. Im Nachlass der Großmutter findet sich ein goldener Armreif, den die Familie nach ihrem Tod in die armenische Hauptstadt Yerewan zu Lilit Kuyumcyan bringen soll. Nach anfänglichem Ablehnen willigt Avi schließlich ein, mit seiner Tochter nach Armenien zu fliegen, um das Testament zu erfüllen.
Zum Erstaunen seiner Tochter blüht Avi in Armenien auf, verändert sich regelrecht und saugt in seiner realen Heimat alles auf. Sehr schnell fühlt er sich zu Hause angekommen und verhält sich wir die Einheimischen. Die Relation Vater-Tochter verändert sich in positiver Weise.
Da ist sehr viel Hintergrundinformation in diesem Buch gespeichert, was mir sehr gut gefallen und meinen Horizont erweitert hat, sowohl landeskundlich, aber vor allem historisch. Es war sehr ergreifend über den unfassbaren Genozid an den Armeniern zu lesen.
Wenn man Avis Kindheit betrachtet, kann man sich erklären, warum er Defizite in seiner Gefühlswelt entwickelt hat und emotionale Annäherung ihm schwerfällt.
Der Schreibstil der Autorin ist gut verständlich und gibt die jeweiligen Situationen sehr präzise wieder. Die Beschreibungen der einzelnen Szenen sind intensiv und atmosphärisch. Als Leser hat man das Gefühl, in der Erzählung anwesend zu sein. Allerdings haben mich die ständigen Zeitsprünge bisweilen irritiert.
Auf jeden Fall ist das Buch sehr lesenswert und hinterlässt bleibende Eindrücke, gerade in der heutigen Zeit.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.04.2022

Spannend und ungewöhnlich

Das falsche Urteil
0

Ungewöhnlich ist dieser Krimi, weil er fast ohne große Aktionen auskommt. Van Veeteren hat das Gefühl, dass die verstümmelte Leiche eines gerade aus dem Gefängnis entlassenen Doppelmörders vielsagend ist. ...

Ungewöhnlich ist dieser Krimi, weil er fast ohne große Aktionen auskommt. Van Veeteren hat das Gefühl, dass die verstümmelte Leiche eines gerade aus dem Gefängnis entlassenen Doppelmörders vielsagend ist. Er glaubt nicht an dessen Schuld und nimmt die Ermittlungen zu diesem Cold Case wieder auf.
Der Kommissar merkt, dass das Heimatdorf des Täters ihn gern in der Rolle des Schuldigen sah, sie hielten zusammen und die Gruppendynamik tat ein übriges. Aber wer ist der wahre Täter?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere