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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2022

Poetisch erzählte Folgen einer Liebesaffäre

Verheizte Herzen
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Ana ist Anwältin und verheiratet mit Kindern. Eines Tages ruft die Frau einer ihrer Klienten an, dass ihr Mann Connor verstorben ist. Bei der Frau mit Namen Rebecca handelt es um niemand anderes als die ...

Ana ist Anwältin und verheiratet mit Kindern. Eines Tages ruft die Frau einer ihrer Klienten an, dass ihr Mann Connor verstorben ist. Bei der Frau mit Namen Rebecca handelt es um niemand anderes als die Frau des Mannes, mit dem sie eine Affäre hatte und den sie liebte. Ana ist geschockt, sie möchte es anfangs nicht glauben, dass er tot ist, fragt sich, ob seine Frau von der Untreue ihres Mannes wusste und ob sie lügt. Es ist aber wahr, Connor ist tot. Anas verfällt ihn große Trauer um einen Mann, den sie nur im Verborgen Lieben konnte und der starb, bevor er seine Frau verlassen konnte. Sie beginnt sich zu fragen, ob seine Liebe für sie überhaupt echt war, ob Connor seine Frau wirklich verlassen wollte. Auf der Suche nach Antworten und nach Erinnerungsstücken von Connor sucht Ana seine Frau Rebecca auf.

Der Roman, geschrieben in Versform, wechselt zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart hin und her, wodurch die Leser:innen Zeugen des Kennenlernens von Ana und Connor werden, wie sie sich heimlich getroffen und geliebt haben, aber auch von den Spielen, die sie beide gemeinsam mit ihrer Liebe und ihren Leben gespielt haben. In kurzen, aber ausdrucksstarken Sätzen wird die zerstörerische Kraft der Affäre für die Betrogenen aber auch für die Betrügenden deutlich gemacht. Es war keine Affäre, die sexy war, sie war und ist noch ein Albtraum für alle Betroffenen, besonders Ana befindet sich nach Connors Tod in einer schlechten seelischen Verfassung und wird in ihrer Trauer manipulativ.
Insgesamt kommt keiner der Hauptcharaktere wirklich sympathisch rüber, was in der Situation, in der sie sich befinden oder befanden, aber auch kein Wunder ist.

Die Versform des Romans und der poetisch angehauchte Schreibstil eignen sich hierbei besonders gut, die Geschichte zu erzählen, die Sätze und Abschnitte fließen beim Lesen zu einem Bewusstseinsstrom zusammen, der die Wahrnehmungen und Gefühle der Protagonisten von Liebe über Herzschmerz bis zu Wut perfekt auf den Punkt bringt und berührend widerspiegelt.

Alles in allem eine wunderschön geschriebene und emotional starke Geschichte, die von der ersten Seite eine Sogwirkung entfaltet. Auch Leser, die eher der Literatur in Lyrikform abgeneigt sind, können an dieser gefallen finden. Hervorzuheben ist auch das wunderschön gestaltete Cover mit den Bienen und den in schwarz und weiß gezeichneten Blumen auf gelben Hintergrund.

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Veröffentlicht am 05.06.2022

Ein Buch, dass man nicht ablehnen kann zu lesen

City on Fire
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„City on Fire“ ist ein Roman über das organisierte Verbrechen, brutal und unterhaltsam wie „Der Pate“, „The Sopranos“ oder „GoodFellas“.

Don Winslows neuer Roman ist der erste einer Trilogie.

Wir schreiben ...

„City on Fire“ ist ein Roman über das organisierte Verbrechen, brutal und unterhaltsam wie „Der Pate“, „The Sopranos“ oder „GoodFellas“.

Don Winslows neuer Roman ist der erste einer Trilogie.

Wir schreiben das Jahr 1986. Der Ort ist Providence, Rhode Island. Seit Jahren herrscht zwischen den italienischen und irischen Verbrecherorganisationen Frieden, jeder begnügt sich mit seinem Teil. Doch dann kommt es zu einem Bandenkrieg zwischen Iren und Italienern, der zunächst durch Eifersucht, Liebe und einer schönen Frau ausgelöst wurde. Da auch die Gangsterbosse älter geworden sind, sehen einige der Jüngeren auf beiden Seiten Chancen, ihren Einfluss auszuweiten. Jedoch bleibt dies nicht ohne Folgen. Der Kampf nach Macht und Ruhm feuert den gewalttätigen Bandenkrieg weiter an, zudem werden Loyalitäten auf die Probe gestellt.

Die Geschichte macht einfach nur Spaß, es geht Schlag auf Schlag (pun intended), die Spannung wird konstant hochgehalten und wie für einen Roman über das organisierte Verbrechen auch nicht anders zu erwarten, ist er voller Sex und Gewalt. Neben der Handlung können auch die abwechslungsreichen Charaktere überzeugen, viele von ihnen kommen direkt von der Straße, was sich auch in ihrer Sprache widerspiegelt. Einige sind hart, andere sind schlau und haben versteckte Ziele. Dann gibt es noch diejenigen die stolz und wütend sind und schwer zu kontrollieren. Was sie aber alle gemeinsam haben, ist, dass sie eine eigene Persönlichkeit haben, die sie interessant macht und sie überzeugend dargestellt werden. Natürlich darf auch der typische Mob-Talk nicht fehlen. Das Buch fesselt von der ersten Seite und ist aufgrund des flüssigen und atmosphärischen Schreibstils schnell gelesen. Auch das Ende hat es in sich, zudem wird angedeutet wohin die Reise im zweiten Band gehen könnte.

Wer Romane und Filme über das organisierte Verbrechen mag, sollte sich „City on Fire“ auf keinen Fall entgehen lassen. Ein spannender und vielversprechender Auftakt, der Lust auf den nächsten Teil macht.

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Veröffentlicht am 05.06.2022

Ein Blockbuster von einem Roman

Bekenntnisse eines Betrügers
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Ramesh Kumar in Neu-Delhi verdient seinen Lebensunterhalt damit, Prüfungen für die Kinder der Reichen und Mächtigen der Stadt im Teenageralter abzulegen. Als seine Höchstpunktzahl bei den All Indias einen ...

Ramesh Kumar in Neu-Delhi verdient seinen Lebensunterhalt damit, Prüfungen für die Kinder der Reichen und Mächtigen der Stadt im Teenageralter abzulegen. Als seine Höchstpunktzahl bei den All Indias einen seiner Kunden, Rudi Saxena, zu einer nationalen Berühmtheit macht, werden beide schnell in einen Wirbelsturm aus Korruption, Entführungen, Kriminalität und Verschwörung hineingezogen.
Dies war eine brillante Lektüre mit einer interessanten und fesselnden Handlung.
Von Beginn an ist der Ton des Ich-Erzählers und Protagonisten Ramesh markant, bissig, respektlos und oft ein bisschen vulgär, wenn er jeden Aspekt des modernen Indiens verspottet, ob reich oder arm und genau das ist, was den Roman auch so besonders macht, auch wenn der Schreibstil sicherlich nicht jeden zusagen wird.

„Bekenntnisse eines Betrügers“ ist voller Witz und Sarkasmus, aber es behandelt auch einige ernstere Themen, wenn es um Rameshs Kindheit und die Armut und das Leben allgemeine in Indien geht. Mir hat gefallen, wie Rahul Raina es geschafft hat, eine ziemlich unbeschwerte und lustige Geschichte zu schreiben, aber auch darunter roh und ehrlich zu sein.

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Veröffentlicht am 05.06.2022

Empowernde Lektüre

Queergestreift
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„Queergestreift: Alles über LGBTIQA+“ konnte mich von der ersten Seite an restlos begeistern. Das Buch klärt auf, räumt mit Vorurteilen auf, regt zum Nachdenken an und sorgt für mehr Respekt, Toleranz ...

„Queergestreift: Alles über LGBTIQA+“ konnte mich von der ersten Seite an restlos begeistern. Das Buch klärt auf, räumt mit Vorurteilen auf, regt zum Nachdenken an und sorgt für mehr Respekt, Toleranz und Offenheit und ist daher für jeden, egal ob Jung oder Alt, ob auf der Suche nach der eigenen Sexualität oder Identität oder ob man einfach nur dazu beitragen will, dass unsere Gesellschaft bunter wird, zu empfehlen.

Beginnend mit L für Lesbian und endend mit A+ für A_sexual wird jedem Buchstaben von LGBTIQA+ ein Kapitel gewidmet. In diesen wird auf leicht verständliche und sehr ansprechende Art und Weise alles Wissenswerte erklärt. Das Buch handelt von Sex, Liebe und Identität und lässt durch Interviews, persönliche Berichte und Geschichten Betroffene zu Wort kommen und lässt so die Menschen aus der queeren Community lebendig werden. Auch gibt es Checklisten für Eltern, Freunde etc. und es werden Organisationen und Anlaufstellen aus der LGBTIQA+-Community vorgestellt. Ebenso werden geschichtliche Hintergründe und Begriffe erläutert. Die schön gestalteten Illustrationen machen das Buch auch optisch zu einem Highlight, das in keinem Buchregal fehlen darf.

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Veröffentlicht am 11.01.2023

Bewegendes ukrainisches Familienporträt

Rote Sirenen
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4,5/5

In dem autobiografischen Roman "Rote Sirenen" verknüpft die Autorin auf fesselnde und bewegende Art und Weise die Vergangenheit mit der Gegenwart, sowohl was die eigene Familiengeschichte wie auch ...

4,5/5

In dem autobiografischen Roman "Rote Sirenen" verknüpft die Autorin auf fesselnde und bewegende Art und Weise die Vergangenheit mit der Gegenwart, sowohl was die eigene Familiengeschichte wie auch die Geschichte der Ukraine betrifft. Man folgt gebannt, wie die Autorin Victoria Belim sich auf ihre ukrainischen Wurzeln zurückbesinnt und wie sie sich im Jahr 2014 auf dem Weg von Brüssel aus in ihre alte Heimat macht, um dort das Rätsel um Nikodim, dem älteren Bruders ihres Urgroßvaters Sergij zu lösen, der im Kampf um eine freie Ukraine in den 30er-Jahren starb und dessen Geschichte fast ein Jahrhundert später immer noch ein Tabu ist.
Unterkunft findet Victoria bei ihrer Großmutter Valentina im ukrainischen Dorf Krutyi Bereh. Während sie gemeinsam mit ihrer Großmutter sich um den Obst- und Gemüsegarten kümmert, versucht sie mehr über das Schicksal von Nikodim herauszufinden, was aber anfangs auf heftigen Widerstand von Seiten ihrer Großmutter stößt.

Schon bald wird auch klar, was die Hähne auf dem Buchcover und der Buchtitel "Rote Sirenen" mit dem Buchinhalt zu tun haben, nimmt doch das als Hahnenhaus bezeichnete Gebäude des KGB eine wichtige Rolle bei der Recherche über Nikodim ein. So ist der KGB zwar längst aus der Gegend von Poltawa, wo die Familie lebte, zwar längst verschwunden, das ehemalige Hauptquartier des KGBs übt aber immer noch einen Schrecken auf die dortige Bevölkerung aus. Im Hintergrund ihrer Suche nach Antworten spitzt sich der Konflikt mit Russland nach der Annexion der Krim zu, während Victoria die KGB-Archive durchsucht, um Antworten auf ihre Fragen zu bekommen.
Im Verlaufe ihrer Nachforschungen macht sie neue Bekanntschaften und lässt die Leserinnen an der großen ukrainischen Gastfreundschaft teilhaben und bringt so auch einem die ukrainische Kultur und Geschichte näher, die teilweise noch sehr stark von sowjetischen Zeiten geprägt ist.

Auf persönlicher Ebene löst Victorias Rückkehr in die Ukraine und zu ihrer Großmutter bei ihr viele Kindheitserinnerungen aus, an denen sie die Leser
innen teilhaben lässt und die dem ganzen Roman durchziehen und ihm so eine ganz persönliche Note verleihen. Unter der Feder der Autorin werden die Orte, an denen sie ihre Kindheit verbracht hat, lebendig.
Am Ende des Romans hat Victoria nicht nur Antworten auf ihre Fragen in Bezug auf Nikodim gefunden, sondern ihre Suche half ihr auch mit dem Tod ihres Vaters abzuschließen und wieder ihren ukrainischen Wurzeln näherzukommen.

"Rote Sirenen" ist eine berührende, authentische und emotionale Familiengeschichte sowie Reise durch die Ukraine, die obwohl vor dem Beginn des russischen Angriffskrieges 2022 geschrieben wurde, nicht an Aktualität einbüßt. Tolles und eindringliches Familien- und Landesporträt.

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