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Veröffentlicht am 22.07.2022

Was ist Familie?

Beifang
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In der Zechensiedlung Beifang am Rande des Ruhrgebiets lebt in den Nachkriegsjahren der Hilfsarbeiter und zwölffache Vater Winfried Zimmermann. Sein Enkel Frank beschäftigt Jahre später die Frage nach ...

In der Zechensiedlung Beifang am Rande des Ruhrgebiets lebt in den Nachkriegsjahren der Hilfsarbeiter und zwölffache Vater Winfried Zimmermann. Sein Enkel Frank beschäftigt Jahre später die Frage nach seiner Herkunft, seiner Familie und den Umständen, die den späteren Lebensweg eines Menschen prägen. Zentral sind dabei Erzählungen von Gewalt, Armut und Ausweglosigkeit, die die Generationen vor ihm prägten. Auf den Spuren seiner Verwandtschaft sucht Frank zugleich eine Antwort auf sein eigenes Leben. In klarer, schnörkelloser Sprache erzählt Martin Simons unaufgeregt von den verschiedenen Lebensentwürfen der Protagonisten, die oft schon in der Kindheit vorgezeichnet sind. Diese teilweise verworrenen und undurchdringlichen Lebensstile sind in ihrer Eigentümlichkeit fast schon normal. Was es bedeutet, Vater zu sein, Verantwortung zu übernehmen und der Umgang mit jener Verpflichtung sind zentrale Themen in diesem Roman, der ebenso viele Fragen stellt, wie er Antworten zu geben versucht. "Letztlich machen die Umstände die Tat - und von denen würde ich, sosehr ich mich auch bemühte, nie mehr als eine schwache Ahnung haben." (S. 117)

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Veröffentlicht am 08.07.2022

Ein buchiges Abenteuer

Das Antiquariat der verlorenen Dinge
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Clara reist nach Jahren wieder in den alten Buchladen in Lyon, in dem sie in ihrer Kindheit eine schöne Zeit mit ihrem nunmehr verstorbenen Großvater erlebt hat. Dort möchte sie mit dem Wunsch später Buchbinderin ...

Clara reist nach Jahren wieder in den alten Buchladen in Lyon, in dem sie in ihrer Kindheit eine schöne Zeit mit ihrem nunmehr verstorbenen Großvater erlebt hat. Dort möchte sie mit dem Wunsch später Buchbinderin zu werden ein Praktikum absolvieren. Doch irgendwas stimmt in dem schmucken Antiquariat ganz und gar nicht. Zusammen mit dem Neffen der Antiquarin, Théo, entspinnt sich eine spannende Suche nach der Wahrheit. Der Roman aus der Feder von Daphne Mahr verspricht ein actionreiches und spannendes Abenteuer mit sympathischen und liebevoll gezeichneten Figuren. Die Einführung der Protagonisten und des Geschehens sind gut vorstellbar gezeichnet. Das Setting Lyon wird traumhaft dargestellt und die Reiselust sofort entfacht. Untermalt wird das Erlebte mit einer feinen Prise Humor, die das Abenteuer perfekt macht. Das Buch eignet sich sowohl für jüngere Leser als auch für Erwachsene, die Ereignisse bleiben überraschend. Eine Empfehlung für Liebhaber von buchigen Geschichten mit Fantasy-Touch!

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Veröffentlicht am 26.06.2022

Düfte, Düfte, Düfte

Hüterin der Schmetterlinge – Das Versteck des Kleopatra-Falters
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Stella lebt mit ihrer Familie auf einer Schmetterlingsfarm, auf der sie mithilfe der Kleopatra-Falter magische Seifen, Öle und Cremes herstellen. Doch eines Tages sind die Kleopatra-Falter verschwunden ...

Stella lebt mit ihrer Familie auf einer Schmetterlingsfarm, auf der sie mithilfe der Kleopatra-Falter magische Seifen, Öle und Cremes herstellen. Doch eines Tages sind die Kleopatra-Falter verschwunden und tauchen auch nicht mehr auf. Wo können sie nur hingekommen sein? Stella macht sich mithilfe des neuen Klassenkameraden Victor auf die Suche, der sehr viel von Schmetterlingen zu verstehen scheint. Das Buch ist der Auftakt einer Reihe, der erste Band ist jedoch in weiten Teilen in sich geschlossen. Das Setting in der Provence ist faszinierend. Wir betreten eine Welt voller Düfte und Heilmittel und haben alles genau vor Augen. Die Spannung kommt auch nicht zu kurz, wir fiebern mit den sympathischen Protagonisten mit. Die Auflösung ist nicht wahnsinnig überraschend, da wir aber noch weitere Geheimnisse zu lüften haben und die Spannung daneben bestehen bleibt, störte mich dies nicht. Ein ungewöhnliches Setting mit mutigen Figuren, die ihre Familie beschützen und viele Rätsel lösen müssen. Vom Verlag empfohlen für Kinder ab 10 Jahren. Nun heißt es, auf Band 2 hinzufiebern.

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Veröffentlicht am 22.06.2022

Alles fängt mit einem Maulwurf an..

Kuckucksei-Syndrom
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Bürstensteif steht unter der Fuchtel seiner Mutter und hat sich sein ganzes Leben in Disziplin geübt. Doch mit einem Maulwurf im Garten beginnt sich sein Leben zu verändern. Nach und nach muss er auf die ...

Bürstensteif steht unter der Fuchtel seiner Mutter und hat sich sein ganzes Leben in Disziplin geübt. Doch mit einem Maulwurf im Garten beginnt sich sein Leben zu verändern. Nach und nach muss er auf die Veränderungen in der Außenwelt reagieren, während er auch in seinem Inneren wächst. Das Buch liest sich wie eine Parabel, die sich mit Humor, bisweilen Zynismus, dem ehemaligen Oberfeldwebel und seiner resoluten Mutter nähert. Dabei verändert sich die Beziehung der beiden und einige Geheimnisse treten ans Tageslicht. Ein sehr unterhaltsames Sittengemälde, das in seiner Kürze viele Themen anschneidet und dabei durchaus auch anspruchsvoll ist. Ein Buch, das überrascht, zum Schmunzeln sowie zum Nachdenken anregt und dabei den schmalen Grat zwischen Ernsthaftigkeit und Humor trifft.

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Veröffentlicht am 15.05.2022

Ein beeindruckendes Debüt

Nachtschwärmerin
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Zusammen mit ihrem Bruder lebt die siebzehnjährige Kiara in einem heruntergekommenen Apartment in East Oakland, Kalifornien. Während ihr Bruder seinen Träumen nachhängt, versucht Kiara Geld für die Miete ...

Zusammen mit ihrem Bruder lebt die siebzehnjährige Kiara in einem heruntergekommenen Apartment in East Oakland, Kalifornien. Während ihr Bruder seinen Träumen nachhängt, versucht Kiara Geld für die Miete und ihr Überleben aufzutreiben. Einen wichtigen Teil ihres Lebens bildet dabei Trevor, der Sohn einer Nachbarin, die sich nicht um ihn kümmern kann. Schließlich rutscht Kiara in die Prostitution, da sie mit ihren 17 Jahren keinen anderen Job findet. Doch als Kiara an die falschen Leute gerät und ein Prozess ihr aller Leben zu zerstören droht, muss sie einige schwierige Entscheidungen treffen.
Der Debütroman der noch sehr jungen Autorin Leila Mottley hat in der deutschen Version im Ecco-Verlag ein atemberaubendes Cover erhalten. Und auch die Geschichte hat es in sich. Bei starken Schwierigkeiten mit den Themen von sexueller und anderweitiger Gewalt sollte man das Buch durchaus mit Vorsicht genießen.
Der Roman zieht einen sofort in seinen Bann, da die Protagonistin einen sehr eindrucksvollen Charakter hat. Durch die Ich-Perspektive der Erzählung erfahren wir alle Geschehnisse in der Art, wie Kiara sie wahrnimmt. Das hat zur Folge, dass wir oft im Dunkeln gelassen werden, wenn Kiara die Eindrücke von außen nicht richtig einordnen kann. Insgesamt fühlt und denkt Kiara sehr speziell, man nimmt die Erlebnisse beinahe wie in einem Fiebertraum war. Die Protagonistin verliert nicht etwa den Realitätsbezug, aber die oftmals sehr schrecklichen und traumatischen Erfahrungen werden entsprechend verdaulich verarbeitet und sprachlich fein tariert verpackt. So lesen wir viele neuartige Wendungen und Beschreibungen von Gefühlseindrücken, die poetisch beeindruckend sind.
Anfangs hatte ich ein paar Mal das Gefühl, dass die Prostitution ein wenig verharmlost wird und allein die Gewalt, die sie erfährt, nicht aber der sexuelle Akt als solcher entsprechend behandelt wird, allerdings hat Kiara hier wohl eine andere Art, mit den Geschehnissen umzugehen, als ich mir das vorstellen kann. Dies zeigt sich im weiteren Verlauf des Buches.
Ein besonderes, sprachlich bemerkenswertes Debüt, das die harte Realität der Figuren so verpackt, dass man mit den Personen eine Reise antritt, ohne bloß Mitgefühl zu empfinden.

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