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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.09.2022

Analytischen Gedanken und reiche Empfindungswelten

Aufbruch
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Der Auftakt der Trilogie ist gerade zu Beginn mitreißend, denn Elly und die anderen Kinder können aus ihrer Gefangenschaft fliehen. Jahrelang wurden sie von den Blings gefangen gehalten. Erst wurden sie ...

Der Auftakt der Trilogie ist gerade zu Beginn mitreißend, denn Elly und die anderen Kinder können aus ihrer Gefangenschaft fliehen. Jahrelang wurden sie von den Blings gefangen gehalten. Erst wurden sie ignoriert und sich selbst überlassen, als wüssten ihre Entführer nichts mit ihnen anzufangen. Dann wurden sie älter, mussten im Haus und auf dem Hof arbeiten und es wächst das Leid und der Wille zur Flucht.

Susann Blum schreibt feinfühlig und mit einem sensiblen Blick vom Neubeginn, dem Wunsch nach Selbstbestimmung und den Spuren, die gewaltsame Erfahrungen hinterlassen. Ihre unterschiedlichen Charaktere sind vielschichtig und gegensätzlich - eine große Stärke, die das Buch interessant macht, ebenso wie die philosophischen Gedanken. Die inspirieren Heldin Elly ist sehr willensstark, verfügt über eine lebhafte Fantasy und besondere Fähigkeiten. Ihre Gefühlswelt steht im Zentrum und ihre Persönlichkeit fasziniert. Als Ich-Erzählerin verliert sich Elly manchmal in ihren analytischen Gedanken und Empfindungswelten - was authentisch ist -, aber das Buch auch etwas langatmig macht. Mir fehlte an manchen Stellen das Tempo und die Erklärung zu Hintergründen und Zusammenhängen, die das Ganze für mich rund gemacht hätten. Vielleicht klären sich diese Dinge aber auch in den Folgebänden. Zum Schluss gibt es jedenfalls einige offene Fragen. Die Textgestaltung ist interessant, da jedem Kapitelanfang ein Satz des folgenden Kapitels vorangeht, aber auch viele Absätze den Text luftig werden lassen, was das Lesen erleichtert. Dabei sind mir leider ein paar Fehler aufgefallen, die mich in meinem Lesefluss gestört haben.

Fazit: Eine inspirierende Heldin und eine vielseitig spannende Idee, mit ein paar Schwächen in der Umsetzung, ergeben eine einfühlsame Geschichte über Freundschaft und Liebe, der ich 3,5 Sterne gebe.

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Veröffentlicht am 19.08.2022

Bizarr, zitronengelb und ein bisschen schaurig

Elvis Gursinski und der Grabstein ohne Namen
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Die Sommerferien neigen sich dem Ende in Berlin-Wedding und Elvis Gursinski fegt die ersten herabgefallen Blätter von den Friedhofswegen. Da ahnt er noch nicht, welche rätselhaften Ereignisse ihm bevorstehen: ...

Die Sommerferien neigen sich dem Ende in Berlin-Wedding und Elvis Gursinski fegt die ersten herabgefallen Blätter von den Friedhofswegen. Da ahnt er noch nicht, welche rätselhaften Ereignisse ihm bevorstehen: Im Haus der Gursinskis geschehen verrückte Dinge. Plötzlich interessiert sich die lautstarke Dalia al Nour für Elvis, die sich in der Schule gern mit potentiellen Opfern umgibt, und die Nachfolge ihrer übersinnlichen Großmutter antreten soll. Was hat Dalia vor? Und warum sind seine Eltern noch seltsamer als sonst? Peggy Gursinski ist mitten in einem kreativen Schub und möchte nicht gestört werden, und Sedat Gursinski versinkt müde in seiner Depression. Elvis muss für sein Alter viel Verantwortung tragen, dabei schöpft er Energie aus der Ruhe des Friedhofs, wobei er sich am liebsten mit der toten Elfriede Schumschill unterhält oder die Gesellschaft seines besten Freundes, dem Eichhörnchen Kücük, genießt.

Kirsten Reinhardt hat den introvertierten Charakter von Elvis wunderbar eingefangen, was die Botschaft am Ende des Buches noch authentischer macht. Denn Elvis glaubt alles an ihm ist verkehrt, er wäre Schuld an der Trennung seiner Eltern, und es wäre sein Versagen, dass er keine Freunde hat und gern allein ist.

Es gibt drei Dinge, die mir besonders gefallen haben: Ich mochte die geheimnisvoll schaurige Atmosphäre aus dem Friedhof, die vor allem zum Ende hin ihre Wirkung entfaltet, die Wortspielereien und fantasievollen Geschichten der ungewöhnlichen und gegensätzlichen Figuren, die sich an keine Regeln zu halten scheinen und die bizarre Handlung, die voller verrückter Einfälle steckt, wenn unbescholtene Käfer ihr Leben lassen und ein Pelztierchen zu sprechen beginnt. Das ist sowohl Stärke als auch Schwäche der Geschichte, denn der Schreibstil ist ungewöhnlich und anspruchsvoll. Vieles muss man sich aus den Andeutungen zusammenreimen, weil es nicht erklärt wird. Die Handlung wirkt manchmal wirr und es lässt sich nicht sagen, worauf das eigentlich hinauslaufen soll. Das erfordert Konzentration beim Lesen. Wenn man das Buch ein zweites Mal liest, wird man mit sicherlich Neues entdecken, was einem vorher entgangen ist.

Fazit: Eine unkonventionelle Geschichte für geübte Lesekinder ab 12 Jahren, mit einer schönen Botschaft, verrückten Einfällen und bizarren Figuren, die Eindruck hinterlässt.

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Veröffentlicht am 23.07.2022

Überraschend anders

In fünf Jahren
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Der Klappentext hat mich total neugierig gemacht und ich wollte das Buch unbedingt lesen. Erst dachte ich an eine Reise in die Zukunft, wie in dem Film 30 über Nacht, aber es ist wie im Klappentext erwähnt, ...

Der Klappentext hat mich total neugierig gemacht und ich wollte das Buch unbedingt lesen. Erst dachte ich an eine Reise in die Zukunft, wie in dem Film 30 über Nacht, aber es ist wie im Klappentext erwähnt, nur eine kurze Vision der Zukunft und dann wird die Geschichte in der Gegenwart weitererzählt. Dann fragt man sich natürlich, wie es dazu kommen konnte. Leider wird dieses Rätsel nie gelöst. Es spielt keine Rolle, wie sowas möglich ist, sondern nur, wie Dannie damit umgeht, dass sie eine Vision hatte, die ihrem Zukunftsplan völlig widerspricht. Dieser Ausblick macht die Geschichte reizvoller, lenkt Dannie sogar in ihren Entscheidungen, aber nach der Hälfte des Buches war klar, wie die Handlung verläuft - und irgendwie hätte ich gern vorher gewusst, worauf ich mich einlasse, denn es ist keine leichte Kost. Damit hatte ich nicht gerechnet. Dadurch wurde die Story emotionaler und man konnte sich dem kaum entziehen. Die letzten Seiten waren dann eine rührende Überraschung. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig, weshalb mich die Story mitziehen konnte, obwohl die Charaktere mir zu oberflächlich und klischeehaft waren. Dannie hat gern alles im Griff, braucht Sicherheit und verfolgt ehrgeizig ihren Lebensplan. Ihre beste Freundin Bella ist dagegen sinnlich, kreativ und fröhlich. Sie lebt ihr Leben in vollen Zügen, verliebt sich oft und genießt das Reisen. Trotz ihrer Unterschiede, sind die beiden eng verbunden und seit ihrem siebten Lebensjahr unzertrennliche Freundinnen.

Was mir besonders gefallen hat, war die New Yorker Atmosphäre. Es werde viele Straßen, Orte und Restaurant genannt, die tatsächlich existieren, sodass ein lebhaftes Bild entsteht. Dannie geht im Puls der Stadt völlig auf. Eine echte New Yorkerin, die sich nicht vorstellen kann, woanders zu leben. Dass Dannie als Anwältin und ihr Verlobter David gern und viel arbeiten, passt zu New York und wird auch zu keiner Zeit negativ bewertet. Ihre Karriere ist Dannie wichtig, sie geht in ihrem Job total auf und liebt ihre Arbeit. Als Ausgleich bietet die Stadt zahlreiche kulinarische Highlights und unzählige Möglichkeiten. Das hat mich an die Anwaltsserie Suite erinnert, auf die Dannie sogar Bezug nimmt.

Fazit: Wer eine romantisch, schöne Liebespaargeschichte erwartet, sollte sich nicht von Cover und Klappentext irreführen lassen. Es geht um Freundschaft und die Irrwege des Lebens, die auch Schmerz und Leid bringen. Leider kann man keine Triggerwarnung aussprechen, ohne zu spoilern, und das würde den Lesespaß nehmen. Insgesamt ist die emotionale Geschichte nämlich lesenswert, vor allem, wenn man New York liebt und mal Lust auf etwas Neues und Kurzweiliges im Genre Liebe hat.

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Veröffentlicht am 17.06.2022

Sehr spannend

Flug 416
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Kapitän Bill Hoffman übernimmt kurzfristig den Coastal Airways Flug 416 von Los Angeles und ahnt noch nichts von der dramatischen Entwicklung seines Fluges, als er die Maschine betritt. Terroristen drohen ...

Kapitän Bill Hoffman übernimmt kurzfristig den Coastal Airways Flug 416 von Los Angeles und ahnt noch nichts von der dramatischen Entwicklung seines Fluges, als er die Maschine betritt. Terroristen drohen per Anruf seine Familie zu töten, sollte er sich weigern, das Flugzeug zum Absturz zu bringen. Doch hat Bill wirklich eine Wahl? Oder haben die Entführer einen Plan B, falls Bill nicht mitspielt? Das Vertrauen sinkt, die Angst steigt und schließlich lässt sich das Drama auch vor den Passagieren nicht mehr verbergen.

Klingt spannend? Ist es auch! Der Spannungsbogen steigt stetig an und greift auf klassisch konstruierte Mittel zurück, wie einem Albtraum, der als Einsteig dient oder sich ausdehnende Sekunden vor einem Ereignis. Erzählt wird aus drei abwechslungsreichen Perspektiven. Dadurch erhält man Einblicke in das Geschehen an Bord der Maschine und das Verhalten der Crew, sowie der Entführung von Bill`s Familie und den Ermittlungen am Boden. Mir hat gefallen, dass es nicht ganz so patriotisch wurde, wie ich es aus zahlreichen Hollywoodfilmen gewohnt bin, in denen es um Flugzeugentführung und Terrorismus geht. Der Handlungsrahmen bleibt allerdings eingeschränkt. Wenige Personen stehen mit ihren Gefühlen im Mittelpunkt. Die Emotionen und Gedanken der Passagiere hätten vermutlich den Rahmen gesprengt. Die Figuren sind angemessen oberflächlich und außergewöhnlich gefasst. Die hohe Spannung mit ihren überraschenden Twists hält konstant das Lesevergnügen.

Fazit: Ein nervenaufreibender Thriller mit angespannter Atmosphäre und hohem Spannungsniveau, den man mit großer Wahrscheinlichkeit nicht aus der Hand legen kann.

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Veröffentlicht am 13.05.2022

Erfrischende Figuren und Ideen

Auf dem Gipfel wachsen Chinanudeln
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Der elfjährige Elmo ist ein interessanter Charakter und trägt die Geschichte. Man hat ein bisschen Mitleid mit ihm, weil er soviel Pech zu haben scheint, obwohl sich meistens alles zum Guten fügt. Aber ...

Der elfjährige Elmo ist ein interessanter Charakter und trägt die Geschichte. Man hat ein bisschen Mitleid mit ihm, weil er soviel Pech zu haben scheint, obwohl sich meistens alles zum Guten fügt. Aber er ist clever, zielstrebig, fantasievoll und hat mit seiner Schwester Nelly jemanden, die ihm den Rücken frei hält, wenn die Mutter wieder Überstunden in ihrem Späti macht. Nach Monaten der Trauer verlässt Elmo das Bett, lernt Idefix, einen ganz besonderen Hund kennen, dessen Gedanken er in seinem Kopf zu hören scheint, und begegnet daraufhin ungewöhnlichen Menschen und bekommt schließlich seinen ersten richtigen Fall. Das ist fortan seine Mission, die perfekte Ablenkung, um seinem Vorbild, Meisterermittler Rufus Rockefeller nachzueifern und die erlernte Recherchekunst anzuwenden.

Mir hat gut gefallen, wie das Thema Tod und Trauer so sensibel eingeflochten wurde. Es steht nicht im Fokus, spielt aber eine entscheidende Rolle. Elmo verarbeitet den Tod seines Bruders und bekommt Panikattacken, immer wenn er am Unfallort vorbeikommt. Etwas Besonderes, insbesondere in Kombination mit einer Detektivgeschichte. Sogar eine Behinderung wird thematisiert. Doch es ist zu keiner Zeit deprimierend, sondern eher interessant zu beobachten, wie Elmo damit umgeht und Unterstützung bekommt. Dabei ist Elmo auch ein Vorbild, wenn es darum geht, sich einzugestehen, dass man einen Gang zurückschalten muss, wenn sich eine emotionale Notlage einstellt: „Ich glaube, ich klink mich mal ganz kurz aus.“

Der Erzählstil ist herrlich erfrischend, punkig, spielerisch und regional authentisch. Das Autoren-Duo Sebastian Kiefer und Benjamin Tienti zoomen aus Szenen heraus, wodurch sich erst nach und nach ein erzählerisches Bild aufbaut. Das macht das Lesen abwechslungsreich und spannend. Obwohl eigentlich noch garnicht so viel passiert, gibt es eine Menge zu erfahren. Die Nebenfiguren sind interessant und lebendig. Die Dialoge sind witzig und frech. Da mir die Geschichte gut gefallen hat, finde ich den Schluss sehr schade. Leider wird nicht ersichtlich, dass es sich überhaupt um den Auftakt einer Reihe handelt. Dafür sind die letzten Seiten dann ein ordentlicher Cliffhanger. Erzählerisch zwar spannend inszeniert, aber bietet nur ein unbefriedigendes Ende. Ich bin aber sehr gespannt auf die Fortsetzung und mochte die erfrischenden Figuren und Ideen. Es macht wahrscheinlich mehr Spaß, mit der Reihe zu beginnen, wenn die Fortsetzung schon erschienen ist, und man alles am Stück lesen kann.

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