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Veröffentlicht am 31.05.2022

Überall Betrug

Betrug
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Zum Inhalt:
Úrsúla Aradóttir kehrt nach jahrelanger Arbeit für Hilfsorganisationen in Krisenregionen nach Island zurück, um mehr Zeit mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern zu verbringen. Als neue Aufgabe ...

Zum Inhalt:
Úrsúla Aradóttir kehrt nach jahrelanger Arbeit für Hilfsorganisationen in Krisenregionen nach Island zurück, um mehr Zeit mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern zu verbringen. Als neue Aufgabe erhält sie schon bald das Angebot des Premierministers, übergangsweise, als Parteilose den Posten der Innenministerin zu übernehmen. Úrsúla erkennt darin eine Chance, etwas in diesem Amt für die Hilfsorganisationen zu bewirken. Euphorisch stürzt sie sich auf die Arbeit und lehnt zunächst auch den Chauffeur und somit ihren Schutz ab. Doch es kommt alles anders als sie denkt, denn gleich an ihrem ersten Tag im Amt wird sie von einer Mutter um Unterstützung bei der Aufklärung in dem Fall ihrer Tochter gebeten, diese wurde von einem Polizisten vergewaltigt. Ùrsùla verspricht sich darum zu kümmern und ahnt nicht, dass sie damit eine gefährliche Lawine lostritt. Da sie aber auch noch ein heißes Eisen ihres Vorgängers aus dem Feuer ziehen muss, kommt so einiges auf sie in diesem ungewohnten Spiel der Macht zu.

Meine Meinung:
Zunächst erst mal, dies ist mein erstes Buch der Autorin Lilja Sigurdardòttir, aber ich habe nur Gutes von ihrer Island Trilogie gehört und das machte mich neugierig auf die Autorin.
Tja und nun bin ich hin- und hergerissen. Was soll ich von diesem Buch halten? Erwartet habe ich einen hochdramatischen Thriller. Erhalten habe ich einen guten Roman, der sehr langsam an Spannung gewinnt, die fast erst zum Ende auftaucht.
Die Autorin packt in diesem Roman viele komplexe Figuren, Handlungen und Themen, die alle eine wichtige Rolle spielen und verbindet diese wirklich absolut gekonnt und hier geht es nicht nur um einen Betrug, sondern um mehrere. Leider hat man aber viele Seiten lang das Gefühl, dass sich nicht wirklich etwas Interessantes abspielt. Kleine Anspielungen oder Vorkommnisse lassen aber erahnen, was wie warum zusammenhängt und dies hat die Autorin im letzten Drittel des Buches dann wirklich rasant und spannend rübergebracht, was ich schon fast nicht mehr erwartet hatte. Da mich aber die Authentizität der einzelnen Figuren, die Komplexität der Story, auch der etwas langatmige Teil dennoch gut unterhalten und sich die Spannung zum Abschluss doch noch gezeigt hat, vergebe ich gerne 4 Sterne.

Fazit:
Komplexe Story, in der sich die Spannung sehr langsam aufbaut und man schon bald einiges erahnt, aber dennoch gut unterhalten wird.

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Veröffentlicht am 24.05.2022

Realitätsnaher Blick in die Vergangenheit

Die Dorfschullehrerin
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Zum Inhalt:
1964 lebt Helene mit ihrer Tochter Marie bei ihrer Großtante in Frankfurt als ihr angeboten wird, die Schule in Kirchdorf als Direktorin zu übernehmen. Da sie sich von Tobias getrennt hat, ...

Zum Inhalt:
1964 lebt Helene mit ihrer Tochter Marie bei ihrer Großtante in Frankfurt als ihr angeboten wird, die Schule in Kirchdorf als Direktorin zu übernehmen. Da sie sich von Tobias getrennt hat, befürchtet sie, dass ihre Gefühle sie behindern könnten, dennoch ergreift sie die Chance des beruflichen Aufstiegs. Schon bald muss sie sich einer gewaltigen beruflichen Herausforderung stellen, denn eine Umstrukturierung der Schulen steht bevor und Tochter Marie fühlt sich immer mehr vernachlässigt. Aber auch ihre Freundin Isabella braucht ihre Freundin Helene jetzt mehr denn je. Aufregende Zeiten brechen in dem kleinen Kirchdorf an der innerdeutschen Grenze an.

Meine Meinung:
Der 1. Teil war schon interessant, doch im zweiten Teil passiert so viel mehr.

Das Leben auf dem Land und vor allem in Nähe der innerdeutschen Grenze ist für die Bewohner hart und Neuerungen werden skeptisch abgelehnt. Als Dorfkind fühlte ich mich beim Lesen des Buches teilweise wie in meine eigene Vergangenheit zurückversetzt. Ich konnte mir die kleine Dorfschule genauso wie die Umstrukturierung zu einer großen Schule sehr gut vorstellen, da ich es erlebt habe. Helene erinnerte mich mit ihren Lehrmethoden und den Einsatz für ihre Schüler an eine ehemalige Lehrerin. Verständlich, dass mit ihren neuen Aufgaben wenig Zeit für Marie bleibt, dennoch lief Marie mir hier etwas zu sehr nebenher. Ihre Freundin Isabella wagt ebenfalls einen beruflichen Wandel und mit der Freundschaft zu dem farbigen GI Bill tauchen ganz neue Probleme auf. Die Bewohner sind nicht ganz einfach und haben so ihre Ecken und Kanten, hadern mit den Gegebenheiten, sind klatschhaft, haben aber auch Respekt, sie sind so typisch menschlich. Was die Geschichte so ausgewogen macht, sind die vielen kleinen und großen Probleme, aber auch die Entwicklungen der Protagonisten und der einzelnen Figuren, die meist so authentisch beschrieben sind, dass ich das Gefühl hatte alles hautnah mitzuerleben. Sicherlich spielten hier auch meine Kindheitserinnerungen eine Rolle.

Da Eva Völler die Liebe am Herzen liegt, kam ihr schriftstellerischer Erfindungsreichtum zum Schluss nochmal zum Höhepunkt.

Fazit:
Der 2. Teil um die Dorfschullehrerin ist abwechslungsreich und unterhaltsam.

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Veröffentlicht am 20.04.2022

Philosophische Weisheiten

Der Geschichtenbäcker
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Zum Inhalt:
Sofie kann von einem Tag auf den anderen nicht mehr tanzen. Als gefeierter Ballettstar ein herber Schlag, der sie in eine tiefe Krise stürzt. Was soll nur aus ihr werden? Als Arbeitslose gezwungen ...

Zum Inhalt:
Sofie kann von einem Tag auf den anderen nicht mehr tanzen. Als gefeierter Ballettstar ein herber Schlag, der sie in eine tiefe Krise stürzt. Was soll nur aus ihr werden? Als Arbeitslose gezwungen sich eine Arbeit zu suchen, gelangt sie in die Bäckerei von Giacomo, der eine Aushilfe sucht. Eigentlich will sie den Aushilfsjob gleich wieder kündigen, doch Giacomo fasziniert sie mit seiner Liebe zum Teig, genauso empfindet sie für das Tanzen. Giacomo ahnt wie es in Sofie aussieht und bringt sie mit seinen Lebensweisheiten, Geschichten und dem Tanz der Hände auf dem Brotteig langsam dazu sich für neues zu öffnen.

Meine Meinung:
Das Cover harmoniert wunderbar zu dem Buch „Der Buchspazierer“ und so ist es auch nicht verwunderlich, wenn uns am Anfang der Geschichte auch Carl Kollhoff kurz über den Weg läuft. Carsten Henn versteht es, mit seinem ausdrucksvollen Schreibstil ein Wohlgefühl zu erzeugen und das Buch wirkt wie eine Umarmung.
Giacomo, der Bäcker lebt für seinen Teig und das Backen, er findet heraus, wie er für jeden das richtige Brot macht und will sein Wissen gerne weiter vermitteln, so trifft er auf Sofie, die ihren Beruf nicht mehr ausführen kann und in eine tiefe Krise stürzt.
Giacomo hat mich begeistert, ein liebenswürdiger, einfacher Mann, der das Leben mit seinem Teig und dem Brot vergleicht. Dessen Liebe zu seiner täglichen Aufgabe man Wort für Wort spürt. Fast glaubte ich während des Lesens das frische Brot zu riechen und zu schmecken.
Die zweite Protagonistin, Sofie, konnte mich leider nicht so für sich einnehmen. Teils konnte ich es zwar nachvollziehen wie sie sich fühlt, aber wie sie ihren Mann immer wieder von sich gestoßen hat, empfand ich nicht für richtig, auch wenn sein Beruf sie schmerzlich an ihr früheres Leben erinnert. Dies kostete Sympathiepunkte. Während mit der mürrischen Elsa und der kleinen Anouk authentische Figuren ins Spiel gebracht wurden, die die Geschichte zusätzlich bereichern.

Fazit:
Ein Wohlfühlbuch mit Schwächen, die aber von dem ausdrucksstarken Schreibstil wett gemacht wurden.

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Veröffentlicht am 15.04.2022

Das Leben von Lenni und Margot in 100 Bildern

Die hundert Jahre von Lenni und Margot
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Zum Inhalt:
Die 17-jährige Lenni liegt auf der Mai Station im Krankenhaus. Intern bezeichnet man ihren Zustand als „terminal“, bedeutet: „Kind mit einer lebensverkürzenden Krankheit“. Sie gestaltet ihren ...

Zum Inhalt:
Die 17-jährige Lenni liegt auf der Mai Station im Krankenhaus. Intern bezeichnet man ihren Zustand als „terminal“, bedeutet: „Kind mit einer lebensverkürzenden Krankheit“. Sie gestaltet ihren langweiligen Alltag damit, das Krankenhaus zu erkunden und so trifft sie in der Kapelle auf Pater Arthur, den sie mit ihren Fragen selbst zum Nachdenken bringt, freundet sich mit dem Hausmeister und der neuen Krankenschwester an und begegnet der 83-jährigen Margot auf dem Flur. Als ein Kunstkurs im Krankenhaus angeboten wird, treffen Margot und Lenni erneut aufeinander. Beide dem Tode geweiht, stellen sie fest, dass sie zusammen genau 100 Jahre gelebt haben und beschließen für jedes ihrer Lebensjahre ein Bild zu malen und die dazugehörige Geschichte sich zu erzählen. Voller Tatendrang machen sie sich ans Werk, bleibt ihnen die Zeit, ihr Ziel auch zu erreichen?

Meine Meinung:
Etwas zögerlich wagte ich mich an das Buch, denn schließlich geht es hier auch um Krankheit und Tod eines Kindes. Aber die Autorin Marianne Cronin schaffte mit ihrem Roman eine wunderbare Geschichte. Lenni überzeugt durch ihre aufgeweckte und forsche Art, mit der sie auch, aber nicht nur Pater Arthurs Leben bereichert und ihr Schicksal ohne Wehklagen annimmt, harmonisch ergänzt wird das Ganze mit Margot, die mit ihrer ruhigen und freundlichen Art natürlich wirkt. Da die hundert Bilder die Lebensgeschichte der beiden erzählen erfährt man so nach und nach, wie das Leben von Margot und Lenni verlaufen ist. Natürlich überwiegt hier die Erzählung von Margots Leben, da sie älter ist und mehr erlebt hat, aber auch Lenni ist so einiges widerfahren. Kurze Kapitel bringen uns die beiden, mal harmonisch, traurig, unkonventionell und witzig, Seite für Seite näher. Zwar sah ich am Anfang meine Erwartungen nicht erfüllt, aber nach und nach habe ich die beiden Protagonisten und andere Figuren in mein Herz geschlossen und zum Schluss konnte ich vieles rückblickend besser verstehen. Ein tiefes Gefühl der Ruhe und Ausgeglichenheit hat bei mir der letzte Satz über Margot hinterlassen, denn auch welche Reise sie antreten wird, sie geht sie voller Zuversicht.

Fazit:
Eine berührende Hommage ans Leben mit zwei außergewöhnlichen Protagonisten.

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Veröffentlicht am 11.04.2022

Lucys Leben wird zerstört

Sturmopfer
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Zum Inhalt:
Auf den Klippen nähe Skentel an der Küste Südenglands lebt Lucy Locke mit ihrem Mann Daniel und ihren beiden Kindern Billie und Fin. Als Lucy in ihrem Haus auf den Klippen sitzt und die Buchhaltung ...

Zum Inhalt:
Auf den Klippen nähe Skentel an der Küste Südenglands lebt Lucy Locke mit ihrem Mann Daniel und ihren beiden Kindern Billie und Fin. Als Lucy in ihrem Haus auf den Klippen sitzt und die Buchhaltung durchgeht, bahnt sich für ihre Familie ein Unglück an. Ihr Mann Daniel ist mit seinem Boot trotz Sturmwarnung aufs Meer gefahren und musste einen Notruf absetzen. Während sich die Seenotrettung aufmacht, um nach Daniel zu suchen, will Lucy ihre Kinder aus der Schule holen. Zu ihrem Entsetzen scheint Daniel die Kinder jedoch mit auf das Boot genommen zu haben. Das Boot wird zwar gefunden, jedoch ohne Daniel und die Kinder, ein erweiterter Suizid scheint nicht ausgeschlossen, doch daran glaubt Lucy auf keinen Fall und setzt alles daran, dass trotz Sturm nach ihrer Familie gesucht wird. Detective Abraham Rose ermittelt indes im Umfeld der Familie Locke und entdeckt dabei so einiges, was seinen Verdacht erhärtet. Fieberhaft versucht Lucy den Grund für Daniels Verhalten zu erfahren, denn sie weiß, dass Daniel ihr nie so etwas antun würde.

Meine Meinung:
Sturmopfer ist mein erstes Buch des Autors Sam Lloyd und ich war gespannt, was sich hinter dem Titel sowie den Untersatz „Ein Boot. Drei Vermisste. Eine fatale Entscheidung“ verbirgt.
Begonnen wird mit einer Art Brief oder Gedanken, in dem klar ersichtlich ist, dass jemand einem anderen Menschen Leid zufügen wird. In Anbetracht des Klapptextes vermutet man Daniel dahinter. Zwischen den einzelnen Kapiteln erscheinen immer wieder in kursiver Schrift diese Gedanken, die versuchen, die Beweggründe für dieses Handeln zu erklären. Leider war mir außer der Tochter Billie und Sohn Fin kein Protagonist oder Figur so wirklich sympathisch. In Lucys Gefühlswelt konnte ich mich teilweise gut einfinden, sie wirkte allerdings manchmal zu beherrscht auf mich. Dennoch gab es Stellen, die mir die Tränen in die Augen trieben und die ständige Frage nach dem Warum beschäftigte mich. Trotz der Dramatik, die gleich zu Beginn des Buches einzieht, fehlte mir jedoch irgendwie die Spannung, diese kam erst langsam im Laufe der Geschichte auf und schaffte es doch noch, mich zum Ende hin zu fesseln. Der Abschluss des Buches war noch einmal sehr gefühlvoll, erklärte einiges und rundete die Geschichte ab.

Fazit:
Interessanter Thriller, der erst zum Ende hin spannend wird.

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