Profilbild von kupfis_buecherkiste

kupfis_buecherkiste

Lesejury Star
offline

kupfis_buecherkiste ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kupfis_buecherkiste über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.07.2022

Lehrreich und spannend

Geiger
0

Stellan und Agneta Bröman sind Schwedens Vorzeigeehepaar. Stellan war jahrzehntelang ein bekannter und vor allem beliebter Fernsehmoderator. Seine Frau Agneta war seine liebevolle Ehefrau. Doch der Schein ...

Stellan und Agneta Bröman sind Schwedens Vorzeigeehepaar. Stellan war jahrzehntelang ein bekannter und vor allem beliebter Fernsehmoderator. Seine Frau Agneta war seine liebevolle Ehefrau. Doch der Schein trügt. Gerade als die Kinder ins Auto steigen, bekommt Agneta einen Anruf, der als Inhalt nur ein einziges Wort hat: Geiger. Kaum fahren die Kinder vom Hof, holt Agneta eine Waffe und erschießt ihren Mann und flüchtet. Schnell macht der Mord an Stellan die Runde, und lange gilt Agneta als vermisst.

Als Sara Nowak von dem Mord hört, nimmt sie ihre private Ermittlungen auf. Sie war jahrelang mit den Kindern von Stellan und Agneta in Kontakt, und durfte mit den Kindern spielen. Saras Mutter Jane war die Haushaltshilfe der Bromans und so blieb über Jahre hinweg der Kontakt erhalten. Sara möchte ihren vermeintlichen Freundinnen etwas gutes tun und den Mord aufklären. Sie deckt jedoch Strukturen auf, die die Vorzeigefamilie an den Abgrund treibt. Stellan war leider doch nicht der Vorzeigevater, wie man es sich gewünscht hätte. So gibt es auch für Sara und ihre Freundinnen eine Horror-Nachricht nach der anderen und

Es ist eine Geschichte, die mich schwer beeindruckt hat, aber für mich auch einen Lerneffekt hatte. Geiger ist fast schon ein Spionagethriller. Das Leben der Familie Broman wird beeinflusst durch den Kalten Krieg. Welche Rolle hat die Regierung Schwedens im Rahmen des Kalten Krieges gespielt? Was haben alte DDR-Spione vor und nach der Wiedervereinigung mit der schwedischen Regierung zu tun, und wie fügte sich das Verhältnis zur NATO? Gustaf Skördeman hat hier auch ein Stück politische Geschichte aufgearbeitet. Allein die Fakten über den Fulda-Gap waren für mich neu und spannend aufbereitet. Besonders brisant fand ich die Rolle Schwedens gegenüber der Nato, die aktuell eine besondere Rolle spielt.

Für mich als Leser blieb bis zum Schluss jedoch die Frage offen, was mit Agenta ist. Die Flucht konnte man als Leser sehr schnell erkennen, dass sie nicht nur so verschwunden ist, sondern auf der Flucht ist und Dreck am Steck hat. Doch sämtliche Ermittler hatten für mich Tomaten auf den Augen, und es kam nie die Sprache auf Agneta als Täterin, die ihren Mann ermordet hat. Das lies mich etwas skeptisch zurück: ich konnte mir selbst mit viel Augen zu kneifen nicht vorstellen, dass man hier so ignorant und naiv sein kann.

Dennoch ein super spannendes Buch und für mich schon fast ein Highlight.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.07.2022

Spannendes Jugendbuch

Elanus
0

Jona ist ein ganz besonderer Teenager. Er ist äußerst intelligent, und hat somit ein Stipendium an einer Privatuniversität ergattert. Doch der Einstieg in sein neues Unileben fällt ihm schwer. In seine ...

Jona ist ein ganz besonderer Teenager. Er ist äußerst intelligent, und hat somit ein Stipendium an einer Privatuniversität ergattert. Doch der Einstieg in sein neues Unileben fällt ihm schwer. In seine Gastfamilie kann er sich schlecht integrieren, und an der Uni selbst macht er sich auch keine Freunde. Sein Prof hat keine Zeit für ihn und kommuniziert nur per Email mit ihm. Sein Schwarm Linda gibt ihm sehr unsanft einen Korb. Um Linda eventuell doch von ihm überzeugen zu können, schickt er seine Drohne auf Spurensuche, um eventuell etwas zu finden, mit dem Jona Linda doch von sich überzeugen zu können. Dabei sieht er Dinge, die nicht für seine Augen bestimmt sind. Und so gerät er in einen Strudel von Geheimnissen, die ihn fast das Leben kosten. Aber er findet auch Freundschaften, wo er sie überhaupt nicht erwartet hat.

Ursula Poznanski hat mit Elans wieder ein tolles Werk geschaffen. Ein Teenager wächst mit seinen Eigenheiten über sich hinaus. Jona hatte den richtigen Riecher mit seinem Verdacht, dass an dieser Uni etwas nicht stimmt. Trotz dass es ihm schwer fällt, sich für andere Menschen zu öffnen, gewinnt er mit Marlene und Pascal neue Freunde. Auch wenn es ihm manchmal recht schwer fällt, sich auf Menschen einzustellen, entwickelt er sich weiter.

Dieses Buch ist recht spannend geschrieben. Die Idee, eine Drohne auf die Jagd zu schicken, um Informationen zu erlangen, ist nicht neu. Aber sie wird hier jugendgerecht aufgearbeitet und in eine brisante Welt eingesetzt. Man mag über Kleinigkeiten hinweg sehen, wie z. B. die Sichtbarkeit einer Drohne, aber ich finde, das darf in einem Jugendbuch durchaus sein.

Mir hat das Zusammenspiel der Protagonisten und der Grundidee sehr gut gefallen. Jonas Entwicklung einer Drohne mit der passenden Software, aber auch seine persönliche Entwicklung hat mir sehr gut gefallen. Zwar frage ich mich, wie realistisch die Entwicklung der Geschichte – bis hin zum Showdown – ist, aber: muss man sich das fragen? Ich wurde jedenfalls gut unterhalten und hatte das Buch sehr schnell durchgelesen. Gerade wie alles zusammen hing: Gastfamilie, Universitätsverwaltung und Jonas Rolle: es gab eine gute Auflösung und es blieb durchaus spannend. Ein schönes Jugendbuch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.12.2021

Gelungene Geschichte

Die Mission des Kreuzritters
0

Jerusalem, 1129. Melisande lebt am Hof ihres Vaters Baudouin. Jerusalem muss sich ständigen Machtwechseln stellen, bei denen viele religiöse Ansichten ihre Ansprüche stellen. Um die Machtverhältnisse und ...

Jerusalem, 1129. Melisande lebt am Hof ihres Vaters Baudouin. Jerusalem muss sich ständigen Machtwechseln stellen, bei denen viele religiöse Ansichten ihre Ansprüche stellen. Um die Machtverhältnisse und Nachfolge zu sichern, will König Baudouin Melisande mit dem Adligen Foulques verheiraten. Doch diese Rechnung hat Baudoin ohne seine Melisande gemacht. Diese flieht in einer Nacht und Nebelaktion, und macht sich auf den weg zu ihrer Schwester fliehen. Weder der zukünftige Gatte noch der Vater finden das gut, erst recht, als sie erfahren, dass Melisande entführt wurde von Seldschurken. So muss sich der Tempel Raol de Montalban auf den weg machen, um Melisande zu befreien und vor allem wohlbehalten nach Hause zu bringen.
"Die Mission des Kreuzritters" legt so einige Baustellen der damaligen Zeit offen. Die Rolle der Frau war nicht die einer selbstständigen, die ein selbstbestimmtes Leben führen durfte. Zwar haben einige das Glück wie Melisande, dass sie eine schulische Bildung erhalten. Melisande ist für ihr Alter recht reif, und doch fehlte ihr die Erfahrung, dass sie einschätzen konnte, welches Risiko ihre Flucht barg.Sie ging etwas naiv an die Sache heran, wobei ihr zugute gehalten werden kann, dass sie sich sehr wacker geschlagen hat bei ihrer Rückreise. Ihre Weitsicht, aber auch Kompromissbereitschaft hat mir sehr gut gefallen.
Besonders überzeugt an diesem Buch hat mich auch die Wissensvermittlung der verschiedenen Religionen, Kulturen und Völker. Ulf Schiewes Schreibstil lädt ein, sich mit einem Thema weiter zu beschäftigen, und gibt einen wunderbaren Überblick über ein gewisses Thema: hier im speziellen die Kreuzzüge.
Die Protagonisten sind glaubwürdig und überzeugend. Bei manch zwielichtigen Charakter weiß man, was kommen wird und der Autor enttäuscht einen hier nicht. Hier erwähnen möchte ich auch die Wandlungsfähigkeit der Protagonisten. Nicht nur Melisande hat eine Wandlung erlegt, sondern auch einige andere auch. Besonders hervorheben möchte ich den Vater, der einerseits auch gemerkt hat, dass seine Tochter stärker ist als gedacht, aber auch Raol de Montaban. Es gehörte sicherlich viel dazu, in diesem Alter nochmal neu zu starten und seine persönlichen Glaubenssätze zu hinterfragen.
Ulf Schiewe ist es gelungen, eine Landschaft, aber auch eine besondere Grundstimmung zu erschaffen. Stellenweise rieselte gefühlt der Sand zwischen den Seiten hervor. Aber auch die Kulturen und Verhaltensweisen, die Strukturen zwischen und innerhalb der Völker ist sehr spannend zu erfahren. Die Verhandlungen um Melisande, die im Buch recht schnell zu einem Ende kamen, werden sicherlich nicht nur zur damaligen Zeit sehr zäh und langwierig gewesen sein.
Mit diesem Buch ist Ulf Schiewe insgesamt wieder ein lesenswertes Buch gelungen. Vielen Dank an die Lesejury und auch an den Autor selbst, der alle Fragen ausreichend in einer Leserunde beantwortet hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 20.06.2021

Eine tolle Geschichte aus Peru

Kondorkinder
0

Geschichten werden überall auf der Welt erzählt. Meist werden diese von Generation zu Generation mündlich weiter getragen, und es bedarf Menschen, die diese Geschichten zu Papier bringen. Diese besonderen ...

Geschichten werden überall auf der Welt erzählt. Meist werden diese von Generation zu Generation mündlich weiter getragen, und es bedarf Menschen, die diese Geschichten zu Papier bringen. Diese besonderen Bücher sind viel wert, nicht zwingend Material, dafür ideeller Natur.

Ein geheimnisvolles Spiegelbuch gelangt durch Umwege von Peru nach Deutschland, wo es in die Hände von Malinka und Matteo gerät. Eigentlich für Malinka bestimmt, bekommt Matteo das Buch schneller in die Finger. Da Matteo jedoch der falsche Empfänger ist, trifft ihn ein böser Fluch. Um diesen zu lösen, reist er mit Malinka nach Peru, und es beginnt eine Reise, deren Umfang und Ausmaß beide nicht erwartet haben.

Sabrina Železny hat hier eine Geschichte gesponnen, die mich sehr fasziniert hat. Die zwei Hauptprotagonisten führen den Leser sehr plastisch durch Peru und bringen dem Leser die peruanische Lebensweise nahe: Architektur, Lebensweise, Küche, Landschaft, Geschichte und Traditionen, nichts wird vergessen. Das Leben der Peruaner wird damals wie heute vom Glauben an die Naturgötter beeinflusst. Selbst der Einfluss der Spanier wird erwähnt. So ist man mitten im Geschehen, und kann bei der Jagd nach den richtigen Ansprechpartnern und Informationen mit dabei sein.

Die Protagonisten sind sympathisch. Mit der Reise und den jeweiligen Einflüssen entwickeln sie sich weiter, öffnen sich und können auch mal von mancher Verhaltensweise abrücken.

Der Autorin ist der Sprung zwischen Tradition und Moderne geglückt. Die Protagonisten fügen sich ins Gesamtbild ein, und können sich auch aufgrund der erlebten Ereignisse weiterentwickeln. Manch tierischer Protagonist hielt eine unerwartete Überraschung bereit, die sich aber ins Gesamtbild einfügte.

Auch wenn man an mancher Stelle vielleicht die Geschichte hätte abkürzen können, hat mir das Buch mit den zwei Zeitsträngen sehr gefallen. Es ist ein Dank an all Geschichtenerzähler da draussen auf der Welt, und ist aufgrund seiner besonderen Atmosphäre sehr gelungen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.06.2021

Keine neue Idee, aber gut umgesetzt

Später
0

Stephen King ist ein Garant für tolle Bücher, auch wenn sie längst nicht mehr so gruselig anmuten wie früher.

Bei „Später“ geht es um einen Jungen, der Tote sehen kann. Das ist einerseits recht gruselig, ...

Stephen King ist ein Garant für tolle Bücher, auch wenn sie längst nicht mehr so gruselig anmuten wie früher.

Bei „Später“ geht es um einen Jungen, der Tote sehen kann. Das ist einerseits recht gruselig, denn Jamie sieht die Toten so, wie sie gestorben sind. Gerade wenn sie durch Schussverletzungen oder Unfälle ins Jenseits befördert wurden, kann das durchaus ein gruseliger Anblick sein. Das Gute ist jedoch, dass die Geister der Toten verblassen, je länger sie tot sind. Letzter Fakt ist für die Geschichte maßgeblich. Jamies Mutter ist Literaturagentin, und ihr erfolgreichster Autor stirbt, bevor er den letzten Band einer erfolgreichen Serie abschließt. Dank Jamie können sie dem Autor letzte Hinweise entlocken. Leider führen Jamies Fähigkeiten dazu, dass einige Personen in seinem engen Umfeld diese Fähigkeiten ausnützen wollen, um Profit zu schlagen. Aber auch die Geister selbst sind nicht immer einfach loszuwerden.

„Später“ ist nicht Kings überzeugendstes Buch gewesen. Zumal für mich die Idee, mit untoten Geistern zu kommunizieren, nicht gerade neu war, bzw. innovativ umgesetzt wurde. Kings Stärke bleibt seine erzählerischen Fähigkeit, Geschichten an den Menschen zu bringen. Trotz dass die Idee nicht neu ist, hat King die Geschichte mir gut verkauft, so dass ich sie doch schnell durch hatte, und Gefallen daran gefunden habe. Irgendwie mutete der Gedanke, mit den untoten Protagonisten in diesem Buch zu sprechen, durchaus humorvoll an. Ja die Protagonisten haben mir gerade zu wirklich super gefallen. Die Freundin von Jamies Mutter, sie stolperte von einem Fettnäpfchen ins nächste, und machte alles noch schlimmer. Der großartige Nachbar, der so viel Stil hatte, ich hätte so gerne mit ihm nicht nur einen Tee getrunken, um mich mit ihm zu unterhalten. King schafft es bei mir immer wieder, dass ich tief in die Geschichte eintauche und mein eigenes Kopfkino zum Leben erweckt. Vielleicht ist es genau das, worauf es ankommt: eine alte Idee so aufzubereiten, dass sie nicht langweilig wird, und man ein paar schöne Lesestunden zu verbringen. Das ist dem Autor bei mir definitiv gelungen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere