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Veröffentlicht am 03.08.2022

Eine zartgrüne Liebesgeschichte

Der Duft der Kirschblüten
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Inhalt:
Deutschland in den 1870er Jahren: Die Eltern der jungen Clara Winterfeld besitzen in Berlin ein Teegeschäft. Dort wird nicht nur Tee verkauft, sondern man kann sich im Teehaus auch direkt mit Gebäck ...

Inhalt:
Deutschland in den 1870er Jahren: Die Eltern der jungen Clara Winterfeld besitzen in Berlin ein Teegeschäft. Dort wird nicht nur Tee verkauft, sondern man kann sich im Teehaus auch direkt mit Gebäck und Tee verwöhnen lassen. Clara und ihre Geschwister verkaufen und bedienen dort mit Freude, und vor allem Clara liebt es, sich immer neue Teekreationen auszudenken und sie der Kundschaft ansprechend zu präsentieren. Ihren Tee beziehen die Winterfelds von der befreundeten Händlerfamilie Stargard, in dessen Erben Claras Schwester Netty verliebt ist.
Die Stargards haben Verbindungen nach Japan und möchten den grünen Tee in Deutschland bekannt machen. Zu einer ihrer Verkaufsgespräche begleitet sie der freundliche Japaner Akeno. Vom ersten Moment ihrer Begegnung an fühlen Clara und Akeno sich zueinander hingezogen. Doch der Japaner muss wieder in seine Heimat zurückreisen. Clara hingegen fühlt sich verpflichtet, im elterlichen Teehaus zu bleiben, zumal ihr Vater immer öfter Anzeichen von Demenz zeigt. Als dann auch noch grosse Geldbeträge fehlen, sieht Clara sich genötigt, dem Werben ihres wohlhabenden Jugendfreundes Franz nachzugeben, um das elterliche Geschäft zu retten.
Diese Ehe steht von Anfang an unter keinem guten Stern, denn Franz beginnt sogleich, seine junge Frau im Haus einzusperren und mit seiner krankhaften Eifersucht zu kontrollieren. Als er eines Tages bemerkt, dass Clara und Akeno heimlich miteinander korrespondieren, eskaliert die Situation.

Meine Meinung:
«Der Duft der Kirschblüten» hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Im Mittelpunkt dieser flüssig zu lesenden, schönen Geschichte steht eine freiheitsliebende, junge Frau. Mir hat es gefallen, dass Clara sich nicht unterkriegen lässt und stattdessen an ihren Träumen bezüglich einer guten Zukunft für das Familiengeschäft festhält. Sie ist ausserdem nicht bereit, ihre Liebe zu Akeno dem freudlosen Dasein mit ihrem ungeliebten Ehemann Franz zu opfern. Mutig und unkonventionell fordert sie ihr Glück ein und lernt aus ihren Fehlern.
Rosalie Schmidt gelingt es durch ihre gekonnten Personenschilderungen, dass man als Leserin sogleich Sympathien und Antipathien für die jeweiligen Charaktere entwickelt und mit ihnen mit liebt und leidet. Sowohl äusseres Ambiente als auch inneres Gefühlsleben vermag sie bildhaft und überzeugend darzulegen und zeichnet ebenso ein Bild der damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse.
In dem Buch dreht sich natürlich fast alles um das Thema Tee: Wie man ihn am besten zubereitet, ihn verfeinert, manchmal mehrfach aufgiessen kann und manches mehr. Einmal wird auch eine kleinere japanische Teezeremonie geschildert, was ich sehr interessant zu lesen fand. Man merkt schnell, dass die Autorin selber viel Ahnung von der Geschichte des Tees, seiner Entwicklung, den verschiedenen Aromen und Sorten hat. Den Arbeitsalltag in einem Teegeschäft kennt sie aus erster Hand.
Ich hatte das besondere Glück, zu dem Buch eine Probe von Claras grünem Kirschblütentee zu bekommen, den der Vater der Autorin selbst zusammengestellt hat. Er schmeckte wirklich genauso köstlich wie im Roman beschrieben und wird mich noch länger an Clara und Akeno erinnern.
Buchcover und Innenumschlaggestaltung mit liebevoll gemalten Kirschblüten und Zitaten sind wunderschön und sehr passend gearbeitet.
Ich bin gespannt und freue mich auf Band 2, welcher Claras Geschichte in Japan fortsetzen wird.

Fazit:
«Der Duft der Kirschblüten» ist ein unterhaltsamer, gut zu lesender Roman, der nicht nur Teeliebhabern einige schöne und spannende Lesestunden bereiten dürfte. Empfehlenswert für alle Liebhaberinnen von historischen Romanen mit einem Hauch Romantik und Exotik.

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Veröffentlicht am 03.08.2022

Winterhaus - Fas Finale

Die Magie von Winterhaus
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Endlich darf Elizabeth für immer im Winterhaus bleiben! Ihr Grossvater Norbridge hat es geschafft, sie zu sich nehmen. Nun bewohnt Elizabeth ein eigenes Zimmer, geht im kleinen Dorf zur Schule und kann, ...

Endlich darf Elizabeth für immer im Winterhaus bleiben! Ihr Grossvater Norbridge hat es geschafft, sie zu sich nehmen. Nun bewohnt Elizabeth ein eigenes Zimmer, geht im kleinen Dorf zur Schule und kann, wann immer sie Zeit und Freude daran hat, ihrer alten Freundin Leona in der Bibliothek zur Hand gehen. Seit den Ereignissen in den letzten Weihnachtsferien sind nur ein paar Monate vergangen, doch Winterhaus liegt immer noch tief verschneit und versteckt in den Hügeln. Die Osterferien sind da, und Elizabeth erwartet voller Ungeduld die Ankunft ihres Freundes Freddy im Hotel. Natürlich werden auch die beiden alten Puzzlefreunde wieder kommen. Und zu Elizabeths Überraschung trifft sie im Hotel auch Hyrum, den neuen Refendaren von ihrer Schule. Nur eines bereitet Grossvater Norbridge und seiner Enkelin grosse Sorgen: Die hübsche Elena ist seit den letzten schrecklichen Ereignissen um die böse Gracella in eine uralte Frau verwandelt worden, die von Tag zu Tag schwächer wird. Verzweifelt überlegen Norbridge und Elizabeth, wie sie dem Mädchen helfen können. Da erhalten sie unerwartet Hilfe von einer Person, mit der bisher niemand rechnete.
Daneben bereitet aber noch etwas Anderes Elizabeth Sorgen: Ihr Grossvater wünscht sich sehnlichst, dass sie nach ihm die Hotelleitung übernimmt. Aber möchte sie das wirklich?
Elizabeth und Freddy müssen in diesem Buch drei geheimnisvolle Gegenstände finden, welche irgendwo im Hotel versteckt sein sollen. Wer sie besitzt, hat drei Wünsche frei. Und natürlich sind die Kinder und ihre Freunde nicht die Einzigen, die danach suchen. Auch Gracella gibt einfach keine Ruhe und sucht danach, um sich endgültig an ihrem Bruder und allem Schönen, wofür das Winterhaus steht, rächen zu können. Geschickt versucht sie, sich Elizabeths für ihre Pläne zu bedienen, indem sie sie immer wieder spüren lässt, wie machtvoll auch dunkle Magie sein kann, und sie auf ihre Seite ziehen will. Ob ihr das schliesslich gelingt, wird hier natürlich nicht verraten…
Meine Meinung:
Der dritte Band ist ein würdiger Abschluss einer Trilogie, welche einen durch ihre ganz besonders atmosphärischen Hotelbeschreibungen und die vielen gelungenen Sprach- und Wortspielereien von Anfang an in ihren Bann zu ziehen vermag. Die zauberhaft verschneite Umgebung des Hotels, seine schrullig liebenswerten Bewohner, der Kampf zwischen Gut und Böse, welches durch Freundschaft, Liebe und innere Stärke überwunden werden kann: Das alles lässt einen beim Lesen manchmal denken, dass man sich selber in einem Märchenbuch befindet. Und am Ende wird alles gut.
Schliesslich erfahren wir den wahren Grund für die fanatische Puzzleleidenschaft der beiden alten Herren. Nun wissen wir, welche Verbindung zwischen dem Winterhaus und einem geheimnisvollen Schriftsteller besteht. Ja, selbst Elizabeths unfreundliche Verwandte kommen noch einmal kurz in den Blick. Sie entschuldigen sich für ihr unfreundliches Verhalten und wünschen Elizabeth eine unbeschwerte Zukunft bei ihrem Grossvater.
Mir hat an allen drei Büchern neben vielem anderen ganz besonders gut gefallen, dass darin immer wieder andere fantastische wunderbare Kinderbücher erwähnt werden, die zu lesen sich ebenfalls sehr lohnt. So bleibt mir die sprach- und lesebegeisterte Elizabeth noch länger in Erinnerung, wenn ich bald das eine oder andere ihrer Lieblingsbücher aufschlagen und darin versinken werde. Natürlich handelt es sich dabei aber eigentlich um Lesetipps von Autor Ben Guterson selbst.
Fazit:
Der dritte Band führt die spannende Geschichte von Elizabeth, ihrem Grossvater und deren Verwandten und Freunden an ein gutes Ende. Die rätselhaften Ereignisse, die in Band 1 ihren Anfang nahmen, ergeben nun einen Sinn und lassen die Leser erleichtert, aber auch etwas wehmütig zurück. Denn Hotel Winterhaus verlässt man wirklich nur äusserst ungern.

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Veröffentlicht am 07.07.2022

Wiedersehen in Winterhaus

Die Geheimnisse von Winterhaus
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Ein langes Jahr ist seit den letzten Ereignissen vergangen. Zwölf Monate, in welchen es keinen Tag gab, an dem Elizabeth nicht voller Sehnsucht an ihre neuen Freunde Freddy, die Bibliothekarin Leona mit ...

Ein langes Jahr ist seit den letzten Ereignissen vergangen. Zwölf Monate, in welchen es keinen Tag gab, an dem Elizabeth nicht voller Sehnsucht an ihre neuen Freunde Freddy, die Bibliothekarin Leona mit dem sprechenden Papagei, alle die freundlichen Angestellten des Hotels «Winterhaus» und ganz besonders an den Hotelbesitzer Norbridge Falls gedacht hat. Er ist nämlich ihr Grossvater, wie sie kurz vor ihrer damaligen Abreise herausgefunden hat! Norbridge will alles dafür tun, dass seine Enkelin in Zukunft ganz bei ihm wohnen darf, doch da gibt es noch einige Hürden zu überwinden. Aber die Weihnachtsferien in «Winterhaus» sind Elizabeth auf jeden Fall sicher. Wie schon im ersten Band hat sie bereits auf der Fahrt dorthin eine unerfreuliche Begegnung mit einer Familie, die sich dann ebenfalls als Gäste des Hotels entpuppen. Die grosse Wiedersehensfreude mit Freddy ist dann allerdings nicht ganz ungetrübt, denn ihr bester Freund hat offensichtlich nur noch Augen für die hübsche Elena, die mit ihrer schlecht gelaunten und sehr zwielichtigen Grossmutter ebenfalls ein Zimmer im Hotel bewohnt. Elizabeth ist nicht nur eifersüchtig, sondern sich sicher, dass mit der alten Dame etwas nicht stimmt. Ihr siebter Sinn ist geweckt. Und die Versuchung, ihre magischen Fähigkeiten weiter auszubauen und sich dabei auch auf dunklere Pfade zu begeben, wird immer grösser. Elizabeth spürt, dass wieder etwas Bedrohliches im Gange ist. Sollte Norbridges Schwester Gracella vielleicht doch noch am Leben sein? Immer wieder taucht auch der Name Damien Crowley auf. Wer war dieser Schriftsteller, dessen Bücher nicht nur Elizabeth, sondern auch andere Hotelbewohner faszinieren? Und warum ist eines seiner Bücher angeblich verschollen? Nach einem Streit mit Freddy ermittelt Elizabeth auf eigene Faust weiter und begibt sich dabei in grosse Gefahr…

Der zweite Band der Winterhausreihe steht dem ersten an Spannung in nichts nach. Wieder begegnet uns die von der Aussenwelt abgeschlossene Hotelatmosphäre mit ihren liebenswerten Bewohnern und faszinierenden Attraktionen. Und so hat man das Gefühl, selber an diesen wunderschönen Ort zurückzukehren und sich erneut mit den Puzzlefreunden oder dem unheimlichen Buchhändler im Dorf unterhalten zu können.
Wieder geht es um Rätsel und Codes. Welches Geheimnis und welche Antworten verbirgt das grosse Siegel im Boden des Hotels? Bei der Lösungssuche spielen Bücher die gewohnte entscheidende Rolle. Als Bibliotheksassistentin hat Elizabeth dieses Mal sogar die Gelegenheit, noch viel tiefer in die Geheimnisse der Hotelbücherei einzutauchen. Und ungestört nach Hinweisen auf Geheimgänge zu suchen. Dabei bemerkt sie nicht, dass Bücher auch gefährlich sein können.
Dieses Buch von Ben Guterson ist ein wenig düsterer und die Auflösung am Ende noch eine Spur gruseliger als im ersten Band. Doch für junge Leser ist es (fast immer) ziemlich eindeutig, wer auf die gute und auf die böse Seite gehört. Gut gefallen hat mir, dass auch Konflikte und unterschiedliche Auffassungen zwischen Freddy und Elizabeth thematisiert werden. Beide entwickeln sich zunehmend zu eigenständigeren Charakteren als noch im ersten Band. Und wieder geht es auch um die Frage nach Verantwortung und Rücksichtnahme anderen und deren Wünschen gegenüber.
Auch diesen Band hat Chloe Bristol wunderbar im Innern illustriert. Alexandra Ernst hat die Übersetzung besorgt, und April Ward die originelle Umschlaggestaltung übernommen.

«Die Geheimnisse von Winterhaus» ist eine gelungene Fortsetzung mit einem leichten Gruselfaktor, die allen Bücher- und Rätselbegeisterten bestimmt viel Freude und spannende Lesestunden bereiten wird.

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Veröffentlicht am 29.06.2022

Ein magisches Hotel im Winter

Winterhaus
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INHALT:

Seit dem Unfalltod ihrer Eltern lebt Elizabeth bei Onkel und Tante. Das Haus ist schäbig, die Verwandten unfreundlich und wenig liebevoll, die Wohngegend trostlos. Immerhin gibt es eine Bibliothek, ...

INHALT:

Seit dem Unfalltod ihrer Eltern lebt Elizabeth bei Onkel und Tante. Das Haus ist schäbig, die Verwandten unfreundlich und wenig liebevoll, die Wohngegend trostlos. Immerhin gibt es eine Bibliothek, in der das wissbegierige Mädchen sich Bücher ausleihen und Anregungen für ihre Wortspielereien holen kann. Elizabeth liebt nämlich Rätsel und Anagramme, liest Worte rückwärts, macht sich über alles Notizen und stellt Buchstaben zu neuen Begriffen um. In letzter Zeit hat sie allerdings das Gefühl, noch zusätzlich magische Kräfte zu besitzen, denn wenn sie sich ärgert, explodieren plötzlich Dinge mit einem lauten Knall.


Als sie am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien zu Onkel und Tante nach Hause kommt, findet sie das Haus verschlossen. Die Erwachsenen sind weg. An der Haustürklinke hängt eine Plastiktüte mit ein paar Kleidungsstücken und einem Brief. Darin wird Elizabeth knapp darüber informiert, dass sie mit dem wenigen beigelegten Geld in den Zug steigen und in die Berge zu dem altehrwürdigen Hotel «Winterhaus» fahren soll, wo sie ihre Ferien verbringen wird. Elizabeth kommt das alles sehr merkwürdig vor. Denn erstens kennt sie diesen Ort nicht, und zweitens würden Onkel und Tante niemals so viel Geld für sie und einen Hotelaufenthalt ausgeben.


Während der langen Zug- und Busfahrt in das abgelegene «Winterhaus» begegnet Elizabeth ein unheimliches Paar, welches sie zu kennen scheint. Und ausgerechnet diese Leute trifft sie später als Hotelgäste wieder! Aber zu ihrem Glück gibt es in dem grossen alten Bau auch sehr viele freundliche Gäste. Und der netteste ist der alte Besitzer Mr. Norbridge Falls. Eine riesige Bibliothek samt freundlicher Bibliothekarin gibt es übrigens auch! Als Elizabeth dann noch Freddy trifft, der jedes Jahr seine Ferien im Hotel verbringt, ein Jahr älter als sie und genauso ein Worträtselfreak wie sie ist, scheint sich alles zum Guten zu fügen.


Doch leider geschehen schon bald nicht nur geheimnisvolle, sondern auch beängstigende Dinge im Winterhaus. Was hatte es mit Norbridges verstorbener Schwester Gracella auf sich, deren altes Zimmer niemand betreten darf? Und welches Geheimnis birgt der Familienstammbaum der Falls? Elizabeth und Freddy müssen all ihren Mut zusammennehmen und ihren klugen Verstand nutzen, um hinter das Familiengeheimnis der Hotelbesitzer zu kommen und ein grosses Unglück abzuwenden.



MEINE MEINUNG:


«Winterhaus» ist ein Ort, wie man ihn sich für die Ferien nur wünschen kann: In diesem Hotel mit seinen 13 Stockwerken und den vielen ausgestellten historischen und kuriosen Raritäten möchte man auch Urlaub machen. Im Angebot finden sich unter anderem:Eein Schwimmbad, eine Rodelbahn, allabendliche Vorträge und Musikdarbietungen, ein eigenes kleines Kino, eine Bibliothek, leckeres Essen und vor allem: köstliche Süssigkeiten. Die hoteleigenen Flurschen (so etwas wie türkischer Honig) möchte man unbedingt selber probieren!



Alles in «Winterhaus» ist unglaublich detailliert und liebevoll beschrieben: Die Räume, das Dorf in der Nähe, die Haupt- und Nebenfiguren mit ihren Vorzügen und schrulligen Eigenschaften. Da gibt es den unheimlichen Buchhändler, einen sprechenden Papagei, freundliche Hotelangestellte und zwielichtige Gäste. Da die «Winterhaus»-Bücher auf drei Bände ausgelegt sind, wird man erst nach und nach erfahren, warum manche Leute sich so merkwürdig verhalten.


Ben Guterson hat einen faszinierenden und unglaublich spannenden (und gegen Ende ganz schön unheimlichen) Roman geschrieben, der lustig und anspruchsvoll ist, und den ich nicht aus der Hand legen konnte. Bei der Lektüre hat mir auch gut gefallen, dass zwischendurch immer wieder einmal ernstere Themen behandelt werden. Zum Beispiel die Frage, wie man sich gegenüber unfreundlichen Menschen verhält. Sollte man das eigene Verhalten und Reden wirklich davon abhängig machen, wie andere mit einem umgehen? Oder hat man es nicht selber in der Hand, wie man reagiert? Eine berechtigte Überlegung, nicht nur für Kinder!


Aus dem Englischen übersetzt hat diesen Roman Alexandra Ernst. Auch die künstlerische Gestaltung macht «Winterhaus» zu etwas Besonderem. Auf dem Schutzumschlag sind die Fenster des Hotels ausgestanzt, so dass sich ein toller 3-D-Effekt ergibt und man dort etliche Hauptfiguren erblicken kann. Im Innern gibt es sehr viele (teilweise doppelseitige) schwarzweisse Illustrationen von Chloe Bristol, die ihren ganz eigenen Stil hat. Zu Beginn jeden Kapitels stehen Worte als Anagramme untereinander, die bereits Hinweise auf den Inhalt geben können.


Ich freue mich sehr darauf, die Fortsetzung «Die Geheimnisse von Winterhaus» zu lesen.

FAZIT:

«Winterhaus» ist ein atmosphärisch dichter und inhaltlich wunderschöner Roman für wissbegierige und neugierige Kinder ab 11 Jahren, die Freude an Rätseln und Sprachspielen haben und sich auch vor etwas unheimlichen Gestalten nicht gruseln.

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Veröffentlicht am 04.04.2022

Die Bienenfrau

Leben auf dem Land
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Inhalt:
Sue Hubbell war eine amerikanische Biologin, welche 2018 verstorben ist. Nachdem sie als Bibliothekarin gearbeitet hatte und tief beeindruckt von dem Dichter Henry Thoreau («Walden») war, beschloss ...

Inhalt:
Sue Hubbell war eine amerikanische Biologin, welche 2018 verstorben ist. Nachdem sie als Bibliothekarin gearbeitet hatte und tief beeindruckt von dem Dichter Henry Thoreau («Walden») war, beschloss sie 1972, zusammen mit ihrem Mann ein neues Leben fernab von Konsum und Hektik zu beginnen. Die beiden fanden schliesslich eine abgelegene Farm im Südosten Missouris in den Ozark Mountains. Da sie weder genügend Ahnung von Viehzucht noch von Landwirtschaft hatten, entschieden sie sich für die Bienenzucht. Sue Hubbells Buch «Leben auf dem Land» nimmt uns mit auf eine Reise mit den Bienen, durch ein ganzes Jahr hindurch, von einem Frühling bis zum nächsten. Dabei lernen wir eine Menge über die geflügelten Honigsammler – und ganz nebenbei auch über uns selber und unseren Platz im Universum.

Meine Meinung:
Sue Hubbells Erzählung erschien als Buch in Amerika zum ersten Mal im Jahr 1986. Beim Diogenes Verlag wurde die erste Ausgabe 2016 gedruckt. Die vorliegende Edition ist eine 2021 erschienene Neuausgabe in der Diogenes Deluxe Reihe. Sie ist etwas kleinformatiger, mit Lesebändchen und einfach wunderschön anzusehen (und prima überall in der Handttasche mit hinzunehmen). Jedem Kapitel ist eine kleine gezeichnete Biene vorangestellt.
«Leben auf dem Land» ist unglaublich informatives Buch, aus dem auf jeder Seite die Liebe der Verfasserin zur Natur, zu ihren Bienen, zu der gesamten Schöpfung zu spüren ist. Mit viel Zuneigung, leisem Humor und grosser (im Lauf der Jahre durch Lesen und praktische Erfahrung erworbener) Kenntnis lässt uns Sue Hubbell teilhaben an ihrem Leben in der Natur. Wir lernen nicht nur Bienen kennen, sondern auch verschiedenste Schlangen, Falter, Milben, Frösche, Vögel und all die Pflanzen, welche sie für ihre Entwicklung benötigen. Hubbell zeigt uns, wie alles miteinander zusammenhängt, seinen Sinn hat und unseres Schutzes, aber auch immer wieder der Vorsicht bedarf. Oftmals verhält sich alles ganz anders als in den Lehrbüchern beschrieben, denn die Natur hat ihre eigenen Gesetzmässigkeiten. Manche Tiere sind originelle Individualisten ihrer Spezies, und vieles wird für uns Menschen wohl für immer geheimnisvoll bleiben.
Die Bienen und ihr Honig sichern Sue Hubbell knapp den Lebensunterhalt. Darüber hinaus gehender Luxus besteht in guten Freunden, einem erfrischenden Bad im Fluss, handfesten und verlässlichen Nachbarn und der glücklichen Bewahrung vor schweren Unfällen. Das Leben und Arbeiten auf der Farm bringt «die Bienenfrau», wie sie die Nachbarn liebe- und auch respektvoll nennen, oftmals an ihre körperlichen Grenzen. Seitdem ihr Mann sie verlassen hat, muss sie alles alleine bewerkstelligen und bekommt nur selten Hilfe, etwa wenn der Honig verarbeitet oder das Dach der Farm neu gedeckt werden muss. Und so schimmert gelegentlich etwas von der Sehnsucht nach einem menschlichen Gefährten, von Einsamkeit inmitten unzähliger Tiere, von Nachdenklichkeit und Melancholie durch ihre munteren Erzählungen hindurch. Auch das macht den besonderen Charme dieses Buchs aus. Es ist unterhaltsam und interessant zu lesen ohne je oberflächlich zu wirken und fragt auch nach dem Sinn unseres Daseins. Die Originalausgabe trägt darum auch den Titel «A Country Year. Living the Questions».
Fazit:
«Leben auf dem Land» ist ein zeitloses Buch, das vom Leben mit der Natur handelt und seine Leserinnen und Leser bescheiden und ehrfürchtig angesichts der Wunder der Schöpfung werden lässt. Tier- und Pflanzenfans kommen dabei auf jeden Fall auf ihre Kosten. Aber auch alle, welche offen für die Fragen des Lebens sind und Trost in der Natur finden, werden sich daran erfreuen können. Es ist ein Werk zum Immerwiederlesen.

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