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Veröffentlicht am 04.10.2022

Machen.

Kochen am offenen Herzen
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Max Strohe, bekannt als Fernsehkoch und Träger des Bundesverdienstkreuzes, schildert hier sein Leben. Er beginnt mit der Ausbildung zum Koch, weil er zwei mal in der Schule sitzen geblieben ist. Er koche ...

Max Strohe, bekannt als Fernsehkoch und Träger des Bundesverdienstkreuzes, schildert hier sein Leben. Er beginnt mit der Ausbildung zum Koch, weil er zwei mal in der Schule sitzen geblieben ist. Er koche ganz gerne, zusammen mit der Familie, das war die Idee. Doch er scheitert in seiner Lehre, und er setzt sie woanders fort. Im Laufe der Jahre lernt er, zu genießen und entsprechend gut und kreativ zu kochen.
Wie es dazu kommt, beschreibt er als einen einzigen wilden Exzess. Ob er grade harte oder weiche Drogen nimmt, verrückten Sex hat, gutbürgerlich oder fastfoodmäßig kocht, oder ob er einfach sturzbetrunken unterwegs ist: Es ist alles gleich intensiv für ihn. Zwischen Berufsehre und Demütigung „verdünnisiert sich das Ich und fließt in die Entwässerung“. Das liest sich fast so intensiv wie es gelebt wurde. Strohe erzählt mit trockenem Humor und auch mit einer gewissen Distanz. Der Stil ist ebenso wild wie der Inhalt und gespickt mit Glanzlichtern. Manchmal verzichtet er auch komplett auf das Bilden ganzer Sätze und wirft nur noch mit Ausdrücken. Rasend schön.

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Veröffentlicht am 02.10.2022

Was leicht geht, ist richtig

Kerl aus Koks
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Für den kleinen Paul beginnt das Abenteuer des Lebens in Bayern auf dem Lande. Hier wird gegessen, gelärmt und gelacht. Paul ist glücklich. Eines Tages wird der Vierjährige von seiner Mutter abgeholt und ...

Für den kleinen Paul beginnt das Abenteuer des Lebens in Bayern auf dem Lande. Hier wird gegessen, gelärmt und gelacht. Paul ist glücklich. Eines Tages wird der Vierjährige von seiner Mutter abgeholt und sie fahren nach Dortmund. Der Papa, den Paul nun bekommt, ist Bergarbeiter. Sie leben in einer kleinen Wohnung. Die Familie ist groß, die Mutter nicht so recht zufrieden, aber der Vater liebt ihn. Paul wird auch hier glücklich, „im Pott“. Macken, so entdeckt er, machen Menschen schön.
Er ist nur dem Alter nach erwachsen, als er eine Lehre als Bauzeichner beginnt und später zum Wehrdienst eingezogen wird. Er lebt in WGs, Kommunen und besetzten Häusern. Er spielt Theater, macht Musik, restauriert alte Möbel, kommt mehrere Male beinahe ums Leben und hat zahllose Freundschaften und Liebesbeziehungen. Alles, was leicht geht, so entdeckt er, ist richtig.

Das ist so charmant beschrieben, dass man sich beim Lesen wünscht, die Kindheit Pauls möge nie enden. Der Stil ist angenehm zu lesen und die schrägen Typen, die Paul trifft, werden liebevoll und wertschätzend dargestellt.
Insgesamt ergibt sich ein Porträt der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik aus der Sicht eines unsteten, unpolitischen und kreativen Menschen, der aus kleinen Verhältnissen kommt. Pauls Geschichte vermischt sich in den späteren Erwachsenenjahren mit der Biografie des Autors: Michael Brandner ist heute ein bekannter Fernsehschauspieler. Dem Buch tut das nicht gut, denn man weiß nicht so recht, ob man nun eine Autobiografie oder eine fiktive Geschichte vor sich hat. Doch der kleine Paul, der so leicht zu begeistern ist, ist – mitsamt dem Coverfoto – ein ganz besonderes Highlight.

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Veröffentlicht am 31.07.2022

Spannende Unterhaltung für jugendliche Leserinnen

Als das Böse kam
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Die sechzehnjährige Juno lebt mit ihren Eltern und ihrem Bruder Boy (12) allein auf einer Insel in einem See. Die Außenwelt ist gefährlich, das haben sie von klein auf gelernt. Niemals verlassen sie ihre ...

Die sechzehnjährige Juno lebt mit ihren Eltern und ihrem Bruder Boy (12) allein auf einer Insel in einem See. Die Außenwelt ist gefährlich, das haben sie von klein auf gelernt. Niemals verlassen sie ihre Insel. Sie leben naturverbunden, ohne Fernsehen und Internet. Alles scheint in bester Ordnung, doch die Idylle bröckelt. Juno will mehr wissen. Sie lernt einen jungen Mann von außerhalb kennen und plötzlich wird ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Sie gerät in Lebensgefahr.

Juno ist eine sympathische Heldin, die den Dingen auf den Grund gehen will. Ihre Ideen und Pläne sind nicht immer zielführend und selten erfolgreich, aber sie lässt sich nicht unterkriegen. Das wird schnell sehr spannend. Der Hintergrund ist etwas abstrus, aber nicht unmöglich. Es fließt Blut und es gibt Tote, aber nicht allzuviel für einen so spannenden Thriller. Wegen der jungen Hauptperson ist das Buch für jugendliche Leserinnen besonders interessant.

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Veröffentlicht am 01.06.2022

Idyll und Crispr/Cas

Tiefes, dunkles Blau
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Zürich besitzt eine historische Altstadt und liegt idyllisch inmitten hoher Berge an einem See. Hier gibt es Festivals, Fahrräder und moderne Wissenschaft. Und hier lebt die Seepolizistin und Ermittlerin ...

Zürich besitzt eine historische Altstadt und liegt idyllisch inmitten hoher Berge an einem See. Hier gibt es Festivals, Fahrräder und moderne Wissenschaft. Und hier lebt die Seepolizistin und Ermittlerin Rosa Zambrano.

Als ein Toter aus dem See gefischt wird, führt die Spur in die Welt der Genforschung. Mit Hilfe der neuen Genschere Crisp/Cas ist es möglich, auch menschliche Gene so zu manipulieren, dass erbliche Krankheiten eliminiert werden.

Das Ambiente spielt eine eigene Hauptrolle in diesem Buch. Die Autorin schildert Zürich, die Umgebung und die Personen in einer literarischen, fast poetischen Sprache. Das macht das Lesen sehr angenehm, auch wenn zunächst nicht viel passiert. Dafür lernen wir Küche und Garten von Rosa Zambrano besonders gut kennen.

Dies ist ein Krimi für Leute, die Krimis eigentlich gar nicht so gern lesen. Brutalität und Gewalt, wie das Genre sie kennt, kommen hier kaum vor. Das Thema des Buches, die moderne Gentechnik und die Verantwortung der Wissenschaften, wird nur angerissen. Das ist schade. Der Mord wird zum Schluss aufgeklärt.

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Veröffentlicht am 09.05.2022

Moormorde

Nebel aus dem Moor
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In einem Dorf in der Nähe von Nordsee und Moor wird ein Einheimischer ermordet. Hinweise deuten auf eine lange zurückliegende Geschichte, an die niemand mehr denken will, außer einer psychisch erkrankten ...

In einem Dorf in der Nähe von Nordsee und Moor wird ein Einheimischer ermordet. Hinweise deuten auf eine lange zurückliegende Geschichte, an die niemand mehr denken will, außer einer psychisch erkrankten Frau ohne Gedächtnis. Ein auswärtiger Kommissar hilft dem lokalen Polizisten bei der Auflösung.

Die Geschichte ist gut und spannend erzählt. Die Personen sind glaubwürdig, teilweise widerlich glaubwürdig und manchmal auch bemitleidenswert. Während man rätselt. warum eine Person ins Dorf zurückgekehrt ist, passiert schon der nächste Mord, wieder mit Hinweis auf lange Zurückliegendes. Jemand wird entführt. Mehrere Dinge geschehen parallel, so gibt es immer wieder neue Spannung und Überraschungen.

Die Auflösung lässt aber neue Fragen zurück. Ob die in einer Fortsetzung Antworten finden?

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