Platzhalter für Profilbild

Venatrix

Lesejury Star
offline

Venatrix ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Venatrix über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.07.2022

Ein ungewöhnlicher Roman

Die Kunst der Freude
0

Dieser Roman erzählt die Geschichte von Modesta, einer Frau, die 1900 in ärmlichsten Verhältnissen in Catania, Sizilien, geboren wurde. Als kleines Mädchen missbraucht, wird sie nach dem Tod von Mutter ...

Dieser Roman erzählt die Geschichte von Modesta, einer Frau, die 1900 in ärmlichsten Verhältnissen in Catania, Sizilien, geboren wurde. Als kleines Mädchen missbraucht, wird sie nach dem Tod von Mutter und Schwester, in einem Kloster untergebracht. Was niemand weiß: Sie hat Mutter und Schwester ermordet. Modesta ist ehrgeizig und zielstrebig. Sie scheut sich auch nicht, ihren Körper für ihre Ziele einzusetzen. Nach dem Tod der Oberin des Klosters wird sie, als deren Vermächtnis, an eine adelige Familie vermittelt. Hier gelingt es ihr, durch die Heirat mit dem Sohn der Fürstin, der im allgemeinen Sprachgebrauch nur das „Ding“ genannt wird, weil er schwerst behindert ist, ihrem geringen gesellschaftlichen Status zu entfliehen und als Fürstin ihrem Drang nach Unabhängigkeit auszuleben.

Als die Faschisten die Macht übernehmen, kommt Modesta durch ihre unkonventionelle Lebensart in Konflikt mit dem Regime und muss ins Gefängnis.

Meine Meinung:

Dieser mehr als 730 Seiten starke Roman von Goliarda Sapienza hat eine ungewöhnliche Entstehungsgeschichte hinter sich: Um an diesem Roman (im Original „L’arte della gioia“) weiter schreiben zu können, gibt die Schauspielerin Goliarda Sapienza (1924-1996) ihren Job auf. Sie wird letztlich 9 Jahre dafür brauchen und keinen Verlag für ihr Werk finden. Völlig mittellos bestiehlt sie 1980 eine Freundin. Es kommt zur Anzeige, Gerichtsverhandlung, Urteil und Goliarda wird für drei Monate in Rebibbia, im berüchtigten Gefängnis von Rom, inhaftiert (Siehe „Tage in Rebibbia“).

Doch zurück zu „Die Kunst der Freude“. Dieser Roman ist nicht ganz einfach zu lesen. Das liegt vor allem an der Hauptfigur Modesta, die ein ambivalenter Charakter ist. Immer wieder kommt eine deutliche sexuelle Komponente zum Tragen. Da ist zunächst das zarte Entdecken ihres eigenen Körpers der kleinen Modesta, die dann missbraucht und nach dem Mord an Mutter und Schwester in einem Kloster untergebracht wird. Auch hier, wenn auch verstohlen und unter der sprichwörtlichen Bettdecke, kommt es zu sexuellen Übergriffen - diesmal von Nonnen. Diese Jahre prägen die junge Modesta, die in der Zukunft mit Männern und Frauen kürzere oder längere Beziehungen eingeht.

Dabei ist sie nicht selten rücksichtslos und wenig zimperlich, um ihre Ziele zu erreichen. Andererseits zieht sie auf ihrem Schloss nicht nur das eigene, sondern auch fremde Kinder auf und gewährt zahlreichen Gegner der Faschisten Unterschlupf, was sie selbst ins Gefängnis bringt.

Fazit:

Die Autorin hat mit Modesta eine Frau geschaffen, die so ziemlich jede Regel bricht, um ihren Willen durch zu setzen und dabei auch über Leichen geht. Gerne gebe ich diesem Roman 4 Sterne.

Veröffentlicht am 09.07.2022

Wer hat den einsamen Wolf getötet?

Eifelwolf
0

Dieser Krimi ist der 5. Fall für die Ermittler Horst „Hotte“Fischbach und Jan Welscher.

Sie werden auf den Bauernhof eines ehemaligen Bundeswehrsoldaten, der lange Zeit in Afghanistan stationiert war, ...

Dieser Krimi ist der 5. Fall für die Ermittler Horst „Hotte“Fischbach und Jan Welscher.

Sie werden auf den Bauernhof eines ehemaligen Bundeswehrsoldaten, der lange Zeit in Afghanistan stationiert war, gerufen und finden ihn brutal mit einer Axt ermordet vor. Da nicht klar ist, ob der brutale Mord mit seinem Auslandseinsatz zusammenhängt, recherchieren die Ermittler nicht nur im privaten Umfeld, sondern auch im militärischen.

Langsam enthüllen sich Details aus der Vergangenheit des Toten, die Fischbahc und Welscher auf die richtige Spur lotsen. Maila Aalto, die finnischstämmige Kollegin von Fischbach und Welscher trägt mit ihrer Kombinationsgabe und akribischen Suche nach Details maßgeblich zur Aufklärung dieses komplexen Falles bei.

Meine Meinung:

Autor Rudolf Jagusch war mir bis zu diesem Krimi völlig unbekannt. Warum eigentlich? Ehrlich? Keine Ahnung! Ich lese ja sehr viele Krimis aus dem Emons-Verlag, aber diese Reihe ist mir bislang durch die Lappen gegangen Das wird sich ändern - versprochen.

Das Team um Fischbach, Welscher und Aalto arbeitet sehr gut zusammen. Die Charaktere sind bodenständig und der Leser erfährt zur Abrundung einiges aus deren Privatleben.

Der Schreibstil ist flüssig und die Eifel darf als Hintergrund mit Land und Leuten nicht fehlen.

Um den Leser ein wenig in die Irre zu führen, gibt es Rückblenden in das Leben des Mordopfers.

Fazit:

Ein gelungener Krimi, von dem ich die Vorgänger auch noch lesen werde. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 01.07.2022

Wenn Orchester Pause machen müssen

Pausentöne
0

Milan Turkovic, Fagottist und Dirigent, hat die Corona-bedingte Pause mit zahlreichen Anekdoten aus seinem Musikerleben gefüllt.

Die unfreiwillige Pause zwischen den Tönen nutzte der viel beschäftigte ...

Milan Turkovic, Fagottist und Dirigent, hat die Corona-bedingte Pause mit zahlreichen Anekdoten aus seinem Musikerleben gefüllt.

Die unfreiwillige Pause zwischen den Tönen nutzte der viel beschäftigte Musiker, um seine Gedanken zu Papier zu bringen. Das heiter wie nachdenkliche Büchlein berichtet von abenteuerlichen Reisen in klapprigen Bussen, Flugverspätungen (heute wie damals) und Hotels unterschiedlicher Qualität.
Wir lernen einen einfühlsamen, nachdenklichen Musiker kennen, der durch die Pandemie noch stärker als alle anderen betroffen war. Künstler ohne Publikum?
Der Stillstand war für ihn, wie für uns alle, eine unwirkliche Situation.

Wir Leser dürfen in diesem Buch ein paar Größen der Musikszene über die Schulter schauen. Opernführer Marcel Prawy kommt zu Wort und Milan Turkovic macht sich so seine Gedanken über die Einteilung der Musik in e(rnste) oder u(nterhaltungs)Musik. Will nicht jede Musik unterhalten? Diese willkürliche Unterscheidung der verschiedenen Musikkategorien beschäftigt Musiker und Marketingexperten seit langem. Musikgeschmack ist etwas zutiefst Subjektives und sollte nicht in eine Schublade gesteckt werden. Musik gefällt oder auch nicht. Wenn sie gefällt, ist es egal ob E oder U, wenn sie sie nicht gefällt, hat sie Pause.

Zahlreiche private Fotos bereichern dieses Buch, das eine sehr persönliche Sicht eines weitgereisten Musikers.

Fazit:

Diesem kleinen, heiter-nachdenklichen Lesebuch, das sehr persönlich und erfrischend daherkommt, gebe ich gerne 4 Sterne.

Veröffentlicht am 11.06.2022

Ein gelungener Krimi

Tod in Dubrovnik
0

In einem Vorort der malerischen kroatischen Hafenstadt Dubrovnik wird der Pfarrer ermordet. Regelrecht hingerichtet mit zahlreichen Messerstichen hat man ihn. Dabei hat er doch einige seiner Schäfchen ...

In einem Vorort der malerischen kroatischen Hafenstadt Dubrovnik wird der Pfarrer ermordet. Regelrecht hingerichtet mit zahlreichen Messerstichen hat man ihn. Dabei hat er doch einige seiner Schäfchen mit Geld- und Sachspenden unterstützt.

Inspektor Roko Matic und seine Kollegin Masa Marlais beginnen mit den Ermittlungen, die sich als zäh herausstellen. Zunächst verliert niemand ein böses Wort über den Pfarrer. Spätestens als es einen weiteren Todesfall gibt, bröckelt langsam die glatte Fassade des beschaulichen Ortes. Gut gehütete Geheimnisse kommen ans Tageslicht und die Ermittler haben einiges aufzulösen.

Meine Meinung:

Ranka Keser hat hier ein sympathisches Ermittlerpaar geschaffen, das sich gut ergänzt und durch ihren oft trockenen Humor für ein Lächeln sorgt.

Die Umgebung von Dubrovnik spielt natürlich auch eine große Rolle und macht Lust auf einen Abstecher ans Meer.

Gut gelungen ist auch die Beschreibung der Dorfbewohner, die so oder ähnlich, wohl in jedem Dorf zu finden sind. Neugier gepaart mit Tratsch und Klatsch machen den einen oder die andere verdächtig. Die facettenreichen Charaktere, sowie das südliche Flair machen diesen Krimi zu einer gelungenen Lektüre.

Fazit:

Ein gelungener Krimi, den es zu lesen lohnt. 4 Sterne

Veröffentlicht am 11.06.2022

Eine gelungene Fortsetzung

Späte Rache im Luberon
0

Dieser Krimi ist der 3. Band der Reihe rund um Capitaine Malbec.
Eigentlich wollte Malbec ein gemütliches Wochenende mit Freundin Catherine am Meer verbringen. Doch wie so oft beendet ein Telefonanruf ...

Dieser Krimi ist der 3. Band der Reihe rund um Capitaine Malbec.
Eigentlich wollte Malbec ein gemütliches Wochenende mit Freundin Catherine am Meer verbringen. Doch wie so oft beendet ein Telefonanruf die Vorstellung eines romantischen Wochenendes.

In Trouvac, einem winzigen Ort, der seit Jahren als Künstlerkolonie geführt wird, ist ausgerechnet der Gründer und Patron Dietrich XX ermordet worden. Dédé, wie der Tote von allen genannt worden ist, hat ein Angebot eines Immobilienmaklers erhalten, das gesamte Dorf an einen liquiden Investor zu verkaufen, vehement abgelehnt. Ist hier das Motiv zu finden?

Je weiter Capitaine Malbec im Umfeld und der Vergangenheit des Toten recherchiert, desto mehr kommen ihm Zweifel an dieser Theorie.

Meine Meinung:

Wer einen actionreichen Krimi sucht, ist hier falsch. Ralf Nestmeyers Spezialität sind bildhafte Beschreibungen der Landschaft und des Savoire Vivre. Das macht den Krimi für manche Leser eher zu einem Reiseführer, mit dem man einem stressigen Alltag entfliehen kann.

Malbec wird natürlich in die eine oder andere ermittlungstechnische Sackgasse geschickt. Allerdings zieht der Autor dann ab der Hälfte des Buches alle Register seines Könnens und die Ermittlungen nehmen Fahrt auf. Am Ende fallen alle Puzzleteile an die richtige Stelle und die Auflösung ist schlüssig.

Fazit:

Ein Provence-Krimi, der Urlaubsstimmung vermittelt und gegen Ende so richtig spannend wird. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.