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Veröffentlicht am 15.07.2022

Der Salzgarten verzaubert auch im zweiten Band

Himmel über dem Salzgarten
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Es ist immer wieder schön, die Fortsetzung eines Buches zu lesen und mit ihrem zweiten Band "Himmel über dem Salzgarten" hat mich die Schriftstellerin Tabea Bach erneut verzaubert.

Julia, die nun in ...

Es ist immer wieder schön, die Fortsetzung eines Buches zu lesen und mit ihrem zweiten Band "Himmel über dem Salzgarten" hat mich die Schriftstellerin Tabea Bach erneut verzaubert.

Julia, die nun in einer festen Beziehung mit Alvaro lebt, ist die toughe Frau geblieben, die sich vehement für sich und ihre Liebsten einsetzt. Alvaro der gleiche liebevolle Partner, aber zugleich auch ein kleiner Macho, wie er im Buche steht. Und auch die anderen Charaktere haben ihre Liebenswürdigkeit, Authentizität und/oder ihren Starrsinn behalten. Obwohl, manchmal hat man das Gefühl, dass der ein oder andere es schafft, von seinen Prinzipien ein klein wenig abzuweichen. Was dem Buch sehr gut zu Gesicht steht.

Wieder hat die Autorin Land und Leute wunderbar beschrieben und wieder gibt es den durchaus ernst gemeinten Warnhinweis von mir, den Roman auf keinen Fall hungrig zu lesen, denn die Schilderungen der landestypischen Gerichte, sowie die Kreationen der Sterneköchin klingen dermaßen köstlich, dass man Gefahr läuft den Kühlschrank zu plündern.

Band zwei gefällt mir sogar noch besser, als der erste, denn man kennt die Protagonisten, hat sie bereits lieb gewonnen und fiebert mit ihnen mit. Auch wenn das Ende ein bisschen zu Showdownmäßig anmutet, war es schlüssig und macht Lust auf eine Fortsetzung, die ja hoffentlich bald kommt.

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Veröffentlicht am 21.03.2022

Ein schönes Buch

Der Papierpalast
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Mich hat als erstes diese wunderschöne Cover angezogen. Wie ein zartes, liebliches Aquarell umhüllt es das Buch, das sich am Ende als gar nicht so lieblich entpuppt. Und auch vom Titel erwartet man etwas ...

Mich hat als erstes diese wunderschöne Cover angezogen. Wie ein zartes, liebliches Aquarell umhüllt es das Buch, das sich am Ende als gar nicht so lieblich entpuppt. Und auch vom Titel erwartet man etwas anderes, als das, was man am Ende bekommt. Denn diese Buch ist viel mehr, als nur eine banale Liebesgeschichte, auch wenn es zu Beginn so anmutet.

Elle muss eine Entscheidung treffen. Denn sie hat sich neu verliebt, obwohl sie in ihrer Ehe doch glücklich ist. Jahrzehntelang hat "der Papierpalast" als Feriendomizil ihrer Familie gedient. Er hat schon vieles gesehen. Schönes und Hässliches, Gutes und Schlechtes. Das Buch erzählt Elles komplettes Leben. Stück für Stück wird es aufgeblättert und so werden nach und nach kleine Geschichten und Geheimnisse preisgegeben, die mich als Leser oft verblüfft haben.

Die Sprache schwankt zwischen Poesie und Derbheit, sie ist klar und detailliert, jedoch erstaunlicherweise niemals ins Triviale abdriftend. Mich hat der Roman völlig verblüfft, denn er hat viel mehr Tiefe, als ich erwartet habe. Er behandelt auch schwierige Themen und fordert den Leser, aber in einem positiven Sinne. Miranda Cowley Heller hat ein wunderbares Werk geschaffen, dem ich viele Leser wünsche.

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Ein Highlight

Der Holländer
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Mathjis Deen war mir schon von seinem Roman "Unter den Menschen" bekannt und seine ruhige, poetische Art zu schreiben, hat mich damals sehr begeistert. Sein neues Buch "Der Holländer" wollte ich deshalb ...

Mathjis Deen war mir schon von seinem Roman "Unter den Menschen" bekannt und seine ruhige, poetische Art zu schreiben, hat mich damals sehr begeistert. Sein neues Buch "Der Holländer" wollte ich deshalb unbedingt lesen. Der Autor hat für mich nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Gut, die Protagonisten sind im hier und jetzt angekommen. Sie verwenden Google Maps und wissen mit dem Computer unzugehen, aber diese warmherzigen, wunderbar kauzigen Charaktere sind herrlich zeitlos und haben sich gleich in mein Herz geschlichen. Der Autor bringt es in seinen poetischen Schilderungen stets auf den Punkt und dafür braucht er nicht viele Worte, aber die, die er verwendet, sind genau richtig und passend, um sowohl Land, als auch Leute zu beschreiben. Der Kriminalfall, der eigentlich noch gar keiner ist, tritt dabei beinahe in den Hintergrund. Trotzdem hat mir die penible Art der Ermittlung sehr gut gefallen. Dabei spielt das Watt eine sehr große Rolle. Und auch hier hat der Autor ganze Arbeit geleistet und rückt mit interessanten Details darüber heraus. Wirklich beeindruckend, was in einem Buch, das nicht einmal 300 Seiten hat, alles steckt. Ich stelle das Werk schon jetzt an die erste Stelle meiner diesjährigen Highlights und ich denke, es hat gute Chancen lange an dieser Position zu bleiben. Bleibt nur noch die liebevolle Gestaltung zu erwähnen. Die etwas versteckte Landkarte im Umschlag ist äußerst hilfreich und das Cover sehr passend gewählt. Vom Mare-Verlag hätte ich aber auch nichts anderes erwartet.

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Poetisch und sprachgewaltig

Unter den Menschen
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"Unter den Menschen" ist ein ganz besonderes Buch. Es wirkt wie aus der Zeit gefallen und ist trotzdem hochaktuell. Der Autor Mathijs Deen erzählt uns die Geschichte von der Suche nach einem Partner, von ...

"Unter den Menschen" ist ein ganz besonderes Buch. Es wirkt wie aus der Zeit gefallen und ist trotzdem hochaktuell. Der Autor Mathijs Deen erzählt uns die Geschichte von der Suche nach einem Partner, von Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Auf dem Land, wo Jan alleine als Bauer wohnt, ist das nicht einfach. Vor allem nicht Ende der Neunziger Jahre. Da gab es noch kein Internet, sondern nur die Zeitung. Auf seine Anzeige meldet sich Wil, die eigentlich gar keinen Mann sucht, sondern nur ein Haus mit Meerblick. Deen schreibt eigenwillig und skurril. Genauso sind auch seine Protagonisten. Jan, der kilometerweit fährt, um sich ein Heft mit nackten Frauen zu kaufen. Wil, die die Anzeige unter verschiedenen Namen beantwortet, nur um die Konkurrenz auszuschalten. Die Sprache Deens ist, wie die Menschen dort sind. Wortkarg, leise, knapp und kurz. Man redet nicht viel, versteht sich aber auch ohne viel Worte. Oder auch nicht. Wil, die im wahren Leben Irene heißt, und Jan reden anfangs aneinander vorbei und es dauert, bis sie einen gemeinsamen Nenner finden. Und auch ich musste erst warm werden mit der Geschichte, aber dann war ich gefangen und kam nicht mehr davon los. Das liegt vor allem an der wunderbaren poetischen Sprache, die Landschaft und Leute so perfekt wiedergibt.

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Veröffentlicht am 28.02.2022

Wie aus der Zeit gefallen

Der letzte Sommer in der Stadt
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Gianfranco Galligarichs Buch "Der letzte Sommer in der Stadt" scheint zu polarisieren. Für mich wirkt es wie aus der Zeit gefallen. Es katapultiert den Leser in das Rom der siebziger Jahre. In ein ruhiges, ...

Gianfranco Galligarichs Buch "Der letzte Sommer in der Stadt" scheint zu polarisieren. Für mich wirkt es wie aus der Zeit gefallen. Es katapultiert den Leser in das Rom der siebziger Jahre. In ein ruhiges, melancholisches Rom. In ein Rom, das völlig ohne die Neuerungen auskommt. Neuerungen, die in unserem Leben schon manchmal eine unruhige Hektik verbreiten können und die man vielleicht schon einmal zur Seite legen könnte. Die ungewohnte Ruhe mag manchem zu langweilig erscheinen, denn so wirklich viel passiert nicht in diesem Roman. Die Geschichte plätschert leise vor sich hin, die Handlung gibt nicht viel her, ist ohne nennenswerte Höhepunkte. Jedoch, wer genau hinsieht, wird erkennen, dass das Buch nicht davon leben will. Es lebt von seiner Sprache, die mit einer immensen Wucht auf den Leser einprasselt. Scheinbar ruhig und leise, aber doch von einer gewaltigen Schönheit. Tieftraurig und heiter, mit bildhaften Formulierungen, die in der Erinnerung bleiben. Witzig und detailliert und auch voller Klischees, so, wie man sich das damalige Leben in Italiens Hauptstadt vorzustellen hat. Das schmale Buch hat zwar nur wenig Seiten, aber in meinen Augen sehr viel zu sagen. Und auch wenn es den Zeitgeist nicht mehr trifft, ist es für mich eine Wiederentdeckung, die sich lohnt zu lesen.

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