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Veröffentlicht am 13.06.2022

Mörderjagt an der Nordsee

Akte Nordsee - Am dunklen Wasser
2

Worum geht es?

Stellt man sich die Figur eines Anwaltes oder einer Anwältin vor, so bedient man doch allzu häufig das Klischee des adrett gekleideten Herren im Anzug bzw. der Dame im schicken Kostüm, ...

Worum geht es?

Stellt man sich die Figur eines Anwaltes oder einer Anwältin vor, so bedient man doch allzu häufig das Klischee des adrett gekleideten Herren im Anzug bzw. der Dame im schicken Kostüm, welche in einem noblen Büro arbeiten und Tag ein Tag aus Akten wälzen und Schriftstücke aufsetzen. Fentje Jacobsen von der Halbinsel Eiderstedt passt jedoch so gar nicht in das Bild, welches sich der ein oder andere von typischen Anwälten macht. Im Gegenteil. Ihre Kanzlei befindet sich nicht in einem schicken Hamburger Büro sondern auf dem Hof ihrer Großeltern in Nordfriesland. Von dort aus versucht sie die Arbeit mit ihren Klienten und das turbulente Leben auf dem Hof ihrer Familie miteinander in Einklang zu bringen. Als wäre die beginnende Demenz ihrer liebenswürdigen Großmutter, welche plötzlich nur noch diverse Süßspeisen zubereiten möchte, nicht schon genug, wird Fentje unerwartet auch noch in einen kniffligen Mordfall verstrickt. Und der Hauptverdächtige der Polizei wird zu allem Überfluss auch noch auf einer der Schafsweiden von Fentjes Familie aufgefunden. Er wird verdächtigt, seine im Nachbarort lebende Freundin auf grausame Weise ermordet zu haben. Er bestreitet die Tat jedoch und auch Fentje ahnt, dass der Fall nicht so einfach zu lösen sein wird, wie es sich die Polizei erhofft. Sie übernimmt den Fall und schon bald überschlagen sich die Ereignisse.

Das Mordopfer, eine junge und beliebte Lehrerin, arbeitete in einem nahegelegenem Internat und war dort als Vertrauenslehrerin tätig. Schon kurz nach dem Mord verschwinden plötzlich zwei ihrer Schülerinnen spurlos. Gibt es ein Geheimnis an der Schule, welches die Verbindung zwischen beiden Fällen darstellen könnte? Auch privat wird Fentje von tragischen Ereignissen der Vergangenheit eingeholt, denn sie sieht einige Parallelen zwischen einem persönlichen Verlust und dem aktuellen Fall...

Zu allem Überfluss gerät Fentje während ihrer Arbeit immer wieder mit Niklas John aneinander, welcher in dem aktuellen Mordfall eine Sensationsstory wittert. Obwohl beide aus unterschiedlichen Motiven heraus ermitteln und sich gerade zu Beginn häufiger in die Quere kommen, zeigt sich bald, dass sie trotz aller Streitereien ein ganz passables Ermittler-Duo abgeben können. Werden die beiden also in der Lage sein, den so verzwickten Fall zu lösen oder wird das dunkle Wasser der Nordsee einen Mantel des Schweigens über die schrecklichen Ereignisse legen und sein Geheimnis niemals preisgeben?

Mein persönlicher Eindruck

Mit Akte Nordsee - Am dunklen Wasser startet die Spiegel Bestseller-Autorin Eva Almstädt eine neue vielversprechende Reihe um die Anwältin Fentje Jacobsen und den Journalisten Niklas John. Dass die Autorin in der Lage ist, fesselnde Krimiroman-Reihen zu verfassen, beweist sie Jahr für Jahr in den nun mehr schon 17 Teilen ihrer Ostseekrimis um Kommissarin Pia Korittki, welche regelmäßig die Bestseller-Listen erstürmen. Mit Niklas und Fentje schickt sie ein neues Protagonistenpaar ins Rennen und verlagert den Erzählort mal in eine ganz andere Region an der deutschen Küste - an die Nordsee.

Meiner Meinung nach ist Eva Almstädt mit Akte Nordsee ein guter Einstieg in die neue Reihe gelungen, welche für mich persönlich noch ein bisschen Luft nach oben aufweist.
Die Figuren Fentje und Niklas waren für mich auf Anhieb sympathisch, was vielleicht daran liegt, dass die beiden wie Feuer und Wasser sind. Während Fentje in Gummistiefeln über Schafsweiden stiefelt, zieht Niklas eher das süße und luxuriöse Leben vor. Während Fentje für Gerechtigkeit gegenüber ihren Klienten kämpft, sucht Niklas nach sensationellen Storys, um die Aufmerksamkeit von Chefredakteur und Leserschaft zu erreichen. Die Sticheleien zwischen beiden wirken sehr sympathisch und an manchen stellen herrlich ironisch, was das Leseerlebnis wirklich schön abwechslungsreich gestaltet.

Die Handlung und vor allem die einzelnen Ereignisse haben meiner Ansicht nach sehr viel Potenzial für einen wirklich spannenden Krimi. Mir haben hier vor allem die vielen einzelnen Stränge und auch der Einbezug von vergangenen und historischen Ereignissen sehr gut gefallen. Für mich persönlich hätte der Spannungsbogen dabei noch ein klein wenig weiter gespannt werden können, die Ereignisse hätten dies auf jeden Fall zugelassen! Bei manchen Vorfällen und Romansituationen hätte ich mir gewünscht, dass diese ein wenig mehr ausgeführt werden, da das Ende für mich dann doch ab einem gewissen Punkt recht vorhersehbar erschien und abrupt endete. Die Originalität an Eva Almstädts Krimis wird für mich jedoch immer durch die "Unvorhersehbarkeit bis zum Schluss" ausgemacht, sodass man als Leser bzw. Leserin immer bis ganz zum Ende mitfiebern kann. Dieser Punkt kam mir ein klein wenig zu kurz, dies kann jedoch auch persönliche Geschmacksache sein.

Der Schreibtstil von Eva Almstädt gefiel mir wie immer recht gut. Im Gegensatz zu ihren vorherigen Werken fiel es mir bei diesem Roman jedoch etwas schwerer, das Buch an einem Stück zu verschlingen. Es mag möglicherweise an der angesprochenen Tatsache liegen, dass die Handlung hätte weiter vertieft werden können. Insgesamt bin ich weniger flüssig durch das Geschehen gekommen, wie ich es von der Pia Korittki Reihe gewohnt bin. Vielleicht ist es aber auch falsch, einen Vergleich beider Reihen anstellen zu wollen und die gleichen Erwartungen zu hegen, da es sich ja um zwei eigenständige Projekte der Autorin handelt.

Die Erzählsituation und das Handlungsumfeld gefielen mir als Ostsee- und Nordseeliebhaberin sehr, sehr gut. Ein gemütlicher Kaminabend in einem Sessel in einem Ferienhaus am Meer - ein Eva Almstädt Krimi dazu und ich bin glücklich. Für mich passen das oftmals raue Klima am Meer und die geheimnisvollen Wendungen in Eva Almstädts Krimis unfassbar gut zusammen und wecken Lust auf "Meer".

Fazit

Insgesamt liefert Eva Almstädt einen guten Einstieg in ihre neue Nordseekrimi-Reihe um das ungewöhnliche Ermittler-Duo Fentje Jacobsen und Niklas John, die für mich an der ein oder anderen Stelle noch ein bisschen inhaltliches und erzählerisches Potenzial aufweist. Nichts desto trotz haben mich die Gestaltung der Figuren, die Entwicklung der einzelnen Handlungsstränge sowie die Erzählumgebung so sehr überzeugt, dass ich das Buch guten Gewissens weiter empfehlen kann und schon sehr gespannt auf weitere Bände der Reihe bin!

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Veröffentlicht am 19.01.2023

"Für alle die Angst haben und sich trotzdem trauen"

Mit dir falle ich
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Worum geht es?
Robyn weiß ganz genau, wohin ihr Weg sie führen soll: Ihr diszipliniertes und fleißiges Arbeiten in ihrem Maschinenbau-Studium soll ihr den Weg nach oben ermöglichen. Weg von zu wenig Geld, ...

Worum geht es?
Robyn weiß ganz genau, wohin ihr Weg sie führen soll: Ihr diszipliniertes und fleißiges Arbeiten in ihrem Maschinenbau-Studium soll ihr den Weg nach oben ermöglichen. Weg von zu wenig Geld, gebrauchten Klamotten und ihrer winzigen Einzimmerwohnung. Doch der Weg nach oben ist steinig und hart und so ist Robyn quasi immer knapp bei Kasse. Nachdem sie ihren Aushilfsjob in einem Second-Hand-Store verloren hat und ihr der "Drache" von Vermieterin im Nacken sitzt, beschließt sie, Nachhilfestunden anzubieten, um das fehlende Geld schnellst möglich aufzutreiben. Gesagt, getan. Jedoch erwartet sie in ihrer ersten Stunde nicht der verzweifelte und eingeschüchterte Erstsemesterstudent, den sie erwartet hätte. Stattdessen steht Finn plötzlich vor ihr - ein typischer gutaussehender, reicher, geheimnisvoller junger Mann, der kein Blatt vor den Mund nimmt und keinen Hehl daraus macht, dass er ein wahrer Frauenheld ist. Auf der Liste der Bad-Boy-Anforderungen kann er jedenfalls alle Punkte für sich abhaken. Obwohl sie sich anfangs sträubt, bleibt Robyn keine Wahl, sie muss Finn als Nachhilfeschüler annehmen, um das Loch in ihrer Geldbörse zu füllen.
Nach und nach zeigt sich, dass hinter der extrovertierten Fassade Finns auch eine verletzliche und scheinbar liebevolle Seite steckt. Gleichzeitig wird aber sehr rasch vor allem eines deutlich: wenn Finn seinen Willen nicht bekommt, zeigt sich eine sehr dunkle Seite an ihm. Kann eine Beziehung zwischen ihm und Robyn wirklich eine gute Zukunft haben?

Meine persönliche Meinung
Puuh...dieses Buch war tatsächlich eines der schwierigsten, die ich in der letzten Zeit gelesen habe. Das Buchcover und auch der Klappentext haben mich in der Buchhandlung sofort angesprochen. Zum einen, weil das Buch das klassische New Adult Thema "junges Mädchen verliebt sich in Bad Boy" behandelt und zum anderen, weil das Cover wunderschön geheimnisvoll wirkte. Mich sprechen solche "Bad Boy" - Handlungen immer sehr an, weil ich die Entwicklungen und Geschichten der Figuren immer sehr spannend finde. Bitte nicht falsch verstehen, ich finde den Umgang und das (toxische) Verhalten vieler männlicher Charaktere anderen Figuren gegenüber oft mehr als sehr schwierig, ich bin aber der Meinung, dass es auch manchmal Gründe gibt, warum eine Person sich auf diese Art verhält. Diese "Neugier nach dem Warum" macht für mich auch immer einen ganz besonderen Reiz an den Romanen aus.

Im Verlauf des Romans Mit dir falle ich wird deutlich, hierbei handelt es sich nicht um die klassische New Adult Geschichte. Die Autorin spricht nach und nach Themen an, die emotional sehr schwierig und von außen sehr schwer zu bewerten sind. Ohne zu viel verraten zu wollen: ich habe das Buch bis zu einem gewissen Zeitpunkt geliebt aber dann war ich wirklich geneigt, es unausgelesen ins Regal zurückstellen zu wollen. Mir persönlich hat hier die Tiefe der Handlung gefehlt. Es ist unumstritten, dass das Buch eine wichtige Botschaft vermittelt und es ist auf eine Art vielleicht auch gut, dass dies so untypisch umgesetzt wurde. Andererseits wurde für mich hier die Frage absolut vernachlässigt, warum bestimmte Figuren so gehandelt haben. Was sind die Hintergründe für dieses Verhalten? Wurden traumatische Erfahrungen gemacht? Gibt es Möglichkeiten, der betreffenden Person zu helfen, ohne sich selbst dabei zu schaden? Kann es sowas wie eine "Rettung" für bestimmte Menschen geben?

Ich habe die beiden Protagonisten Finn und Robyn durch das Buch hindurch begleitet und war sehr an ihrer Geschichte interessiert. Ich konnte mich vor allem gut in Robyn hineinversetzen, da ich als Studentin gerade in einer ähnlichen, wenn auch nicht ganz so drastischen, Situation stecke wie sie. Finn fand ich von Anfang an faszinierend. Seine Arroganz und das übersteigerte Selbstbewusstsein waren stellenweise anstrengend, aber irgendwie machte dies die Momente, in denen er liebevoll und fürsorglich schien, noch lesenswerter. Ich wollte unbedingt mehr über ihn herausfinden, wurde dabei aber leider am Ende sehr enttäuscht.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Das Buch ließ sich sehr gut und flüssig lesen und ich konnte mich sehr gut in die Erzählsituation hineindenken. Den ersten Teil des Buches habe ich daher auch sehr schnell verschlungen, aber zum Ende hin fehlte mir dann doch in großen Teilen die Nachvollziehbarkeit und ich habe mich ständig gefragt: Warum nimmt diese anfänglich gute Story jetzt diesen Verlauf, der meiner Meinung nach beiden Figuren nicht gerecht wurde.

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