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Veröffentlicht am 13.07.2022

Die Mordbereitschaft 5, ein besonderes Ermittlungsteam in Hamburg

Friedhofsengel
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Zwei ältere Damen werden in Hamburg in zwei unterschiedlichen Stadtvierteln erschossen. Beide Opfer sehen sich sehr ähnlich. Welche Verbindung gibt es? Wird es weitere Opfer geben?
Die Mordbereitschaft ...

Zwei ältere Damen werden in Hamburg in zwei unterschiedlichen Stadtvierteln erschossen. Beide Opfer sehen sich sehr ähnlich. Welche Verbindung gibt es? Wird es weitere Opfer geben?
Die Mordbereitschaft 5 ermittelt: zu diesem Team gehören u.a. die Kriminalkommissarinnen Stella Brandes und Banu Kurtoglu.

Eine Engelsfigur des Ohlsdorfer Friedhofs in Hamburg begrüßt die Leserinnen und Leser. Dadurch passt das Cover sehr gut zum Titel und zu Hamburg. Jedoch spielt der Friedhofsengel nur eine Nebenrolle in diesem spannenden Hamburg-Krimi.
Die Motivation des Täters beruht auf einer ungewöhnlichen aber wahren Begebenheit, die Regine Seemann sehr gelungen in ihrer Geschichte integriert hat.
Die Mordbereitschaft 5 ist aufgrund der Mitglieder ein sehr interessantes Team, das die aktuelle Gesellschaft gut repräsentiert: ein männlicher Leiter, zwei Frauen, eine davon mit Migrationshintergrund, und zwei Männer, einer davon mit besonderer Freizeitbeschäftigung.
Zusätzlich zur Ermittlung teilen die Leserinnen und Leser Freud und Leid mit Stella und Banu: das Eindringen in ihre Privatleben macht die beiden realer und authentischer. Es wirkt wie eine kriminale Fernsehserie, in der es in einer Folge um einen bestimmten Fall und in der gesamten Serie (oder zumindest Staffel) auch um das (Privat-)Leben des Ermittlerteams geht.

Dank eines flüssigen und lebhaften Schreibstil lässt sich dieser Krimi sehr gut lesen. Innerhalb eines Kapitels wechselt öfters die Perspektive, so dass man unterschiedliche Figuren begleitet. Dadurch wird noch mehr Spannung erzeugt und das Buch entwickelt sich schnell zu einem „page turner“, den man nicht liegen lassen kann.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.06.2022

Ein witziges und lehrreiches Abenteuer

Der Billabongkönig
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Der Billabongkönig Ben herrscht auf den Mangroven. Eines Tages braucht er einen Zahnarzt. Da er ängstlich ist, wird ihm den Zahnwächter Kaukasius, der seine Kunst beherrscht. Von da an ändert sich sein ...

Der Billabongkönig Ben herrscht auf den Mangroven. Eines Tages braucht er einen Zahnarzt. Da er ängstlich ist, wird ihm den Zahnwächter Kaukasius, der seine Kunst beherrscht. Von da an ändert sich sein Leben, sowie das Leben der anderen Einwohner der Mangroven.

Ein Highlight des Buches ist das Wechselgespräch zwischen dem Erzähler und dem Billabongkönig. Der Erzähler wird sehr oft von Ben unterbrochen, weil es seine Geschichte ist. Als Zeuge der Ereignisse fühlt sich Ben manchmal verpflichtet, sich einzuschalten, um sein Empfinden zu vermitteln. Dieses Zusammenspiel ist lustig. Jedoch manchmal ein bisschen verwirrend, wenn beiden zu sehr vom Thema abschweifen. Die Stellen sind unterschiedlich farbig vermerkt, sodass zum Beispiel Eltern und Kinder zusammen vorlesen können.

Die Geschichte ist pure Phantasie, da einige Tiere normalerweise nicht zusammenleben. Jedoch werden auch viele korrekten Details über die Tiere, ihre Umgebung und die erwähnten Orte weitergegeben. Zusätzlich werden Begriffe (z.B. Symbiose, Demokratie) und eigentlich abstrakte Konzepte (z.B. Gerechtigkeit, Unterwerfung…) und Themen angesprochen, über den es sich lohnt mit Kindern zu reflektieren. Aktuelle Ereignisse, wie der Krieg, können auch mit dieser Geschichte erklärt werden.

Die Illustrationen verdienen auch eine Erwähnung. Aufgrund von der Einteilung in längeren Kapiteln kann man dieses Buch nicht als Bilderbuch betrachten. Jedoch fast jede Seite enthält wunderschöne Zeichnungen. Einige Tiere und Ereignisse erhalten dadurch noch mehr Wirkung.

Dieses Buch lohnt sich in jeder Hinsicht. Das (Vor)Lesen, die Moral(e) und das damit verbundene Gesprächsstoff sorgen für eine gute und lehrreiche Zeit zwischen Eltern und Kindern.

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Veröffentlicht am 11.05.2022

6. Ermittlung für Madame le Commissaire

Madame le Commissaire und der tote Liebhaber
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Nach ihrer Rückenoperation und die Reha in Saint-Rémy-de-Provence ist Isabelle Bonnet zurück in Fragolin. Urlaub ist leider nicht angesagt, denn Fragolins Bürgermeister Thierry Blès wurde in Sanary-sur-Mer ...

Nach ihrer Rückenoperation und die Reha in Saint-Rémy-de-Provence ist Isabelle Bonnet zurück in Fragolin. Urlaub ist leider nicht angesagt, denn Fragolins Bürgermeister Thierry Blès wurde in Sanary-sur-Mer ermordet. Obwohl Isabelle und Thierry vor ihrer OP noch eine Beziehung hatten, gelingt es Maurice Balancourt Isabelle zu überzeugen, den Fall zu übernehmen.
Wer hat Thierry ermordet und wieso? Geld? Liebe? Ruhm?
Madame le Commissaire und ihr Assistent Apollinaire ermitteln am Tatort in Sanary und in Fragolin.

Es ist immer ein Vergnügen, ein Band dieser Krimireihe zu lesen: Spannung und Humor sind immer von der Partie.
Madame le Commissaire wirkt wie immer wie eine Superheldin. Gerade genesen und schon wieder bei der Arbeit mit diesem schwierigen Fall.
Apollinaire mit seinen Macken (und seinen Socken) lässt sich auch guten Ideen einfallen. Mit seiner tollpatschigen Art ist er mir sympathischer als Isabelle.
Pierre Martin gibt uns auch eine kleine Führung im Sanary der 1930. und 1940. Jahren. Die Stadt war nämlich ein wichtiges Exilzentrum für deutsche Emigranten, u.a. aus der Literaturszene.

Ein Frankreich-Krimi, der sich lohnt… Aber, ich empfehle die ersten 5 Bücher im Vorfeld zu lesen. So begreift man viel besser die Beziehung zwischen Isabelle Bonnet und Thierry Blès.

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Veröffentlicht am 11.05.2022

Ungewöhnlich und unterhaltsam

Garmischer Mordstage
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Eine idyllische Landschaft ist der Schauplatz einen ungewöhnlichen Mord: ein Toter wird auf einer Weide entdeckt. Kann der Stier Attila ihn so schlimm zugerichtet haben? Die Tierärztin Laura Schmerlinger ...

Eine idyllische Landschaft ist der Schauplatz einen ungewöhnlichen Mord: ein Toter wird auf einer Weide entdeckt. Kann der Stier Attila ihn so schlimm zugerichtet haben? Die Tierärztin Laura Schmerlinger bezweifelt es.
Wer war überhaupt der Tote und wieso war er in Garmisch? Übernachtet hat er in der Pension der Wieseggers. Gibt es vielleicht eine Verbindung?
Nach zwanzig Jahren wird der Rückkehr von Ben Wiesegger, der Sohn der Pensionsbetreiber, auch nicht gerne gesehen und lässt einige alten Wunden aufplatzen. Was geschah damals, dass heute immer noch Nachwirkungen auf der Gemeinschaft hat?

Mit seinem tollen Cover, das eine Erwähnung verdient hat, ist „Garmischer Mordstage“ ein unkonventioneller Bayern-Krimi mit Spannung und jeder Menge Humor. Schräge Figuren und unerwartete Situationen verleihen der Geschichte Würze. Mit seinem lockerer Schreibstil und zahlreichen köstlichen Stilfiguren und Wortbilder bringt Roland Krause jeden Leser mindestens einmal zum Schmunzeln… Ein Schmaus für das Gehirn… Bereit fürs Auskosten?

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Soziale (Un-)Gerechtigkeiten vor hundert Jahren

Die Postbotin
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Der Erste Weltkrieg ist zu Ende. Während die Männer als Soldaten für das Vaterland gekämpft haben, haben die Frauen ihre Arbeit übernommen. Wie ihr Vater vor ihr trägt Regine Briefe für die Reichspost ...

Der Erste Weltkrieg ist zu Ende. Während die Männer als Soldaten für das Vaterland gekämpft haben, haben die Frauen ihre Arbeit übernommen. Wie ihr Vater vor ihr trägt Regine Briefe für die Reichspost in Berlin aus. Obwohl sie als Postbotin sehr geschätzt ist, drohen ihr und ihren Kolleginnen die Kündigung, damit die von der Front zurückkehrenden Männer Arbeit bekommen. Regine will aber nicht kampflos aufgeben und sucht Unterstützung bei der Gewerkschaft, wo sie in Kurts Bann gerät.

In ihrem Roman „Die Postbotin“ erzählt Elke Schneefuss nicht nur über die Ungerechtigkeit, mit der die Briefträgerinnen des Berliner Postfuhramt konfrontiert wurden. Dort arbeitet zum Beispiel auch Regines beste Freundin Evi als Telefonistin. Sie muss sich nicht fürchten, durch Männer ersetzt zu werden. Aber, wie viele Frauen der Nachkriegszeit ist sie auf der Suche nach ihrem Bruder, der vom Krieg noch nicht zurückgekehrt.

In einem flüssigen und angenehmen Schreibstil entführt die Autorin die Leser*innen auf den Straßen vom Brunnenviertel im Berlin der Nachkriegszeit. Elke Schneefuss behandelt in ihrer viele interessante Themen der Epoche, wie die Ersetzbarkeit der Frauen und ihre Kampfmöglichkeiten in einer Welt, in der Männer wertvoller sind als Frauen waren. Dazu hat sie auch eine Menge Figuren geschaffen, die sich in Regines und Evis Bannkreis befinden und mit ihnen interagieren. Ob Lotte, Emma oder Bernardine, das teilweise tragische Schicksal der zahlreichen Nebenrollen wird oft angeschnitten, aber das Potential nicht ausgeschöpft. Auch im Bezug auf Regine und Evi bleiben viele Fragen unbeantwortet. Es wäre auf jeden Fall genug Material für ein weiteres Buch.

Trotz dieser Enttäuschung hat mir der Roman gut gefallen, weil die Geschichte eine ausgewogene Mischung von bewegender Fiktion und historischen Gegebenheiten aufweist. Der Epilog, der wie ein Nachwort klingt, stellt die Geschichte wieder in ihren zeitlichen und örtlichen Zusammenhang. Auch wenn die Situation der Frauen sich in den letzten hundert Jahren sich verbessert hat, sind der Kampf um soziale Gerechtigkeit und die Arbeitssuche noch brennend aktuelle Themen.

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