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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.07.2022

voller Emotion und Spannung

Das Tor zur Welt: Träume
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Die Geschichte beginnt im Jahr 1892. Als 5-jährige wurde Ava von ihren Eltern bei Moorbauern zurückgelassen mit dem Versprechen sie später nach Amerika zu holen. Als sie 14 ist, entscheidet sich ihre Pflegefamilie ...

Die Geschichte beginnt im Jahr 1892. Als 5-jährige wurde Ava von ihren Eltern bei Moorbauern zurückgelassen mit dem Versprechen sie später nach Amerika zu holen. Als sie 14 ist, entscheidet sich ihre Pflegefamilie ebenfalls auszuwandern, doch die Cholera kommt dazwischen, sodass Ava alleine zurückbleibt und sich in Hamburg durchschlagen muss. Den Traum vom Auswandern gibt sie aber nie auf und arbeitet bis zur Erschöpfung, um genug Geld für die Fahrkarte zusammen zu bekommen.
Claire gehört zur Oberschicht und sehnt sich nach einem Heiratsantrag ihres Angebeteten. Als dieser eine andere heiratet, bricht für sie eine Welt zusammen. Ihre Gefühle überwältigen sie, wodurch sie als hysterisch abgestempelt wird.

Beide Frauen sind sehr unterschiedlich und haben doch eine Sache gemeinsam: ihr Leben ist komplett vorbestimmt. Ava wird nie etwas anderes als bittere Armut kennen und für Claire ist jede einzelne Handlung von Benimmregeln bestimmt. Beide versuchen auszusteigen und ihr Leben selbst zu bestimmen, sehen sich aber mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert.

Die Story wird abwechselnd aus Avas und Claires Sicht erzählt, sodass das Ganze sehr lebendig wirkt. Ava ist die gute Seele, immer freundlich und hilfsbereit. Claire ist aufsässig, laut und mürrisch und anfangs doch recht unsympathisch. Die Autorin schildert ein lebensechtes Bild der damaligen Zeit und vermittelt viele, teils unschöne, Details des Auswanderungsgeschäftes. Die Geschichte ist voller Emotion und Spannung und absolut lesenswert . Einziger Minuspunkt für mich ist, dass am Ende noch so viele Fragen offen bleiben, dass man keine andere Wahl hat als auch das nächste Buch zu lesen. Hier hätte ich mir einen etwas runderen Abschluss gewünscht, sodass der erste Teil auch als unabhängige Geschichte gelesen werden könnte.

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Veröffentlicht am 08.07.2022

ganz klare Leseempfehlung

Findelmädchen
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Die 15-jährige Helga und ihr Bruder Jürgen wachsen in der Nachkriegszeit bei einer Pflegefamilie in Frankreich auf. Als ihr Vater im Jahr 1955 endlich aus der russischen Gefangenschaft nach Köln zurückkehrt, ...

Die 15-jährige Helga und ihr Bruder Jürgen wachsen in der Nachkriegszeit bei einer Pflegefamilie in Frankreich auf. Als ihr Vater im Jahr 1955 endlich aus der russischen Gefangenschaft nach Köln zurückkehrt, holt er seine beiden Kindern zu sich. Zu Hause angekommen freut sich Helga wieder mit ihrem Vater vereint zu sein und hofft endlich zu erfahren, was mit ihrer Mutter passiert ist. Die vielen grausamen Erinnerungen aus der Zeit vor der Pflegefamilie haben die beiden Geschwister verdrängt. Jedoch weigern sich sowohl der Vater als auch die Tante Meta über diese Zeit und die Mutter zu reden. Während Jürgen einen neuen Job anfängt und sich ein Leben aufbaut, wird Helga gezwungen die Haushaltungsschule zu besuchen anstatt das Gymnasium, auf das sie sich so gefreut hat. Ein Praktikum im Waisenhaus zeigt ihr den schrecklichen Alltag der Kinder, für die sie sich einzusetzen beginnt.

Findelmädchen knüpft an das Vorgängerbuch Trümmermädchen an, wobei man dieses nicht unbedingt gelesen haben muss um die Story zu verstehen. Sehr anschaulich beschreibt die Autorin den Zeitgeist und die Gepflogenheiten der Nachkriegszeit. Helga ist eine sehr sympathische Protagonistin, die sich für die schwächeren einsetzt. Die eine oder andere Wendung der Geschichte ist nicht immer ganz realistisch, trotzdem ist Findelmädchen eine wunderbare und emotionale Geschichte, die Mut macht. Der Schreibstil ist flüssig und das Cover passt optisch sowohl zur Geschichte als auch zum Vorgängerbuch. Eine ganz klare Leseempfehlung von mir !

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Veröffentlicht am 26.06.2022

Gegen die Konventionen

Die Liebenden von Bloomsbury – Virginia und die neue Zeit
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Nach dem Tod des Vaters gründen Virginia Stephens, spätere Woolf, und ihre Schwester Vanessa, spätere Bell, zusammen mit ihren beiden Brüdern Thoby und Adrian eine Wohngemeinschaft und genießen nach vielen ...

Nach dem Tod des Vaters gründen Virginia Stephens, spätere Woolf, und ihre Schwester Vanessa, spätere Bell, zusammen mit ihren beiden Brüdern Thoby und Adrian eine Wohngemeinschaft und genießen nach vielen schwierigen und einengenden Jahren endlich ihre Freiheit. Virginia möchte schreiben, Vanessa malen. In ihrem Haus finden bald auf Anregung von Thoby wöchentliche Diskussionsabende statt, an denen auch die beiden Schwestern teilnehmen.

Obwohl der Untertitel des Buches "Virginia und die neue Zeit" heißt, dreht sich das Buch nicht ausschließlich um Virginia, sondern auch ihrer Schwester Vanessa und in etwas geringerem Maße ihre beiden Brüder eine große Rolle. Die Stimmung im Buch ist etwas gedrückt, was jedoch zum Gemütszustand zu der labilen Virginia passt. Hier und da zeigt die Story einige Längen, insgesamt ist die Liebenden von Bloomsbury jedoch spannend. Alleine zu lesen wie sich zwei junge Damen von den Konventionen zu Beginn des Jahrhunderts befreien, reißt einen mit.
Wer sich für historische Personen interessiert und sich vor Allem für Frauen, die sich den damaligen Gepflogenheiten widersetzen interessiert, ist mit diesem Buch gut aufgehoben.

Veröffentlicht am 03.07.2021

bedrückend realistisch

RC2722
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Zusammen mit etwa 2000 anderen Menschen lebt Oliver in nicht all zu ferner Zukunft in einem unterirdischen Schutzbunker. Einige Jahre zuvor hat ein Virus 99% der Menschheit getötet und hat eine Klimakatastrophe ...

Zusammen mit etwa 2000 anderen Menschen lebt Oliver in nicht all zu ferner Zukunft in einem unterirdischen Schutzbunker. Einige Jahre zuvor hat ein Virus 99% der Menschheit getötet und hat eine Klimakatastrophe die Erde in eine Wüste verwandelt. Als sein Vater plötzlich stirbt und sein Bruder Marco verbannt wird, beschließt auch Oliver den Bunker zu verlassen. Fast wäre er nach wenigen Stunden verdurstet, wenn da nicht Tsche gewesen wäre, die ihm fortan hilft bei der Suche nach seinem Bruder. Schnell muss Oliver feststellen, das vieles, was ihm im Bunker erzählt wurde, nicht stimmt.

RC2272 ist ein spannendes Jugendbuch, das zwei aktuelle Themen aufgreift: ein bedrohliches Virus und die Erderwärmung. Die Themen werden sehr einfach aber realistisch dargestellt und bilden eine schöne Basis für die eigentliche Geschichte: die Lügen, die den Bewohnern des Bunkers erzählt wurden und die Suche nach Marco. Oliver und in zweiter Linie Tsche sind sympathische Protagonisten. Einige Dialoge, Entscheidungen und Wendungen wirken für einen erwachsenen Leser etwas einfach, sind aber für ein Jugendbuch sicherlich angemessen. Die Geschichte ist in sich stimmig und spannend. Das Cover ist düster und geheimnisvoll und passt sehr schön zum Buch.
Für Jugendliche und Erwachsene, die gerne Endzeitromane mit einem etwas romantischen Touch mögen, eine gute Empfehlung !

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Veröffentlicht am 30.05.2021

Krimi im historischen Wien

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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Wien, 1983: Leopold von Herzfeldt zieht gezwungenermaßen von Graz nach Wien um und fängt als Inspektor bei der Polizei an. Gleich an seinem ersten Arbeitstag macht er sich bei seinen Kollegen unbeliebt ...

Wien, 1983: Leopold von Herzfeldt zieht gezwungenermaßen von Graz nach Wien um und fängt als Inspektor bei der Polizei an. Gleich an seinem ersten Arbeitstag macht er sich bei seinen Kollegen unbeliebt mit seiner Art und mit seinen neuen Untersuchungsmethoden, die in Wien noch gänzlich unbekannt sind. So wird er quasi aufs Abstellgleich gestellt und soll anstatt an einer grausigen Mordserie gepfählter Frauen mitzuarbeiten, einen Selbstmord untersuchen. Dabei trifft er auf den Totengräber Augustin Rothmayer.



Das Buch des Totengräbers ist der Auftakt einer Reihe um den Ermittler Herzfeldt und den Totengräber Rothmayer, zwei recht spezielle Charaktere, dabei aber beide nicht unsympathisch. Herzfeldt nimmt in diesem Buch eine deutlich prominentere Rolle ein, der Totengräber taucht zwar immer wieder auf und liefert Hinweise auf den Täter, dennoch bleibt er doch sehr im Hintergrund. Am Anfang eines jeden Kapitels steht ein Ausschnitt aus dem Buch, an dem der Totengräber arbeitet, daher auch der Titel.

Was mir besonders an dem Buch gefallen hat, ist die Zeit, in der die Geschichte stattfindet. Die ganze Welt ist im Umbruch: die ersten Fahrräder und Automobile erscheinen, Gaslaternen erleuchten die Nacht, die Kriminalistik und Fotographie werden geboren. Zudem beschreibt der Autor das damalige Wien so lebhaft, dass man das Gefühl hat neben dem Inspektor zu stehen und ihm über die Schulter zu schauen. Das Cover ist dunkel gestaltet und sehr passend für die Geschichte. Der Schreibstil ist flott und angenehm zu lesen. Für Fans von historischen Krimis ein Muss !

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